3 minute read
Kultur | bekult – der Kultur eine Stimme geben
from BÄRN! MAGAZIN 4/20
Advertisement
Der Kultur eine Stimme geben
WAS MACHT DER VEREIN BEKULT?
Über 80 Kulturveranstalter und Kulturveranstalterinnen in der Stadt und Region Bern gehören dem 2009 gegründeten Verein bekult an. Er versteht sich als Lobbyorganisation der Berner Kultur.
Text Bernhard Giger, Präsident bekult
Am 10. September hat der Berner Stadtrat in der Debatte um das Budget 2021 die vom Gemeinderat vorgeschlagene Kürzung des Kulturkredits zum grössten Teil rückgängig gemacht. Von den 364 800 Franken, die gestrichen werden sollten, verblieben 284 800 Franken im Budget.
Einige Wochen zuvor hatte bekult die Stadtratsfraktionen in einem eindringlichen Appell aufgefordert, auf die Kürzungen im Kulturbereich zu verzichten. Getroffen hätte es fast durchwegs Kredite für freie Produktionen – der weitaus grösste Teil der städtischen Kultursubventionen sind gebundene, in vierjährigen Leistungsverträgen garantierte Gelder. Wären die Kürzungen im Stadtrat durchgekommen, hätte dies für die freie Szene der Stadt verheerende Folgen gehabt.
Der Appell von bekult ist in der Politik angekommen. Nicht, dass der Stadtrat ohne bekult-Intervention die Kürzungen einfach durchgewinkt hätte, ohne noch einmal richtig hinzuschauen. Aber vielleicht hat er unter dem Druck der Kultur doch sehr viel genauer hingeschaut. Damit solcher Druck überhaupt erst wirkungsvoll aufgebaut werden kann, braucht es bekult.
Der Verein bekult
Gegründet wurde bekult im Jahr 2009, damit das Kulturschaffen eine unabhängige Stimme hat. bekult ist als einzige grosse Kulturorganisation nicht branchengebunden, seine Mitglieder decken das ganze Spektrum des Berner Kulturangebots ab, von der Kleinbühne bis zu den grossen Institutionen, vom unabhängigen Kino bis zum Gurtenfestival.
Aus der Breite der Zusammensetzung ergeben sich auch die Themen: bekult engagiert sich dort, wo es um Fragen geht, die das Kulturschaffen im Gesamten betreffen.
Tätigkeitsgebiete
Um die Kultursäulen zum Beispiel. Über 30 solcher Plakatsäulen stehen in Bern herum, aber ausschliesslich in den Aussenquartieren. Dort, wo am meisten Menschen durchkommen, in der Innenstadt, wurden bisher keine aufgestellt – sie würden, befand irgendeine ästhetische Kommission, nicht ins Stadtbild passen. Stattdessen stehen auf den Plätzen der Innenstadt diese hässlichen und nicht ungefährlichen Eisenständer herum, die bei jedem Windstoss gleich umkippen. Über Jahre hat sich bekult dafür eingesetzt, dass sich das ändert.
Das Meckern hat sich gelohnt: In der Antwort auf eine Motion von SP-Stadträtin Katharina Altas erklärte sich der Gemeinderat Anfang dieses Jahres bereit, in der Innenstadt zusätzliche Kultursäulen aufzustellen. Das mag sich als Erfolgsmeldung eines Kulturvereins bescheiden anhören. Aber die heiss begehrten Plätze auf den Kultursäulen sind für Kulturveranstalter, die sich einen grossen Plakataushang nicht leisten können, oft die einzige Möglichkeit, im öffentlichen Raum Werbung zu machen.
Oder ein anderes Beispiel: Als der Stadtrat im Frühjahr 2019 die Kulturförderung 2020–2023 behandelte, gewissermassen den Rahmen der künftigen Kulturpolitik, suchte bekult das Gespräch mit den Fraktionen. Damals, vor noch nicht zwei Jahren, mutete diese Lobbyarbeit vielleicht etwas seltsam an, weil die Kulturförderung der Stadt auf breite politische Unterstützung zählen konnte. Heute ist die Situation eine komplett andere: Die Stadt muss, weil ihre Finanzen in Schieflage geraten sind, in den kommenden Jahren massiv sparen, das trifft auch die Kultur. Dazu kommt jetzt Corona.
Kultur in Zeiten von Corona
Der Stillstand des öffentlichen Lebens und die rigorosen Einschränkungen durch Schutzmassnahmen haben die Kultur, wie alle gesellschaftlichen Bereiche, empfindlich geschwächt. Viele Kulturanbieter und Kulturschaffende wissen nicht, im nächsten Frühling um sie stehen wird. Vor diesem Hintergrund war es – bezogen auf die Tätigkeit von bekult – sicher nicht schlecht, rechtzeitig, das heisst in Zeiten noch weitgehend unbestrittener Kulturförderung, den Dialog mit der Politik zu suchen. Jetzt, in diesen schwierigen Zeiten, erweist sich das als Vorteil: Man kennt sich gegenseitig und weiss, wovon genau man redet.
Bildlegenden von oben nach unten:
Konzert Theater Bern, Foto zvg Bern.com Schlachthaus Theater Bern, Foto Rob Lewis Kino in der Reitschule, Foto zvg kino.reitschule.ch BEKULT
Der Verein bekult ist der Zusammenschluss von Berner Kulturveranstaltenden aus Stadt und Region. Mitglieder unter www.bekult.ch