GESUNDHEITSVERSORGUNG INLAND
„NUR WEIL WIR ZUVERLÄSSIGE EHRENAMTLICHE HABEN …“ Hunderttausende Menschen in Deutschland haben keinen ausreichenden Zugang zu medizinischer Versorgung. Mit unseren Projekten in München, Berlin, Hamburg und Stuttgart bieten wir Betroffenen Gesundheitsdienste und sozialrechtliche Beratung an. 2019 ist der Unterstützungsbedarf erneut gestiegen. Und er ist vielfältiger geworden. Die Projektreferentinnen aus den Anlaufstellen in München, Berlin und Stuttgart blicken zurück. MÜNCHEN Versichertenentlastung und verlängerter Geheimnisschutz – das Team der open.med- Anlaufstelle in München hat sich 2019 mit komplexen gesetzlichen Regelungen aus einandergesetzt. Und mit den Schicksalen von Menschen, die darunter zu leiden haben. Projektreferentin Annemarie Weber berichtet. „Am 1. Januar 2019 ist das Versichertenentlastungsgesetz in Kraft getreten. Für zahlreiche Menschen in Deutschland bedeutet es den Verlust ihrer Krankenversicherung. Sie werden abgemeldet, gelten vorerst als unver36 / Ärzte der Welt
sichert. Mit großem bürokratischem Aufwand konnten wir in vielen Fällen die Mitgliedschaft unserer Klient*innen wieder aktivieren. Lange beschäftigt hat uns zum Beispiel eine Notfallpatientin, die ins Krankenhaus überwiesen werden musste. Ohne Operation wäre sie gestorben. Sie hatte keinen geregelten Aufenthaltstitel, aber im Krankenhaus gilt die ärztliche Schweigepflicht. Dennoch wurde die Polizei verständigt. Am Ende konnte die Patientin einer Inhaftierung entgehen. Erfreulich ist, dass wir im Rahmen unserer Sozialberatungen immer mehr Menschen ins Regelsystem integrieren können; 2019 waren es 66. Und dass es in München endlich eine Impfberatungsstelle für Nicht-Versicherte gibt. Die Stadt hatte bei der Entscheidung auf Daten von Ärzte der Welt zurückgegriffen. Ein Höhepunkt des Jahres war die ‚MerciFeier‘ für unsere Ehrenamtlichen, mit der wir unsere Wertschätzung für ihre großartige Arbeit zum Ausdruck gebracht haben.“
uch in DeutschA land haben zahlreiche Menschen keinen ausreichenden Zugang zu medizinischer Versorgung. © Ärzte der Welt