GREEN FLEET Interview: Philipp Maurer, Panasonic Schweiz
«Keiner der Mitarbeitenden würde freiwillig wieder gegen einen Diesel Panasonic Schweiz verabschiedete sich vor gut einem Jahr von ihrer Dieselflotte und ersetzte die ausgedienten Selbstzünder durch die Plug-in-Hybrid-Modelle Volvo V60 Recharge. Im Interview mit aboutFLEET zieht Country-Manager Philipp Maurer ein erstes Zwischenresümee. Interview: Fabio Simeon aboutFLEET: Vor rund einem Jahr zog Panasonic Schweiz der damaligen Dieselflotte den Stecker und ersetzte 10 ausgediente Selbstzünder durch den Volvo V60 Recharge. Weshalb entschied man sich für Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge? Maurer: Für Panasonic ist die Minimierung der Umweltbelastung schon seit langem ein vorrangiges Ziel. Sei es in der Herstellung unserer Produkte oder in der Ausübung unserer Arbeit. Deswegen war es für uns naheliegend, dass wir unsere Fahrzeugflotte, jetzt, wo entsprechende Technologien verfügbar sind, umrüsten wollten. Im Segment der rein elektrischen Fahrzeuge war zum Zeitpunkt der Umrüstungsentscheidung kein ideales Fahrzeug verfügbar, welches alle relevanten Anforderungen erfüllt hätte. Die Volvo V60 Recharge hingegen verbinden bei uns ein Maximum an Praxistauglichkeit und Energieeffizienz. Es ist uns wichtig, dass die Fahrzeuge unsere Arbeitsabläufe unterstützen und wir nicht den Tourenplan des Vertriebes nach den Ladepunkten planen müssen. Wie verlief der Technologiewechsel und die damit verbundene Notwendigkeit einer Ladeinfrastruktur? Wie gross ist diese in puncto Ladestationen? In diesem Bereich haben wir eine steile Lernkurve hinter uns! Zehn Monate nach der Auslieferung der ersten 10 Fahrzeuge können alle betroffenen Mitarbeitenden das Fahrzeug über Nacht zu Hause aufladen. Wir haben festgestellt, dass generell bei Verwaltungen und Installationsfirmen zurzeit oftmals wenig Wissen vorhanden ist betreffend das kostengünstige Aufladen von Hybridfahrzeugen zu Hause. Viele Installations- und Planungsunternehmen wittern zudem das grosse Geld, wenn ihnen zu Ohren kommt, dass man eine Ladestation für ein Auto realisieren möchte. Sie offerieren dann Lösungen, die technisch wie preislich überrissen sind – ganz zu schweigen von den Stundenansätzen. Frei nach dem Motto: Wenn sich eine Firma Elektromobilität leisten kann, dann kann man auch ordentlich abkassieren! Aktuell haben
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aboutFLEET 05/2021
Philipp Maurer, Country-Manager Panasonic Schweiz.
die Mitarbeitenden zu Hause normale Haushaltssteckdosen, an welchen das mitgelieferte 8-Ampere-Steckdosenladegerät, das im Lieferumfang enthalten ist, angeschlossen wird. Da die Fahrzeuge ohnehin die ganze Nacht auf dem Parkplatz stehen, spielt es auch keine Rolle, wenn eine Vollladung 7 Stunden dauert. Auf diese Weise konnten wir die Kosten im Vergleich zu einer «richtigen» Wallbox-Installation auf ein Minimum reduzieren. Zusätzlich haben wir bei unseren Büros Ladestationen errichtet. Diese betreiben wir aktuell lediglich mit 3,6 kW, da die Fahrzeuge ohnehin nicht schneller laden können. Eine Aufrüstung auf 11 kW ist später ohne grossen Aufwand möglich. Dabei haben wir auf ein komplexes Lademanagement verzichtet und geben die Wallboxen zu Bürozeiten über eine zentrale Schaltuhr frei. Mit dieser Lösung konnten wir die Kosten für den Ladepark um fast 70 % gegenüber den ersten Offerten senken. Weshalb entschied man sich gegen ein rein elektrisches Fahrzeugmodell? Da gibt es verschiedene Gründe: Zum Zeitpunkt des Entscheides (und es scheint immer noch so zu sein) gab es keine rein elektrischen Kombis. Ausserdem konnte uns kein Anbieter von Elektrofahrzeugen ein Angebot unterbreiten, das unseren TCO-Vorgaben entsprach und unseren Reichweitenanforderungen genügte. 400 Kilometer hätten die Fahrzeuge unseren Erwartungen nach – auch im Winter – ohne Ladestopp abspulen müssen. Leider waren die Fahrzeuge mit den grossen Batterien und
Reichweiten zu teuer. Preislich günstigere EAutos mit weniger Batteriekapazität kamen nicht infrage, da wir unsere Arbeitsabläufe nicht nach Ladesäulen planen wollten. Wir sind uns bewusst, dass wir uns mit den Plug-in-Modellen für eine «Übergangslösung» entschieden haben. Sobald Technik, Reichweite und die Fahrzeugklassen so weit entwickelt sind, dass sie mit unseren Vorstellungen übereinstimmen, werden wir wohl auf reine Elektrofahrzeuge wechseln. Bis dahin aber bauen wir unsere Hybridflotte weiter aus. Erfordert der Technologiewechsel auch eine Anpassung des Fahrstils? Nein, nicht zwangsläufig. Vielleicht animiert jedoch die grafische Darstellung des Energieflusses etwas zu einem sparsameren Fahrstil. Die gern gedrückte Power-Taste ist aber auch nicht weit. Zuvor setzte Panasonic auf eine Dieselflotte. Können Sie nach rund einem Jahr ein erstes Fazit bezüglich der Spriteinsparungen ziehen? Das ist aufgrund der Covid-19-Situation nicht ganz einfach zu beantworten. Wir haben für uns intern das erste mit dem zweiten Halbjahr 2020 verglichen. Also hatten wir in beiden bemessenen Perioden den «Covid-Effekt» inklusive. Das Resultat: Gegenüber der schon sehr sparsamen Dieselflotte konnten wir den CO2-Ausstoss abermals um rund 30 % senken. Wobei es noch zu sagen gilt, dass wir früher 1,6 bis 2,0 Liter Diesel mit um die 150 PS und Frontantrieb in unserem Fuhrpark beherbergten und jetzt alle Fahrzeuge über Allradantrieb und signifikant mehr Leistung verfügen. Der Verbrauch bewegt sich je nach Fahrer zwischen 2,7 Liter (Mitarbeiter kann zu Hause und im Büro laden) und 5,9 Liter (Mitarbeiter kann zu Hause nicht laden und nutzt hin und wieder öffentliche Ladepunkte). Wie zufrieden sind die Fahrer mit ihren neuen Firmenwagen? Ich glaube sagen zu können, dass keiner der Mitarbeitenden seinen Volvo V60 Plug-inHybrid wieder gegen einen Octavia oder A4