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Bad RagARTz von Andrin Schütz
Bad RagARTz bad ragartz Triennale 2021
Ottmar Hörl, „Schlamassel“, 2021, VW Golf 4, 140 x 175 x 420 cm, in Abfallkorb aus Stahl, Höhe ca. 330 cm, Ø 290 cm, Foto: Sara Foser, Foto Fetzer
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Bad RagARTz 2021
Distanz schärft den Blick
Nach drei langen Jahren ist es endlich wieder so weit: Die größte Freiluftausstellung Europas, die „Bad RagARTz“, hat begonnen. Die Straßen und Plätze, die großen Parks und die Landschaft rund um den Giessensee sind zum internationalen Mekka der Skulptur geworden. Die grandiose Ausstellung, die seit inzwischen mehr als zwei Dekaden vom Gründerehepaar Esther und Rolf Hohmeister organisiert wird, zeigt ein faszinierendes, qualitätsvolles und zugleich konzentriertes Panoptikum des weltweiten skulpturalen Schaffens in Stein, Eisen, Bronze, Holz und Ton. Ganz gemäß dem Motto „Distanz schärft den Blick“ reflektieren die insgesamt über 400 Werke von 83 Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt in ihren jeweiligen künstlerischen Positionen das aktuelle Weltgeschehen in einem vitalen und globalen
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Christel Lechner, „Strandläufer“, 2019, Beton, je 220 x 120 x 120 cm (H x B x T), Foto: Sara Foser, Foto Fetzer, © Christel Lechner
skulpturalen Dialog und laden die Besucher dazu ein, selbst Position zu beziehen. Gefragt ist an der 8. Schweizerischen Triennale der Skulptur aber nicht nur die kritische Distanz und damit das Einnehmen eines je eigenen Standpunktes, sondern vielmehr auch die Nähe. Und dies macht die „Bad RagARTz“ unter anderem so einzigartig: Hier dürfen die Skulpturen berührt werden, hier darf die Erfahrung mit Material, Handwerk sowie Form und Farbgebung aktiv nachvollzogen werden. Nicht zuletzt deswegen sind in der eintrittsfrei zugänglichen Ausstellung viele interaktiv angelegte Werke präsent. Denn nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche sollen hier ungezwungen und ohne Schranken oder Hemmungen ihre ersten Schritte in der Kunstwelt machen können. Nebst dem puren Kunstgenuss bietet ein ausgedehnter Spaziergang durch die „Bad RagARTz“ ein einzigartiges Naturerlebnis mit hervorragender Infrastruktur im Bereich der Kulinarik, Hotellerie und Golf. Wer einen längeren Aufenthalt plant, kommt in den Genuss der romantischen umliegenden Dörfer mit ihren traditionellen Weintorkeln (Kelter) sowie der alten Schlösser und kann in Ruhe die Entspannung in den berühmten Thermalquellen von Bad Ragaz genießen.
8. Schweizerische
Triennale der Skulptur „Bad RagARTz“
Ein Rundgang
Liu Ruowang, „Wenji Yang – Asking up (Das Nachfragen)“, 2011, Bronze, 250 x 75 x 75 cm (H x B x T), Foto: Sara Foser, Foto Fetzer
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Samuel Salcedo, „Pinball Wizards“, 2020, Aluminiumguss, je Ø 100 cm, Foto: Sara Foser, Foto Fetzer
Hiromi Akiyama, „Aus einem Stein“ (4-teilig), 2001, Granit, 185 x 145 x 100 cm, zweimal 130 x 90 x 50 cm, 35 x 110 x 80 cm (H x B x T), eigenhändige Atelierarbeit des Künstlers, die nicht industriell gefertigt wurde, Foto: Sara Foser, Foto Fetzer
Zufrieden und in gemächlichem Schritt bewegen sich die wohlgenährten „Strandläufer“ der 1947 in Iserlohn geborenen Künstlerin Christel Lechner auf das „Grand Resort“ in Bad Ragaz zu. Eine faszinierende und spannungsvolle Vielfalt von Werken von Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt haben sie an diesem Nachmittag auf sich wirken lassen. Sie haben diskutiert, geschmunzelt und sind hier und da wohl in stilles Nachdenken versunken. Nun haben sie sich ein kühles Glas prickelnden Champagner verdient. Oder ein Eis. Selbiges findet sich, zumindest im symbolischen Sinne, unweit des Standortes der durstigen Kurgäste in Gestalt der Skulptur „Between heaven and earth“ der Wuppertaler Künstlerin Anke Eilergerhard: In verlockend realistischer Manier erhebt sich die süße Köstlichkeit gen Himmel, während nur einige Meter daneben ein böses Spiel vonstatten geht: Ungerührt wacht die Büste „Watchtower“ des Spaniers Samuel Salcedo über die auf der Erde liegenden „Pinball Wizards“. Mit faszinierend wenig bildhauerischen Eingriffen hat Salcedo den Spielbällen der modernen Gesellschaft gequälte, zerknautschte und von Hoffnungslosigkeit geprägte Züge verliehen. Vordergründig amüsant hingegen mag ein Werk des Deutschen Künstlers Ottmar Hörl anmuten, welches sich wiederum einige Schritte von den „Pinballs“ entfernt befindet: In einem überdimensionierten Mülleimer steckt ein roter VW Golf und scheint freimütig vor sich hin rostend dem Reigen der schwarzen Limousinen zu trotzen, welche rege ihre Runden vor dem gepflegten Grandhotel drehen. Ein lautstarker Protest des Künstlers gegen den Dieselskandal, welchen sich die deutsche Autoindustrie in den letzten Jahren geleistet hat.
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