Programmheft 1. Abo-Konzert Saison 2005/06

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Volle Kraft voraus: Bruckners Achte Leitung: Emilio Pomàrico Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 8 c-Moll, 2. Fassung (1890)


Subventionsgeber

Titelsponsoren

Hauptsponsor

Hauptgönner

Die basel sinfonietta dankt ihren Partnern.


ZUM PROGRAMM

Anton Bruckner (1824–1896) Sinfonie Nr. 8 c-Moll, 2. Fassung (1890) I. II. III. IV.

90 Min.

Allegro moderato Scherzo. Allegro moderato Adagio. Feierlich langsam; doch nicht schleppend Finale. Feierlich, nicht schnell

Keine Pause

Leitung: Emilio Pomàrico

«Bruckner/Paxmal» in Basel/Walensee Bruckners 8. Sinfonie – live übertragen zu einem Friedensmonument in den Bergen, raumöffnend projiziert in den Konzertsaal, weltweit gemacht über Internet.

Idee und Realisation: Arthur Spirk Informationen siehe Text «Zu Bruckner/Paxmal»

Wir danken dem Schweizer Radio DRS 2, Telebasel, der Karl Bickel-Stiftung (Walenstadt) sowie Heivisch und Novartis International AG für die freundliche Unterstützung bei der Realisation und Finanzierung dieser Produktion.


Co-Sponsoren

Die basel sinfonietta dankt ihren Partnern.


ZUM KONZERT

Zug, Theater Casino Freitag, 23. September 2005, 20.00 Uhr In Zusammenarbeit mit der Theater- und Musikgesellschaft Zug.

Sarnen, Pfarrkirche Samstag, 24. September 2005, 20.00 Uhr Mit freundlicher Unterstützung der Kulturförderung des Kantons Obwalden.

Basel, Stadtcasino Sonntag, 25. September 2005, 18.30 Uhr Das Konzert wird von Schweizer Radio DRS 2 aufgezeichnet.

Walensee, Paxmal Sonntag, 25. September 2005, 18.30 Uhr

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Nächste Engagements mit der basel sinfonietta Joseph Haydn: Die Schöpfung Leitung: Peter Kennel Chor: Konzertchor Harmonie 29. Oktober 2005, 19.30 Uhr: Tonhalle Zürich 30. Oktober 2005, 17.00 Uhr: Tonhalle Zürich Anton Bruckner: Te Deum Kurt Müller Klusmann: Anima, op. 52 UA Leitung: Kurt Müller Klusmann Chor: Glarner Kammerchor 12. November 2005, 20.00 Uhr: Stadtkirche Glarus ***************************************************************************


Z U B R U C K N E R / PA X M A L

Die Idee von «Bruckner/Paxmal»

Panorama vom Paxmal

(Foto: Arthur Spirk)

Bruckners 8. Sinfonie – live übertragen zu einem Friedensmonument in den Bergen, raumöffnend projiziert in den Konzertsaal, weltweit gemacht über Internet. Musik tönt hinaus in die Landschaft – Landschaft scheint hinein in den Saal. In beide Richtungen öffnet sich der Konzertsaal über seine baulichen Grenzen hinaus. Diese Entgrenzung setzt heutige technische Errungenschaften auf ungewohnte Weise für ein Kunstwerk ein. Tonaufnahme, Liveübertragung und Wiedergabe aus dem Konzertsaal hinaus, Bildaufnahme, Liveübertragung und Projektion in den Konzertsaal hinein wirken unaufdringlich zusammen und schaffen einen neuen virtuellen, aber unmittelbar erlebbaren Ort. Durch das Internet werden Konzert und Bergpanorama gleichzeitig weltweit gemacht. Bruckner/Paxmal öffnet optisch den Horizont des Konzertsaals. Das Fenster in die Natur wird zunächst die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Doch das unmerklich langsame Ein-


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dämmern im Verlauf des Konzerts bietet nicht Abwechslung und Ablenkung, sondern Konzentration. Im Aufspüren minimaler Veränderungen schärft sich die Wahrnehmung. Die erhöhte Erwartung schafft gleichsam ein Vakuum, das die Musik zu erfüllen vermag. So führt der Durchblick hinaus aus dem entgrenzten Konzertsaal in die Natur vor Augen, wie grosse Musik jede Grenze transzendiert. Sie lässt selbst den entgrenztesten Konzertsaal hinter sich. Denn sie führt in einen Erlebnisraum jenseits äusserer Grenzen. Je eindrücklicher die entgrenzende Kraft der Musik die optische Entgrenzung des Raums überschreitet, desto gelungener ist das Projekt Bruckner/Paxmal. Paradox gesagt: Nur wenn es den Beweis erbringt, dass es überflüssig ist, war es nicht überflüssig. Dann nämlich wird dieser Beweis in einer optisch dominierten Kultur zum Triumph der Musik.

Das Bauwerk Paxmal

Die Tempelanlage Paxmal

(Foto: Arthur Spirk)

Auf Schrina-Hochrugg hoch über dem Walensee, zirka eine Fussstunde von Walenstadtberg entfernt vor den aufsteigenden Wänden der Churfirsten liegt das Lebenswerk und pazifistische Gesamtkunstwerk von Karl Bickel, erbaut 1924–1949. Idee, Konzept und Text von Arthur Spirk


Ich bin sehr glücklich darüber, dass die Musikerinnen und Musiker der basel sinfonietta sich derart meinem Werk verbunden fühlen, dass sie immer wieder Kompositionen von mir in ihre Programme aufnehmen. Zuletzt durfte ich anlässlich der Uraufführung von «Rilke: Vier Gedichte» wieder erleben, wie intensiv und substantiell die Auseinandersetzung mit soeben entstandener Musik durch die basel sinfonietta betrieben wird. Es herrscht in Proben und Konzert eine Atmosphäre wirklicher Hingabe und geistiger Durchdringung. Das tut ungemein wohl, besonders in Zeiten, wo schnelles Entertainment zu einem Hauptziel vieler Veranstalter geworden ist und wo scheinheilig über das sogenannt «dumme Publikum» geklagt wird, das «leider» nur leichte Kost vertragen könne. Ich wünsche dem Mut, der Leidenschaft und der künstlerischen Qualität der basel sinfonietta noch lange Wirkungszeit und freue mich schon auf die nächste Begegnung.

Wolfgang Rihm, Komponist

Die Novartis unterstützt die basel sinfonietta und schätzt das hohe Urteil von Wolfgang Rihm.


ZU DEN WERKEN

Die 8. Sinfonie – Bruckners monumentaler Durchbruch Programmhefttext von Jan Philipp Sprick Die «Achte» ist die letzte Sinfonie, die Bruckner vollendete, und steht wie ein erratischer Block für die Musik des grossen Sinfonikers mit all ihren Widersprüchen. Im Wien des späten 19. Jahrhunderts war die Sinfonie wie keine andere musikalische Gattung mit einer starken kulturellen Bedeutung aufgeladen. Bruckners Sinfonien waren aus der Sicht der auf zwei Seiten um die musikästhetische Deutungshoheit kämpfenden Musikkritiker aufs engste mit der «Neudeutschen» Schule der Wagnerianer verbunden und fungierten als radikales Gegengewicht zu der von den «Konservativen» bevorzugten Sinfonik und Kammermusik von Johannes Brahms. Die Biographik des 19. Jahrhunderts war in besonderem Masse durch eine Tendenz zur Idealisierung und Heroisierung bedeutender Persönlichkeiten bestimmt. Doch eignet sich Anton Bruckner als künstlerische Persönlichkeit wenig, im Gegensatz etwa zu Beethoven, als Held dargestellt zu werden. Gerade deshalb wurde er von seinen ersten Biographen häufig zum verkannten und kindlich-naiven Genie stilisiert. Der Schlüssel zum tieferen Verständnis seiner komplexen Persönlichkeit wurde stets in der Religiosität gesehen. Bruckner ist einer derjenigen Komponisten, die sich erst im fortgeschrittenen Alter als eigenständige Komponistenpersönlichkeiten profiliert haben. Nach langen Jahren als Lehrer, Organist und Chorleiter nahm der 1824 geborene Bruckner erst relativ spät Kompositionsunterricht, unter anderem bei dem berühmten und als sehr streng geltenden Kontrapunktiker Simon Sechter in Wien. Für Bruckner galt ohne Abstriche der Satz: «Erst die Regel, dann das freie Schaffen.» Der Wendepunkt in dieser Hinsicht ist für Bruckner das Jahr 1864 – erst seit dieser Zeit war der damals bereits 40-jährige Bruckner der Ansicht, genug handwerkliche Fähigkeiten erworben zu haben, um sich der wirklich «freien» Komposition widmen zu können. 1868 wurde Bruckner Nachfolger seines verstorbenen Lehrers Sechter am Wiener Konservatorium. Vor dem Hintergrund dieser fundierten Ausbildung – im Gegensatz zum «Autodidakten» Richard Wagner – ist es besonders erstaunlich, dass Bruckner von seinen Kritikern weniger dogmatischer Akademismus vorgeworfen wurde als gerade das genaue Gegenteil: Die Fraktion der Brahms-Anhänger, ihnen voran der einflussreiche Kritikerpapst Eduard Hanslick, warf Bruckner – wie der Musiktheoretiker Ernst Kurth Anfang des 20. Jahrhunderts zusammenfasste – vor allem Schwulst und zügellose Üppigkeit, lose Zusammenstellung von Augenblickseingebungen, Unfähigkeit in der Formgebung, mangelnde Übersicht und Mangel an musikalischer Erfindung überhaupt vor. Die Gruppe der Brahms-Anhänger rekrutierte sich in der Regel aus arrivierten Intellektuellen aus dem Wiener Bürgertum, denen die streng katholische, etwas unbeholfen und


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provinziell wirkende Erscheinung Bruckners stets suspekt gewesen ist. Doch auch Brahms und Bruckner selber haben in dieser Zeit oft polemisch gegeneinander gehetzt, das gegenseitige Nichtverstehen aber auch ungeschminkt zugegeben. Beide Seiten wurden dazu von den jeweiligen Exponenten des Parteienstreits zwischen «Neudeutschen» und «Konservativen» angestachelt, denen es weniger um die musikalische Sache als um ihre eigene Profilierung gegangen ist.

Simon Sechter (1788–1867), Wiener Komponist und Musiktheoretiker, bei dem Bruckner 1855–1861 Kompositionsunterricht erhielt.

Uraufführung auf Umwegen Die lange Entstehungsgeschichte der 8. Sinfonie hat ihren Ursprung zu einem Zeitpunkt, als Bruckners Karriere sich einem ersten Höhepunkt näherte. Nach einer Reihe von für Bruckner verheerenden Misserfolgen gelang ihm mit der Uraufführung seiner 7. Sinfonie unter Leitung von Arthur Nikisch in Leipzig ein grossartiger Erfolg. Während er an der Erstfassung der 8. Sinfonie arbeitete, erlebte die «Siebte» eine Reihe von triumphalen Aufführungen in München, Köln, Chicago, Hamburg, New York, Amsterdam, Graz, Berlin, London, Dresden, Budapest und Wien. Nach Beendigung des Te Deum hatte Bruckner im Sommer 1884 mit der Komposition der 8. Sinfonie begonnen und arbeitete mit zahlreichen Unterbrechungen bis zum 10. August 1887 daran. Der Dirigent Hermann Levi, ein enger Freund Bruckners und Dirigent der Uraufführung von Wagners Parsifal, hatte die Sinfonie bereits für ein Konzert in München Ende 1887 eingeplant. Er konnte sich jedoch nicht überwinden, die Sinfonie so aufzuführen, wie er sie von Bruckner im September des Jahres erhalten hatte. «Tagelang habe ich studiert, aber ich kann mir das Werk nicht zu eigen machen», schrieb Levi an Bruckner, für den Levis Ablehnung eine bittere Enttäuschung gewesen sein muss, zumal er sich nach den Erfol-


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Der gefeierte Wagner-Dirigent Hermann Levi.

gen der letzten Jahre sicher sein konnte, Rückweisungen dieser Art nicht mehr hinnehmen zu müssen. Die darauf folgende Umarbeitung der 8. Sinfonie von März 1889 bis März 1890 war die umfangreichste Revision einer Sinfonie, die Bruckner je unternommen hat. Als die überarbeitete Version fertig war, bat Bruckner den damaligen österreichischen Kaiser Franz Joseph II. um die Erlaubnis, ihm die Sinfonie widmen zu dürfen. Der Kaiser akzeptierte die Widmung und stellte zu Bruckners grosser Freude noch eine Subvention für die Publikationskosten bereit. Gerade für Bruckner war dies eine Erleichterung, hatte er doch immer grosse Schwierigkeiten, seine Werke zu publizieren, da er – anders als Brahms mit Simrock oder Verdi mit Sikorski – keinen Verlag hatte, bei dem er über einen sehr langen Zeitraum alle seine neuen Kompositionen herausbringen konnte. Bruckners «Achte» war das bis dahin längste Werk der Sinfoniegeschichte. Bei der Uraufführung am 18. Dezember 1892 in Wien stand sie als einziges Werk auf dem Programm. Bisher hatte nur Beethovens 9. Sinfonie dieses Privileg. Die Begeisterung des Publikums war beispiellos. Auch der Bruckner-Antipode Johannes Brahms sass bei der Uraufführung im Publikum, ebenso wie treue Bruckner-Anhänger wie Hugo Wolf, Johann Strauss, Siegfried Wagner, Kronprinzessin Stephanie, Erzherzogin Maria Theresa und der Bayreuther Chefideologe Steward Chamberlain. Doch ausgerechnet der Kaiser, dem die Sinfonie gewidmet war, befand sich zum Zeitpunkt der Uraufführung auf einem Jagdausflug. Der Kritiker Eduard Hanslick verliess die Aufführung bereits ostentativ vor dem Finale unter dem sarkastischen Applaus der Bruckner-Anhänger. Er bekannte später, dass ihn die Sinfonie «als Ganzes abgestossen» habe, und äusserte die Befürchtung, dass möglicherweise «diesem traumverwirrten Katzenjammerstil» die Zukunft gehören könnte.


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Der Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick (1825–1904).

Wendepunkt in der Auseinandersetzung mit den Brahms-Anhängern Aufgrund ihres grossen Erfolges war die Uraufführung jedoch ein Wendepunkt im Verhältnis von Bruckner-Anhängern und -Gegnern. Die Auseinandersetzungen waren nach dem Konzert zwar nicht beendet, doch hat sich Bruckner nach dieser Aufführung zumindest einen Platz unter den bedeutendsten Sinfonikern des 19. Jahrhunderts gesichert. Seine Anhänger sahen in ihm den wahren Nachfolger Beethovens. Das Besondere und Neue an der Uraufführung war jedoch, dass der Applaus nicht nur von seinen Anhängern, sondern auch von seinen Gegnern gekommen ist. Auch wenn Bruckners schärfste Kritiker das Werk kritisierten, besteht Bruckners ungeheurer Erfolg dieser Uraufführung weniger in den enthusiastischen Kritiken seiner Anhänger als in der relativen Milde seiner Gegner, die Bruckners Bedeutung als Sinfoniker zugeben mussten. Trotz des grossen Erfolges bei der Uraufführung wurde die 8. Sinfonie bis zu Bruckners Tod nur noch zweimal – in Olmütz (1893) und in Dresden (1895) – aufgeführt.


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«Werden» aus den Urelementen der Musik Bruckner verknüpft in seiner Musik die fortgeschrittene Harmonik der Spätromantik mit archaischen Elementen der Kirchenmusik. Der religiöse Einfluss ist keinesfalls nur in seinen sakralen Werken – hauptsächlich A-capella-Chormusik – zu finden. So kann man in der ihm eigenen Verwendung von drei statt zwei Themenkomplexen eine Verbindung zur Trinität erkennen. Die vielen Naturintervalle in der Melodik seiner Themen sind für den monumentalen Eindruck, eines «Werdens» aus den Urelementen der Musik, insbesondere an den Anfängen der Sinfonien verantwortlich. Zu den immer wiederkehrenden Grundelementen der Bruckner’schen Musiksprache gehören die Bildung blockhafter und stets aus einer geraden Taktzahl zusammengesetzter Einheiten. Die einzelnen Bauelemente des Satzes werden nicht mit abschliessenden, sondern eher mit sich öffnenden Zäsuren ausgestattet. Die Kopf- und Finalsätze haben eine vierteilige Sonatensatzform mit drei Themen: Auf ein rhythmisch profiliertes Hauptthema folgen eine elegische Gesangsperiode in den Streichern und ein abschliessendes Unisonothema. In der Exposition des ersten Satzes der 8. Sinfonie findet sich alles, was für Bruckners formale Anlage typisch ist. Anders als den ersten Satz mit einem langsamen Satz zu kontrastieren, wie es in den meisten romantischen Sinfonien üblich ist, bildet das schnelle Scherzo mit dem 1. Satz eine Einheit. Das Scherzo beginnt – wie auch der 1. Satz – mit einer Ostinato-Figur in den Celli. Dieses einfache Motiv bestimmt weite Teile des Satzes. Wie immer bei Bruckner hat das Scherzo eine dreiteilige Form. Das Trio mit seiner Pizzikato-Begleitung in den Streichern und dem wesentlich langsameren Tempo ist ungewöhnlich. Besonders im Kontrast zum ersten Satz mit seiner extrem ausgeprägten harmonischen Spannung wirkt das Scherzo geradezu schlicht. Der Beginn des monumentalen 3. Satzes gehört zu den «Wundern» der Orchesterliteratur. Über einem rhythmisch amorphen Klangteppich beginnen die ersten Geigen mit einer sukzessive den Tonumfang erweiternden Melodie, deren melodischer Charakter sich jedoch erst nach und nach herausbildet. Das Hauptthema erinnert sicher nicht zufällig an das grosse Liebesduett «O sink’ hernieder, Nacht der Liebe» aus Richard Wagners Liebesdrama Tristan und Isolde. Das vierfache Erscheinen des Themas wird durch die zweifache Wiederkehr eines Kontrastthemas unterbrochen. Es beginnt mit einer blühenden Melodie in Bratschen und Celli. Besonders beeindruckend ist der in diesem Zusammenhang auftretende Choral in den Wagner-Tuben, die Bruckner bereits in der 7. Sinfonie an der berühmten «Abschied vom Leben»-Stelle einsetzt. Die Dimension von Bruckners langsamen Sinfoniesätzen – alle mit Adagio überschrieben – ist eine Ausnahme, doch die viermalige Wiederholung des Hauptthemas macht gerade diesen Satz zu einem der ausgedehntesten langsamen Sätze im gesamten sinfonischen Repertoire. Vergleichbar ist nur das Adagio der 9. Sinfonie von Beethoven, die Finalsätze von Gus-


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tav Mahlers 3. und 9. Sinfonie und der dritte Satz von Bruckners eigener unvollendeter 9. Sinfonie. Dem Finalsatz kommt in dieser Sinfonie eine besondere Bedeutung zu: Aufgrund der relativen Kürze und Komprimiertheit des ersten Satzes verschiebt sich das Gravitätszentrum der Sinfonie auf den letzten Satz. Das formale Schema ist von der Sonatensatzform abgeleitet, behandelt die Themen und den harmonischen Ablauf allerdings freier. Wie alle Bruckner-Sinfonien – mit Ausnahme der unvollendeten «Neunten» – endet auch die «Achte» mit einer beeindruckenden Schlussapotheose.

Anton Bruckner (1824–1896) im Alter von 64 Jahren. Porträt von Ferry Bératon aus dem Jahr 1888.

Originalität und Modernität Mit der 8. Sinfonie hat Bruckner endgültig erreicht, dass seine Sinfonik neben der von Johannes Brahms als gleichwertig anerkannt wurde auch wenn Eduard Hanslick über Bruckner noch immer kritisch urteilt: «Es bleibt ein psychologisches Rätsel, wie dieser sanfteste und friedfertigste aller Menschen – zu den jüngsten gehört er auch nicht mehr – im Moment des Komponierens zum Anarchisten wird, der unbarmherzig alles opfert, was Logik und Klarheit der Entwicklung, Einheit der Form und Tonalität heisst.» Doch liegt das Geheimnis der «Fremdartigkeit» Bruckners aus heutiger Perspektive in der grossen Originalität und Modernität seiner Tonsprache. Wie nur wenige andere Komponisten vereinigt Bruckner in sich scheinbar unvereinbare Gegensätze: Strenge und Üppigkeit, Schlichtheit und Ekstase, Zurückhaltung und Feierlichkeit. Dazu kommt eine einzigartige Synthese von Archaik und Moderne, die Bruckners Tonsprache ein fremdartig-faszinierendes Gepräge verleiht und gerade dadurch ihre schwer einzuordnende Sonderstellung begründet.



ZU DEN MITWIRKENDEN

Emilio Pomàrico Emilio Pomàrico, italienischer Dirigent und Komponist, wurde 1953 in Buenos Aires geboren. Er studierte in Italien und nahm an den Meisterkursen von Franco Ferrara (Siena 1979–1980) und Sergiu Celibidache (München 1981) teil. Nach seinem Debüt 1982 begann er eine eindrucksvolle Karriere an den grossen italienischen Theatern (u.a. Teatro dell’Opera di Roma, Teatro La Fenice di Venezia, Teatro G. Verdi Trieste) und Orchestern. Seither ist Emilio Pomàrico von zahlreichen europäischen Orchestern und Ensembles eingeladen worden wie u.a. dem Radio Filharmonish Orkest Holland, Orchestre de la Suisse Romande, SWR Sinfonieorchester in Baden-Baden, WDR Sinfonieorchester Köln, NDR Sinfonieorchester Hamburg, BBC Scottish Symphony Orchestra, den Bamberger Symphonikern, Orchestra Filarmonica della Scala, Ensemble Modern Orchestra, Nieuw Ensemble Amsterdam, Klangforum Wien, Ensemble InterContemporain und dem ensemble recherche. Grosse Beachtung finden zudem seine regelmässigen Auftritte an internationalen Musikfestivals wie dem Edinburgh International Festival, Festival d’Automne Paris, der Musik-Biennale Berlin, Wien Modern, den Salzburger Festspiele, Settembre Musica Turin und der Biennale Musica in Venedig. Ausser dem traditionellen Orchesterrepertoire von Bach bis Webern legt Emilio Pomàrico seinen Schwerpunkt auf die zeitgenössische Musik. Zusammen mit dem Ensemble Modern in Frankfurt, dem Freiburger ensemble recherche, dem Ensemble Contrechamps Genf, dem Nieuw Ensemble Amsterdam und der basel sinfonietta führte er entsprechende Werke auf. Einer seiner grössten Erfolge waren die Aufführung von Nonos Prometeo in Lissabon 1995, die Schweizer Erstaufführung der 1. Sinfonie von Alfred Schnittke im Januar 1996 mit der basel sinfonietta und Luciano Berios Coro in der Genfer Victoria Hall. Im August 1997 dirigierte Pomàrico das BBC Scottish Symphony Orchestra beim Edinburgh International Festival. Neben seiner Tätigkeit als Dirigent widmet sich Emilio Pomàrico intensiv der Komposition. Als Schüler von Renato Dionisi hat er die ersten Preise bei den internationalen Wettbewerben «Viotti» und «Vercelli» gewonnen. Seine Werke werden an den Festivals für zeitgenössische Musik aufgeführt u.a. in Darmstadt, Mailand, Paris, Turin und Wien. Auf grosse Resonanz ist die erst kürzliche Aufführung seiner Nachtfragmente für Streichtrio gestossen.


Next Stop Lucerne: LSO zu Gast Leitung: Jonathan Nott Violoncello: Thomas Demenga Gastorchester: Luzerner Sinfonieorchester LSO Franz Schubert: Ouvertüre zu «Des Teufels Lustschloss» D 84 Joseph Haydn: Konzert für Violoncello und Orchester C-Dur Thomas Larcher (*1963): Konzert für Violoncello und Orchester (UA) Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 8 F-Dur, op. 93 Basel Stadtcasino: Sonntag, 13. November 2005, 19.00 Uhr


ZU DEN MITWIRKENDEN

basel sinfonietta Die basel sinfonietta wurde 1980 von jungen Musikerinnen und Musikern ins Leben gerufen. Damals und heute verfolgen sie das Ziel, zeitgenössische Musik, Unbekanntes sowie bekannte Werke in neuen Zusammenhängen einem Publikum zu vermitteln, das sich offen zeigt für ungewöhnliche und experimentelle Klänge. Mit diesem Blick auf das Unkonventionelle und Provokative hat sich die basel sinfonietta als grosses Sinfonieorchester international einen Namen geschaffen. Davon zeugen Einladungen zu internationalen Festivals wie beispielsweise Lucerne Festival, Biennale di Venezia, Musica Strasbourg, Tage für Neue Musik Zürich, Festival d’Automne à Paris, Klangspuren Schwaz/Tirol sowie eine Orchestertournee im Frühling 2002 nach Spanien. Das Orchester verwirklichte in seiner Geschichte neben traditionellen Sinfoniekonzerten zahlreiche grenzüberschreitende Produktionen mit Jazz, Tanz und Performance sowie diverse Stummfilm- und Multimediaprojekte. Dass die basel sinfonietta keinen Chefdirigenten hat, ist ebenfalls eine Besonderheit für ein Orchester dieser Grösse. Es gibt ihm eine grosse Flexibilität und die künstlerische Freiheit, den auf Stil und Inszenierung der Programme abgestimmten Gastdirigenten anzufragen. Matthias Bamert, Olaf Henzold, Reinbert de Leeuw, Jun Märkl, Emilio Pomàrico, Peter Rundel und Lothar Zagrosek sind nur einige Namen von international tätigen Dirigenten, welche die basel sinfonietta bisher verpflichten konnte. Daneben erteilt die basel sinfonietta regelmässig Kompositionsaufträge und möchte damit insbesondere junge Schweizer KomponistInnen fördern. Die Mitglieder der basel sinfonietta sind neben der Orchesterarbeit freie MusikerInnen. In verschiedensten Formationen (Ensembles und Kammermusik) beleben sie das kulturelle Geschehen und sind oft auch als Lehrkräfte in Musikschulen tätig. Das Modell der Selbstverwaltung bietet den MusikerInnen grosse Mitsprachemöglichkeit in künstlerischen sowie organisatorischen Fragen und fördert eine lebendige und frische Orchesternatur. Vorstand der basel sinfonietta

Georges Depierre (Violoncello), Catherine Fornallaz (Violoncello), Matthias Gubler (Saxophon), Marc Kilchenmann (Fagott), Ruedi Linder (Trompete), Thomas Nidecker (Posaune), Stephanie Ruf (Violine), Regula Schädelin (Viola), Guido Stier (Klarinette), Marzena Toczko (Violine), Benedikt Vonder Mühll (Kontrabass), Ruth Wäffler (Violoncello). Geschäftsstelle der basel sinfonietta

Harald Schneider, Geschäftsführung; Simone Manz & Regula Killer, Öffentlichkeitsarbeit; Andrea Kowalczyk, Konzertorganisation; Susanne Jani, Buchhaltung. Falls Sie Informationen zur basel sinfonietta wünschen, wenden Sie sich bitte an: basel sinfonietta, Postfach 332, 4018 Basel, Telefon 061 335 54 15, Fax 061 335 55 35, mail@baselsinfonietta.ch oder www.baselsinfonietta.ch.


CDs

basel sinfonietta für zu Hause Erhältlich über www.baselsinfonietta.ch oder im Fachhandel Werke von Schostakowitsch, Rachmaninow, Balakirew

Leitung: Mark Fitz-Gerald, Mark-Andreas Schlingensiepen Tonkühn 002 Werke von Kurt Weill

Leitung: Mark Fitz-Gerald Solisten/-innen: Serena Wey, Martin Müller, Werner Güra, Othmar Strom, Grzegorz Rózycki Tonkühn 001 Portrait basel sinfonietta

Leitung: Joël Smirnoff und Jürg Wyttenbach Werke von Strawinsky, Kessler, Bärtschi und Lutoslawski Musiques Suisses, CTS-M 66 Cinderella

Leitung: Emilio Pomàrico Sergej Prokofjew: Auszüge aus «Cinderella», Ballett op. 87 mit einem Erzähltext von Elke Heidenreich Kein & Aber Records (Zürich) Michael Gordon: Decasia

Leitung: Kasper de Roo Cantaloupe Records (New York) siehe auch für DVD unter www.bangonacan.org Daniel Glaus: Sephiroth-Symphonien 1999– 2004

Leitung: Fabrice Bollon Musiques Suisses, Grammont Portrait, CTS-M 96


Donatoren

Elektra Birseck (EBM), Münchenstein Ernst & Young InterBit AG IWB (Industrielle Werke Basel) Manor AG MCH Messe Schweiz AG Schild AG, Liestal


HERZLICHEN DANK!

Wir danken den Gemeinden Aesch, Arlesheim, Biel-Benken, Binningen, Reinach und Riehen für die Unterstützung. Insbesondere danken wir allen Mitgliedern des Fördervereins der basel sinfonietta, namentlich den Patronatsmitgliedern: Katharina & Manuel Aeby-Hammel Ilse Andres-Zuber Dimitri Ashkenazy Oda & Ernst Bernet Markus R. Bodmer Bettina Boller Yvonne & Michael Böhler Heidi Brandenberger Sigrid Brüggemann Leonhard Burckhardt Inge Burri-Kull Markus Buser David Thomas Christie Marie-Christine & Patrick J. Dreyfus Paul J. Dreyfus Heidi Dürig-Gwalter Sabine & Norbert Egli-Rüegg Manuela Eichenberger Jürg Ewald Hans Fierz Esther & Pierre Fornallaz Andreas Gerwig Annette & Gustav Grisard Annagret & Kurt Gubler-Sallenbach Walter Gürber-Senn Ursula & Josef Hofstetter-Schaad Bernhard Hohl & Susanne Clowry Ursula & Heinz Holliger Madeleine Hublard Gertrud Hublard-Sieber Bernadette & Gino Ilari Graziella & Ruedi Isler Susanne & Roger Kann-Kohler Verena & Hans Kappus-Winkler Ursula Klingelfuss-Schneider

Luzia & Jan Konecny-Sprecher Alexander Krauer Marie-Thérèse Kuhn-Schleiniger Irma Laukkanen Manuel Levy René Levy Lonza AG Prosper Loustalot Regine & Andreas Manz-Däster Maurice Mathez Beat Meyer-Wyss Andreas Nidecker R. & H. Nidecker-Huggenberg Catherine Oeri Ines & Hans Rüegg-Walder Béatrice & Nicolas Ryhiner Regula & Jürg Schädelin Evi & Andres Schaub-Keiser Charlotte & Peter Schiess Herbert Schill & Dora Eberhart Albert Schmidt-von Steinau Richard Stebler Esther & Martin Stern Christine Striebel Katharina Striebel-Burckhardt Philipp Sutter Irene & Hans Troxler-Keller Christine Vischer Heinrich A. Vischer Philipp Weber Marianne & Daniel Weidmann-Munk Kurt Widmer Marie-Louise & Peter A. Zahn-Burckhardt Alois Zimmermann

Auch danken wir den zahlreichen Spenderinnen und Spendern, die nicht genannt werden möchten.


Werden Sie Mitglied des Fördervereins! Wenn Sie die frische Atmosphäre und die aussergewöhnlichen Programme der basel sinfonietta begeistern, dann würde es mich sehr freuen, Sie als neues Mitglied unseres Fördervereins zu gewinnen. Die Freude am Spiel der basel sinfonietta fasziniert auch mich und deshalb engagiere ich mich für die Förderung dieses Orchesters, ohne welches das regionale und Schweizer Musikleben um vieles ärmer wäre. Als Mitglied des Fördervereins haben Sie verschiedene Vorteile: So veranstaltet die basel sinfonietta jährlich ein besonderes Konzert für ihre Mitglieder. Sie geniessen das Vorzugsrecht auf Abonnements oder Einzelkarten und erhalten regelmässig Programmvorschauen sowie Tätigkeitsberichte. Zudem schenken wir neuen Patronatsmitgliedern eine CD mit herausragenden Produktionen der basel sinfonietta. Unterstützen Sie die basel sinfonietta und werden Sie Mitglied unseres Fördervereins! Freundliche Grüsse

Peter A. Zahn, Präsident Förderverein basel sinfonietta Vorstand Förderverein Markus Bodmer, Reinach; Urs Brodbeck, Flüh; Marie-Christine Dreyfus-Conopio, Basel; Beatrice Fuchs, Allschwil; Dr. Sabine Herrmann, Basel; Dr. Claude Janiak, Binningen; Paul Schär, Pfeffingen; Prof. Dr. Peter Schiess, Basel; Fabia Schild, Liestal; Dr. Heinrich A. Vischer, Riehen; Peter A. Zahn, Basel

Ja, ich möchte Mitglied im Förderverein basel sinfonietta werden.

Einzelmitglieder Paare

Fr. 50.– Fr. 80.–

Privatperson als Patronatsmitglied Firma als Patronatsmitglied

ab Fr. 200.– ab Fr.1000.–

Ab Fr. 1000.– sind Sie zum Bezug von 10 Freikarten pro Saison berechtigt. Patronatsmitglieder werden in den Programmheften aufgeführt. Name, Vorname Strasse PLZ, Ort Telefon e-Mail Datum, Unterschrift

Einsenden an: Förderverein basel sinfonietta, c/o basel sinfonietta, Postfach 332, 4018 Basel


In der Region spielt die Musik. basel sinfonietta und UBS.

Als lokal verankerte Bank ist uns die Region Basel wichtig. Dass wir basel sinfonietta, das weit über die Grenzen bekannte Symphonieorchester, unterstützen, ist nur eine Facette davon. Eine andere ist, dass wir an 28 Standorten in der Nordwestschweiz für Ihre finanziellen Bedürfnisse individuelle Lösungen anbieten können. Mit dem ganzen Know-how eines global führenden Finanzdienstleisters. basel sinfonietta. Mit Ihnen. Mit uns.


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