NOT- UND FLÜCHTLINGSHILFE NAHER OSTEN
IRAK „WIR NEHMEN DEN MENSCHEN IHRE ANGST“ Trotz der instabilen politischen Lage arbeitet Ärzte der Welt seit 1991 in verschiedenen Landesteilen des Iraks. Das ist nur möglich, weil ein engmaschiges System von Vorkehrungen alle Beteiligten schützt. Der irakische Koordinator für Sicherheitsfragen erklärt, wie das funktioniert.
Wo wir sind Hauptbüro in Erbil, regionale Vertretungen in Kirkuk, Dohuk, Sinjar und auch eine Repräsentanz in Bagdad Was wir tun Den Zugang zu Gesundheitsversorgung für die im eigenen Land vertriebene Bevölkerung verbessern Was wir erreicht haben 524 psychologische Konsultationen durchgeführt 976 Informationssitzungen zu Gesundheitsthemen wie geschlechtsbezogene Gewalt, Gesundheit rund um Sexualität und Geburt, Hygiene und Prävention abgehalten Finanzierung 1.200.000 € Auswärtiges Amt, private Spenden
Durch die sich ständig verändernde Sicherheitslage müssen Routen häufig neu geplant werden. © Ärzte der Welt
Was sind Ihre Aufgaben? Wir sind für die Sicherheit aller Mitarbeitenden, der Ausrüstung und aller Aktivitäten zuständig. Vor jeder Fahrt eines Teams von einer Stadt in eine andere werden die Strecken von uns geprüft. Wir haben sowohl Kolleg*innen an den verschiedenen Standorten als auch ein Netz von Vertrauenspersonen, wie Taxifahrer, Besitzer von Tankstellen und Gemeindevertreter*innen. Bei ihnen erkundigen wir uns täglich nach der Lage vor Ort und können sie daher sehr genau einschätzen. So nehmen wir allen, die mit uns arbeiten, ihre Angst. Was war in der letzten Zeit eine besondere Herausforderung? Ein Lastwagen mit einer tonnenschweren Ladung an Medikamenten und medizinischer Ausrüstung war von Erbil Richtung Sinjar unterwegs. Zunächst passierte der Wagen ohne Probleme den Checkpoint der kurdischen Regionalregierung. Am Kontrollpunkt der irakischen Zentralregierung verlangten die Beamten eine „Transfergebühr“ von 400 US-Dollar. Solche willkürlichen Gebühren zahlen wir grundsätzlich nicht. Ich wies den Fahrer an, nach Erbil zurückzufahren. Aber an dem kurdischen Checkpoint wollten ihn die Beamten nicht mehr passieren lassen. So steckte der Laster mit seiner wert-
vollen Ladung fest. Wir setzten all unsere Kontakte – auch zu den Gesundheitsbehörden – in Bewegung. Erst am nächsten Tag, nachdem Kolleg*innen zu beiden Kontrollstellen gefahren waren und verhandelt hatten, durfte der LKW dann doch passieren. Aber solche Verhandlungen erfordern viel Geschick. Jahresbericht 2019 / 11