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Ostbahn Berlin – Küstrin
OSTBAHN BERLIN-KÜSTRIN SOLL ZWEIGLEISIG UND ELEKTRIFIZIERT WERDEN
AM 9. SEPTEMBER 2020 SCHLOSSEN SICH IN KIETZ-KÜSTRIN GEMEINDEN UND LANDKREISE ENTLANG DER OSTBAHN ZUM VEREIN OSTBAHN-INITIATIVE E.V. ZUSAMMEN, VIER TAGE DAVOR RIEF DER FACHAUSSCHUSS MOBILITÄT DER SPD BERLIN MIT EINER SONDERFAHRT AUF DER OSTBAHN ZUM AUSBAU DIESER BAHNLINIE AUF.
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Die Preußische Ostbahn Berlin-Bromberg-Königsberg ist eine Eisenbahnstrecke mit langer Geschichte. Aber nach dem Zweiten Weltkrieg verordnete die Sowjetunion im Rahmen der Kriegsreparationen zwischen Berlin und dem heutigen Grenzort zu Polen Kietz-Küstrin den Abbau des zweiten Gleises. Bis heute können sich Züge aus zwei Richtungen auf einem Abschnitt von 50 Kilometern nur an einer Ausweichstelle überholen. Wenn also einer dieser Züge verspätet ist, ist es auch der andere. Bei der Konferenz in Kietz erzielte die einladende Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg einen wichtigen Erfolg beim Aufbau des Unterstützer-Netzwerks für die Ostbahn. Schon einmal gab es eine ähnliche Lobbygruppe für die Ostbahn, die jedoch aus verschiedenen Gründen ihre Arbeit einstellte. Der neu gebildete Verein kann die Vorstufe zu einem EVTZ darstellen, einem Zweckverband nach europäischem Recht. Das Gründungsdokument wurde durch Vertreter von 12 Gemeinden entlang der Ostbahn, der Industrie- und Handelskammern Berlin und Ostbrandenburg, des Landkreises Märkisch-Oderland und der Euroregion Pro Europa Viadrina unterzeichnet. „Wir freuen uns, dass die Kommunen hier entlang der Strecke auf deutscher Seite sich jetzt wieder zusammenfinden“, erklärte Robert Radzimanowski, bei der IHK Ostbrandenburg zuständig für Regionalpolitik, gegenüber dem Hanse Medien-Verlag. „Sie verleihen dem gemeinsamen Willen Ausdruck, diese Strecke wiederzubeleben, zweigleisig elektrifiziert, und damit die gesamte Regionalentwicklung zu ermöglichen, sowohl für Pendler, die in Berlin leben, aber auch für Berliner, die sich für das Umland entscheiden, um hier zu leben, zu arbeiten, und natürlich auch für Unternehmen, die dann hier bessere Standortbedingungen haben.“
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OSTBAHN-AUSBAU: LÄNDER SOLLEN IN VORLEISTUNG TRETEN
Die Konferenzteilnehmer wurden auch durch Staatssekretär Rainer Genilke vom brandenburgischen Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung begrüßt. Genilke ist seit Juni 2020 auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Verkehrsverbunds BerlinBrandenburg, der in der Region den öffentlichen Personenverkehr organisiert und bestellt. Er sah sich der Forderung gegenüber, dass Berlin und Brandenburg die Vorplanung der Ostbahn im Voraus finanzieren sollten. Genilke zeigte sich offen für diesen Vorschlag, machte jedoch keine feste Zusage.
Die polnischen Gemeinden wurden von Santok vertreten, das heute wahrscheinlich der wichtigste Verfechter der Ostbahn unter den Gemeinden auf polnischer Seite ist. Der stellvertretende Marschall der Wojewodschaft Lubuskie Tadeusz Jędrzejczak hielt eine Unterstützer-Rede. Unter anderem werden dank ihm bereits Pläne zur Elektrifizierung der Ostbahn auf polnischer Seite umgesetzt. Im Gegensatz zu Deutschland haben polnische Wojewodschaften größere Möglichkeiten, die Verwendung von EUMitteln für die Eisenbahninfrastruktur zu beeinflussen. „Wir bedauern das sehr, dass wir jetzt wieder mal auf deutscher Seite hinterherhinken hinter den Entwicklungen, die in Polen stattfinden“, erläuterte dazu dem Hanse Medien-Verlag IHK-Vertreter Radzimanowski. „Dort gibt es die Entscheidung, die Strecke weiter zu ertüchtigen, zu elektrifizieren. Das brauchen wir natürlich auch für den deutschen Abschnitt, und insofern können wir nicht warten bis zum nächsten Bundesverkehrswegeplan, sondern es muss jetzt unmittelbar mit der Planung des Ausbaus begonnen werden, damit wir hier auf absehbare Zeit auch wirklich Verbesserungen im Personenverkehr, aber auch für den Güterverkehr anbieten können. Hier würden wir uns wünschen, dass das Land Brandenburg, auch gerne gemeinsam mit dem Land Berlin, ein bisschen in die Vorleistung geht, für den Bund die Planung vorfinanziert, ähnlich wie es ja geglückt ist bei der Strecke Berlin — Angermünde — Stettin. Einfach, um da dem Bund und der DB sozusagen hilfreich unter die Arme zu greifen, zu sagen Okay, wir verlieren nicht noch weitere Jahre, bis es dann noch zum Ausbau kommen kann, sondern wir setzen jetzt ein Signal, dass es auch für die Region ein wichtiges Infrastrukturprojekt ist. Und deshalb nehmen wir das Geld gerne in die Hand und gehen in Vorleistung.“ Die Sonderfahrt der Berliner SPD fand auf der Strecke Berlin-Kietz-Gorzów Wlkp. (Landberg a.d.Warthe)-Santok-Łagów und zurück statt. Gefahren wurde mit einem zweiteiligen Dieseltriebzug Marke LINK aus dem PESA-Werk im polnischen Bydgoszcz (Bromberg), der dem Berliner Regionalverkehrsunternehmen Niederbarnimer Eisenbahn NEB gehört. Auf polnischer Seite saß ein Fahrzeugführer des Bahnunternehmens POLREGIO am Fahrerpult. Bei der Überfahrt über die Oder von Deutschland nach Polen von Kietz nach Kostrzyn wurde daran erinnert, dass ab Dezember dieses Jahres die erneuerungsbedürftige alte Oderbrücke durch eine neue
Netzwerkbogenbrücke mit einer Länge von 130 m und Vorfluter-Überführungen ersetzt wird. Die neuen Eisenbahnbrücken werden insgesamt 50 Millionen Euro kosten. Gemäß zwischenstaatlichen Verträgen werden die Renovierung oder der Bau einer neuen Brücke, welche die beiden Länder verbindet, abwechselnd von Polen und von Deutschland bezahlt. Der letzte Bau dieser Art wurde von Polen finanziert, daher werden die Kosten des Projekts diesmal aus dem deutschen Haushalt gedeckt. Der Bau soll 2022 abgeschlossen sein.
DEUTSCH-POLNISCHES OSTBAHN-MEMORANDUM ERFÜLLEN
Die Reise hatte für die SPD Berlin der Verkehrsexperte Dr. Jürgen Murach organisiert. Er berichtete dem Hanse Medien-Verlag: „Genau vor einem Jahr haben die damalige Verkehrsministerin Frau Schneider aus Brandenburg und die Verkehrssenatorin aus Berlin, Frau Günther, zusammen mit dem Marschall der Wojewodschaft Lubuskie ein Memorandum unterzeichnet, das man initiativ werden will für die Modernisierung zweier Strecken. Das eine ist die Ostbahn, und das zweite ist die Strecke von Cottbus über Guben nach Zielona Góra. Auf polnischer Seite hat sich schon einiges getan. Deshalb wollen wir da noch einmal daran erinnern, dass auf deutscher Seite Handlungsbedarf ist.“ Laut Dr. Murach gibt es auf dem deutschen Abschnitt der Ostbahn von Berlin bis Kietz derzeit 34 Personenzüge am Tag, die auch in der Berufsverkehrsspitze sehr gut belegt sind mit Pendlern. Dabei zeige sich, dass die Eingleisigkeit einen stabilen Betrieb behindert. So waren zunächst die Züge, die von der NEB organisiert werden, bis zum Bahnhof Berlin-Ostkreuz durchgefahren. Doch das musste größtenteils wieder aufgegeben werden, weil die Störanfälligkeit durch Eingleisigkeit und Gleiskreuzungen sehr hoch sei. Jetzt ist wieder Fahrtschluss in Berlin-Lichtenberg.
ENGPASS BAHNSTRECKE BERLINFRANKFURT/O.
Dr. Murach: „Und wir sehen natürlich einen zweiten Engpass auf uns zukommen. Die Frankfurter Bahn ist schon ziemlich voll. Wir wollen den 20-Minuten-Takt im Personenverkehr einführen 2022 von Frankfurt/ Oder nach Berlin. Und es kommen sehr viele große Container-Zuwächse aus Polen, von der Seidenstraße. Wenn 2026 die Rail Baltica fertig sein wird, wird es noch mehr Güterverkehr werden. Eine Prognose besagt, dann wird es täglich 14 Container-Züge zusätzlich geben. Das heißt, wenn wir nicht die Ostbahn als Entlastungsstrecke haben werden, wird auch die Frankfurter Bahn völlig überlastet sein. Es gibt ein Gutachten, das zeigt auf, dass dann sogar die Eurocity-Züge nur mit niedriger Geschwindigkeit fahren können, damit die Kapazität der Strecke beibehalten werden kann.“
Hermann Schmidtendorf Redaktion bahn manager
Am 11. Dezember 2020 sendet das SWR-Fernsehen von 14.15 bis 14.45 Uhr die 1005. Folge des erfolgreichsten Eisenbahn-TV-Programms deutscher Sprache „Eisenbahn-Romantik“. Das Thema lautet „Die Ostbahn – Von Berlin in Richtung Masuren“. Hanse Medien-Verlag-Chefredakteur Hermann Schmidtendorf konnte an der Entstehung des Films mitwirken. Er gibt an mehreren Stellen Erläuterungen zu der Bahnstrecke, trifft sich mit dem Referenten der IHK Ost-Brandenburg Guido Noack und dem langjährigen Stadtdirektor von Gorzów / Landsberg an der Warthe Jacek Jeremicz, die ebenfalls in dem Film auftreten. So finden die Bemühungen um den Ausbau dieser wichtigen Bahnstrecke auch ihren Ausdruck in dem Film für Bahnfreunde. Zu sehen sein werden unter anderem Aufnahmen von der Ostbahn aus Malbork/Marienburg, Bydgoszcz/Bromberg mit einem Werksbesuch beim Bahnhersteller PESA, Piła/Schneidemühl, die Schmalspurbahn von Białośliwie/Weißenhöhe, Kostrzyn, Kietz-Küstrin und Seelow. Autor und Produzent des Films ist Michael Mattig-Gerlach. hmv