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GUNG’LS ZUGABE

UNVERMUTET SIND VERGANGENES JAHR DIE NOTENBLÄTTER EINES UNBEKANNTEN WALZERS VON JOSEF GUNG’L IN BAD REICHENHALL ANS LICHT GEKOMMEN. SEINE „ERINNERUNG AN REICHENHALL“ IST SEIT MEHR ALS HUNDERT JAHREN NICHT MEHR AUFGEFÜHRT WORDEN. AM 21. MAI ERKLINGT DAS STÜCK ZUR FEIER VON „175 JAHRE BADEKUR IN BAD REICHENHALL“ ENDLICH WIEDER.

Es war ein Glück im Unglück. Die Cellistin der Philharmoniker Barbara Eger hatte sich die Sehne der linken Hand verletzt. Das bedeutete sechs Monate pausieren mit dem Cellospiel. Also wollte sie sich anderweitig sinnvoll einzubringen und bot sich an, das Papier- und Notenarchiv im Dachboden des Orchesterbüros zu sortieren. Im gleichen Zug wurden ihr acht mit Noten und Schriften gefüllte Umzugskartons zur Sichtung übergeben. Sie stammten aus dem Nachlass des im April 2020 verstorbenen ehemaligen Fagottisten des Orchesters Pavel Limpar.

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Viele Walzer aus dem Orchesterrepertoire fand sie darin, aber besonders eine Mappe mit der Aufschrift „Gung’l“ und dem handschriftlichen Vermerk „op. 396“ erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie hatte die Notenblätter mit den vollständigen Orchesterstimmen zum Walzer „Erinnerung an Reichenhall“ in ihren Händen. Welch spektakuläre Entdeckung hatte sie gemacht! Das Autograf ist es zwar nicht, aber die eindeutig auf Gung‘l verweisende handgeschriebene Abschrift von 1888. Dass es keine ausgearbeitete Partitur gab, war damals nicht unüblich. Oft dirigierten die Kapellmeister aus der Geigenstimme.

Im morgendlichen Kurkonzert am 29. Juni 1888 auf dem Programm

1868 hatte Gung‘l das Reichenhaller Orchester gegründet und auch diverse Stücke für es geschrieben. Aber niemand wusste etwas von der Komposition „Erinnerung an Reichenhall“, die nicht identisch ist mit dem Repertoirestück „Reichenhaller Erinnerungen“, wie rasch festgestellt wurde. Die entdeckten Notenblätter tragen das Datum Juni 1888, und besonders stutzig machte dabei die Opuszahl 396, während Gung‘ls bisheriges Werkverzeichnis mit der Nummer 395 endet. Wie Recherchen des Reichenhaller Stadtarchivars Dr. Johannes Lang ergaben, fand sich in der damaligen Tageszeitung, dem Grenzboten, keinerlei Hinweis auf Gung‘ls Komposition. Im Programm der Kurliste vom 28. Juni 1888 wird der Walzer aber erwähnt, in einer Ankündigung für „das morgendliche Kurkonzert am 29. Juni 1888 auf dem Platz vor dem Gradierwerk“. Eine weitere Erwähnung findet sich nur noch für den 23. August 1888. Ob es davor bereits eine Aufführung gegeben hatte, oder danach, geht nicht daraus hervor, da Kurmusikprogramme nur selten detailliert aufgelistet wurden.

Strauss-Spezialist mit Edition betraut

Gung‘l selbst kam 1886 letztmals nach Reichenhall und verstarb im Februar 1889. Ein ausgewiesener Kenner des Komponisten ist Christian Simonis. Wie der ehemalige Chefdirigent der Philharmoniker erklärt, weist die aus den Orchesterstimmen ersichtliche Besetzung auf die Zusammensetzung des damaligen Reichenhaller Orchesters hin: eine Flöte, eine Piccolo-Flöte, eine Oboe, zwei Klarinetten in B, zwei Fagotte, zwei Hörner in F, zwei Trompeten in F, eine Posaune, eine Tuba, Pauke, Harfe und Streicher. Eine große Introduktion und eine große Coda lässt das Werk allerdings vermissen.

Die Bad Reichenhaller Philharmoniker beauftragten vergangenes Jahr Prof. Dr. Wolfgang Dörner von der Universität Graz, aus den vorhandenen Orchesterstimmen eine Druckausgabe für Partitur und Orchestermaterial zu fertigen. Dörner leitet seit über zehn Jahren einen Musikverlag und hat mehr als 200 Werke von Josef Lanner, der Strauss-Dynastie und anderen Walzerkomponisten editiert. Auch ist er der Herausgeber jeweils der Neuedition der Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker. Die Reichenhaller Philharmoniker hatten bereits mehrfach Werke in seinem Verlag gekauft und ihn nun mit der Edition von Gung‘ls Walzer betraut. Dörner vermutet, dass der Walzer damals eventuell auch anderswo aufgeführt wurde, möglicherweise in Kopenhagen oder Berlin. Aber dafür gebe es keine Unterlagen. Jedenfalls kommt nach über 130 Jahren ein unbekannter Gung‘l in Bad Reichenhall zur Aufführung. Elisabeth Aumiller

KURMUSIK KONZERTE

Bad Reichenhaller Philharmoniker Künstlerischer Leiter & Chefdirigent: Daniel Spaw

BAD REICHENHALL Unvergessliche Musikerlebnisse in fröhlicher Gelassenheit: Ob leichte Klassik, Filmmusik, Musical, Jazz oder bayerische Blasmusik - die Kurkonzerte in der Konzertrotunde / im Musikpavillon im Königlichen Kurgarten bieten eine große Auswahl verschiedenster Musikstile.

EINMALIG FACETTENREICH…

Die Bad Reichenhaller Philharmoniker sind das europaweit einzige Sinfonieorchester, das ganzjährig Kurkonzerte spielt. Mit viel Liebe und Hingabe pflegen die gut 40 Musiker/Innen die stolze Tradition dieses Genres und spielen jährlich über 350 Konzerte in Bad Reichenhall - mit unterschiedlichen Ensembles und Musikstilen: Kurkonzerte, Salonkonzerte, Matinéen, Wunschkonzerte, Kammermusikabende und Sinfoniekonzerte.

AKTUELLES PROGRAMM + TICKETS

• Staatsbad Shop & Tickets, Wandelhalle im Königlichen Kurgarten • Tourist–Infos Bad Reichenhall/Bayerisch Gmain • Abend-/Tageskassen • vorverkauf@bad-reichenhall.de

VERANSTALTER KURMUSIK

Bayerisches Staatsbad Bad Reichenhall Kur-GmbH Bad Reichenhall/ Bayerisch Gmain Wittelsbacherstr. 15 83435 Bad Reichenhall

www.bad-reichenhall.de

Spielzeiten

SOMMER

1. MAI - 31. OKTOBER

MONTAG KONZERTFREI DIENSTAG 15:30 19:30 MITTWOCH 19:30

DONNERSTAG 19:30

FREITAG 15:30

SAMSTAG 19:30

SONNTAG 11:00 15:30

WINTER

1. NOVEMBER - 30. APRIL

MONTAG KONZERTFREI DIENSTAG MITTWOCH DONNERSTAG FREITAG SAMSTAG 15:30

SONNTAG 15:30 19:30 19:30 19:30

19:30

Wunderbar getragen

Der Verein Bad Reichenhaller Philharmonie e. V.

Sie sind Botschafter. Jedes einzelne der 300 Mitglieder des gemeinnützigen Trägervereins „Bad Reichenhaller Philharmonie e. V.”. Kulturbotschafter eines in Deutschland einmaligen Orchesters. Sie kommen nicht nur aus Bad Reichenhall, sondern aus allen Teilen Deutschlands, aus Österreich, Frankreich und der Schweiz.

Der Verein „Bad Reichenhaller Philharmonie e. V.” besteht seit 60 Jahren. 24 davon ist Vera Holzscheid aus Erlangen Mitglied. Aber ihre Liebe zu den Bad Reichenhaller Philharmonikern dauert schon viel länger. Sie war vier Jahre alt, als sie 1958 das erste Mal mit ihren Eltern ins Staatsbad kam, beide waren große Fans klassischer Musik. Eine Leidenschaft, die sie ihrer Tochter weitervererbt haben. „Mir gefallen das breite Genre des Orchesters und vor allem die schwungvollen Konzerte, aus denen ich heiter und glücklich im Walzerschritt nach Hause gehe”, schwärmt sie. Man brauche in Bad Reichenhall nicht, wie in so vielen großen Konzertsälen dieser Welt, ein Fernglas, um die Musiker zu sehen, man sitze fast hautnah am Geschehen, so Vera Holzscheid. Sie kommt rund zweimal im Jahr nach Bad Reichenhall und plant ihren Urlaub nach dem Jahresprogramm der Philharmoniker.

„Als Mitglied will ich unbedingt dazu beitragen, dass das Orchester weiter in dieser Formation besteht. Ich finde die Förderung junger Künstler etwas ganz Wunderbares und dass man ihnen beispielsweise im Rahmen der AlpenKlassik Summer School die Möglichkeit bietet, erste Schritte zu machen. Auch die Zusammenarbeit mit den Musikschulen und den Schulen aus der Region ist toll. Kunst braucht Unterstützung. Kunst braucht Gunst”, sagt Vereinsmitglied Vera Holzscheid. „Ein Sinfonieorchester ist der sich wiederholende Beweis, dass viele unterschiedliche Stimmen im Streben um Gemeinsamkeit und unter kompetenter Führung am Ende einen Wohlklang ergeben. Das kann uns für alle Bereiche menschlichen Tuns und Zusammenlebens ein eindrucksvolles Beispiel sein.”

Michaela Kaniber, Stimmkreisabgeordnete und Bayerische Landwirtschaftsministerin

„Gunst muss man sich erarbeiten. Und diese wichtige Leistung erbringen unsere Musikerinnen und Musiker jedes Jahr aufs Neue. Dafür sprechen wir ihnen unseren Dank aus.”

Harald Labbow und Dorothea Biehler, Vereinsvorstände

Reichenhaller Resonanz

Als Kulturinstitution sieht der Verein „Bad Reichenhaller Philharmonie e. V.” seine Aufgaben auch darin, einen gesellschaftlichen Diskurs zu führen: Unter der Überschrift „Braucht unsere Gesellschaft Kunst und Kultur“ planen wir vier bis sechs Reichenhaller Resonanz-Gespräche in Zusammenarbeit mit der Kunstakademie Bad Reichenhall.

Als Gäste wollen wir Frau Dr. Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, Herrn Hans Peter Haselsteiner (Mäzen Festspiele Erl),Christian Stückl(Volkstheater, München),die Betreiber des Parkkinos Bad Reichenhall und DAS KINO, Salzburg, und weitere einladen.

Alle Termine werden im Newsletter der Bad Reichenhaller Philharmoniker bekannt gegeben.

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Mitglied werden

Einzelmitglieder: 50,- €, Ehepaare: 80,- €, Juristische Personen, Fördernde Mitglieder: 100,- €

Spenden werden vollständig zweckgebunden verwendet und sind, genau wie die Mitgliedsbeiträge, steuerlich vergünstigt.

Orchesterbüro T. +49 8651 762 80 80 kontakt@philharmonie-reichenhall.de

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