LiWe_32_2011

Page 1

11. August 2011, 50. Jahrgang, Nr. 32

Willy Näf hat das Rezept gefunden

FRAGEN AN

Stefan Nipp, Vize-Ammann in Spreitenbach. Das Bundesgericht hat entschieden, dass nur noch maximal 30 Prozent der Kosten für die Abfallbeseitigung mit Steuergeldern bezahlt werden dürfen. Wird in Spreitenbach bald eine Abfallsackgebühr erhoben? Wir sind über den Bundesgerichtsentscheid nicht informiert worden, sondern haben nur über die Medien davon erfahren. Auslöser für den Gerichtsentscheid waren wohl Gemeinden im Welschland, wo die Kosten teilweise mit Steuergeldern gedeckt werden, was ich auch störend finde. Das ist bei uns in Spreitenbach nicht der Fall. Wie decken Sie die Kosten dann, ohne eine Sackgebühr zu verlangen? Wir arbeiten kostendeckend, indem wir eine Pauschale pro Haushaltgrösse und bei den Industriebetrieben pro Kubikmeter verlangen. Möglicherweise wird künftig auch die Erhebung einer Pauschale nicht zulässig sein. Was dann? Im Moment wird der Gemeinderat nicht aktiv, sondern wartet ab, bis allfällige Vorschriften vom Kanton kommen. Dann schauen wir weiter. (bär)

INHALT WETTINGEN NEUENHOF KILLWANGEN SPREITENBACH WÜRENLOS AGENDA

PP 5432 Neuenhof

2–5 6–8 9 10–12 13–15 16

Dass er am 11. August seinen 100. Geburtstag feiert, das würde man dem Neuenhofer Willy Näf niemals geben. Auf die Frage nach dem Geheimrezept für ein langes, gesundes Leben sagt er schlicht: «Eifach zfriede si ond immer es Lächle of de Lippe ha.» CAROLIN FREI

Und das sagt ein Mann, der zwei Weltkriege erlebt hat, der seine Mutter im Alter von acht Jahren verlor und der zusammen mit elf Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Und als ob das nicht schon hart genug gewesen wäre, stand er 1931, nach Beendigung seiner Lehre als Maschinenschlosser, auf der Strasse. «Das war die Zeit der grossen Wirtschaftskrise. Da war Arbeit rar. Ich meldete mich bei der Gemeinde und half, Wege von Gestrüpp zu befreien oder Tannen zu setzen. Und als es dann 1935 mit der Wirtschaft wieder bergauf ging, bekam ich eine Stelle bei der BBC im Generatorenbau. Dort blieb ich bis zu meiner Pensionierung», sagt er, nicht ohne Stolz. Auch nach seiner Heirat 1941 sah die Welt für Willy Näf noch nicht rosig aus. «Die sozialen Einrichtungen steckten noch in den Kinderschuhen. Damals und auch später mit fünf Kindern mussten wir unten durch. Dazu kamen noch viele Aktivdiensttage, die er zu leisten hatte. Und doch war es für ihn und seine Frau selbstverständlich, ihren

Kindern jene Ausbildung zu ermöglichen, welche ihren Fähigkeiten entsprach. Die Familie ist es denn auch, auf die Willy Näf sehr stolz ist. «Wir hatten nie gross Streit miteinander und auch heute noch – obwohl die Familie nun um Schwiegertöchter und -söhne sowie dreizehn Enkel und zehn Urenkel reicher ist – harmonieren wir untereinander wunderbar.» So erstaunt es denn nicht, dass immer wieder ein Familienfest auf dem Programm steht. Natürlich auch am 11. August. Was da alles an Überraschungen auf den Jubilar zukommt, sei hier natürlich nicht verraten. Dass Willy Näf mit 100 Jahren geistig noch so fit ist, liegt bestimmt auch daran, dass er täglich ein Sudoku oder ein anderes Rätsel löst. Und – er kann Gedichte zitieren, dass man nicht mehr aus dem Staunen herauskommt. Denn wer kann in diesem Alter noch den Zungenbrecher «Die Beutelratte» oder die Willy Näf wird am 11. August 100 «Jungfrau Lotti» und anderes Jahre alt und lebt seit 31/2 Jahren in mehr auswendig aufsagen? der Pflegeabteilung der Alterssiedlung Sonnmatt in Neuenhof. Foto: cfr WILLY NÄF IST nach wie vor am Zeitgeschehen interessiert, liest die Zeitung und informiert sich Wegstücke zu gehen.» Und das übers Fernsehen. «Welcher Welt- stimmt ihn ein wenig traurig, star sich gerade scheiden lässt, war doch Wandern seine Leideninteressiert mich allerdings we- schaft. «Über 400 Wanderungen niger. Aber die Politik hat es mir habe ich in den letzten 20 Jahren angetan, ich geh regelmässig zur – seit dem Tod meiner Frau – unAbstimmung.» Zu Fuss ist er ternommen und bei 45 Wandernicht mehr so «tiffig» unterwegs. wochen war ich mit von der Par«Die Kraft fehlt mir, um grössere tie.» Das ist nun passé. Doch Willy Näf wäre nicht Willy Näf, wenn er sich ob dieser Einschränkung grämen würde. Er hat sein Lebensrezept längst gefunden: «Mittags ein Gläschen Wein trinken, täglich einen Stumpen rauchen und niemanden ärgern. Oder anders rum: Eifach zfriede si ond immer es Lächle of de Lippe ha.»


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.