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Interview Bernhard Giger

«Ein Ort, um Menschen zu berühren.»

INTERVIEW MIT BERNHARD GIGER, LEITER KORNHAUSFORUM, FOTOGRAF, FILMEMACHER

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Bernhard Giger, 1952 geboren in Bern, nach einer Fotografenlehre Programmmitarbeiter des Berner Kellerkinos, Film- und Fernsehkritiker und ab 1979 Redaktor, zuerst 17 Jahre beim «Bund» und danach zehn Jahre bei der «Berner Zeitung» in den Bereichen Medien, Kultur und Stadtpolitik. Seit 1981 Spielfilme für Kino und Fernsehen, unter anderen «Winterstadt» (1981), «Der Gemeindepräsident» (1984), «Tage des Zweifels» (1991), «Oeschenen» (2004), mehrere Dokumentarfilme. Moderator BZ-Talk, Telebärn. Seit 2009 Leiter des Kornhausforums Bern und seit 2017 Präsident von bekult, dem Dachverband Berner Kulturveranstalter. Ende Jahr wird er pensioniert.

Interview: Michèle Freiburghaus, Foto: Remo Eisner

27 Jahre warst du Redaktor bei BZ und Bund, heute schreibst du noch sporadisch für Journal B. Was hat dich bewogen, der Arbeit Partnerin des Kornhausforums ist. Oder die «Bestform» der Berner

bei einer Tageszeitung zugunsten des Kornhausforums Ade zu sagen?

Ich bin ja nicht nur Journalist, sondern auch Fotograf und Filmemacher. Dass ich noch einmal ganz in die Kulturarbeit gehe, sozuFotografieausstellungen ein Schwergewicht.

sagen zurück zu meinen Wurzeln, war naheliegend. Aber der Journalismus spielte auch im Kornhaus weiter eine Rolle, etwa in den vielen Podien zur Stadtentwicklung und zur Kulturpolitik, die ich dort moderiert habe.

Das Kornhausforum befindet sich in einem über 300 Jahre alten Gebäude – einem einstigen Kornlager. Wie fühlt es sich an, für einen historisch so bedeutsamen Ort verantwortlich zu sein?

Der Stadtsaal im ersten Stock, der zentrale Ort des Kornhausforums, ist eine alternde Schönheit. Nicht ganz einfach zu bespielen. Aber eine würdevolle Kulisse, ob darin nun Debatten zu aktuellen Brennpunkten stattfinden oder Retrospektiven aus der Berner Fotografiegeschichte gezeigt werden. Welches war in den zwölf Jahren diejenige Ausstellung, die dir am

Die historische Bedeutung des Orts war manchmal allerdings auch ein schweres Erbe. Du darfst nichts machen, nichts wirklich anmachen konnte: Dieses langsame Hineinsteigen in die Welt einer Verstehen, warum jemand etwas gemacht oder eben nicht ge-

rühren. Mit der Denkmalpflege gab es jedenfalls den einen und anderen Strauss auszufechten.

Was bedeutet für dich persönlich die Institution Kornhausforum?

Für mich persönlich war das ein Ort, der einem – trotz extrem kleiner finanzieller Mittel – eine unglaublich breite Palette von MögNomaden im Regenwald oder Berner Nächte auf dem Vorplatz, kann, dass es sie interessiert.

lichkeiten bietet, mit den Menschen in Kontakt zu treten, sie zu erreichen und vielleicht auch zu berühren.

Welches ist der thematische rote Faden des Konzepts?

Das Kornhausforum ist eine Kulturinstitution mit Leistungsvertrag telland. Seine Themen sind Fotografie, Architektur und Design. Wie entsteht das Programm?

Es gibt feste, wiederkehrende Programmteile, die Jahresausstellung der Architekturabteilungen der Berner Fachhochschule, die Design Stiftung, auch sie eine Partnerin.

Ansonsten finden auf der Galerie im zweiten Obergeschoss und im Stadtsaal regelmässig Ausstellungen statt, die das Kornhausforum in Eigenregie oder in Zusammenarbeit mit externen Organisatoren macht. In der Zeit, in der ich das Kornhausforum leitete, waren

«Die historische Bedeutung des Orts war manchmal allerdings auch ein schweres Erbe.»

meisten am Herzen lag, und warum?

Oft war es gerade das Ausstellungsprojekt, das wir gerade am Realisieren waren. Das war das Schöne an der Arbeit, die ich dort Fotografin oder eines Fotografen zum Beispiel, dieses allmähliche macht hat.

Und dann das Umsetzen: Wie man den Stoff einer Ausstellung, einen vergessenen Nachlass, eine Reportage über die letzten wie man das den Besucherinnen und Besuchern so vermitteln mit der Stadt, dem Kanton und der Regionalkonferenz Bern-Mit-

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Welche Ausstellungen laufen noch bis Ende Jahr?

Ende November eröffnet im Stadtsaal eine Ausstellung des Schweizerischen Werkbunds über den Berner Möbeldesigner Hans Eichenberger und zwei junge Designer im Dialog. Auf der Galerie ist bis Ende Januar 2021 meine Abschiedsausstellung zu sehen: «The Last Picture Show» mit je einem Bild aller Fotografinnen und Fotografen, die in den letzten zwölf Jahren im Kornhausforum ausgestellt haben.

Seit dem 2011 lancierten Dokumentarfilm «Herz im Emmental» hast du als Regisseur keine Filme mehr gedreht – warum nicht?

Das war vor allem eine Zeitfrage. Das Kornhausforum war ein Vollzeitjob.

Für das 2016 erschienene Buch «Tschäppät, ein Name – 100 Jahre Bern» hast du einen Teil über die Baugeschichte Berns beigetraBreitenrain. gen und aufgezeigt, dass die Tschäppäts in Bern Spuren hinterlassen haben. Welches war für dich der Anreiz zur Mitwirkung?

Ganz einfach: Alexander Tschäppät hat mich als Mitautor des Buchs vorgeschlagen.

Welche Pläne hast du für die Zeit nach der Pensionierung?

Im Pensionsalter bin ich schon, ich gehörte diesen Frühling zur Risikogruppe. Jetzt fallen dann die festen Strukturen weg, und Ende des Monats kommt kein Lohn mehr. Doch Projekte kann ich auch so realisieren. Texte schreiben, fotografieren, vielleicht noch einmal Film. Aber ein wenig weisses Land ist das schon, was da vor mir liegt. Daran muss man sich erst gewöhnen.

Wie geht es weiter mit dem Kornhausforum?

Ab Januar 2021 übernimmt Nicolas Kerksieck die Leitung. Ein Auswärtiger, er lebt mit seiner Familie in Luzern. Das kann man als Risiko sehen, aber es kann auch eine Chance sein: Alles mit einem

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