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Gipfeltreffen mit musikalischer Begleitung

Gipfeltreffen mit Elektro Guzzi

Das jeweils Beste aus ihren Welten bieten die elektrischen Speerspitzen der Marken BMW und Mercedes. Bei allen Unterschieden warten das SUV iX und die Limousine EQS mit vergleichbaren Leistungen auf. Für die Gegenüberstellung haben wir uns musikalische Unterstützung geholt.

Text: Mag. Severin Karl, Fotos: Christian Houdek

Autofahren und Musik gehören für uns einfach zusammen: egal ob das Mixtape auf Kassette in den 80ern, die maximal 74 Minuten lange CD in den 90ern, die sorgfältig zusammengestellten USB-Sticks in den 2000ern oder die auf Wunsch endlosen StreamingPlaylists als jüngste Entwicklung. Unterwegs in zwei der aktuellsten Elektroautos dürfen es ruhig repetitive Sounds sein, denn die beiden Kolosse – der BMW iX bringt es auf 4.953 Millimeter und der Mercedes EQS auf 5.216 Millimeter – laden zu Langstreckenfahrten ein. Da passt so ein Soundtrack – vielleicht von Elektro Guzzi? Das heimische Trio spielt Live-Techno, also nicht mit Programmen am Laptop, sondern mit handfesten Instrumenten: Bass, Gitarre, Schlagzeug, dazu kommen ein paar Effektgeräte. Für unser Fotoshooting stand Mastermind Bernhard Hammer sofort bereit. Jakob Schneidewind, ebenso aus Wien, musste in letzter Minute krankheitsbedingt absagen, Bernhard Breuer, der einzige Oberösterreicher bei Elektro Guzzi, war verhindert. Neue Zeitrechnung des Designs Wir befinden uns also im Segment der Luxusfahrzeuge, allein die schiere Größe deutet darauf hin, dass Kunden daheim und am Arbeitsplatz einen fixen Parkplatz vorfinden. Beim Konzept unterscheiden sich BMW und Mercedes ganz offensichtlich: Die Bayern haben ein SUV auf die Räder gestellt, um ihre Elektro-Kompetenz zu untermauern, die Schwaben setzen für diesen Zweck auf eine Limousine. Ganz klar: Jede Marke bespielt ihre Lieblingsdomäne. Während BMW im Jahr 2021 mit dem X3 ganz klar die Charts der größeren SUV dominierte, führte Mercedes bei den Luxuslimousinen mit der

Aerodynamische lösungen sind nicht immer gut zu greifen; hier haben die beiden deutschen hersteller ihre Aufgabe aber sauber gelöst

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3 S-Klasse haushoch, während das Segment selbst herbe Verluste hinnehmen musste. Wer die Geschichte der beiden Marken verfolgt hat, muss sich aber so oder so umgewöhnen. Hier beginnt eine neue Zeitrechnung des BMW- und Mercedes-Designs. Wobei sich BMW an der C-Säule ein Zitat des i3 nicht verkneifen kann. Das ikonische Elektromodell befindet sich gerade im Auslaufen. Und wie sieht es mit der persönlichen Präferenz des Musikers aus? „Der Mercedes ist für mich um einiges schicker, das runde Design erinnert mich an die DS, die bis in die 70er produziert wurde. Auch sie brachte damals viele technische Innovationen mit. SUV wie den BMW finde ich zwar grundsätzlich praktischer, aber vom Design lassen sie nicht so viel zu.“

Einfach mal Extras um 40.000 Euro Automobile Verwöhnwelten kosten Geld, die Basispreise der Modelle sind jedoch nur so eine Art Empfehlung, wie die beiden Testwagen verdeutlichen. Beim Konfigurieren des Mercedes wurden so viele Kreuzchen gesetzt, dass er gleich 40.000 Euro schwerer des Weges kommt. War BMW zurückhaltender? Hier ist der Tester nur 20.000 Euro von der wirklich nicht kargen Basis entfernt. Fahren und Fühlen machen entsprechend Freude: Der nautikblaue EQS empfängt mit schwarzem Nappaleder, weißen Kedern und offenporigem Walnussholz, dazu kommt ein aufrechter Bildschirm als Infodisplay und etwas nach unten versetzt ein schräges Touchdisplay, das wasserfallartig in die Mittelkonsole übergeht. Ist ein Beifahrer an Bord, erwacht ein drittes Display, das sonst nur Sterne zeigt, zum Leben. Während der Fahrer vollflächig das Navi im Blick hat, kann der Beifahrer in den Musikdateien stöbern oder etwa EQ-Infos ablesen. BMW nennt den Metallic-Lack Individual Storm Bay, dazu kommt Loft Stonegrey als Interieur. Nix grau in grau, hier spannt sich bläuliches Rauleder über den Armaturenträger und die Türverkleidungen – am liebsten will man ständig drüberstreicheln. Zwar sind die beiden Displays in guter Sichthöhe etwas konventioneller, dafür sticht das ungewohnt geformte Lenkrad hervor.

1 ungewöhnlich geformtes Volant, das beim Fahren jedoch nicht stört; zwei Screens für infos und infotainment in einer gut ablesbaren höhe 2 Dank Augmented Reality sorgt das Navi in unbekannter gegend für entspanntes Ankommen 3 iDrive in extrafein, wie gewohnt zum Drehen, Drücken, Ziehen; Schaltknubbel links davon 4 Ein wenig Mut brauchen BMW-passagiere: steile Farbkombi; ausreichend platz im Fond 5 Berni’s gitarre passt nur quer in den Kofferraum, das Equipment geht sich gut aus

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BMW iX

+ Allrad schon beim Basismodell + auch als Zugfahrzeug einsetzbar – größere Batterie erst bei den topmodellen

Mercedes betont das Klassische, während der BMW auch innen mit schrägen Formen aufwartet. Der ElektroGuzzi-Blick fällt aber sowieso ganz woanders hin: Bowers & Wilkins (BMW) versus Burmester (Mercedes) heißt es beim Surround-Sound der beiden Kontrahenten. Eine Kostprobe vom neuen Album Triangle macht klar: Die hohe Kunst der tiefen Töne wird hier ebenso perfekt praktiziert wie sauberstes Konzertsaal-Surround-Feeling.

Einsteigen und losfahren Platz haben wir genommen, jetzt geht es los: Beim BMW liegt der Startknopf im Kristalllook griffgünstiger, im Mercedes ist der unauffällige Starter etwas weit hinten angeordnet. Dafür findet sich davor eine große Ablage mit holzfurnierter Abdeckung und einen Stock tiefer eine weitere Ablage, wo auch die USB-C-Eingänge versteckt sind. BMW setzt auf Luftigkeit – wie in einem Van gibt es vor der Bedieneinheit reichlich Freiraum – und kleinteilige Ablagemöglichkeiten. Wer will, kann sein Smartphone aufrecht in die spezielle Halterung stellen. In jedem Fahrzeug finden sich alte Bekannte: Während bei BMW der iDrive-Controller bestens vertraut ist, hier in der schon erwähnten Kristalloptik, hat Mercedes den klassischen Lenkradstock für die Gangwahl beibehalten. Die Bedienelemente am Lenkrad machen bei beiden nicht wirklich glücklich: Beim iX funktioniert die Auswahl zwar immer einwandfrei, dafür fühlt sich der Kunststoff der Knöpfe etwas billig an. Bekannt sind die Touchtasten des EQS aus anderen Mercedes, ebenso deren Unschärfe im Bedienalltag. Den adaptiven Tempomaten nur ein bisschen langsamer zu stellen, gelingt nicht immer nebenbei. Zum Thema „Einsteigen“ gehören natürlich die Türgriffe, bei denen die aerodynamische Gestaltung eine große Rolle spielt. BMW hat sich für Griffmulden entschieden, die durchaus gut zu greifen sind. Mercedes bringt ausfahrbare Griffe ins Spiel. Man sieht also sofort, ob das Auto versperrt ist oder nicht. Im Gegensatz zu den immer wieder gewöhnungsbedürftigen, einseitig herausfahrenden, dünnen Tesla-Griffen handelt es sich beim EQS um ordentliche Bügel. Da greift man gern zu!

Jede Marke bespielt ihre Lieblingsdomäne: BMW die SUV, Mercedes die Limousinen.“

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1 lenkrad mit den typischen Mercedes-touch-tasten; fesche luftdüsen, richtig viele Ablagen 2 Versteckter Beifahrer auf dem Foto. Weil: sonst wäre am Extra-touchscreen kein Menü 3 Startknopf und Warnblinkanlage liegen recht weit hinten, geschalten wird am lenkrad 4 in der tiefen Kofferraum-höhle hat die gitarre sogar der länge nach platz 5 Klassisch nobles Ambiente und richtig viel Beinfreiheit für die gäste

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MERCEDES EQS

+ große Batterie & top-Aerodynamik für Mega-Reichweite + auch als limousine mit tollem Kofferraumvolumen – Einschränkungen beim Anhängerbetrieb

die band. das album. die tour.

Akustischen Techno aus Österreich liefern Jakob Schneidewind (E-Bass), Bernhard Hammer (Gitarre) und Bernhard Breuer (Schlagzeug) als Elektro Guzzi seit 2010 und mittlerweile neun regulären Alben. Im März 2022 erscheint Triangle, für dessen Vorstellung folgende Live-Termine genannt werden: 18. März Fluc/Wien, 26. März rote Sonne/München, 23. April Dynamo Festival/Dornbirn, 27. April Treibhaus/Innsbruck, 28. April rockhouse/Salzburg und 29. April Kik/ried. Abhängig natürlich von den bestehenden Covid-Bestimmungen. Für ultimativen Elektro-Guzzi-Genuss empfehlen wir, sich das Album auf Vinyl zuzulegen. Ein Download-Code, etwa für das Musikerlebnis unterwegs, ist inkludiert.

ichler Foto: Klaus p ladeklappe: einzelne, feste Verschlüsse beim iX, gummistoppel für den DC-Anschluss beim EQS (r.)

Wer aussteigen will, muss beim BMW bewusst den Griff in die Hand nehmen, damit der Daumen automatisch auf den Entriegelungsknopf greift. Eine seltsame Lösung, die im Alltag durchaus nerven kann. Mercedes verzichtet auf einen Griff, mit der Mulde über die gesamte Türlänge zerrt man bei jedem Türschließen an der Innenverkleidung. Auch nicht gerade durchdacht.

Noch ein paar Details Bevor wir zum Elektroantrieb kommen, gibt es noch ein paar Details zu besprechen. Thema Frunk: Einen vorderen Kofferraum suchen wir überall vergebens, dafür finden wir beim EQS eine Wartungsklappe vorn links, über die Scheibenwischwasser eingefüllt werden kann. Ob man es glaubt oder nicht, der Benz bietet auf dem Papier etwas mehr Kofferraumvolumen und scheint tatsächlich das besser nutzbare Ladeabteil zu bieten. „Da könnte man mit der Band schon auf Tour fahren“, bestätigt Bernhard. Die Ladekabel werden in beiden unter einem Zwischenboden verstaut.

Beim Aussteigen bzw. Tür schließen stoßen wir in beiden Kontrahenten auf nicht gerade durchdachte Lösungen.“

22 Zoll große Aerodynamikräder unterstützen den futuristischen look des BMW; klassischer und sehr stylish: die 21-Zöller des Mercedes

Schnell laden, weit kommen Pferdestärken, Beschleunigung, Spitzentempo: Hier liegen unsere Testautos nahezu gleichauf. Den großen Ausreißer liefert der nach Basispreis knapp 37.000 Euro teurere Mercedes: In seiner Batterie stecken 36,8 nutzbare kWh mehr, was laut WLTP für insgesamt 780 Kilometer gut ist. Dazu kommt die Möglichkeit, neue Energie mit 200 kW (BMW: 150 kW) in die Zellen zu schießen. Schnellladen von zehn auf 80 Prozent läuft so trotz größerem Speicher in der gleichen Zeit ab. Auch beim Rekuperieren hat der EQS die Nase vorn, da Lenkradpaddles schnelle Auswahl garantieren. Beim iX muss man kurz in ein Menü abtauchen. Mit gefühlt watteweichem Schwebefahrwerk und extremer Agilität durch die mitlenkende Hinterachse gelingt komfortables Reisen mit Stern. Mit Propeller über einer großen Niere ist man dafür auch auf schlechten Wegen gut unterwegs, Allradantrieb ist bei jedem iX Serie. Bei unseren winterlichen Testrunden sind wir auf 22,6 kWh (BMW) bzw. 16,9 kWh (Mercedes) gekommen. Übrigens: Bei der Wahl der Location wollten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Am Dach der Parkgarage der Wiener Messe sollte den beiden Elektroboliden ein verspäteter „Messeauftritt“ – die Regierungsmaßnahmen bezüglich Covid-19 sorgten ja für die Absage der letzten Vienna Autoshows – ermöglicht werden. Zweitens sind Elektro Guzzi gewohnt, auf Dächern zu spielen: siehe „FM4 Summer Session mit Elektro Guzzi“ auf YouTube. Sturmwarnungen machten die Idee zunichte. So mussten wir mit Kompromissen leben – wie die Käufer von EQS und iX, denn von perfekt sind sogar die beiden Luxusautos noch ein Stückerl entfernt. •

das macht die europäische luxuskonkurrenz

Während von ost (Nio ET7, China) und West (Lucid Air, USA) weitere, große, luxuriöse Luxus-Performance-Stromer auf uns zukommen, passiert im nicht deutschsprachigen rest Europas recht wenig. Ja, manche Marken wie Jaguar Land rover haben entsprechende Lippenbekenntnisse abgelegt, gezeigt wurde aber noch nichts. Andere gaben zumindest mit spannenden Konzeptautos schon erste Vorgeschmäcker, womit sie Mercedes, BMW und freilich auch gleich alle anderen in diesem Segment in Bedrängnis bringen wollen. Audi etwa mit seinem 5,35 Meter langen Grandsphere Concept (r.), das autonomes Fahren auf Level 4 verspricht. oder Polestar mit dem Precept (l.), der 2025 kaum abgeändert als Polestar 5 auf den Markt kommen soll – mitsamt geklebtem Alu-Chassis und 800 Volt-Architektur.

bMW iX und Mercedes eQS im Vergleich

Leistung | Drehmoment 0–100 km/h | Vmax

BMW iX xDrive40 Mercedes-Benz EQS 450+

326 PS (240 kW) | 630 Nm 333 PS (245 kW) | 568 Nm 6,1 s. | 200 km/h 6,2 s | 210 km/h Getriebe | Antrieb 1-Gang aut. | Allrad 1-Gang aut. | Hinterrad Reichweite (max.) | Batterie 372–425 km (WLTP) | 71 kWh 780 km (WLTP) | 107,8 kWh Ø-Verbrauch (min.) 19,4–22,5 kWh/100 km (WLTP) 16,6–19,8 kWh/100 km (WLTP) Ladedauer AC | DC ca. 8 h1 | ca. 31 min (10–80 %)2 ca. 10 h1 | ca. 31 min (10–80 %)3 Kofferraum | Zuladung 600–1.750 l | 645 kg | 2.500 kg gebr. 610–1.770 l | 465–545 kg | 750 kg Garantie Fahrzeug | Batterie 2 Jahre | 8 Jahre/160.000 km 2 Jahre | 10 Jahre/250.000 km

Basispreis | NoVA 79.350 (inkl.) | 0 % 115.880 (inkl.) | 0 %

LED-Scheinwerfer

Serienausstattung, Extras in Euro netto

• (Laserlicht optional) • (Digital Light optional)

Navigationssystem • (Augm. Reality optional) • (inkl. Augm. Reality)

Vorklimatisierung per App Sitzheizung Lenkradheizung Head-up-Display Totwinkel-Assistent 250 1.335 (Paketpreis) • 612 1.116

Tempomat | adaptiv

111 kW 3-phasig AC; 2150 kW DC; 3200 kW DC Werksangaben

das resümee

BMW und Mercedes zeigen, wie unterschiedlich man Elektroantrieb und höchsten Luxus kombinieren kann. Hier das SUV mit eindrucksvollem Auftritt und immer Allradantrieb, dort die Limousine, die bestmöglich durch den Wind schlüpft. Zur Flexibilität: Beim BMW gibt es neben unserem Modell 40 noch den 50 und den M60, beide mit 105,2 kWh Batteriekapazität. Mercedes bietet zwei Hinterrad-Varianten (darunter den 450+) an, das Basismodell wartet mit einer 90,6-kWh-Batterie auf, alle anderen bis hinauf zum AMG EQS 53 4Matic+ Dynamic Plus mit der auch hier getesteten großen Batterie (107,8 kWh). Ab dem EQS 580 ist Allrad dabei. Mit den kleineren Batteriekapazitäten und der günstigeren Motorentechnologie (Stromerregte Synchronmaschine) liegen die Bayern im Preiskapitel tendenziell immer unter den MercedesPendants mit PSM (Permanenterregte Synchronmaschine). Der Qualitätsanmutung tut das keinen Abbruch, hier wird man mit beiden Modellen glücklich. Sehr glücklich!

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