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Zwölf Töne für Bach Bach Meier (UA) Webern Jürg Henneberger Projektunterstützung: Erziehungsdirektion des Kantons Bern, Kultur Stadt Bern, Ernst Göhner Stiftung, Pro Helvetia, Lotteriefonds des Kantons Solothurn
Subventionsgeber
Titelsponsoren
Hauptsponsor
Hauptgönner
Die Diebasel baselsinfonietta sinfonietta dankt dankt ihren ihren Partnern. Partnern.
Programm
Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Präludium und Fuge Es-Dur BWV 552
ca. 15 Min.
Orchestriert von Arnold Schönberg, reduzierte Fassung von Erwin Stein (1739/1928)
Anton Webern (1883–1945)
Symphonie op. 21 (1927/28)
ca. 10 Min.
Hermann Meier (1906–2002)
Stück für grosses Orchester (1960), Uraufführung
ca. 15 Min.
Pause
Hermann Meier (1906–2002)
Stück für Orchester für Werner Heisenberg (1968), Uraufführung
ca. 20 Min.
Anton Webern (1883–1945)
Variationen für Orchester op. 30 (1940)
ca. 10 Min.
Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Fuga (2. Ricercata) aus Das musikalische Opfer BWV 1079/5
ca. 10 Min.
Fassung von Anton Webern (1747/1934)
Leitung: Jürg Henneberger basel sinfonietta
Das Konzert wird vom Schweizer Radio DRS 2 mitgeschnitten und am Donnerstag, 18. Februar 2010, um 22.30 Uhr ausgestrahlt.
Mit freundlicher Unterstützung des Lotteriefonds des Kantons Solothurn sowie der Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung.
Co-Sponsoren
Die basel sinfonietta dankt ihren Partnern.
Aufführungen
Basel, Stadtcasino
Sonntag, 24. Januar 2010, 19 Uhr Konzerteinführung um 18 Uhr im Hans-Huber-Saal mit Marc Kilchenmann (Mitglied der Programmgruppe der basel sinfonietta, Herausgeber von Hermann Meier), Dr. Heidy Zimmermann (Paul-Sacher-Stiftung), Dominik Blum (Klavier) Bern, Dampfzentrale
Dienstag, 26. Januar 2010, 20 Uhr Konzerteinführung um 19 Uhr Mit freundlicher Unterstützung von Yamaha
Wer die basel sinfonietta bei den Salzburger Festspielen 2007 mit der Musik von Giacinto Scelsi und Gérard Grisey gehört hat und im Jahr darauf mit den Werken von Luigi Nono und Salvatore Sciarrino, weiss es: ein Orchester dieser Qualität und mit vergleichbarem Engagement ist schwer zu finden. Im Jahr 2009 wird es zu einer «pèlerinage» von Salzburg nach Weimar kommen. Ich freue mich ganz ausserordentlich, die basel sinfonietta unter Stefan Asbury zu Luigi Nonos «Como una ola» und Mahlers Fünfter begrüssen zu dürfen. «Die Ideale» ist die Kunstfest-Saison 2009 in Weimar überschrieben. Mit der basel sinfonietta haben wir dafür auch den idealen Partner gefunden! Nike Wagner Intendantin «pèlerinages» Kunstfest Weimar
Die Novartis unterstützt die basel sinfonietta und schätzt das hohe Urteil von Nike Wagner.
Werke
Kunst der Fuge oder: Vom Wesen einer objektiven Musik Gedanken zum Programm des heutigen Konzerts Im Jahr 1913 unterscheidet der Musikwissenschaftler August Halm (1869–1929) zwei «Kulturen» der Musik. Eine Kultur sieht er repräsentiert durch die Sonate des Beethovenschen Typs, die andere durch die Fuge Johann Sebastian Bachs: «Die Symphonie, das heisst die Sonate für grosses Orchester, ist heute das Normale, und ungefähr eine Stunde oder noch mehr ihr zu widmen erscheint uns ganz und gar selbstverständlich; dagegen werden sich nicht leicht drei oder zwei Fugen zu einem Ganzen vereinigen, und eine Zehnminutenfuge ist uns schon ein langes Stück. Kein Wunder: die Fuge bietet weniger Abwechslung, ja noch obendrein: sie lässt keine Erholung zu, denn es fehlen ihr die Zäsuren, an denen alle Stimmen teilnehmen: sie Anton Webern entlässt den Zuhörer nie aus der Spannung. Ebenso wenig oder noch weniger den Komponisten: Grund genug für ihre relative Kürze.» Halms Unterscheidung geht aber über die Dauer der Sonate respektive der Fuge hinaus. Er betont auch den schlanken, konstruktiven Charakter der Fuge. «Mehr Skelett als Fleisch» laute bei Bach die Devise, während die Sonate – siehe Beethoven – Muskeln, oder – siehe so manches Werk des 19. Jahrhunderts – auch schon mal Fett ansetzen kann. Arnold Schönberg, Anton Webern und Hermann Meier hätte August Halm wohl auch zur Kultur der Fuge und somit zur Tradition Johann Sebastian Bachs gerechnet. Zu Recht: Schönbergs Zwölftontechnik atmet nicht nur den Geist der Bachschen Konstruktion, sondern bezieht sich direkt auf Bachsche Kompositionstechniken. Spiegelungen, Umkehrungen oder der Krebs, also das Rückwärtsspielen eines Themas, gehören auch zu wesentlichen Techniken Schönbergs. Das stiftet Zusammenhang, garantiert Geschlossenheit und bildet fassliche, organische Gestalten. «Ein Hut bleibt immer ein Hut», pflegte Schönberg zu sagen, «egal wie man ihn wendet.» Schönberg war ein entschlossener Komponist, ein Besessener, der von sich ebenso überzeugt war wie von seiner Zwölftontechnik. Als Kritiker seinem Kompositions-System einen «Akt der Willkür» unterstellten und ihm ein «seelenloses Konstruieren» vorwarfen, antwortete Schönberg rigoros. Der erklärte Rationalist betonte die logische und notwendige Konsequenz einer historischen Entwicklung, die «bei Bach (paradox ausgedrückt) als erstem Zwölftonkomponisten» beginnt.
Werke
Anton Webern und die Kürze der Formen
Anton Webern (1883–1945) gehörte mit Alban Berg zum engen Schülerkreis Schönbergs. Wie sein Lehrer, so hat auch er sich zeitlebens mit Bach ausgiebig beschäftigt. Halm hatte die Kürze der Formen des barocken Meisters erwähnt, und Anton Weberns Werke sind ebenfalls kurz, ja aufs Äusserste komprimiert; sein gesamtes Œuvre umfasst kaum mehr als drei Stunden Spielzeit. Theodor W. Adorno schrieb einmal, dass Webern fähig sei, durch eine einzige Wendung einen ganzen Roman auszudrücken. Und oft sind es gerade diese kurzen Phrasen, die in den beiden sinfonischen Werken, der Symphonie op. 21 und den Variationen op. 30, so oft zu hören sind. Die Symphonie ist von verschiedener Seite als «Meilenstein in der Entwicklung der Zwölftontechnik» bezeichnet worden. Hier realisierte Webern erstmals und mit beeindruckender Konsequenz sein Ideal einer durch und durch organischen KomAnton Webern, porträtiert von position. Weberns Leitbild war Johann Wolfgang von GoeOskar Kokoschka, 1914 the: «Goethes Urpflanze: Die Wurzel ist eigentlich nichts anderes als der Stengel, der Stengel nichts anderes als das Blatt, das Blatt wiederum nichts anderes als die Blüte, Variationen desselben Gedankens.» In der Symphonie sieht die Übertragung dieses Gedankens so aus, dass Webern sämtliches klingendes Material aus einer zwölftönigen Ausgangsreihe ableitete. Schon diese steckt voller innerer motivischer Bezüge – um so möglichst viele damit verbundene Kombinationen auch im späteren Verlauf zu ermöglichen. Offensichtlich war Webern selbst sehr zufrieden mit seiner Symphonie. Angesichts des frappierenden motivischen Zusammenhangs jener Symphonie schrieb der einstige musikwissenschaftliche Erforscher der niederländischen Polyphonie eines Heinrich Isaac: «Das haben selbst die Niederländer nicht zusammen gebracht.» Die Variationen, vier Jahre vor Weberns unbeabsichtigter Erschiessung durch einen amerikanischen Soldaten entstanden, sind ähnlich konzipiert wie die Symphonie. Auch hier steckt die Ausgangsreihe voll innerer Bezüge, auch hier ist alles später Erklingende von ihr abgeleitet. Das Thema hat laut Webern «einleitenden» Charakter. Danach folgen sechs Variationen, die sich allesamt auf die Ausgangsreihe beziehen. Anton Webern und Bachs musikalisches Opfer – eine klingende Analyse
Einen unmittelbareren Bach-Bezug als in seiner hochkonstruktiven Symphonie op. 21 und den Variationen op. 30 nahm Webern in seinem Ricercar, einer Bearbeitung von Bachs 1747 entstandenem gleichnamigen Stück aus dem Musikalischen Opfer, einer Sammlung von kontrapunktischen Sätzen, die jeweils auf einem Thema des Preussenkönigs Friedrich II.
Werke
beruhen. Äusserst wichtig nahm Webern diese Arbeit, die über eine blosse Instrumentation weit hinausging: «Ich arbeite tagaus tagein an der Bach-Fuge», schrieb er am 10. Dezember an seine Freundin, die Dichterin Hildegard Jone. Webern lag vor allem daran, kein – sei es noch so geringes – Detail ausser Acht zu lassen. Er zergliederte die Vorlage in kleinste Motive; schon zu Beginn fragmentiert er das Fugenthema und lässt es von verschiedenen Instrumenten intonieren, um später den Reichtum motivischer Bezüge weiter minutiös herauszuarbeiten. Das Ricercar ist so etwas wie eine klingende Analyse – und diese Analyse, sie sollte dem Hörer auch mitgeteilt werden. An den Dirigenten Hermann Scherchen, der das Werk mit dem BBC Orchestra in London aufführen sollte, schrieb er einen im Tonfall insistierenden Brief, der seine Liebe zu Bach ebenso verdeutlicht wie den Stellenwert seines eigenen Ricercar: «Ja, gilt es nicht zu erwecken, was hier noch in der Verborgenheit dieser abstrakten Darstellung durch Bach selbst schläft und für fast alle Menschen dadurch einfach noch gar nicht da oder mindestens völlig unfassbar ist? Unfassbar als Musik! Noch etwas Wichtiges für die Wiedergabe meiner Bearbeitung: Nicht der leiseste Ton einer Dämpfertrompete z.B. darf verloren gehen. Alles ist Hauptsache in diesem Werk und – in dieser Instrumentation.» Arnold Schönberg und Bach – mehr als blosse Transkription
Anton Webern konnte sich eine Einmischung in Interpretations-Fragen erlauben; er selbst dirigierte oft, unter anderem auch die Uraufführung von Schönbergs Bearbeitung von Bachs Präludium und Fuge Es-Dur in Wien. «Famos ist gearbeitet worden… Ich habe alles gehört», schrieb er an Arnold Schönberg, nachdem er dessen Bearbeitung dirigiert hatte. Bachs ursprünglich für Orgel entstandenes Werk wollte Schönberg «modernisieren» mit Hilfe der orchestralen Transparenz, aber auch durch den häufigen Farbenwechsel. Schönberg sah seine Komposition nicht als blosse Transkription an. Daher erlaubte er sich, neue, bei Bach nicht vorhandene Füllstimmen einzufügen, um die geringe Stimmenanzahl der Vorlage orchestral anzupassen. Die Modernisierung ging aber noch darüber hinaus: Bachs schon von Webern erwähnte Kunst, alles aus einem Gedanken heraus entstehen zu lassen, verdeutlicht Schönberg, indem er mittels einer ausgeklügelten Instrumentation Bezüge zwischen Präludium Johann Sebastian Bach und Fuge herstellt. Der Musikwissenschaftler Siegfried im Jahr 1746 Mauser wies darauf hin, dass dem Hörer dadurch Schwierigkeiten entstehen. Durch die Aufsplitterung einzelner, an sich linear verlaufender Gedanken muss er ständig vor- und zurück«springen». Und ähnlich wie der Hörer Vergangenheit, Gegenwart und eventuell gar die Zukunft quasi ständig in Bezug setzen muss, so sind auch Weberns und Schönbergs Bach-Bearbeitungen im Spannungsfeld zwischen
Werke
(damaliger) Gegenwart und Vergangenheit angesiedelt. Ihre Kompositionen sagen viel über Bach, zugleich aber auch über das avancierte Komponieren zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Applaudieren verboten
Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton Webern hatten es nicht leicht beim Publikum. Ihre Werke wurden oft gebrandmarkt, der Begriff «Neutönerei» war noch einer der freundlicheren Worte, die Kritiker wie Hörer für die konstruktive Ästhetik der zweiten Wiener Schule fanden. Auf die Ablehnung seiner Werke reagierte Schönberg empfindlich. Er war zwar überzeugt, dass er der deutschen Musik die Vorherrschaft für die nächsten 100 Jahre gesichert habe. Doch gerade angesichts dessen stand er der Kritik verständnislos gegenüber. Wenn es doch einmal Applaus gab, pflegte er mit ironischem, ja sarkastischem Unterton zu sagen, dass das Werk trotzdem gut sei. Konsequent, wie er war, gründete er 1918 den Verein für musikalische Privataufführungen. Es geschah vor allem aus der Unzufriedenheit mit dem öffentlichen Konzertwesen heraus. Und die Statuten des Vereins belegen es eindrücklich: Applaus war streng untersagt, wurde ledigArnold Schönberg lich als oberflächlicher Konzertritus angesehen. Jeglichem Personenkult wurde von vornherein eine Absage erteilt; die Programme blieben bis kurz vor Beginn geheim. Darüber hinaus gab es noch sinnvollere Auflagen. Zum Beispiel die, dass Werke im Verlauf eines Konzertabends öfter gespielt werden können. Die so neuartigen Werke damaliger Avantgardisten hatten so zumindest eine höhere Chance, nachvollzogen zu werden. Leider hat diese Idee im heutigen Konzertbetrieb keine Nachwirkungen gehabt – obwohl das Verständnis anspruchsvoller Kompositionen gerade aus der neueren Musikgeschichte sicher grösser ausgefallen wäre, wenn man Zeit gehabt hätte, sich in die oft komplexen Strukturen avancierter Musik einzuhören. Dass Kunst nicht zur blossen Entspannung dienen sollte, sondern Erkenntnisse vermitteln, ja «existenzielle Erfahrungen» (Helmut Lachenmann) transportieren kann – darauf machte schon Schönberg aufmerksam. Seine Worte aber bleiben im heutigen, oft zu schnelllebigen und hektischen «Amüsierbetrieb» unbeachtet.
Unser Engagement für Ihr Erlebnis. basel sinfonietta
Eine Schweiz voller faszinierender Erlebnisse – dafür engagieren wir uns, indem wir im ganzen Land kulturelle und sportliche Höhepunkte unterstützen, so auch die «basel sinfonietta». Als lokal verankerte Bank sind wir stolz auf dieses Orchester, das auch unsere regionale Kulturszene bereichert. Lassen Sie sich gemeinsam mit uns von der Vielfalt der Schweiz begeistern.
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Werke
Hermann Meier – Der grosse Unbekannte der Schweizer Musikgeschichte Unbeachtet wirkte der 1906 in Selzach (Solothurn) geborene Hermann Meier. Schon sehr früh hegte Meier grosses Interesse für die damalige Avantgarde, hörte in Basel die Werke Schönbergs wie Weberns, die der damals noch junge Paul Sacher präsentierte. 1937 entstand wohl Meiers erstes Werk, ein Klavierstück in drei Sätzen. Kurze Zeit später begann er Unterricht zu nehmen bei Wladimir Vogel, der von der russischen Tradition inspiriert war, sich aber zunehmend auch für die Zwölftontechnik begeisterte. Später besuchte Meier dann Kurse bei René Leibowitz, der wegweisend wurde für den Serialismus der 50er Jahre. Meier komponierte viel, unermüdlich, trotz seiner StelHermann Meier im Jahr 1973 lung als Dorfschullehrer im abgeschiedenen Zullwil, die er als «Verbannung» empfand. Mehr als 100 Kompositionen entstanden, darunter weit über 20 opulente Orchesterwerke, viele Stücke für Soloklavier, viele Blätter mit graphischen Partituren, einiges an Kammermusik und ab Mitte der 70er Jahre beschäftigte der mittlerweile ältere Komponist sich noch mit der Musikelektronik. Mit seinen 1976 entstandenen Klangschichten bekam Meier sogar eine Auszeichnung: Als 70-Jähriger gewann er damit den Werkpreis des Kantons Solothurn. Aufgeführt wurden Meiers Werke zu seinen Lebzeiten kaum. Und fraglich bleibt, warum Meier so wenig präsent war. Lag es an seinen Selbstzweifeln, lag es an dem Unwillen, sich «verkaufen» zu müssen, oder lag es an der Isolation der Schweizer Musikszene, die – so der Komponist Jürg Wyttenbach – bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts «von der Felswand zurückgeworfenen Echos» glich? Fest steht, dass Meier kein besonders zugänglicher Komponist war. Wie Schönberg und Webern vertrat er einen unbedingten Kunstanspruch. Hartnäckig war er in dieser Hinsicht, in seiner Kompromisslosigkeit hart gegen (potentielle) Hörer und mindestens ebenso hart gegen sich selbst. Dass seine Werke nicht aufgeführt wurden, scheint ihn in immer radikalere Gefilde getrieben zu haben. Seine Werke stehen jedenfalls seltsam isoliert in der damaligen Musiklandschaft. «Erratische Blöcke» pflegen Musikwissenschaftler zu solchen Erscheinungen zu sagen – ein von den Geologen entlehnter Begriff, der grosse Felsbrocken bezeichnet, die durch Gletscherbildungen während der Eiszeit an entlegene Orte gespült wurden.
Werke
Hermann Meiers Orchesterwerke
Langsam, sieben Jahre nach Meiers Tod im Jahr 2002, gelangt seine Musik stärker in die Öffentlichkeit. Der Pianist Dominik Blum hat eine CD mit Meiers Klavierwerken veröffentlicht, welche die vielfältige stilistische Entwicklung von den frühen 50er Jahren bis zur Mitte der 80er Jahre verdeutlicht. 1968 schrieb Meier zum Beispiel ein «meinem Freund, dem Pianisten Charles Dobler» gewidmetes Klavierstück. Es zeigt ähnliche Charakteristiken wie das zeitgleich entstandene Stück für Orchester für Werner Heisenberg: mächtige Klavier-Cluster türmen sich auf, blockartig setzt Meier verschiedene Formteile aneinander und schiebt sie keilförmig ineinander. In beiden Werken unterscheidet Meier zwischen verschiedenen Texturformen: zwischen «Liege»-, «Welle»- und «Schlag»-Textur. Wenn die Cluster harsch im Staccato wiederholt werden, scheint die Zeit zuweilen zu gefrieren. Unterkühlt ist die expressive Musik freilich nicht, objektiv aber durchaus – das zeigt schon sein Faible für den einstigen Mathematiker und späteren Physiker Werner Heisenberg (1901–1976). Aber auch im Stück für Orchester lässt sich die Objektivität zwar nicht messen, jedoch gedanklich nachvollziehen. Romantizismen liegen Meier absolut fern. Es gibt keine Crescendi, keine Beschleunigungen, keine Ritardandi. Vorhersehbares bleibt ein Fremdwort. Das Stück fordert eine andere Hörperspektive. Anders als bei Schönberg und Webern scheint die Horizontale nicht so sehr im Vordergrund zu stehen. In seiner Anlage entspricht Meiers Werk eher einer Klangstudie, einem Experiment mit verschiedenen akkordischen Dichtegraden. Zuweilen bricht dabei die russische Tradition durch. An Igor Strawinsky erinnert eine prägnante, oft synkopisch vorwärtstreibende Rhythmik. Und die ebenso mächtigen wie kompromisslosen Cluster-Wiederholungen verweisen auf Werke von Galina Ustvolskaja, eine Schülerin Dmitri Schostakowitschs, die übrigens auch lange unentdeckt und in der Abgeschiedenheit komponierte. Acht Jahre vor dem Stück für Werner Heisenberg entstand ein anderes Stück für grosses Orchester. Von der von Wladimir Vogel und René Leibowitz unterrichteten Zwölftontechnik hat sich Meier hier schon emanzipiert. Die Komposition zeigt bereits manche Ähnlichkeit mit dem späteren Werk. Gerade die blockartige Reihung ist hier bereits klar ausgeprägt. Und dieses trocken-karge Klangbild ist auch hier zu hören. Ein «Staccato»-Stil spielt dabei eine grosse Rolle. Im Stück für Orchester gleicht das Geschehen zu Beginn einer weissen Leinwand, auf die Meier einige kräftige Farbtupfer setzt. Aber auch im weiteren Verlauf spielen die kurz angestossenen Noten immer wieder eine Rolle. Mit Anton Weberns Stil könnte man das Stück durchaus (noch) in Beziehung bringen: Wie Webern erprobt Meier die Kunst der Andeutung in Form sehr komprimierter Motive, und mit Webern teilt er ebenso die auffallend differenzierte Stimmenbehandlung, die auf Kammermusik verweist. Es handelt sich einmal mehr um hochgradig konstruierte Musik – eine, die ebenso klar wie überzeugend wirkt, kein (zuweilen von Bequemlichkeit kommendes) Fett ansetzt und eine, der glücklicherweise die auftrumpfende Geste eines Komponisten fehlt, der vor allem in der ersten Person Singular spricht. Oder besser: zu sprechen vermeint. Torsten Möller
Hermann Meier
(1906–2002)
Der aart–verlag veröffentlicht die Werke Hermann Meiers und ermöglicht damit der Musikwelt den Zugang zu einer der erstaunlichsten musikalischen Visionen des 20. Jahrhunderts.
Faksimile–Ausgaben Werke für Klavier Werke für zwei Klaviere Werke für drei und mehr Tasteninstrumente Kammermusik für Streicher
Band I – V Band I – V Band I – VI Band I – IV
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Mitwirkende
Der Schweizer Dirigent Jürg Henneberger stammt aus Luzern und studierte an der Musikakademie Basel bei Jürg Wyttenbach sowie an der Hamburger Hochschule für Musik bei Klauspeter Seibel und Christoph von Dohnányi. Schnell machte sich Jürg Henneberger als Spezialist für Neue Musik einen Namen, was ihm Engagements bei den führenden Ensembles dieser Sparte eintrug. Als logische Konsequenz dieser erfolgreichen Tätigkeit gründete er das Ensemble Phoenix Basel. Darüber hinaus ist Jürg Henneberger ein gefragter künstlerischer Leiter grosser zeitgenössischer Opernproduktionen. Hervorzuheben sind die Einstudierungen am Theater Basel «Aus Deutschland» von Mauricio Kagel und «Satyricon» von Bruno Maderna, mehrere Produktionen unter der Regie von Christoph Marthaler sowie die Schweizer Erstaufführung der Oper «Die Soldaten» von Bernd Alois Zimmermann. Am Staatstheater Hannover leitete er 2002 überdies Alban Bergs «Lulu». Seit 1989 ist Jürg Henneberger Dozent für Partiturspiel, Kammermusik und Interpretation zeitgenössischer Musik an der Musikhochschule Basel, seit 1998 Präsident der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik Basel (IGNM). Darüber hinaus leitet Jürg Henneberger seit 1993 das ensemble für neue musik zürich. Als Pianist tritt er insbesondere als Liedbegleiter und Kammermusiker auf. Seit 2009 ist Jürg Henneberger Professor und gemeinsam mit Mike Svoboda und Marcus Weiss Künstlerischer Leiter des neu gegründeten Studiengangs «Master of Arts in Spezialisierter Musikalischer Performance Zeitgenössische Musik» an der Hochschule für Musik Basel. Zuletzt war Jürg Henneberger im Juni 2009 mit dem vielbeachteten Projekt «Il tempo del postino» bei der basel sinfonietta zu Gast, eine Veranstaltung im Rahmen der Art Basel.
(FOTO: JENNY KOTHE)
Jürg Henneberger
Biografie
basel sinfonietta Die basel sinfonietta wurde 1980 von jungen Musikerinnen und Musikern mit viel Idealismus gegründet. Damals und heute ist es das Ziel des Orchesters, zeitgenössische Musik, Unbekanntes sowie bekannte Werke in neuen Zusammenhängen zu vermitteln. Das Orchester verwirklichte in seiner Geschichte neben traditionellen Sinfoniekonzerten zahlreiche grenzüberschreitende Produktionen mit Jazz, Tanz und Performance sowie diverse Stummfilm- und Multimediaprojekte. Mit diesem Blick auf das Unkonventionelle hat sich die basel sinfonietta als grosses Sinfonieorchester lokal, national und international einen Namen gemacht. Die basel sinfonietta ist das einzige Schweizer Orchester, das drei Mal in Folge an die Salzburger Festspiele geladen wurde. Darüber hinaus war der Klangkörper u.a. am Lucerne Festival, der Biennale di Venezia, der Musica Strasbourg, den Tagen für Neue Musik Zürich, dem Festival d’Automne Paris, den Klangspuren Schwaz/Tirol, den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik Darmstadt, am Festival für zeitgenössische Musik rainy days in Luxemburg sowie am Kunstfest Weimar zu Gast. Die basel sinfonietta arbeitet regelmässig mit hervorragenden Gastdirigenten zusammen: u.a. Stefan Asbury, Fabrice Bollon, Dennis R. Davies, Mark Fitz-Gerald, Jürg Henneberger, Peter Hirsch, Michael Hofstetter, Johannes Kalitzke, Karen Kamensek, Jun Märkl, Emilio Pomàrico, Kasper de Roo, Jonathan Stockhammer und Lothar Zagrosek. Traditionsgemäss sieht sich das Orchester auch als Förderer von jungen Schweizer Musiktalenten, die einerseits im Orchester einen Platz finden oder als Komponist/-in einen Kompositionsauftrag erhalten. Darüber hinaus engagiert sich die basel sinfonietta sehr erfolgreich bei Schul- und Jugendprojekten. Die Mitglieder der basel sinfonietta sind Berufsmusiker/-innen, die freischaffend in anderen Ensembles und Kammermusikformationen spielen und/oder als Lehrkräfte in Musikschulen tätig sind. Das Modell der Selbstverwaltung bietet den Musiker/-innen grosse Mitsprachemöglichkeit in künstlerischen sowie organisatorischen Fragen. Die basel sinfonietta wird u.a. durch die Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft, die Novartis International AG und die UBS AG unterstützt.
Vorstand der basel sinfonietta
Georges Depierre (Violoncello), Wipke Eisele (Violine), Marc Kilchenmann (Fagott), Thomas Nidecker (Posaune), Sylvia Oelkrug (Violine), Regula Schädelin (Viola), Bernd Schöpflin (Kontrabass), Udo Schmitz (Horn), Benedikt Vonder Mühll (Kontrabass), Ruth Wäffler (Violoncello), Christine Wagner (Viola) Geschäftsstelle der basel sinfonietta
Harald Schneider, Geschäftsführung; Marco Franke, Öffentlichkeitsarbeit; Susanne Jani, Personalbüro und Buchhaltung; Daniela Kincl, Konzertorganisation
Blumen
AG
Zeichen der Freundschaft und Anerkennung Falknerstrasse 9 - 4051 Basel - T 061 261 45 77 www.blumendufour.ch
www.musikhug.ch
Basel, Freie Strasse 70, Telefon 061 272 33 90, Fax 061 272 33 52
bücher, Musiksoftware, CDs, DVDs.
Mietinstrumente, Werkstätten, Zubehör, Musiknoten, Musik-
instrumente, Rhythmusinstrumente, Saiteninstrumente,
Blasinstrumente, Flügel und Klaviere, Keyboards, Schlag-
Musik ist unser Markenzeichen.
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Neues aus Amerika Laurie Anderson Kasper de Roo DoelenKwartet Laurie Anderson (*1947) / Arvo Pärt (*1935): Fratres Laurie Anderson / Dennis Russell Davies (*1944): Amelia Earhart John Zorn (*1953): For your eyes only Julia Wolfe (*1958): My beautiful scream für Streichquartett und Orchester, Schweizer Erstaufführung Michael Gordon (*1956): Dystopia, Schweizer Erstaufführung, mit einem Film von Bill Morrison
Basel, Stadtcasino: Freitag, 19. März 2010, 19.30 Uhr
Mozarts «Gran Partita» mit der basel sinfonietta Max Reger: Erster Satz einer Bläserserenade B-Dur Leoš Janáček: Mládi (Jugend) für Bläsersextett Wolfgang Amadeus Mozart: Serenade B-Dur KV 361 «Gran Partita» Binningen, Heilig-Kreuz-Kirche; Sonntag, 7. März 2010, 17 Uhr, Eintritt frei (Kollekte) Chur, Theater; Montag, 8. März 2010, 20 Uhr «Höchstes klassisches Vergnügen.» «Eine spieltechnisch ausgefeilte Mozart-Interpretation.» Badische Zeitung
Donatoren
Elektra Birseck (EBM), Münchenstein IWB (Industrielle Werke Basel) MCH Messe Schweiz (Holding) AG Schild AG, Liestal
Geschäftsstelle
basel sinfonietta Postfach 332 T +41 (0)61 335 54 15 F +41 (0)61 335 55 35 mail@baselsinfonietta.ch www.baselsinfonietta.ch Programmgruppe
Regula Bernath, Georges Depierre, Marco Franke, Martin Jaggi, Marc Kilchenmann, Ulla Levens, Thomas Nidecker, Regula Schädelin, Harald Schneider, David Sontòn Caflisch, Guido Stier, Takashi Sugimoto, Franco Tosi, Ruth Wäffler, Christine Wagner, Thomas Walter Impressum
Redaktion: Marco Franke Gestaltung: WOMM Werbeagentur AG, Basel Druck: Schwabe AG, Muttenz Textnachweise
Torsten Möller, Originalbeitrag für dieses Heft Bildnachweise
Foto Titelseite: Spehr + Schulthess, Basel Harenberg Konzertführer. Dortmund 1996 http://www.denstoredanske.dk/@api/deki/files/30147/=33591007.jpg Programmänderungen vorbehalten
Herzlichen Dank
Die basel sinfonietta dankt den Gemeinden Aesch, Arlesheim, Biel-Benken, Binningen, Bottmingen, Oberwil, Pfeffingen, Reinach und Therwil für die Unterstützung. Insbesondere aber danken wir allen Mitgliedern des Fördervereins der basel sinfonietta, namentlich den Patronatsmitgliedern: Katharina & Manuel Aeby-Hammel Heike Albertsen-Hofstetter Ilse Andres-Zuber Dimitri Ashkenazy Oda & Ernst Bernet Peter & Rita Bloch-Baranowski Hansjörg Blöchliger & Dorothea Seckler Blöchliger Ulrich Blumenbach Markus R. Bodmer Yvonne & Michael Böhler Heidi Brandenberger Elsbeth & Urs Brodbeck Susanna & Max Brugger-Koch Sigrid Brüggemann Leonard Burckhardt Inge & Josef Burri-Kull David Thomas Christie Marie-Christine & Patrick J. Dreyfus Paul J. Dreyfus Sabine & Norbert Egli-Rüegg Manuela & Martin Eichenberger Jürg Ewald & Urte Dufner Peter Facklam Esther & Pierre Fornallaz Ursula Gelzer-Vischer Andreas Gerwig Annetta & Gustav Grisard Annagret & Kurt Gubler-Sallenbach Walter Gürber-Senn Ursula & Josef Hofstetter Bernhard Hohl & Susanne Clowry Madeleine Hublard Gertrud Hublard-Sieber B. & G. Ilary-Kopp Maria Iselin-Loeffler Graziella & Ruedi Isler
Verena & Hans Kappus-Winkler Luzia & Jan Konecny-Sprecher Alexander Krauer Marie-Thérèse Kuhn-Schleiniger Christian Lang Irma Laukkanen Manuel Levy René Levy Regine & Andreas Manz-Däster Beat Meyer-Wyss Andreas Nidecker Rosmarie Nidecker-Huggenberg Catherine Oeri Nicolas Ryhiner & Beatrice Zurlinden Regula & Jürg Schädelin Evi & Andres Schaub-Keiser Charlotte & Peter Schiess Herbert Schill & Dora Eberhart René Schluep-Zimmermann Christine Striebel Katharina Striebel-Burckhardt Brigitte & Moritz Suter Nora & Daniel Suter Philipp Sutter Susanne Troxler Irene & Hans Troxler-Keller Christine Vischer Heinrich A. Vischer Marianne & Daniel Weidmann-Munk Marie-Louise & Peter A. Zahn-Burckhardt
Auch danken wir den zahlreichen Spenderinnen und Spendern, die nicht genannt werden möchten.
Leseführung
Werden Sie Mitglied des Fördervereins! Wenn Sie die frische Atmosphäre und die aussergewöhnlichen Programme der basel sinfonietta begeistern, dann würde es mich sehr freuen, Sie als neues Mitglied unseres Fördervereins zu gewinnen. Die Freude am Spiel der basel sinfonietta fasziniert auch mich, und deshalb engagiere ich mich für die Förderung dieses Orchesters, ohne welches das regionale und Schweizer Musikleben um vieles ärmer wäre. Als Mitglied des Fördervereins haben Sie verschiedene Vorteile: So veranstaltet die basel sinfonietta jährlich ein besonderes Konzert für ihre Mitglieder. Sie geniessen das Vorzugsrecht auf Abonnements oder Einzelkarten und erhalten regelmässig Programmvorschauen sowie Tätigkeitsberichte. Zudem schenken wir neuen Patronatsmitgliedern eine CD mit herausragenden Produktionen der basel sinfonietta. Unterstützen Sie die basel sinfonietta, und werden Sie Mitglied unseres Fördervereins! Freundliche Grüsse
Peter Andreas Zahn, Präsident Förderverein basel sinfonietta Vorstand Förderverein Maria Berger-Coenen, Basel; Markus Bodmer, Reinach; Urs Brodbeck, Flüh; MarieChristine Dreyfus-Conopio, Basel; Beatrice Fuchs, Allschwil; Eva Gutzwiller, Liestal; Paul Schär, Pfeffingen; Dr. Heinrich A. Vischer, Riehen; Peter Andreas Zahn, Basel
Ja, ich möchte Mitglied im Förderverein basel sinfonietta werden.
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Vorname, Name Strasse PLZ, Ort Telefon, Fax e-Mail Datum, Unterschrift
Einsenden an: Förderverein basel sinfonietta, c/o basel sinfonietta, Postfach 332, 4018 Basel
Die Energie bin ich.
Ökoenergie Die Idee der IWB’Ökoenergie ist: Als Kunde werden Sie zum Souverän Ihrer Energie und bestimmen selbst über Ihren persönlichen Energiemix. Wählen Sie Ihre ökologische Energie aus Sonne, Wind, Wasser, Wärme und Erdgas. Besuchen Sie uns und wir informieren Sie gerne, wie entscheidend Ihre Energie ist: www.iwb.ch