3 minute read
1.2. Ausbau der EU Förderprogramme „Horizon Europe
Zentrale Empfehlung:
▪ Der Europäische Forschungsraum, die EU-Rahmenprogramme und der
Wissenstransfer zwischen akademischer und industrieller Gesundheitsforschung sollten gestärkt werden, um Durchbruchsinnovationen in der iGW zu ermöglichen.
1.2. Ausbau der EU-Förderprogramme „Horizon Europe“, „Innovative Medicines Initiative“ und „Digital Europe Programme“
Europa nutzt sein Innovationspotenzial bisher noch zu wenig aus und sollte Schritt halten, um weiterhin eine wichtige globale Drehscheibe für Investitionen in Life-Science, Forschung und Entwicklung und Digitalisierung zu bleiben. Daher ist eine Aufwertung der EU-Förderprogramme in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Gesundheit sowie Digital unerlässlich.
Das neue EU-Rahmenprogramm „Horizon Europe“ (2021 – 2027) sollte als zentrales Instrument der europäischen Forschungs- und Innovationsförderung einen wichtigen Beitrag dazu leisten, um diese Innovationslücke zu schließen. Damit dies gelingt, sollte das Programm industriefreundlicher werden und Innovationen mit marktnahen Innovationsförderinstrumenten wie öffentlich-privaten Partnerschaften fördern. Die Politik sollte zentrale Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz (KI) vorantreiben, indem Daten in ausreichend geschütztem Maße zugänglich gemacht werden und gleichzeitig einen unbürokratischen Zugang zu den Programmen ermöglichen. Eine hohe Industriebeteiligung und frühe Einbindung ist entscheidend für den Erfolg. Nur die Industrie macht aus Grundlagenforschung und guten Ideen echte Innovationen.
Um in Schlüsseltechnologien und strategischen Wertschöpfungsketten weltweit wettbewerbsfähig zu bleiben, sollte die EU mehr Risikobereitschaft fördern und die Investitionen in Forschung und Innovation erhöhen. Die von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen 100 Milliarden Euro für Horizon Europe (2021 – 2027) reichen nicht aus. Es sollten mindestens 120 Milliarden Euro bereitgestellt werden, um die Innovationslücke zu schließen.5 Dieser öffentlich gesetzte finanzielle Anreiz ist der Schlüssel, um private Mittel für Investitionen in Forschung und Innovation anzuziehen.
Eines der Schlüsselelemente von „Horizon 2020“ in Bezug auf Gesundheitsforschung ist die „Innovative Medicines Initiative“ (IMI). IMI ist die
5 BusinessEurope Positionspapier “Research and Innovation in the New European Cycle” (September 2019): https://www.businesseurope.eu/sites/buseur/files/media/position_papers/iaco/2019-09-09_position_paper_research_and_innovation_in_the_new_eu_political_cycle.pdf
weltweit größte öffentlich-private Partnerschaft (PPP) im Gesundheitswesen mit einem Gesamtbudget (IMI 1 und 2) von 5 Milliarden Euro, je zur Hälfte finanziert von der Europäischen Union und der europäischen Pharmaindustrie (vertreten durch EFPIA6). Ziel von IMI ist es, eine offene Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor in der Forschung zu ermöglichen. Dadurch sollen die Entwicklung und der Zugang der Patientinnen und Patienten zu innovativen Medikamenten, Therapien und Produkten, insbesondere in Bereichen mit unerfülltem medizinischem Bedarf, vorangetrieben werden.
Während IMI seit mehr als 10 Jahren die Zusammenarbeit und Kooperation zwischen Pharmaunternehmen fördert, empfehlen wir, dass künftig auch die Einbindung von Partnern anderer Industrien vorangetrieben wird. Nach dem Vorbild der IMI-Struktur sowie der ECSEL-Partnerschaft7 für den Mikroelektronik-Sektor sollte eine PPP-Gesundheit die gesamte Bandbreite der industriellen Gesundheitswirtschaft abbilden. Lösungen für die gesundheitlichen Herausforderungen, mit denen unsere Gesellschaft konfrontiert ist, liegen nicht allein in einer Branche. Die Zukunft ist patientenzentriert und -integriert, mit einer bedeutenden Rolle für digitale Technologien.
Die rasante Entwicklung von Schlüsseltechnologien setzt die Europäische Union unter enormen Wettbewerbsdruck. Besonders deutlich wird das im Bereich KI. Allein durch eine konsequente Fokussierung auf KI könnte Europa seine Wirtschaftsleistung bis zum Jahr 2030 um 2,7 Billionen Euro oder 19 Prozentpunkte erhöhen.8 Und KI ist nur eine von vielen digitalen Zukunftstechnologien, die Unternehmen in Europa und weltweit in den kommenden Jahren in erfolgreiche Geschäftsmodelle umwandeln und zur Lösung aktueller gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Herausforderungen einsetzen werden. Das wirtschaftliche Potenzial eines vertieften digitalen Binnenmarktes liegt schätzungsweise bei bis zu 415 Milliarden Euro jährlich.9
In den öffentlichen Fördermaßnahmen spiegelt sich das jedoch bisher nicht wider. Die Bundesregierung will im Rahmen ihrer KI-Strategie in den nächsten Jahren 3 Milliarden Euro investieren. Die Zusagen der EU bewegen sich in einer ähnlichen Dimension. Um zur Weltspitze aufzuschließen, wird das aber nicht reichen. Nur zum Vergleich: China unterstützt die KI-Forschung in den nächsten elf Jahren mit 150 Milliarden Dollar und einer forschungsfreundlicheren Datenpolitik.
Die Europäische Kommission plant derzeit das „Digital Europe Programme“, welches Direktinvestitionen in Höhe von insgesamt 9,2 Milliarden Euro für den Einsatz innovativer digitaler Technologien in fünf
6 EFPIA: European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations 7 ECSEL Joint Undertaking: Electronic Components and Systems for European Leadership 8 BDI (2019): https://bdi.eu/themenfelder/europa/which-europe/ 9 ebd.