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Interview Panasonic Volvo
from aFLEET 05/2021
Panasonic Schweiz verabschiedete sich vor gut einem Jahr von ihrer Dieselflotte und ersetzte die ausgedienten Selbstzünder durch die Plug-in-Hybrid-Modelle Volvo V60 Recharge. Im Interview mit aboutFLEET zieht Country-Manager Philipp Maurer ein erstes Zwischenresümee. Interview: Fabio Simeon
aboutFLEET: Vor rund einem Jahr zog Panasonic Schweiz der damaligen Dieselflotte den Stecker und ersetzte 10 ausgediente Selbstzünder durch den Volvo V60 Recharge. Weshalb entschied man sich für Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge? Maurer: Für Panasonic ist die Minimierung der Umweltbelastung schon seit langem ein vorrangiges Ziel. Sei es in der Herstellung unserer Produkte oder in der Ausübung unserer Arbeit. Deswegen war es für uns naheliegend, dass wir unsere Fahrzeugflotte, jetzt, wo entsprechende Technologien verfügbar sind, umrüsten wollten. Im Segment der rein elektrischen Fahrzeuge war zum Zeitpunkt der Umrüstungsentscheidung kein ideales Fahrzeug verfügbar, welches alle relevanten Anforderungen erfüllt hätte. Die Volvo V60 Recharge hingegen verbinden bei uns ein Maximum an Praxistauglichkeit und Energieeffizienz. Es ist uns wichtig, dass die Fahrzeuge unsere Arbeitsabläufe unterstützen und wir nicht den Tourenplan des Vertriebes nach den Ladepunkten planen müssen.
Wie verlief der Technologiewechsel und die damit verbundene Notwendigkeit einer Ladeinfrastruktur? Wie gross ist diese in puncto Ladestationen? In diesem Bereich haben wir eine steile Lernkurve hinter uns! Zehn Monate nach der Auslieferung der ersten 10 Fahrzeuge können alle betroffenen Mitarbeitenden das Fahrzeug über Nacht zu Hause aufladen. Wir haben festgestellt, dass generell bei Verwaltungen und Installationsfirmen zurzeit oftmals wenig Wissen vorhanden ist betreffend das kostengünstige Aufladen von Hybridfahrzeugen zu Hause. Viele Installations- und Planungsunternehmen wittern zudem das grosse Geld, wenn ihnen zu Ohren kommt, dass man eine Ladestation für ein Auto realisieren möchte. Sie offerieren dann Lösungen, die technisch wie preislich überrissen sind – ganz zu schweigen von den Stundenansätzen. Frei nach dem Motto: Wenn sich eine Firma Elektromobilität leisten kann, dann kann man auch ordentlich abkassieren! Aktuell haben
Philipp Maurer, Country-Manager Panasonic Schweiz.
die Mitarbeitenden zu Hause normale Haushaltssteckdosen, an welchen das mitgelieferte 8-Ampere-Steckdosenladegerät, das im Lieferumfang enthalten ist, angeschlossen wird. Da die Fahrzeuge ohnehin die ganze Nacht auf dem Parkplatz stehen, spielt es auch keine Rolle, wenn eine Vollladung 7 Stunden dauert. Auf diese Weise konnten wir die Kosten im Vergleich zu einer «richtigen» Wallbox-Installation auf ein Minimum reduzieren.
Zusätzlich haben wir bei unseren Büros Ladestationen errichtet. Diese betreiben wir aktuell lediglich mit 3,6 kW, da die Fahrzeuge ohnehin nicht schneller laden können. Eine Aufrüstung auf 11 kW ist später ohne grossen Aufwand möglich. Dabei haben wir auf ein komplexes Lademanagement verzichtet und geben die Wallboxen zu Bürozeiten über eine zentrale Schaltuhr frei. Mit dieser Lösung konnten wir die Kosten für den Ladepark um fast 70% gegenüber den ersten Offerten senken.
Weshalb entschied man sich gegen ein rein elektrisches Fahrzeugmodell? Da gibt es verschiedene Gründe: Zum Zeitpunkt des Entscheides (und es scheint immer noch so zu sein) gab es keine rein elektrischen Kombis. Ausserdem konnte uns kein Anbieter von Elektrofahrzeugen ein Angebot unterbreiten, das unseren TCO-Vorgaben entsprach und unseren Reichweitenanforderungen genügte. 400 Kilometer hätten die Fahrzeuge unseren Erwartungen nach – auch im Winter – ohne Ladestopp abspulen müssen. Leider waren die Fahrzeuge mit den grossen Batterien und Reichweiten zu teuer. Preislich günstigere EAutos mit weniger Batteriekapazität kamen nicht infrage, da wir unsere Arbeitsabläufe nicht nach Ladesäulen planen wollten. Wir sind uns bewusst, dass wir uns mit den Plug-in-Modellen für eine «Übergangslösung» entschieden haben. Sobald Technik, Reichweite und die Fahrzeugklassen so weit entwickelt sind, dass sie mit unseren Vorstellungen übereinstimmen, werden wir wohl auf reine Elektrofahrzeuge wechseln. Bis dahin aber bauen wir unsere Hybridflotte weiter aus.
Erfordert der Technologiewechsel auch eine Anpassung des Fahrstils? Nein, nicht zwangsläufig. Vielleicht animiert jedoch die grafische Darstellung des Energieflusses etwas zu einem sparsameren Fahrstil. Die gern gedrückte Power-Taste ist aber auch nicht weit.
Zuvor setzte Panasonic auf eine Dieselflotte. Können Sie nach rund einem Jahr ein erstes Fazit bezüglich der Spriteinsparungen ziehen? Das ist aufgrund der Covid-19-Situation nicht ganz einfach zu beantworten. Wir haben für uns intern das erste mit dem zweiten Halbjahr 2020 verglichen. Also hatten wir in beiden bemessenen Perioden den «Covid-Effekt» inklusive. Das Resultat: Gegenüber der schon sehr sparsamen Dieselflotte konnten wir den CO2-Ausstoss abermals um rund 30 % senken. Wobei es noch zu sagen gilt, dass wir früher 1,6 bis 2,0 Liter Diesel mit um die 150 PS und Frontantrieb in unserem Fuhrpark beherbergten und jetzt alle Fahrzeuge über Allradantrieb und signifikant mehr Leistung verfügen. Der Verbrauch bewegt sich je nach Fahrer zwischen 2,7 Liter (Mitarbeiter kann zu Hause und im Büro laden) und 5,9 Liter (Mitarbeiter kann zu Hause nicht laden und nutzt hin und wieder öffentliche Ladepunkte).
Wie zufrieden sind die Fahrer mit ihren neuen Firmenwagen? Ich glaube sagen zu können, dass keiner der Mitarbeitenden seinen Volvo V60 Plug-inHybrid wieder gegen einen Octavia oder A4
Diesel eintauschen möchte. Wir sind fast schon Fans der schwedischen Kombis geworden!
Laut WLTP soll der Volvo V60 Recharge 54 Kilometer rein elektrisch bezwingen. Wie viel schafft das Fahrzeug im Alltag? Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworten: Unter idealen Bedingungen werden die 54 Kilometer problemlos erreicht. Bei winterlichen Temperaturen können diese aber auch auf 35 Kilometer zusammenschrumpfen.
Wie hoch ist die durchschnittliche Fahrleistung pro Fahrzeug und Tag? Im Durchschnitt circa 130 Kilometer.
Wo, wie und wann werden die Fahrzeuge geladen? Wie bereits erwähnt, werden die Fahrzeuge meist über Nacht zu Hause, tagsüber vor dem Büro oder wenn es für die Mitarbeitenden einen Vorteil darstellt, unterwegs an öffentlichen Ladeplätzen geladen. Nicht selten sind Ladeplätze besser verfügbar als normale Parkplätze.
Unterstützen Sie die Mitarbeitenden bei der Anschaffung einer Ladeinfrastruktur für zu Hause? Finanziell entschädigen wir die Mitarbeitenden monatlich mit einer Strom- und Steckdosen-Pauschale. Zudem haben wir die Planung unterstützt und auf Wunsch eine Installationsfirma empfohlen, die ihre Arbeit kosteneffizient erledigt. Wie organisieren sich PanasonicMitarbeitende, die keine Lademöglichkeit zu Hause haben? Die Fahrzeuge der Erstauslieferung können jetzt schon alle bei den Mitarbeitenden zu Hause geladen werden. Bei den Volvos aus der zweiten Lieferung sind wir noch nicht ganz so weit. Viele Verwaltungen scheinen nicht auf Anhieb zu verstehen, dass wir keinen Supercharger benötigen, sondern dass wir bereits mit einer «einfachen» Steckdose mit entsprechender Zuleitung und Absicherung glücklich sind.
«Viele Verwaltungen scheinen nicht auf Anhieb zu verstehen, dass wir bereits mit einer einfachen Steckdose glücklich sind.»
Zum Auftakt der Panasonic-FuhrparkE-Offensive verrieten Sie, es werde eine interne Lade-Meisterschaft durchgeführt. Wie überprüfen Sie, wie oft tatsächlich zum Stecker gegriffen und somit elektrisch gefahren wird? Volvo liefert uns eine entsprechende Auswertung. Wie viel Prozent fährt der «Lademeister» elektrisch und wie viele der «Lademuffel»? Das wissen wir aktuell noch nicht, wir überwachen nur den Verbrauch der Fahrzeuge. Eine Auswertung mit Angaben zu Kilometerzahlen liegt aktuell noch nicht vor.
Planen Sie in Zukunft noch mehr alternative Antriebe in Ihren Fuhrpark einzubauen oder wird nach dem Auslaufen der Leasingverträge erneut zu PHEV gegriffen? Aktuell ersetzen wir alle Fahrzeuge mit weiteren Volvo-Modellen mit Plug-in-HybridTechnologie, da wir aus finanziellen und betrieblichen Gründen eine einheitliche Flotte anstreben. Was 2025 ist, wenn die ersten 10 Fahrzeuge der ersten Tranche ausgemustert werden, wissen wir noch nicht. Deswegen haben wir uns auch davor gehütet, in eine teure Ladeinfrastruktur zu investieren. Wer weiss, vielleicht gibt es bis dann schon E-Autos mit 800 Kilometern Reichweite und einer zehnminütigen Ladezeit an öffentlichen Stationen. Dann bräuchte niemand mehr eine «eigene» Ladestation. In drei Jahren, wenn der Fahrzeugevaluationsprozess wieder von neuem startet, werden wir genauer wissen, wohin die Reise geht. Wir haben die aktuelle Ladeinfrastruktur in die TCO miteingerechnet und schreiben sie, wie die Autos, über 5 Jahre ab. Somit lassen wir uns überraschen, was uns die Autobranche 2025 Attraktives zu bieten hat.