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Herbert Gerisch–Stiftung Neumünster – von Nicole Büsing & Heiko Klaas

Herbert GerischStiftung Neumünster

Arkadien zwischen den Meeren

Die Herbert GerischStiftung im schleswigholsteinischen Neumünster feiert ihr 20jähriges Bestehen. Die Jubiläumsschau zeigt über 200 Arbeiten in sieben verschiedenen Ausstellungsarchitekturen – beginnend in der Villa Wachholtz über den historischen Park bis hinein in den privaten Bereich. Mitten in SchleswigHolstein liegt Arkadien. So bezeichneten einst die Stifter Brigitte und Herbert Gerisch ihren Skulpturenpark in Neumünster, auf halber Strecke zwischen Hamburg und Kiel. Zwischen verschlungenen Pfaden und Seerosenteichen, gesäumt von Schwertlilien, trifft man hier auf zeitgenössische Skulpturen von international renommierten Künstlerinnen und Künstlern wie Bogomir Ecker, Olaf Nicolai, Magdalena Abakanowicz oder Ian Hamilton Finlay. Die Stiftung wurde 2001 gegründet, um aus einem verwilderten Landschaftspark einen Skulpturengarten von internationaler Bedeutung zu schaffen. Im Jahre 2005 haben die kunst und architektursinnigen Eheleute auch die im Park gelegene baufällige Villa Wachholtz übernommen und denkmalgerecht saniert. 2007 folgte der zweite große Schritt: Die Jugendstilvilla und der Park wurden offiziell für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Seitdem werden in der Villa und in den modernen, lichtdurchfluteten Galerieräumen neben dem Bungalow regelmäßig Wechselausstellungen namhafter Künstlerinnen und Künstler wie Max Ernst, Carsten Höller, Tjorg Douglas Beer oder Yehudit Sasportas gezeigt.

linke Seite: Pit Kroke (1936–2016), „Tiko“, 1989, Stahl gestrichen, 450 x 171 x 162 cm, Foto: Jens Sauerbrey

„Mit regionalen Wurzeln und mit internationaler Perspektive“ bezeichnete Herbert Gerisch gerne den Ansatz seiner Sammlung. Der Unternehmer und Lokalpolitiker war der Kunst viele Jahrzehnte lang verbunden. Unter anderem war er im Stifterkreis der Kunsthalle zu Kiel aktiv. Als er die Villa Wachholtz und den dazugehörigen Landschaftsgarten erwarb, geschah dies zunächst, um das Grundstück neu zu bebauen. Der damalige Oberbürgermeister der Stadt Neumünster überzeugte ihn jedoch von der architektonischen Qualität des Gebäudes. Statt es abzureißen, reifte der Entschluss, es zu renovieren und Villa samt Park der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Jahr 2016 ist Herbert Gerisch gestorben, seitdem führt seine Frau Brigitte die Stiftung mit großem Engagement weiter. Der von dem kleinen Flüsschen Schwale durchzogene Park wurde einst vom Lübecker Reformgartenbauer Harry Maasz (1880−1946) angelegt. Maasz hat in ganz Deutschland Spuren seiner Reformgartenarchitektur hinterlassen. Im Laufe der Zeit ist die Sammlung des Ehepaars Gerisch Stück um Stück angewachsen, sind Künstlerinnen und Künstler in den Park gekommen, um neue Arbeiten im Einklang mit der Natur oder im kritischen Dialog mit der Landschaft zu entwickeln. Am 15. Mai 2021 wurde auch das denkmalgeschützte, ehemalige Pfauenhaus auf dem Gelände der GerischStiftung aus seinem langjährigen Dornröschenschlaf erweckt und als fester Ausstellungsort etabliert. Die Arbeit „Sleeping Figure in Red“ der in Berlin lebenden japanischschweizerischen Künstlerin Leiko Ikemura wird hier in Zukunft dauerhaft zu sehen sein. Von Leiko Ikemura stammt auch die einfühlsame farbliche Ausgestaltung im Innenraum des Backsteinbaus mit gelben Farbverläufen und zarten Wandskizzen. Im Park befindet sich noch eine weitere Skulptur der Künstlerin. Bis zum 19. Dezember 2021 ist auf dem gesamten Parkgelände sowie in allen Gebäuden und Räumen der Stiftung die Jubiläumsausstellung „OUTSIDEINSIDE“ zum 20jährigen Bestehen zu sehen. Gezeigt werden über 200 Werke, darunter etliche Neuerwerbungen, Schenkungen und Leihgaben. Die gezeigten Arbeiten von Kunstschaffenden wie Thorsten Brinkmann, Norbert Prangenberg, Via Lewandowsky, Brigitte Kowanz oder Mischa Kuball umfassen alle denkbaren Medien wie Skulptur, Zeichnung, Fotografie, Kleinplastik oder Installation. Von Anfang an ist der GerischPark auch ein Ort des kulturellen Austauschs gewesen. Im Café der Villa finden kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen, Vorträge, Konzerte bis hin zu Modenschauen statt. Zudem nutzen rund 80 Schulklassen pro Jahr das museumspädagogische Angebot der Stiftung.

NICOLE BÜSING & HEIKO KLAAS

www.herbert-gerisch-stiftung.de

Magdalena Abakanowicz, „Osiel“, 2005–2006, Bronze, 226 x 58 x 90 cm, Werk in der Villa Wachholtz, Courtesy: Marlborough Gallery, New York, Foto: Bill Orcutt © The Estate of Magdalena Abakanowicz

Von Curia Raetorum bis Chur

Spaziergang durch Kunst und Geschichte

Giger Brunnen, Foto: Stadt Chur Eingebettet in Rebhügel und dicht bewaldete Hänge ist die historische Altstadt von Chur mit ihrer intakten Bausubstanz und ihren romantischen Plätzen an sich schon einen Besuch wert. Chur bietet aber nicht nur lauschige Gassen und charmante Straßencafés, sondern auch viele bekannte und weniger bekannte kulturelle Sehenswürdigkeiten und Trouvaillen, denen wir an dieser Stelle im Rahmen eines freimütigen Rundganges nachgehen möchten.

Nähert man sich von Bad Ragaz und vom Churer Rheintal herkommend dem historischen Kern der Alpenstadt, stößt man zuerst auf das Bündner Kunstmuseum. Im modernen Neubau sind nebst den umfangreichen Sammlungsbeständen immer wieder spannungsvolle Wechselausstellungen mit einheimischem und internationalem Kunstschaffen zu sehen. Nach einem Besuch des Museums, in dem in diesem Sommer erstmals die einzigartigen Panoramen von Giovanni Giacometti in geschlossener Formation gezeigt werden, findet man sich alsbald zwischen mittelalterlichen Mauern wieder. Eine erste Trouvaille ist hier der kürzlich eingeweihte Gigerplatz nahe dem Regierungsgebäude. In Erinnerung an den weltbekannten Churer Künstler wurde der Brunnen auf dem Platz unweit von Gigers Elternhaus, in dessen Kellerräumlichkeiten erste Zeichnungen entstanden, mit Werken des OscarPreisträgers ausgelegt. Ein paar Schritte weiter, die Vazerolgasse entlang, findet sich die Galerie Edition Z, die vom bekannten Churer Künstler Thomas Zindel betrieben wird. Hier bietet sich immer wieder die Gelegenheit, etablierte, aber auch alternative und junge Positionen aus der Schweizer Kunstszene zu entdecken.

Florian Bach, „HORST“, 2021, Foto: © Yanik Buerkli CLUS

AUGUSTO GIACOMETTI, BÜNDNER GESCHICHTE UND MEDITERRANES FLAIR

Weiter geht es sodann in Richtung des belebten Martinsplatzes, dessen architektonisches Zentrum die St. Martinskirche bildet. Erstmals um 800 erwähnt und nach dem Stadtbrand von 1464 im Jahre 1535 in ihrem heutigen Erscheinungsbild neu aufgebaut, ist sie die größte spätgotische Anlage Graubündens. Besonders sehenswert sind im Inneren der Kirche die farbintensiven Glasgemälde des Bündner Künstlers Augusto Giacometti aus dem Jahre 1914, welche Ausschnitte aus der Weihnachtsgeschichte zeigen und Giacomettis Ruf als Erneuerer der Glasmalerei begründeten. An der Martinskirche vorbei steigt der Weg sanft zum bischöflichen Hof hin an. Unterwegs zu Schloss und Kathedrale lohnt sich ein ausgedehnter Zwischenhalt für einen Besuch des Rätischen Museums. Das historische Museum beherbergt umfangreiche Bestände zur rätischen Kulturgeschichte und vermag immer wieder, mit innovativ gestalteten Wechselausstellungen zur Bündner Geschichte zu begeistern. Nach einem Ausflug in die regionale Historie ist eine entspannende Pause im romantischen, von Bäumen beschatteten Hof des Hotels „Marsoel“ angeraten, wo sich übrigens auch gleich die weithin bekannte Galerie Luciano Fasciati für zeitgenössische Kunst befindet.

Rätisches Museum in Chur, im Hintergrund der Hofturm, Foto: Andre Meier

KATHEDRALE UND BISCHÖFLICHES SCHLOSS

Nach dem Genuss des mediterranen Flairs im „Marsoel“ sind noch einige Schritte hinauf zur Zitadelle mit der Kathedrale und dem bischöflichen Schloss zu machen. Die schlichte spätromanische Pfeilerbasilika aus den Jahren 1150 bis 1272 ist ein herausragendes Beispiel für den mächtigen und atmosphärischen Baustil im alpinen Raum. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kathedrale wiederum befindet sich das bischöfliche Schloss. Ursprünglich der gleichen Bauphase wie die Bischofskirche zugehörig, erfuhr die Anlage 1732/33 eine barocke Neukonzeption, welche bis heute ihr Erscheinungsbild prägt. Seit 2020 ist dort das Domschatzmuseum untergebracht, dessen Bestand sich primär aus Reliquiaren und liturgischem Gerät zusammensetzt und einen tiefreichenden Überblick über die Bündner Kirchengeschichte bietet.

Domschatz, Domschatzmuseum, Bischöfliches Schloss, Foto: Hugo Hafner

ZU DEN RÖMERN UND ZURÜCK INS HEUTE

Ein Spaziergang zurück zum Martinsplatz und in der Folge durch die obere Gasse führt ins ursprünglich vor den Stadtmauern gelegene „Welschdörfli“, an dessen äußerem Rand sich am Seilerbahnweg die berühmten Schutzbauten befinden, die der weltbekannte Architekt Peter Zumthor 1986 zur Konservierung der römischen Siedlungsanlage „Curia Raetorum“ realisierte. Aus der römischen Antike geht es hier mit der diesjährigen „Art Public“ sogleich zurück ins Heute. Unter der Leitung von Kurator Luciano Fasciati setzt sich die Projektgruppe in diesem Jahr installativ sowie mittels Videoprojektionen und musikalischen Interventionen mit diversen Örtlichkeiten im „Welschdörfli“ auseinander. Visuelles Zentrum der „Art Public“, welche dieses Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert, bildet die Installation „HORST“ des 1975 geborenen Künstlers Florian Bach auf einem Wohngebäude am Seilerbahnweg 15. Anhand von acht in der Nacht beleuchteten Holzkabinen untersucht Bach Fragen wie etwa: „Wurde der Raum dieser Kolonie zur Verfügung gestellt? Wurde er mit Gewalt eingenommen? Wurden die Insassen willkommen geheißen? ‚HORST‘ stellt die Frage des Empfangs und der Notwendigkeit, Platz zu nehmen. ‚HORST‘ symbolisiert einen Staat“, so der Veranstalter. Nebst der weithin sichtbaren Installation ist vom 9. bis zum 11. September das Festival „Nachrauschen“ mit Licht und Videoprojektionen von Judith Albert, Alex Dorici, Asi Föcker, frölicher I bietenhader, Zilla Leutenegger, Norbert Möslang und Olga Titus geplant. Von musikalischer Seite stehen drei Uraufführungen mit Luca Sisera und Patrick Müller, Felix Profos und Peter Conradin Zumthor sowie Valeria Zangger auf dem Programm.

ANDRIN SCHÜTZ

domschatzmuseum-chur.ch raetischesmuseum.gr.ch luciano-fasciati.ch galerie-edition-z.ch art-public-2021.ch

Foto: Yvonne Bollhalder, © Chur Tourismus

Chur Im Zentrum des Bergzaubers

Die gut erreichbare Schweizer Alpenstadt Chur ist nicht nur ein lohnenswertes Ausflugsziel aufgrund der malerischen Altstadt und der unzähligen Ausflugsmöglichkeiten in ganz Graubünden, welche das Tor des Gebirgskantons bietet. Auch kulturell ist ein Besuch äußerst lohnend und abwechslungsreich – gerade in diesem Sommer!

KANTONALE MUSEEN IN GRAUBÜNDEN

Das Bündner Kunstmuseum versteht sich als Zentrum für Kunst in und aus Graubünden mit internationaler Ausstrahlung. Allein schon die architektonisch reizvolle Kombination macht den Besuch besonders. Das Rätische Museum befindet sich mitten in der Altstadt in einem prächtigen Gebäude und präsentiert Bündner Geschichte(n) von den Anfängen bis in die Gegenwart; eine Reise durch die Jahrhunderte auf vier Stockwerken. Im Bündner Naturmuseum schließlich entdecken Sie viel Wissenswertes und Spannendes über die Flora, Fauna und Geologie des Kantons Graubünden; äußerst lohnenswert, nicht nur (aber auch) für Familien und Kinder.

STADTFÜHRUNGEN

Die älteste Stadt der Schweiz ist bekannt für abwechslungsreiche Stadtführungen. Nebst Geschichte und Kultur gibt es auch zahlreiche Themenführungen. In diesem Jahr neu ist unter anderem die Führung „Vorhang auf – Theaterleben in Chur“, in deren Rahmen man sogar einen Blick hinter die Kulissen des Theaters Chur werfen kann. Bei „Per giassas e streglias“ erlebt man einen RomanischCrashkurs der besonderen Art. Oder wie wär’s mit einer „Alpenstadt Häppchen Tour“? Bei diesem Stadtrundgang steht eine Degustation verschiedenster Bündner Spezialitäten auf dem Programm.

NEU: DOMSCHATZMUSEUM CHUR

Bereits seit dem Jahr 451 beherbergt das bischöfliche Schloss in Chur den Bischof und die Verwaltung des ältesten Bistums nördlich der Alpen. Von dieser 1.500jährigen Geschichte des Bistums Chur erzählt das neue Domschatzmuseum, das damit erstmals einen Teil des Gebäudes für die Öffentlichkeit zugänglich werden lässt. Das Schloss liegt direkt gegenüber der Kathedrale, von wo der Schatz ursprünglich stammt. Zudem wird nach 44 Jahren im neuen Domschatzmuseum ein schweizweit einmaliger Zyklus von Todesbildern wieder öffentlich präsentiert. Bei den 25 bemalten Bildfeldern handelt es sich um Übertragungen des „Totentanzes“ des deutschen Malers Hans Holbein d. J. (1497−1543), welche bis 1882 im bischöflichen Schloss hingen und danach bis 1976 im Rätischen Museum ausgestellt wurden. Seither blieben sie für die Öffentlichkeit verborgen.

EINTRITT INKLUSIVE: MIT DER NEUEN GÄSTEKARTE CHUR

Bereits ab einer Übernachtung im Hotel kommt man neu in den Genuss von verschiedenen Inklusivleistungen. Nebst dem ÖPNV im Stadtgebiet, der Bergbahnfahrt zum Hausberg Brambrüesch und dem Eintritt in Freibäder und Hallenbad sind auch die Eintritte in die drei kantonalen Museen inklusive. Und im Domschatzmuseum gibt es einen vergünstigten Eintrittstarif (CHF 5 statt CH 8). Zusätzlich gibt es Vergünstigungen für diverse Ausflugsziele in Graubünden.

Zum ersten Mal vereint: Die großen Panororamen von Giovanni Giacometti im Bündner Kunstmuseum

Nach einer über die Jahre hin bewegten Geschichte sind im Bündner Kunstmuseum in Chur bis zum 29. August erstmalig die drei „großen Panoramen“ des weltbekannten Bergeller Künstlers Giovanni Giacometti (1868–1933) zu sehen. Ursprünglich war in Giacometti die Idee der Panoramamalerei Rahmen eines von Giovanni Segantini initiierten Projektes für die Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 gereift. Nach dem vorzeitigen Scheitern des gemeinsamen Unterfangens wandte sich Giovanni Giacometti dennoch dem Genre zu und schuf 1898 das erste Panorama von Muottas Muragl im Engadin. Das vierteilige Werk besticht durch seine einzigartige und freie künstlerische Fassung der weiten Gebirgslandschaft sowie durch seine intensive Farbigkeit. Rund ein Jahr später entsteht eine weitere große Arbeit, deren Zentrum der mächtige Bau des Hotel Palace in Maloja zeigt. Als letztes der beeindruckenden Meisterwerke schuf Giacometti im Auftrag des Hotels Waldhaus in Flims 1904 das „Flimser Panoroma“. Eröffnet der in hellen Farbtönen gehaltene Mittelteil des Triptychons den Blick in die liebliche Landschaft sowie in den schier unendlich und licht erscheinenden Horizont, präsentieren sich die in dunkler und dichter Farbtonalität gefassten Flügel als kompositorisch hervorragender Abschluss.

Giovanni Giacomettis „Panorama von Muottas Muragl“ (Ausschnitt)

Giovanni Giacometti, „Panorama von Muottas Muragl“, 1898, Öl auf Leinwand, 4 Tafeln, insgesamt 67 x 510 cm, Fotos: © Bündner Kunstmuseum, Chur

EXEMPLARISCH FÜR GIACOMETTIS ENTWICKLUNG

Nebst der Tatsache, dass diese herausragenden Werke zum ersten Mal in ihrer Geschichte vereint sind, zeigen sie gleichsam exemplarisch die kontinuierliche und kohärente malerische Entwicklung des Künstlers in Komposition, Farbigkeit, Duktus und Gestus in jenen frühen Jahren. So ist es kaum verwunderlich, dass diese außerordentlich repräsentativen Auftragsarbeiten den Startpunkt zum geradezu fulminanten Aufstieg Giovanni Giacomettis in der Kunstwelt markieren. Weitere Werke Giovanni Giacomettis befinden sich in der Sammlung des Bündner Kunstmuseums und ermöglichen einen hervorragenden Nachvollzug des lebenslangen Schaffens des großen Bündner Malers. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Stephan Kunz, Paul Müller Cordula Seeger, welcher sich nicht nur mit den Werken selbst, sondern auch mit der historisch spannungsvollen Geschichte der Auftraggeber befasst.

ANDRIN SCHÜTZ

5. Juni bis 29. August 2021 Giovanni Giacometti Die grossen Panoramen kunstmuseum.gr.ch

Rui Chafes, „Occhi che non dormono“, 2020, Stahl, 310 x 160 x 860 cm, Permanente Installation, Fondazione Centro Giacometti, Stampa, Foto: © Marco Giacometti

Semplicemente autentica und im Besitz einer großen Portion Kunst & Kultur

La Bregaglia

Die Bergeller Bergwelt wirkt inspirierend auf das künstlerische Schaffen, wie sonst könnte es erklärt werden, dass eine Gemeinde mit 1.500 Einwohnern so zahlreiche namhafte Kunstschaffende hervorgebracht hat und immer noch hervorbringt? Als Wahlwohnort ist die Gemeinde Bregaglia bei angehenden wie gestandenen Künstlerinnen und Künstlern sehr beliebt. Sommer und Herbst bieten im Bergell ein kulturelles Angebot, dass es individuell zu entdecken gilt. Ganz besonders sollte sich jeder Kunstinteressierte in Stampa Zeit nehmen, die Schätze zu entdecken. Hier nämlich befinden sich das Talmuseum, das Centro Giacometti, das Atelier Giacometti sowie das Kulturgasthaus „Pontisella“. Im anliegenden Weiler Coltura darf ein Besuch im Palazzo Castelmur und ein Mittagessen im „La Stala Bistrò d’Arte“ mit Ausstellung von Beat Ritter nicht fehlen.

CENTRO GIACOMETTI − MIT DEM WERK „OCCHI CHE NON DORMONO“

Das Centro Giacometti ist der Ort, an dem Giacomettis Werk zu neuen Zeichen und anderen Formen der Interpretation der zeitgenössischen Welt inspiriert. Hier hat der portugiesische Künstler Rui Chafes im Garten eine emblematische Skulptur erdacht und geschaffen, die in die steilen Hänge des Bergells eindringt. Chafes begibt sich in Stampa auf eine Reise zu den historischen und kulturellen Wurzeln Alberto Giacomettis. Der Künstler reflektiert, erfindet und notiert Linien und Profile, bis diese sich in seinem Atelier in Lissabon mit Blick auf den Ozean in eine sehr feine schwarze metallische Zeichnung verwandeln. Dann fliegt die Skulptur, an einem Haken hängend, majestätisch durch die Bäume des Piz Duan auf der Suche nach ihrem Zuhause: dem verwunschenen Garten mit Blick auf den Fluss Maira.

www.centrogiacometti.ch

MUSEO CIÄSA GRANDA – DAS TALMUSEUM IN GIACOMETTIS HEIMATORT

In diesem Jahr zeigt das Museum Ciäsa Granda zwei Ausstellungen: eine im Zusammenhang mit einem bedeutenden Literaten aus dem Bergell, Giovanni Andrea Scartazzini. Die zweite befindet sich in dem an das Museum angegliederten GiacomettiVarlinSaal. Hier wird ein Gipsabguss des Kopfes von Alberto Giacometti, der 1927 von Otto Charles Bänninger in Paris angefertigt wurde, ausgestellt sowie, ebenfalls als Leihgabe, das komplementäre Gemälde „Stillleben mit Albertos Kopf“ von Giovanni Giacometti aus dem Jahr 1929 − eine einzigartige Gegenüberstellung von Skulptur und Malerei. Dies ist Ausgangspunkt der von David Wille kuratierten Ausstellung, die durch eine Reihe von Tonarbeiten und Porträts von Piero Del Bondio di Borgonovo führt und in einem Raum endet, der begabten Bergeller Jugendlichen gewidmet ist. Diese erhalten hier die Möglichkeit, ihre Bilder mit Bezug zum Tal auszustellen.

www.ciaesagranda.ch

Palazzo Castelmur, Bregaglia, Foto: Heingummi

Miriam Cahn, Aufbau im Palazzo Castelmur, Foto: © Lukas Wassmann

PALAZZO CASTELMUR – AUSSTELLUNG „FREMD DAS FREMDE“ VON MIRIAM CAHN

Auch die Künstlerin Miriam Cahn hat im Bergell eine neue Heimat gefunden; sie wohnt und arbeitet seit rund zehn Jahren in ihrem Atelier in Stampa. Miriam Cahn gehört seit den 1970erJahren zu den meistbeachteten Kunstpersönlichkeiten der Schweiz und wird heute als eine der weltweit bedeutendsten Künstlerinnen angesehen. Normalerweise werden ihre Werke in den großen europäischen Metropolen ausgestellt, doch dieses Jahr hat sie sich entschieden, ihrer neuen Heimat, dem Bergell, eine Ausstellung im historischen Palazzo Castelmur zu „schenken“. Ihr Projekt widmet sich den großen Themen des Fremden, der Auswanderung, der Weiblichkeit und dem Stellenwert der Frau in unserer Gesellschaft. Die Schau wird von einer Reihe hochkarätig besetzter Podiumsgespräche und einer zweisprachigen Publikation „FREMD das fremde“ umrahmt. Ob für Kunst, Kultur oder der Natur und des Sports wegen, im Bergell, dem kleinen Bündner Südtal mit einzigartiger Größe gibt es einiges zu entdecken.

www.palazzo-castelmur.ch www.FREMDdasfremde.eu

www.bregaglia.ch

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