Zu wenig Ware „Der Privatkunde ist derzeit fast nicht vorhanden. Die Firmenkunden nehmen Verzögerungen bei der Lieferung zähneknirschend hin, aber sie kaufen Fahrzeuge“, sagt Josef Frischmuth, Geschäftsführer Auto Danner/Schlüßlberg. Josef „12 Monate sind schon ein geflügeltes Wort, Frischmuth die Frage ist, ob der Kunde sein Fahrzeug überhaupt in 12 Monaten erhält.“ Auch die Privatkunden reagierten derzeit verhalten, „denn die Mobilität, die derzeit angeboten wird, ist nicht das, was der Kunde möchte“. Dieser habe zwar die E-Mobilität im Hinterkopf, erkenne aber oft sehr rasch, dass er sich diese nicht leisten könne und wolle. „Das Dilemma ist derzeit, dass wir viel zu wenig Ware bekommen.“
Kunden mobil halten „Unsere Fuhrparkkunden reagieren oft verständnisvoll, weil auch sie unter den Folgen der Krise leiden, einige bestellen bereits vorausschauend Fahrzeuge, weil sie wissen, dass sie diese im kommenden Jahr benötigen“, so Anton Reiser, Ge- Anton Reiser schäftsführer Autohaus Reiser/Straßwalchen. „Wir bieten Gewerbe- und Privatkunden auch bei längeren Lieferzeiten einen garantierten Netto-Preis, auf etwaige Steuer erhöhungen oder Änderungen, die der Bund oder das Land beschließen, haben wir keinen Einfluss. Die Kunden sind sehr gut informiert, das Verständnis steigt. Wir versuchen, Kunden auf jeden Fall mobil zu halten und haben als Nebengewerbe Autovermietung angemeldet, um rechtlich abgesichert zu sein.“
„Privatkunden sind fast nicht vorhanden.“ Josef Frischmuth
Tag und Nacht unterwegs „Für uns zählt in der jetzigen Situation nur eines: Der Kunde steht im Mittelpunkt, in Zeiten wie diesen ist er die einzige, relevante Konstante. Wenn man mit den Kunden im Lauf der Jahre eine entsprechende Bindung Bernhard Radauer aufgebaut hat, lässt sich auch diese schwere Krise überstehen“, ist Komm.-Rat Bernhard Radauer, Geschäftsführer Autohaus Radauer, St. Veit a. d. Glan, Neumarkt und St. Lamprecht, überzeugt. „Ich bin Tag um Nacht unterwegs, um Fahrzeuge anzukaufen, da lange Lieferzeiten oft die Kauflust trüben. Wenn ich Kunden ihr Wunschfahrzeug nicht besorgen kann, dann versuche ich, ihnen etwas anderes zu verkaufen.“
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AUTO & Wirtschaft 04/2022
Mangelware Automobil: Wie reagieren die Kunden?
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Lieferprobleme
EFERPRO
Mit dem Krieg in der Ukraine hat sich die davor ohnehin schon schwierige Lage in der Autowirtschaft weiter verschärft. Privat- und Firmenkunden, die kaufen, müssen oft mit langen Lieferzeiten rechnen. Wie reagieren sie darauf? Wir haben nachgefragt. Von Dieter Scheuch
Gewerbekunden toleranter „Grundsätzlich zeigen Gewerbekunden – die Beschaffung der Ware und die Liefersituation ist sehr, sehr schwierig – mehr Verständnis für die augenblickliche Lage als Privatkunden“, erklärt Ing. Wolfgang Rötzer, Geschäfts- Wolfgang Rötzer führer Autohaus Dosenberger/Innsbruck. „Leider können wir auch oft Unternehmen nicht immer sofort mit Fahrzeugen aushelfen, weil auch unser eigener Fuhrpark reduziert wurde.“ Die Krise habe sich durch den Ukraine-Krieg noch weiter verschärft. „Der Großteil der Privat-Käufer ist momentan noch mobil, nur wenige brauchen dringend ein Auto, und diese sind auch bereit, je nach Verfügbarkeit der Ware Kompromisse einzugehen.“
Zurückhaltung beim Kauf ist groß „Wir arbeiten mit klassischen Instrumenten, wobei es bei Firmenkunden leichter ist, sie zufriedenzustellen, etwa mit einer Leasingverlängerung, oder wir bieten ihnen auch Überbrückungsmobilität an“, sagt Mag. Rudi Lins, Landesgremialobmann des Vo- Rudi Lins rarlberger Fahrzeughandels und Geschäftsführer Autohaus Rudi Lins/Nüziders. Das funktioniere ganz gut, während sich die derzeitige Verfügbarkeitssituation bei Privatkunden deutlich auswirke. „Wir merken, dass die Zurückhaltung beim Kauf groß und die Nachfrage gering ist. Viele, die kommen und hören, dass sie auf ihr Wunschmodell länger warten müssen, winken dann ab. Auch auf vorgeschlagene Alternativlösungen gehen die Kunden kaum ein.“