20. Februar 2014, 53. Jahrgang, Nr. 8
«Schliessen, was lebensfähig ist»
FRAGEN AN
Giuseppe und Yvonne Galfetti haben erfolglos versucht, die Schliessung der Post Killwangen zu verhindern.
Cornelia Lautenschlager, dipl. Visagistin, Wettingen. Sie haben sich für den Final der Schweizer Make-up-Meisterschaften qualifiziert – sind Sie nervös? Ja,
sehr, denn die Konkurrenz ist stark und ich muss dort unter Zeitdruck und vor der Jury und dem Publikum schminken. Bewerten Sie im Stillen das Make-up Ihres Gegenübers? Ja, natürlich,
aber ich urteile nicht über die Person und gebe auch nur dann Ratschläge, wenn mich jemand nach meiner professionellen Meinung fragt. Ich war ja vor meiner Ausbildung zur Visagistin auch nicht immer perfekt geschminkt. Tragen Sie Ihr eigenes Make-up mit genauso viel Sorgfalt auf wie das Ihrer Kundinnen? Nein, da muss es
meist schneller gehen, vor allem morgens. So viel Zeit habe ich nicht. Artikel S. 3
INHALT WETTINGEN NEUENHOF KILLWANGEN SPREITENBACH WÜRENLOS KIRCHEN AGENDA
PP 5432 Neuenhof
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MELANIE BÄR
Sie sind Besitzer der Liegenschaft, in der sich die Post eingemietet hat. Was passiert nun mit den leer stehenden Räumlichkeiten? Giuseppe Galfetti, ehemaliger Posthalter: Die Räume sind leer, die Post hat alles rausgenommen. Der Mietvertrag mit der Post läuft aber noch bis zum 31.12.2015. Wissen Sie, ob das Gebäude bis dann leer bleibt oder anders genutzt wird? Solange der Mietvertrag läuft, kann ich es nicht weitervermieten, und die Post kann es nur untervermieten, wenn ich einverstanden bin. Die Post sagt, dass sie eine Agentur ins Leben rufen will. Die sind meistens in Läden untergebracht, solche gibt es in Killwangen aber nicht. Das ist vermutlich eher eine Ablenkung, damit sich die Bevölkerung ruhig verhält.
reicht, nach der Arbeit noch in Spreitenbach etwas abzuholen. Was haben Sie gegen die Schliessung unternommen? Wir haben 1345 Unterschriften zusammengebracht und suchten bei der Post-Führung in Bern das Gespräch, wo wir widersprüchliche Antworten erhielten. Das Defizit im Poststellennetz stammt vermutlich nicht von den Poststellen im Aargau etc., sondern eher von den zu vielen und fürstGiuseppe Galfetti ist Sohn eines lich entlöhnten Managern am Posthalters, arbeitete selber 53 Jahre Posthauptsitz in Bern und ihren lang bei der Post, davon 30 Jahre als Kollegen, die in der ganzen Posthalter in Killwangen. Foto: D. Minder/AZ Schweiz auf Pirsch sind, um Poststellen zu schliessen. Warum haben Sie sich für den Weiterbestand der Poststelle Killwangen Wie gross ist Ihre Enttäuschung? Sehr eingesetzt? Wir wurden von der gross. Mich stört, dass etwas geehemaligen Kundschaft angespro- schlossen wird, was lebensfähig ist. chen. Sie hat uns gebeten, etwas Eine Post, die wegen der vielen gegen die Schliessung zu unter- Parkplätze und der guten Lage auch nehmen. Ich kenne die alte Gene- von vielen Auswärtigen genutzt ration sehr gut, viele haben Mühe wird, hätte man ausbauen, nicht mit Gehen, und nun sollen sie so- schliessen sollen. Das Fussvolk wird gar den Weg bis zur Post in Sprei- gezwungen, eine andere Post zu tenbach auf sich nehmen, wo die nutzen. Zudem wirft die Post mit Parkplätze in der Nähe fast immer dem leer stehenden Raum, für den besetzt sind. Auch viele Jüngere be- sie noch fast zwei Jahre Miete zahdauern es, weil es ihnen nicht len muss, Geld zum Fenster raus.