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Mehr-/Minderkilometer: Was man

Mehr-/Minderkilometer: Was man beim Leasingvertrag beachten sollte

Nicht selten stellt sich erst am Vertragsende heraus, wie attraktiv die Leasingkonditionen der Flottenfahrzeuge tatsächlich sind. Denn vermeintlich kleine Dinge, wie «ein paar» zu viel oder zu wenig gefahrene Kilometer, können grosse Kosten verursachen. Text: Rafael Künzle

Regelmässig die Angebote der Full-Service-Leasing-Anbieter zu vergleichen, schadet als Flottenverantwortlicher sicherlich nicht. Dabei wird leider oft nur die Leasingrate in Betracht gezogen und ausser Acht gelassen, dass noch andere Parameter die Gesamtkosten beeinflussen.

Warum die Leasingkondition nicht alles ist

Oft stellt sich erst am Vertragsende respektive bei der Fahrzeugrückgabe heraus, ob man das Kleingedruckte tatsächlich gelesen hat und ob sich die vermeintlich tiefe Leasingrate auch tatsächlich als solche entpuppt. Denn neben allfälligen Schäden an den Fahrzeugen, die es am Ende zu begleichen gilt, können Differenzen bei den vertraglich vorgesehenen Kilometerleistungen die Gesamtrechnung empfindlich beeinflussen.

Aus diesem Grund sollten die Konditionen für sogenannte Mehr- oder Minderkilometer bei einer seriösen Gesamtkostenkalkulation und der Wahl eines geeigneten Leasingproviders stets verglichen und berücksichtigt werden.

Auf der sicheren Seite – oder doch nicht?

Herr und Frau Schweizer sind generell lieber über- als unterversichert. Entsprechend setzen viele Flottenverantwortliche hierzulande eine zu hohe Zahl bei der Rubrik Kilometerlaufleistung in den Vertrag. Man wähnt sich auf der sicheren Seite, da keine bösen Überraschungen in Form von Nachzahlungen drohen. Dafür hat man zu viel bezahlt. Denn je nach Leasingprovider wird man für Minderkilometer gar nicht oder nur unzureichend entschädigt.

Weniger ist auch nicht mehr

Dann also lieber eine zu tiefe Laufleistung für die Flottenfahrzeuge prognostizieren? Auch keine gute Idee. Oft werden Mehrkilometer sanktioniert und somit zu einem höheren Tarif verrechnet. Zudem birgt eine zu tiefe Angabe bei der Kilometerlaufleistung die Gefahr, dass aufgrund der höheren Real-Laufleistung der Fahrzeuge nicht einkalkulierte Wartungsarbeiten und Verschleissteile notwendig sind, da mit dem Überschreiten der vereinbarten Laufleistung auch der Servicevertrag endet.

Freigrenzen für Mehrkilometer auskosten

Einige Leasinganbieter gewähren eine gewisse Kulanz. Beispielsweise werden die ersten 2500 Mehrkilometer nicht verrechnet. Meist wird im Gegenzug dieselbe oder eine ähnliche Anzahl Minderkilometer «aus Kulanz» ebenfalls nicht vergütet. Deshalb empfiehlt es sich, bei einer gegebenen Kulanz-Range die Laufleistung knapp einzukalkulieren respektive die Freigrenzen für Mehrkilometer möglichst auszukosten.

Agieren statt reagieren

Fazit: Die im Vertrag eingesetzte Laufleistung sollte möglichst präzise sein. Eine genaue Analyse der abgespulten Kilometer in den letzten Jahren hilft, wobei Corona die Einschätzung der Resultate erschwert. Gut zu wissen: Vermehrt bieten Leasingprovider die Möglichkeit einer kostenfreien ReKalkulation der Verträge, sollte sich vorzeitig herausstellen, dass die prognostizierte Laufleistung massiv von der tatsächlichen abweichen wird. Trotzdem empfiehlt es sich, regelmässig ein Auge auf die Tachos der Flottenfahrzeuge zu werfen. Zum Beispiel können Autos mit Minderkilometern für längere Touren eingeteilt werden, während Fahrzeuge mit drohenden Mehrkilometern künftig möglichst Kurzstrecken absolvieren.

«Details machen den Unterschied aus»

Markus Lerch übernahm Anfang September 2022 die neue Rolle als Chief Sales Officer bei der Schweizer BMW-Tochter Alphabet Fuhrparkmanagement (Schweiz) AG. Der studierte Betriebsökonom verfügt über zehn Jahre Erfahrung in der Automobilindustrie sowie im Flottenmanagement. Dabei hatte er verschiedene Geschäftsleitungspositionen bei führenden Anbietern inne. aboutFLEET traf den 41-Jährigen zum Interview.

Herr Lerch, Sie haben per 1. September die neue Rolle des Chief Sales Officer bei Alphabet übernommen. Wie sind Sie gestartet?

Für mich ist es nach einem Abstecher in die Software-Industrie eine Rückkehr in die Branche. Das fühlt sich gut an. Es ist eine besonders spannende Zeit. In der Automobilbranche sowie im Bereich Flottenmanagement passiert einiges. Veränderungen und Innovationen schaffen neue Gelegenheiten, das macht es besonders interessant.

In der neuen Rolle sind Sie für die Marke Alphabet im Schweizer Markt zuständig. Worauf legen Sie besonderen Wert?

Kompetente, transparente und weitsichtige Beratung steht im Vordergrund. Man sieht sich immer zweimal im Leben. Ganz nach diesem Motto möchten wir stets über einen Leasing- oder Nutzungszyklus hinausdeken. Langfristige Beziehungen sind in diesen schnelllebigen, komplexen und unsicheren Zeiten noch wertvoller geworden als zuvor.

Können Sie uns das genauer erklären?

Wir möchten für unsere Kunden ein «Trusted Advisor» im Sinne eines sprichwörtlich vertrauten Beraters sein. Dazu gehört auf der strategischen Ebene vor allem, den Kunden vorausschauend zu beraten und ihn auf jene Themen, Situationen oder Fragestellungen aufmerksam zu machen, an welche man nicht sofort oder zuerst denkt. Auf der operativen Ebene kann der Kunde jederzeit auf einen lokalen persönlichen Ansprechpartner zählen, welcher auch bei unvorhersehbaren Ereignissen im Tagesgeschäft zuverlässig unterstützt.

Weshalb betonen Sie das so spezifisch?

Weil vor allem im Flottenmanagement beziehungsweise bei einem Full-Service-Leasing die Anzahl der Themen, Fragestellungen und damit verbundenen Herausforderungen unterschätzt wird. Dies sowohl in Bezug auf deren Komplexität als auch bezüglich der Zusammenhänge. Details machen den Unterschied aus – das merken Kunden aber erst, wenn Sie sich in einer aktiven Kundenbeziehung befinden.

Was raten Sie Firmen, welche sich für Flottenmanagement oder Full-ServiceLeasing interessieren?

Dass sie sich in der Angebotsphase umfangreich beraten lassen und dabei so viele Fragen wie möglich stellen. Dabei sollten vor allem auch Details beleuchtet werden, zum Beispiel bezüglich der Fahrzeugrückgabe am Ende eines Nutzungszyklus. Des Weiteren sollten allzu grosse Preisunterschiede Fragen aufwerfen. Wenn etwas an der einen Stelle zu gut aussieht, warten meistens an anderer Stelle Überraschungen.

Wie sieht es bezüglich E-Mobilität aus?

E-Mobilität ist ein grosses Thema, wobei wir einerseits das ganze Markenspektrum abbilden können, andererseits aber auch vom ausgezeichneten Fachwissen der geamten BMW Group profitieren. Expertenwissen

Markus Lerch, CSO Alphabet Fuhrparkmanagement (Schweiz) AG.

und umfangreiche Beratung helfen unseren Kunden, bezüglich individueller Mobilität und Fahrzeugpark die Weichen für die Zukunft zu stellen.

Welche Entwicklungen sehen Sie bezüglich der Zukunft?

Ich denke, dass zuverlässige Service- und Beratungsleistungen im Flottenmanagement in Zukunft noch wichtiger werden. Das tönt simpel, ist aber in der Praxis eben gerade nicht selbstverständlich. Die Welt wird immer komplexer und die Anzahl unvorhersehbarer Ereignisse, welche die Welt stark beeinflussen, nimmt leider nicht ab. Dann ist es eben für Flottenkunden besonders wichtig, einen echten Partner an der Seite zu haben, welcher pragmatisch, transparent und nachhaltig handelt. Speziell wenn noch Themen wie der Umstieg auf die E-Mobilität mit den damit verbundenen Fragestellungen bezüglich Anpassung der Carpolicy oder Ladeinfrastrukturthemen dazukommen. www.alphabet.ch

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