
7 minute read
Thomas Witzke und Annegret Hoch in Markt Bruckmühl
Thomas Witzke und Annegret Hoch in der Galerie der Stadt Markt Bruckmühl
Farbenrausch in Oberbayern
Ein Blick in die Fässer mit Leuchtpigmenten im Atelier von Rupprecht Geiger in München lässt erahnen, wie intensiv Farben wirken können. Dieses Atelier, das nach Geigers Tod von dessen Enkelin Julia Geiger als öffentlich zugängliches Archiv Geiger geführt wird, ist ein äußerst lebendiger Ort, um dem Wirken dieses großen Malers nachzuspüren. Siebzig Kilometer weiter südlich von Rupprecht Geigers Atelier im Münchner Stadtteil Solln steht in Murnau das „Russenhaus“ von Gabriele Münter, das mit seinen hellblauen Wänden Zeugnis davon ablegt, wie expressiv die Suche nach dem Geheimnis der Farbe bei den Malerinnen und Malern des „Blauen Reiters“ und der „Brücke“ gewesen sein muss. Die Verbindungen zwischen diesen beiden Gruppen lassen sich bei Besuchen in den noch existierenden und musealisierten Ateliers gut nachvollziehen. So ist im Bonner Atelier von August Macke ein wandfüllendes Bild zu bewundern, das Macke und Franz Marc einst gemeinsam malten. Auch gab es Verbindungen zwischen Lyonel Feininger und Franz Marc, der Feininger 1913 zum „Ersten Deutschen Herbstsalon“ in die Berliner Galerie „Der Sturm“ einlud. Feiningers Ateliertreppe im Meisterhaus des Bauhauses in Dessau ist als transparente Vektorzeichnung in meiner Serie „l’art pour l’art“ zu sehen, die die Farbigkeit seines Bildes „Stiller Tag am Meer“ interpretiert.
linke Seite: Thomas Witzke, „Atelier Lyonel Feininger“, 2018, aus der Serie „l’art pour l’art“, Vektorzeichnung, C-Print Ultrasec M, 120 x 90 cm, © VG-Bild-Kunst, Bonn 2021 In dieser Serie „l’art pour l’art“ mit Vektorzeichnungen von europäischen Museumsräumen und Künstlerateliers geht es genau darum: Farbe! Die Serie umfasst europäische Kunstmuseen und Künstlerateliers aus 700 Jahren Kunstgeschichte − angefangen bei Giotto bis zu zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern. Allerdings bin ich in keinem der Ateliers auf eine solch explizite und expressive Farb und Raumgestaltung gestoßen wie in den Ateliers jener Künstlerinnen und Künstler, die am Anfang des 20. Jahrhunderts

Thomas Witzke, „Atelier Rupprecht Geiger“, 2018, aus der Serie „l’art pour l’art“, Vektorzeichnung, C-Print Ultrasec M, 60 x 90 cm, © VG-Bild-Kunst, Bonn 2021
gearbeitet und gewirkt haben. In den Ateliers von Paula ModersohnBecker in Worpswede, August Macke in Bonn, Gabriele Münter in Murnau, Emil Nolde in Seebüll, den Bauhaus Meisterhäusern in Dessau sowie den Wohnhäusern von Piet Mondrian in Amersvoort und Winterswijk bin ich auf erstaunlich intensive Farbigkeit gestoßen. Wände in Blau, Grün, Türkis, Rot und Gelb, Decken in Schwarz. Im nachgebauten Pariser Atelier von Piet Mondrian in seinem Geburtshaus in Amersvoort war der ganze Atelierraum ein einziges Kunstwerk von Mondrian. Im formalen Gegensatz zu den fotorealistischen Vektorzeichnungen von „l’art pour l’art“ purzeln in Annegret Hochs Malerei auf lebendigen, monochrom gehaltenen Farbflächen unversehens farbige Stäbchen wild durcheinander, als wollte jedes einzelne von ihnen sich den besten Platz auf dem Bild sichern. Ein Spiel zwischen der kühl kalkulierten Strenge der Gesamtkomposition und einer lachendchaotischen Panik des einzelnen Stabes entfaltet sich zu einem erzählerischen Moment von reiner poetischer Abstraktion. In ihren zum Teil lustig mit „Gedankenknödel“ oder „Hampelmann“ betitelten Bildern changiert Annegret Hochs Schaffen zwischen ernsthafter abstrakter Malerei und gelassener Selbstironie. Annegret Hoch malt mit EiTempera, einem Bindemittel, das besonders gut geeignet ist, die Intensität von Farbpigmenten hervorzuheben. Kein Glanz stört den Blick auf die matt und elegant leuchtenden Farbflächen, deren sinnliche Direktheit klar und einfach für sich selbst steht. Ob in den Bildern der Expressionisten oder in den fotorealistischen Vektorzeichnungen ihrer Ateliers, ob in den Farbfeldern von Rupprecht Geiger oder in den abstrakten Flächen und Stäben von Annegret Hochs Malerei, es geht am Ende um die tiefe Faszination und die geheimnisvolle Intensität von Farbe an sich. Zu sehen ist die Ausstellung „Farbenrausch“ mit der Serie „l’art pour l’art“ und Annegret Hochs Malerei in der Galerie der Stadt Markt Bruckmühl, allerdings coronabedingt verschoben in den Januar und Februar 2022. Die Galerie, eine charmante, 1895 von italienischen Baumeistern erbaute Villa, steht mitten im Zentrum von Markt Bruckmühl. Wer Lust hat, kann diese kleine oberbayrische Rundreise der Farbe und der Künstlerateliers vom Archiv Geiger im Süden Münchens über das 70 km entfernte Münter Haus in Murnau zur Galerie der Stadt Bruckmühl ins noch einmal weitere 70 km entfernte Markt Bruckmühl natürlich jetzt im Sommer nachzeichnen. Aber auch im Winter lohnt sich eine Fahrt durch das weiß verschneite oberbayrische Voralpenland, zumal mit der Aussicht, sich die dunkle Jahreszeit mit einer farbenprächtigen Ausstellung zu erhellen.
THOMAS WITZKE
www.galerie-bruckmuehl.de www.kunstmedia.de www.annegret-hoch.de

Annegret Hoch, „Hampelmann II“, 2021, aus der Serie „Hampelmann“, Ei-Tempera auf Nessel, 150 x 95 cm, © A. Hoch

Foto: © Kloster Seeon, Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern / Hans Mitterer
HOTELS IN BAYERN
Romantik Boutique Hotel Chalet am Kiental
Andechsstrasse 4 82211 Herrsching am Ammersee T +49 (0) 8152 98 25 70 www.chaletamkiental.de
Traditionell anders – Gönnen Sie sich das Besondere: In der Ruhe liegt der Genuss … Atmosphäre, Design und die außergewöhnliche Küche des Chalets kennen nur ein Ziel: den Gästen ein Ambiente zu bieten, in dem sie den Alltag vergessen und das zauberhafte Refugium unweit des Ammersees einfach nur genießen. Raffinierte Kreationen & unvergesslicher Genuss: Erleben Sie eine authentische Landhausküche, die Regionalität mit internationalen Klassikern verbindet. Edle Nostalgie trifft Zeitgeist: In allen Bereichen des Kleinods tritt zeitgenössische Malerei aus dem Fundus der Kunstsammlung Lehn in einen spannenden Dialog mit der Schlichtheit des alten Bauernhauses und sorgt für eine private und legere Exklusivität.

Klosterweg 1 83370 Seeon T +49 (0) 86 24 89 70 www.kloster-seeon.de
Im Vordergrund glitzern Sonnensterne im Wasser, in der Ferne leuchten Berge, dazwischen grünes Hügelland – das ist der Chiemgau. Mittendrin Kloster Seeon, fast tausend Jahre lang Benediktinerheimat, heute (nach sorgfältiger Renovierung) Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern – und ein ***Superior Hotel. In den einstigen Mönchszellen schlummern nun Gäste, genießen den Ausblick auf den See, die Atmosphäre des historischen Gebäudes und die umgebende Naturlandschaft. Dazu Konzerte und Kunstausstellungen, die die Sinne ebenso anregen wie die regionalen Schmankerl der Hausküche. Ein Ort zum Ankommen und Bleiben.
Foto: © Romantik Boutique Hotel Chalet am Kiental

Foto: © Golfhotel Kaiserin Elisabeth
Neumühle Resort & SPA
Neumühle 54 97797 Wartmannsroth T +49 (0) 9732 803-0 www.romantikhotel-neumuehle.de
Ein Pinselstrich voller Details entlang einer ohnehin malerisch schönen und von einem Flusslauf geradezu künstlerisch durchzogenen, Landschaft. So ließe sich das Neumühle Resort & SPA nahe des unterfränkischen Hammelburg mit den Augen eines Liebhabers anspruchsvoller Hotellerie beschreiben. Mit den Neumühler Tagen tauchen Sie in die kunst volle Welt der Kulinarik, des Genusses und der ganzheitlichen Entspannung ein. Inklusive: Drei Übernachtungen, eine Flasche Champagner, tägliches 4-Gang-Gourmetabendmenü, 50 € SPAGuthaben pro Person, verschiedene Aufmerksamkeiten während Ihres Aufenthaltes.
Foto: © Neumühle Resort & SPA
Golfhotel Kaiserin Elisabeth
Tutzinger Strasse 2 82340 Feldafing am Starnberger See T +49 (0) 8157 93 09-0 www.kaiserin-elisabeth.de
Das historische ****Sterne Hotel Kaiserin Elisabeth in Feldafing mit seiner wunderbaren Lage ist selbst ein charmanter Schatz in dem die Geschichte der letzten Jahrhundertwende lebt und ist Ausgangspunkt zu den einmaligen Museen mit Schätzen, die man durchaus zu den weltweit schönsten Sammlungen zählen darf: · Buchheim Museum, Bernried · Franz Marc Museum, Kochel am See · Schloss Museum Murnau, „Blaue Reiter“ · Museum Penzberg Campendonk. Unser Angebot: „MuSeenLandschaft Expressionismus“, ein Kurzurlaub für Kunst- und Naturgenießer zwischen München und den Alpen am Starnberger See. Es umfasst 4 Tage/3 Nächte, und Sie wählen individuell aus 4 Museen ihre Favoriten. Abends erwartet Sie im Rahmen der Halbpension am Anreisetag das Stüberl mit bayerischen Schmankerln, am zweiten Tag ein 3-Gang Sisi-Menü und zum Abschluss ein 4-Gänge Menü, jeweils in unserem Restaurant.


Foto: © Hotel Victoria
Hotel Victoria
Königstrasse 80 90402 Nürnberg T +49 (0) 911 240 50 www.hotelvictoria.de
In der malerischen Altstadt von Nürnberg liegt das denkmalgeschützte Hotel VICTORIA eingebettet zwischen Königstorturm, traditionellem Handwerkerhof und dem Neuen Museum für Kunst und Design. Die Atmosphäre ist geprägt von einer harmonischen Verbindung aus Tradition & Moderne, mit viel Liebe zum Detail sowie einem Extra an persönlichem Service und Herzlichkeit. Die Gäste erwarten in den individuell eingerichteten Zimmern mit vielsagenden Namen wie HochGefühl oder KreativSchub innovative Kunstkonzepte von Nürnberger Künstlern. Für einen perfekten Start sorgt ein hausgemachtes Frühstück mit vielfältigen Frühstücks-Tapas.