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Gastartikel Christoph G. Kamber
from aFLEET 01/2023
Hinschauen lohnt sich
Alle die jemals ein Auto gekauft und dieses über einen Zeitraum genutzt haben, sind grundsätzlich Flottenmanager. Ist so, denn der Fahrzeugkauf ist ein Akt im Prozess. Zu diesen Erfahrungen gesellen sich die persönlichen Präferenzen, Ideen und der persönliche Mehrwert. Deshalb lohnt es sich, hinzuschauen und vielleicht die eine oder andere Rechnung im Detail nachzuvollziehen. Text: Christoph G. Kamber
Hoch zu Buche schlagen die Präferenzen für Tankstellen, Waschstrassen oder die sehr angenehme Werkstätte. Die Treibstoffpreise für Benzin und Diesel sind überschaubar respektive auf demselben Niveau. Bei der Ladung von Elektrofahrzeugen sind die Preisdifferenzen aber enorm. Nebst den sehr stark variierenden Verbrauchswerten können Präferenzen der Lenkenden zu Mehrkosten von mehreren tausend Franken führen. Denn gerne werden Umwege von mehreren zehn Kilometern in Kauf genommen, um den persönlichen Präferenzen nachzukommen.
Die Beschaffung der richtigen Fahrzeuge ist eine Gratwanderung, denn alle Beteiligten sollten involviert werden. Die individuellen Bedürfnisse berücksichtigen und das Ganze zu tiefsten Kosten: eigentlich nahezu unmöglich.
Fall 1: Tuning auf Firmenkosten
Der Ideenreichtum von Lenkenden ist, wohlverstanden in Ausnahmefällen, unendlich. So wurde einem Techniker in einer vom Firmenstandort abgelegenen Region ein Kleinlieferwagen zugeteilt. Der Lenkende und der regionale Garagist waren gute Freunde, und so kam es, dass das Fahrzeug nach zwei Jahren völlig verändert dastand. Die serienmässigen Stahlfelgen wurden durch grössere Alufelgen ersetzt. Die Reifendimension entsprechend auf das zulässige Maximum vergrössert. Die bestehende Musikanlage wurde mit Verstärker und stärkeren Lautsprechern zum Soundsystem erweitert.
Die Krux an der Geschichte war die Finanzierung. Der Lenkende wusste, dass Fahr-
Christoph G. Kamber, Inhaber Kamber SE.
zeugrechnungen nur sehr lasch kontrolliert wurden. Nun hat er gemeinsam mit dem Garagisten einen Plan ausgeheckt. Er berechnete die Kosten für das Styling und den besseren Sound seines Dienstwagens. Mit dem Garagisten plante er Service und Reparaturarbeiten mit einem Zuschlag für den «Ausbau». Nach rund zwei Jahren war das Tuning abgeschlossen. Die zusätzlich entstandenen Kosten wurden der Firma des Lenkenden häppchenweise, in Zusammenhang mit Service- und «fingierten» Reparaturarbeiten, in Rechnung gestellt. Ohne es zu bemerken, hat die Firma alle Kosten bezahlt. Aufgeflogen ist die Geschichte erst, als der Mitarbeitende das Fahrzeug an seinem letzten Arbeitstag abgab.
Fall 2: Es werde Licht
In einem anderen Unternehmen stand der Wechsel von Dienstwagen an. Die Beschaffungen wurden von unendlichen Diskussionen begleitet. Die Fahrzeuge mussten aus unternehmerischer Sicht repräsentativ und kostengünstig sein. Aber auch den Mitarbeitenden einen gewissen Status verleihen. Die letzte Diskussion war der Entscheid über Xenon oder konventionelles Licht. Im Falle von Xenon hätten die Scheinwerfer einen schönen bläulichen Schein erhalten, was den Lenkenden sehr gefiel, aber um einiges teurer war. Die Fahrzeuge wurden schlussendlich, aus Kostengründen, mit Standardbeleuchtung bestellt.
Einige Monate nach der Auslieferung ist dem Flottenmanager aufgefallen, dass ein Fahrzeug ein «bläuliches Licht» hatte. Die Recherchen ergaben, dass das Fahrzeug in eine Auffahrkollision involviert war. Bei der folgenden Reparatur hat der Lenkende es fertiggebracht, dass der Carrossier eine neue Front mit Xenon-Scheinwerfern eingebaut hat. Da die Versicherung es versäumt hat, einen Schadenexperten aufzubieten, wurde die neue Front von der Versicherung bezahlt. Dem Flottenmanager ist dies nicht aufgefallen, weil die Abrechnungen der Versicherungen nie angeschaut wurden.
Schlusswort
Flottenmanagement basiert auf Vertrauen, und doch lohnt es sich, ab und zu genauer hinzuschauen. Dies zum Beispiel im Unterhalt, um sich zu vergewissern, dass auch nur die nötigen Leistungen erbracht und bezahlt werden. In Schadenfällen zum einen, um die Kosten zu kennen, und zum anderen auch, um präventive Massnahmen ergreifen zu können. Und nicht zuletzt führen Antworten auf die Frage nach dem Tankverhalten zu erheblichen Verbesserungen.