2 minute read

4. Ressortübergreifende Zusammenarbeit stärken

4. Ressortübergreifende Zusammenarbeit stärken

Die Gesundheitswirtschaft ist eine stark regulierte und komplexe Branche, die von vielen Politikbereichen betroffen ist. Die Regierungen sollten ihre gesundheitspolitischen Ziele in einem ganzheitlichen Ansatz (health in all policies) gestalten und auf alle Politikfelder ausweiten. Ein nachhaltiges Europa kann nur dann erfolgreich sein, wenn Industriepolitik und soziale, digitale sowie ökologische Ziele miteinander in Einklang gebracht werden. Diesem Ansatz folgend sollten Gesundheitsaspekte in alle öffentlich geförderten Programme eingebunden werden.

Durch eine themenübergreifende, interdisziplinäre und sektorübergreifende Betrachtung von Gesundheitsaspekten (u. a. One Health-Ansatz) sowie einer ausreichenden Finanzierung von Gesundheitssystemen sollte ein universeller und diskriminierungsfreier Zugang zu Gesundheitsversorgung erreicht werden (universal health coverage). Das betrifft alle Bereiche der Patientenversorgung: Von der Prävention, Diagnostik über die Behandlung und Rehabilitation bis zur Nachsorge.

Auch in Zukunft brauchen wir eine nachhaltige Forschungs- und Innovationspolitik, die akademische Spitzenleistungen, Erfindergeist und unternehmerischen Mut befördert. Hierfür sollten die Politikbereiche Wirtschaft, Forschung und Wissenschaft, Gesundheit, Digitalisierung und Umwelt strategisch verzahnt werden. Vor diesem Hintergrund empfiehlt die industrielle Gesundheitswirtschaft eine stärkere ressortübergreifende Politikstrategie auf europäischer Ebene.

Bislang sehen wir wenig bis gar keinen Fortschritt in der angekündigten, verstärkten Koordinierung zwischen den verschiedenen Generaldirektionen (GDs) der Europäischen Kommission. Ein innovationsfreundliches Umfeld geht über ein striktes „Silo-Denken“ hinaus und erfordert die Koordinierung mehrerer Dienststellen. Die neue Europäische Kommission sollte die richtigen Organisationsstrukturen innerhalb der Kommission einrichten, um eine gute Koordinierung zwischen den verschiedenen GDs sowie mit den Mitgliedstaaten zu gewährleisten. Die Zusammenführung der Themen Medizinprodukte aus der GD GROW (Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum, KMU) in die GD SANTE (Gesundheit und Lebensmittelsicherheit) war ein erster wichtiger Schritt.

Der BDI plädiert für eine verstärkte binnenadministrative Zusammenarbeit der zuständigen Generaldirektionen der Europäischen Kommission, insbesondere in den Bereichen Gesundheit (GD SANTE), Forschung (GD RTD), Wirtschaft (GD GROW), Digital (GD CONNECT) und Umwelt (GD ENV). Wir regen einen Konsultationsprozess der EU-Kommission über eine ressortübergreifende Strategie der Europäischen Kommission zur Stärkung der iGW an, mit der die Ziele der neuen Europäischen Kommission im Bereich Gesundheit unterstützt werden können.

Bei der Diskussion über eine europäische Nutzenbewertung (Health Technology Assessment, HTA) sieht die industrielle Gesundheitswirtschaft es als notwendig an, dass ein solcher Prozess zu einer tatsächlichen Vereinfachung von Abläufen führt und für die iGW keine zusätzlichen Belastungen bringt. 15

Wir möchten, dass ein ganzheitliches Verständnis dafür entwickelt wird, was es braucht, um als Innovator erfolgreich zu sein, und welche Hindernisse dem Unternehmertum entgegenstehen. Deshalb plädiert die industrielle Gesundheitswirtschaft außerdem für einen regelmäßigen Austausch mit Akteuren aus dem öffentlichen und privaten Sektor, die das gesamte Spektrum von Forschung und Wissenschaft, KMU bis hin zu großen multinationalen Unternehmen abdecken. Im Rahmen eines regelmäßigen, ressort- und Stakeholder-übergreifenden, europäischen Pharma- und MedTech-Dialogs wünschen wir uns eine Sammlung von bewährten Praktiken in der Forschungs- und Innovationspolitik, um die Akzeptanz sowohl auf der Ebene der Mitgliedstaaten als auch auf europäischer Ebene zu fördern.

Zentrale Empfehlungen:

▪ Wir empfehlen eine ressortübergreifende Politikstrategie auf europäischer Ebene, die die Politikbereiche Gesundheit, Forschung, Wirtschaft, Digital und Umwelt besser verzahnt.

▪ Im Rahmen eines ressortübergreifenden, europäischen Pharma- und

MedTech-Dialogs sollten bewährte Praktiken für künftige Evaluationen und Weiterentwicklungen in der Forschungs- und Innovationspolitik gesammelt werden.

15 Der BDI arbeitet derzeit an einem eigenständigen Positionspapier zum Thema EU-HTA.

This article is from: