aktuell Saison 2009/10 Editorial
Liebes Publikum Liebe FreundInnen und Freunde der basel sinfonietta Zurück von der viel beachteten Konzertreise nach Baku im Rahmen des Festivals «CULTURESCAPES Aserbaidschan», befinden wir uns wieder einmal mitten in einer aufregenden Konzertsaison. Nahezu direkt vom Kaspischen Meer bereisten MusikerInnen der basel sinfonietta den Atlantischen Ozean, um auf dem berühmten Kreuzfahrtschiff MS Europa die Gäste musikalisch zu verwöhnen. An unserem Hauptstandort Basel dürfen wir in dieser Saison 14 Prozent mehr Abonnenten begrüssen und freuen uns über gut besetzte Konzertsäle. Dieser enorme Zuspruch von Ihnen, unserem Publikum, ist besonders wichtig, denn der Grosse Rat entscheidet in Kürze über den neuen Subventionsvertrag. Investitionen, die rentieren, tätigt man immer leichter. In der kommenden Saison 2010/11 feiern wir das 30-jährige Jubiläum der basel sinfonietta. Das Lucerne Festival hat uns zu einem Konzert mit mehreren Uraufführungen eingeladen (s. Rückseite). Bei unserer Eröffnung in Basel werden wir die Gäste des Weltkongresses der Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW) begrüssen. Ausserdem freuen wir uns auf die erneute Zusammenarbeit mit dem Theater Basel im Römertheater Augusta Raurica. Als grosses Ziel bis zur Jubiläumssaison haben wir uns vorgenommen, die Mitgliederzahl des Fördervereins auf 30 mal 30 = 900 zu steigern. Viele treue Mitglieder wissen, dass das Geld in die Musik und den Geist unseres Orchesters gut investiert ist. Einige mitreisende Förderer, die uns nach Baku begleitet haben, konnten sich jüngst vom Elan und der Spielfreude unseres Orchesters überzeugen. Noch ist genug Zeit, unser Ziel zu erreichen – helfen auch Sie mit! «aktuell» möge Sie informieren und anregen. Die MusikerInnen freuen sich schon auf Ihren nächsten Konzertbesuch! Ihr Harald Schneider, Geschäftsführer
Die basel sinfonietta in der Philharmonie Baku
Reisebericht
Bye bye Basel – hello Baku Im Rahmen des Schweizer Festivals CULTURESCAPES gab die basel sinfonietta Anfang November ein Konzert in der Philharmonie Baku. Das lokale Publikum dankte mit begeistertem Applaus und Standing Ovations. Es war das erste Mal, dass ein Schweizer Orchester in Aserbaidschan zu Gast gewesen ist. So eine ungewöhnliche Reise hat es in der bald 30jährigen Geschichte des Orchesters bislang noch nie gegeben: Aserbaidschan … Was wissen wir eigentlich über dieses ferne Land? Schon die Schreibweise des Namens bereitet erste Schwierigkeiten. Mit «ai» oder «ei»? Nahezu unmöglich, die Lage auf der inneren Landkarte genauer zu bestimmen. Irgendwo da unten rechts, beim Kaukasus, am Kaspischen Meer. Ein Blick ins Internet offenbart Genaueres. Die Hauptstadt heisst Baku und hat geschätzte 2,5 Millionen Einwohner. Sie liegt am östlichen Ende des Landes, auf einer kleinen Halbinsel, die wie der Schnabel eines grossen Vogels aussieht, der ins Meer hineinragt. Dahin also soll es gehen. In unserer Sondermaschine überqueren wir nach vierstündiger Reise den Kaukasus, den das glühende Licht der Abendsonne in rot gesprenkelten Marmorfarben aufleuchten lässt. Das Flugzeug setzt zur Landung an, unter uns das Kaspische Meer, wir blicken auf Bohrinseln, die mit der aserbaidschanischen Staatsflagge geschmückt sind – laut Schätzungen sind es 1,099 Millionen Barrel, die hier täglich gefördert werden. Es scheint, als verfüge das Land über ein schier endloses Reservoir an fossilen Brennstoffen.
Eine Stadt mit zwei Gesichtern Am Flughafen angekommen geht alles sehr schnell. Wir sind «geladene Gäste», in weniger als einer halben Stunde werden wir freundlich durch die Passund Visakontrollen gewunken. Auch unsere drei Kontrabässe, die einzigen Passagiere, die nicht in der Kabine mitreisen durften, sind wohlbehalten und sicher verpackt in ihren Flightcases eingetroffen. Mit drei nahezu voll besetzten Reisebussen fahren wir zu unserem Hotel. Vorbei an verdorrter, karger Landschaft, vorbei an Bauruinen und halbverfallenen Häuserzeilen. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir die Stadt. Unsere Busse drängeln sich durch den dichten Grossstadtverkehr. Eine Baustelle reiht sich an die nächste, Schilder künden von ehrgeizigen Projekten: Luxushotels werden errichtet, repräsentative Plätze angelegt, die Stadt erlebt dank des grossen Wirtschaftswachstums einen beispiellosen Bauboom. Einkaufsboutiquen mit schneeweisser Fassade säumen als Arkadenfront die Strasse. Eine breite, mehrere Kilometer lange Uferpromenade führt durch grüne, liebevoll gepflegte Gärten. Grobe, mehrstöckige Wohnklötze schiessen aus dem Boden empor. Dicht gedrängt stehen heruntergekommene Wohnbauten, die so kümmerlich vermauert sind,
Fragen an Marc Kilchenmann, Fagott
Dirigent Stefan Asbury und Komponistin Frangiz Alizade besprechen letzte Korrekturen
dass sie ein Erdbeben – Aserbaidschan liegt in einem Risikogebiet – wohl nicht überstehen werden. Die Stadt zeigt uns ihre zwei Gesichter. Nach dem Einchecken ins Hotel beschliessen wir den Tag mit einem gemütlichen Essen in einer urigen Karawanserei. Bauchtänzerin, Fakir und weitere folkloristische Showeinlagen inklusive. In der gelben Philharmonie Am nächsten Morgen brechen wir zur Philharmonie auf: Ein einladendes, gelbes Gebäude im «Zuckerbäckerstil», dessen Foyer ein Feston blau-weisser Luftballons ziert. «Welcome», werden wir auf Englisch von den hilfsbereiten Mitarbeitern begrüsst. Man freut sich über unseren Besuch. 1906 von einem Erdölbaron errichtet, war das Bauwerk ursprünglich als Privatclub für die reiche Oberschicht gedacht, seit 1936 dient es als Philharmonie. Diese Mehrfachnutzung ist dem Raum anzumerken: Der ovalförmige Konzertsaal ist für unsere Begriffe ziemlich klein; auf der Bühne, die sich wie eine Apsis nach hinten verjüngt, herrscht akute Platznot. Gut, dass dieses Programm mit 74 Musikern für sinfonietta-Verhältnisse relativ klein besetzt ist; ein grösserer Klangkörper fände auf dieser Bühne wohl keinen Platz. Akustisch hat es der Raum in sich; vor allem die Holzbläser, die nicht erhöht, sondern auf ebener Bühne platziert sind, laufen Gefahr, von der breit aufgestellten Streicherfront verschluckt zu werden. Die Instrumente, die wir uns von der Philharmonie leihen dürfen, befinden sich in keinem guten Zustand. Die mehrfach gerissenen Paukenfelle sind notdürftig mit Klebeband repariert, der Harfe fehlen zwei Saiten. Trotzdem ist die Stimmung gut, als Dirigent Stefan Asbury mit dem Cellisten Julius Berger das Podium betritt. Es folgt eine intensive und konstruktive Arbeitsprobe, bei der auch Komponistin Frangiz Alizade anwesend ist. Aus dem Halbdunkel des Zuschauerraums erteilt sie Verbesserungsvorschläge und Klangkorrekturen. Nach vierstündiger Probe geht es zu einer kurzen Verschnaufpause ins Hotel – und dann wieder zurück zur Philharmonie. Unsere Busse mühen sich durch den abendlichen Berufsverkehr. Verstopfte Einbahnstrassen, durch die sich regelrechte Autokolonnen schieben; entnervte Fahrer, die sich aggressiv in unsere Spur drängeln. Als Fussgänger hier eine Strasse zu überqueren, scheint uns ein lebensgefähr-
liches Unterfangen zu sein. Obwohl unsere Fahrtzeit zur Philharmonie grosszügig kalkuliert ist, wird es schliesslich doch relativ knapp. Im Konzert Unser Konzert ist gut besucht. Geladene Gäste aus Wirtschaft und Politik sitzen im Saal, das aserbaidschanische Staatsfernsehen filmt und führt Interviews mit der lokalen Prominenz. Einziger Wehrmutstropfen: Im freien Verkauf konnte man für die Veranstaltung keine Karten erwerben, die Besucher sind handverlesen. Gerne würden wir für eine breitere Zuhörerschaft spielen. Zu Beginn des Konzerts richtet der Schweizer Botschafter, Alain Guidetti, einige Worte an das Publikum. Er informiert, dass die Schweiz erst seit drei Jahren eine diplomatische Vertretung in Aserbaidschan habe. Unser Konzert sei der bislang wichtigste kulturelle Anlass zwischen beiden Ländern. Dann beginnt der musikalische Teil des Abends. Das Publikum ist unruhiger, als das in Basel der Fall ist, auch Mobiltelefone sind im Konzertsaal kein Tabu, der eine oder andere Anruf wird mit entwaffnender Selbstverständlichkeit entgegengenommen und beantwortet. Nun ja, man hatte uns diesbezüglich schon vorgewarnt. Die Werke der ersten Konzerthälfte, die Musica luminosa des Basler Komponisten Rudolf Kelterborn sowie das Cellokonzert Mersiye, treffen auf das Wohlwollen des Publikums. Grosser Applaus für Frangiz Alizade, die in ihrer Geburtsstadt ein Heimspiel feiert und mit Blumenbouquets förmlich überschüttet wird. Der mitreissende Schluss-Satz von Antonín Dvořáks Achter Sinfonie führt schliesslich zum Ziel des Abends. Grosser, ehrlicher Applaus, wie man ihn nur selten am Ende eines klassischen Konzerts finden kann. Eine wirklich positive Überraschung. Wir sind erschöpft von den vielen Eindrücken, erstaunt über so viel herzliche Zustimmung, gejetlacked von der langen Reise, hungrig wie immer und sehr zufrieden. Morgen steht eine kurze Stadtbesichtigung auf unserem Reiseprogramm. Dann geht es wieder zurück nach Basel. Bye bye Baku.
In der basel sinfonietta seit: Ein erstes Gastspiel gab ich 1992, fest dabei bin ich seit 1997. Ein Fagott ist: … ein Chamäleon. In meinem CD-Player liegt zurzeit: Ich könnte täglich Don Giovanni hören. Wenn ich spontan einen Tag frei habe, dann: … mache ich eine Weltreise. Mein erstes Konzerterlebnis: Mit fünf durfte ich die Generalprobe von Haydns Jahreszeiten anhören. Danach habe ich die Schallplatte jeden Sonntag auf dem Sofa von neuem angehört. Noch heute kenne ich die meisten Nummern auswendig. Meine letzte besuchte kulturelle Veranstaltung: Als Verleger von Urs Peter Schneider musste ich natürlich unbedingt bei der Verleihung des Kompositionspreises des Schweizerischen Tonkünstlervereins 2009 dabei sein. Wenn ich nicht Musiker geworden wäre: Mit 5 wollte ich Opernsänger werden, mit 10 Radrennfahrer, mit 15 Berufsrevolutionär, und mit 20 entschloss ich mich dann doch, einen anständigen Beruf zu erlernen. Die basel sinfonietta ist für mich: Das Orchestermodell der Zukunft. Zwar befürchte ich im Moment, dass vor allem unsere prekären Lohnbedingungen Schule machen werden, aber ich bin sicher, dass sich immer mehr Musiker das Saisonprogramm nicht länger vom Markt, dem Management oder dem Chefdirigenten aufzwingen lassen wollen. Die sinfonietta ist deshalb ein kleines Stück verwirklichte Utopie – um die es immer wieder zu kämpfen gilt. Auf dieses Konzert der basel sinfonietta freue ich mich ganz besonders: Seit einigen Jahren kümmere ich mich intensiv um das Werk des grossen, aber bis anhin unbeachteten Avantgardisten Hermann Meier. So betreue ich als Verleger auch die Gesamtausgabe. Im Januar wird die basel sinfonietta nun als erstes Orchester überhaupt zwei seiner weit über zwanzig Orchesterwerke uraufführen. Eine besondere Ehre ist mir, dass ich für die Einführung verantwortlich bin.
Werden Sie Mitglied des Fördervereins! Als Mitglied des Fördervereins geniessen Sie viele Vorteile, u.a. veranstaltet die basel sinfonietta jährlich ein besonderes Konzert für Vereinsmitglieder, ausserdem haben Sie ein Vorzugsrecht auf Abonnements oder Einzelkarten. Eine Einzelmitgliedschaft ist bereits ab CHF 50 möglich; für Paare beträgt der Mitgliederbeitrag CHF 80. Gerne nehmen wir Ihre Anmeldung entgegen: Förderverein, basel sinfonietta
Die basel sinfonietta und CULTURESCAPES danken den Projektsponsoren: der Elektrizitäts-Gesellschaft Laufenburg AG, HEIVISCH, der Fluggesellschaft Hello, Pro Helvetia sowie Holcim/Garadagh
Postfach 332, 4018 Basel Genauere Informationen zum Förderverein finden Sie auch auf unserer Homepage: www.baselsinfonietta.ch
Vorschau
Mehr als Multimedia
Im März-Konzert der basel sinfonietta ist die amerikanische Performerin Laurie Anderson bei einem ihrer wenigen EuropaAuftritte zu erleben. Die basel sinfonietta sprach mit der gefragten Künstlerin über ihre Musik. Mir fällt auf, dass ich mich sehr für Rhythmus interessiere. Häufig hat meine Musik kein festes Metrum. Daher arbeite ich gerne mit Musikern zusammen, die in einer Tradition verwurzelt sind, in der das Metrum eher dahin gleitet. Kein eigentlicher 4/4-Takt, sondern ein gefühltes Zeitmass. Das erfordert einige Flexibilität. In meiner Komposition Amelia Earhart, die auch in Basel zu hören sein wird, gibt es viele dieser merkwürdigen rhythmischen Konstellationen.
In Ihrer Arbeit verbinden Sie unterschiedlichste Kunstformen: Film, Theater, bildende Kunst und Musik. Sehen Sie sich eher als PerformanceKünstlerin oder als Musikerin? Laurie Anderson: Das entscheide ich relativ spontan, je nach Tag und Projekt. Ich habe kein vorgefertigtes Selbstverständnis. Schon als Kind habe ich mich nie auf einen konkreten Beruf festlegen wollen und die verschiedensten Dinge ausprobiert. Diese Einstellung habe ich mir bis heute bewahrt. Zurzeit schreibe ich beispielsweise an einem Theaterstück. So etwas habe ich noch nie zuvor getan; ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie man so etwas macht, aber ich versuche es. Ich möchte meine Arbeit nicht genauer definieren; das ist mir fremd. Wenn überhaupt, greife ich gerne auf den Begriff «Multimedia» zurück: Niemand weiss, was das eigentlich genau sein soll. Das mag ich. Häufig verfremden Sie in Ihren Kompositionen den Klang der Violine. Genügt Ihnen das Klangspektrum des Instruments nicht? Im Gegenteil – ich versuche mit technischer Hilfe auf der Violine die Klänge hörbar zu machen, die sonst nur für den Spieler wahrnehmbar sind: das Rauschen des Bogens, der über die Saiten streicht, die Hände, die das Instrument berühren, die verschiedenen Obertöne. Ich möchte, dass all diese Dinge nicht bloss als Geräusche, sondern als melodische Klänge zu spüren sind. Dabei versuche ich nicht, die Violine in ein anderes Instrument zu verwandeln. Ich liebe analoge Klänge – virtuelle Instrumente gefallen mir überhaupt nicht. Das musikalische Spektrum Ihrer Arbeit reicht sehr weit, von experimenteller Musik bis zu Artrock. Wie würden Sie Ihre Musik mit Ihren eigenen Worten beschreiben?
Amelia Earhart (1897 – 1937) war eine amerikanische Luftfahrt-Pionierin. Was ist so besonders an ihr? Sie hat einige der mutigsten Taten der Menschheitsgeschichte vollbracht. Stellen Sie sich vor, in einem Flugzeug aus den frühesten Jahren der Luftfahrt um die Welt zu fliegen! Zumal Amelia selbst zugibt, die technische Ausrüstung nicht hundertprozentig verstanden zu haben … Ihre Geschichte ist ein äusserst ungewöhnliches Abenteuer. In Amerika ist sie sehr bekannt, geradezu ein Mythos. Einerseits ist sie ein durch und durch romantischer Charakter, anderseits ist sie auch ein praktisch denkender Mensch gewesen. Die Tatsache, dass sie mit ihrem Presse-Agenten verheiratet war, verrät viel über ihr wahres Selbst. Sie wollte genau kontrollieren, wie und was über sie in den Medien berichtet wird. Zudem führte Amelia leidenschaftlich Tagebuch. Sie beschreibt wunderbar, was in ihr vorgeht, wenn sie mit einer für heutige Verhältnisse sehr geringen Höhe den Atlantik überfliegt. Gleichzeitig liebte sie das Risiko: Ihr letzter Zwischenstopp bei der Umrundung des Äquators sollte die Howlandinsel im Pazifischen Ozean werden. Die Chance, diese Insel zu finden, lag bei 50 Prozent, und das wusste sie auch. Ihr Verbleib konnte nie aufgeklärt werden, es gibt die verrücktesten Theorien über ihr Verschwinden.
elle Situation in Amerika. Es ist eine Art Requiem. Ich benutze Erlebnisse aus meiner Kindheit, um verschiedene Geschichten zu erzählen. Dabei verwende ich einen Mikrophonfilter, der mir eine männliche Stimme verleiht. Das gibt dem Stück einen sehr melancholischen Anstrich. Dabei gibt es zahlreiche «Jumb cuts», die zu einigen lustigen Zwischentönen führen. Es hat mir unglaublich grossen Spass bereitet, dieses Stück zu schreiben. Wir freuen uns sehr darauf – herzlichen Dank für dieses Interview.
Laurie Anderson darf mit Recht eine Ausnahmekünstlerin genannt werden. Ein grosses Publikum erreichte sie 1981 mit dem Song O Superman, der es auf Platz 2 der britischen Singlecharts brachte. Im Lauf ihrer weiteren Karriere arbeitete sie unter anderem mit Andy Kaufman, William S. Burroughs, Peter Gabriel, Jean-Michel Jarre, John Cage, Philip Glass und Lou Reed zusammen. Laurie Anderson schrieb Filmmusik für Wim Wenders und Jonathan Demme sowie für renommierte Choreographen wie Trisha Brown und Bill T. Jones. Ihr Album Life on a String erhielt 2001 den Preis der deutschen Schallplattenkritik. Als bildende Künstlerin war Laurie Anderson mit ihren Werken u.a. im Museum of Modern Art, New York und im Musée d’art contemporain in Lyon zu sehen. Darüber hinaus wirkte sie im künstlerischen Team mit, das 2004 die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Athen ausrichtete.
Neues aus Amerika John Zorn (*1953): For your eyes only (1989) Julia Wolfe (*1958): My beautiful scream für Streichquartett und Orchester (2004), Schweizer Erstaufführung, Auftragswerk
In welcher Weise nehmen Sie in Ihrer Komposition Bezug auf Amelia Earhart? Ich verwende ihre eigenen Worte und zitierte aus ihrem Flug-Tagebuch. Es sind ausschliesslich Zitate. Anscheinend ist das so etwas wie ein Thema von mir: Menschen, die auf dem Meer verschwinden. Vor einigen Jahren habe ich mit Moby Dick eine ähnliche Geschichte erzählt – aber das ist mir erst aufgefallen, als ich die Arbeit an Amelia Earhart so gut wie beendet hatte.
der basel sinfonietta Laurie Anderson (*1947)/Arvo Pärt (*1935): Fratres (1977/2008) Laurie Anderson/Dennis Russell Davies (*1944): Amelia Earhart (2000) Michael Gordon (*1956): Dystopia (2007), Schweizer Erstaufführung mit einem Film von Bill Morrison Leitung: Kasper de Roo E-Violine: Laurie Anderson Streichquartett: DoelenKwartet
Das zweite Stück, das Sie in Basel interpretieren werden, ist Ihre Adaption der berühmten Arvo Pärt-Komposition Fratres. Worum geht es in diesem Stück? Meine Fratres-Version ist eine Art Essay über das Verstreichen der Zeit und bezieht sich auf die aktu-
Basel, Stadtcasino: 19. März 2010, 19.30 Uhr
Kartenvorverkauf: Bider & Tanner, Kulturhaus mit Musik Wyler, +41 61 206 99 96 www.musikwyler.ch, www.baselsinfonietta.ch
Vorschau 2010/11
Auf zu Lucerne Festival ! Längst ist sie zur Tradition geworden, die Diskussion des aktuellen Stands der musikalischen Avantgarde: Seit 109 Jahren trifft sich der Schweizerische Tonkünstlerverein einmal jährlich zum Tonkünstlerfest. Ein wichtiger Anlass, um den Austausch zwischen den verschiedenen Landesteilen zu fördern. Dass auch die basel sinfonietta als Schweizer Sinfonieorchester für Neue Musik hier mitreden sollte, versteht sich von selbst. Mit gleich drei Uraufführungen meldet sich das Basler Orchester zu Wort und präsentiert Werke des Tessiner Komponisten Nadir Vassena (*1970), ein Improvisationsprojekt des Basler Schlagzeugkünstlers Fritz Hauser (*1953) sowie eine grosse Komposition für Klavier, Hammond-Orgel
Die nächsten Konzerte
Zwölf Töne für Bach
In ihrem Januar-Konzert möchte die basel sinfonietta an den Schweizer Komponisten Hermann Meier erinnern, der zu lange schon von der Musikgeschichtsschreibung ignoriert wurde. Er ist der erste Schweizer Komponist, der sich der seriellen Technik bedient und Cluster verwendet.
und Orchester von Michael Wertmüller. Ein spannendes und mit Sicherheit überraschendes Konzert, welches im Rahmen des Lucerne Festival im Sommer stattfindet und den Höhepunkt eines Schweizer Uraufführungswochenendes mit 22 Premieren markiert. Uraufführungen von Fritz Hauser, Nadir Vassena, Michael Wertmüller; Moloch von Martin Jaggi Leitung: Stefan Asbury Luzern, KKL, Grosser Saal: 12. September 2010, 11 Uhr Konzert im Rahmen von Lucerne Festival im Sommer 2010 und des Schweizer Tonkünstlerfests
Harold Lloyds Safety Last !
Wer hoch hinaus will, riskiert einen tiefen Fall: So geht es Harold Lloyd in dem berühmten Stummfilm-Meisterwerk Safety Last! Die basel sinfonietta freut sich, in Zusammenarbeit mit dem Stadtkino Basel/Landkino wieder einen Stummfilm präsentieren zu dürfen. Stummfilm mit Live-Musik von Carl Davis Leitung: Mark Fitz-Gerald
Werke von Johann Sebastian Bach, Hermann
Basel, Dreispitzhalle: 21., 22., 23. April 2010,
Meier (Uraufführungen) und Anton Webern
jeweils um 19.30 Uhr
Fragen an Sylvia Oelkrug, Violine In der basel sinfonietta seit: 2000. Eine Violine ist: … für mich ein höchst widersprüchliches Geschöpf. Ich liebe ihre Intensität und Wendigkeit – ob kraftvoll, sensibel, edel, dreckig … Gleichzeitig empfinde ich sie als beladen mit einem schweren Paket an Erbe und Tradition. Zu viele festgefahrene Vorstellungen von «gut und schlecht» verhindern meiner Meinung nach oft ihren kreativen, frischen Einsatz. In meinem CD-Player liegt zurzeit: Radio String Quartet plays Mahavishnu Orchestra. Wenn ich spontan einen Tag frei habe, dann: … tue ich meist das, was ich am Tag davor gerne noch getan hätte – ich werde fast nie fertig mit meinem «Wunsch-Pensum». Und dann geniesse ich dabei das Mehr an Musse, die Aussicht aufs Bier danach oder die unerwartete Möglichkeit, faul Kollegen zu lauschen … Mein erstes Konzerterlebnis: … als gerade-malTeenie in einem «echten» Orchester war der Messias von Händel. Und am Ende habe ich mit Inbrunst voll in die Pause hereingesägt … Meine letzte besuchte kulturelle Veranstaltung: Hommage an Jeff Buckley im Litfass Freiburg. Wenn ich nicht Musikerin geworden wäre: … hätte ich sicher etwas anderes gefunden, dem ich mich mit Haut und Haaren hätte hingeben können. Denn das ist für mich das Wichtigste. Wahrscheinlich gibt es dafür aber kaum ein geeigneteres Betätigungsund Lebensfeld als die Musik – ich bin sehr glücklich, Musikerin zu sein. Die basel sinfonietta ist für mich: Ein wunderbar kreativer, komplizierter, mutiger, selbstverantwortlicher Haufen. Und die Möglichkeit, spannende Musik am Puls der Zeit mit hervorragenden Dirigenten zu spielen. Auf dieses Konzert der basel sinfonietta freue ich mich ganz besonders: Das Programm mit Laurie Anderson im März 2010.
Leitung: Jürg Henneberger Basel, Stadtcasino: 24. Januar 2010, 19 Uhr Bern, Dampfzentrale: 26. Januar 2010, 20 Uhr
Neues aus Amerika
Mit der Komposition Dystopia des Amerikaners Michael Gordon bringt die basel sinfonietta ein Werk zum Klingen, bei dem das Publikum besser die Gurte anlegen sollte. Ergänzt wird die rasante Musik durch den eindrücklichen Film des Regisseurs Bill Morrison, der erstmals in Europa zu sehen sein wird. Werke von Laurie Anderson, Michael Gordon,
Commedia! Igor Strawinsky und Ferruccio Busoni schufen zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Pulcinella und Arlecchino originelle Eigeninterpretationen der italienischen Commedia dell’arte. Ein fulminanter Saisonabschluss, bei dem auch gelacht werden darf. Werke von Igor Strawinsky und Ferruccio Busoni Leitung: Emilio Pomàrico Solisten: Mitglieder des Opernstudios OperAvenir des Theater Basel und des Theater Freiburg
Julia Wolfe und John Zorn
Basel, Stadtcasino: 17. Mai 2010, 19.30 Uhr
Leitung: Kasper de Roo
Freiburg (D), Konzerthaus: 18. Mai 2010, 20 Uhr
E-Violine: Laurie Anderson
Fribourg (CH), Aula Magna de l’Université:
Streichquartett: DoelenKwartet
19. Mai 2010, 20 Uhr
Basel, Stadtcasino: 19. März 2010, 19.30 Uhr Rotterdam, Concertgebouw de Doelen: 21. März 2010, 20.15 Uhr
Kartenvorverkauf: Bider & Tanner, Kulturhaus mit Musik Wyler, +41 61 206 99 96 www.musikwyler.ch, www.baselsinfonietta.ch
Die basel sinfonietta wird u.a. unterstützt von den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft, der Novartis International AG, UBS, Regent Lightening AG, GGG und HEIVISCH. Impressum Erscheinungsdatum: Dezember 2009 Redaktion: Marco Franke, Harald Schneider Texte: Marco Franke Fotos: Kevin Kennefick (Anderson); ZVG Gestaltung: WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck: Schwabe AG, Muttenz Programmänderungen vorbehalten.