Globaler Wachstumsausblick 06/2021

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Die amerikanische Lokomotive der Weltwirtschaft | Aufschwung im Norden, Risiken im Süden 23/06/2021

fallen die globalen Investitionsströme auf das Niveau von 2005 zurück. Ausschlaggebend für den Rückgang sind neben der krisenbedingten Investitionszurückhaltung der Unternehmen die zunehmende Zahl neuer regulatorischer und gesetzlicher Hürden für Auslandsinvestitionen. Der Trend zum Investitionsprotektionismus hat schon vor Corona eingesetzt, beschleunigte sich aber durch die Pandemie erheblich. So haben viele Staaten, auch Deutschland (15. & 17. AWV-Novelle) und andere EUStaaten, trotz weltweit einbrechender FDI-Ströme die staatlichen Kontrollen von Auslandsinvestitionen noch weiter verschärft. Für das Jahr 2021 geht die UNCTAD nicht von einer Erholung der globalen Investitionsbereitschaft aus.

USA Konjunkturelle Entwicklung Nachdem die US-Wirtschaft im Jahr 2020 stark von der Corona-Krise getroffen wurde, gibt es erste Anzeichen einer konjunkturellen Erholung für 2021. Für das ganze Jahr 2020 verzeichnete die USWirtschaftsleistung einen Einbruch von minus 3,5 Prozent. Das Ausmaß der wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie in den USA wurde im zweiten Quartal 2020 deutlich: Das BIP ging um 31,4 Prozent annualisiert zurück. Trotz des wirtschaftlichen Einbruchs konnte die US-Wirtschaft zu Jahresbeginn 2021 kräftig an Dynamik gewinnen. Das BIP stieg im ersten Quartal um 6,4 Prozent annualisiert (Bureau of Economic Analysis, BEA 2021a). Lagen die Wachstumsschätzungen der OECD Ende 2020 noch bei 3,2 Prozent für das Jahr 2021 so prognostiziert die OECD im Mai 2021 ein Wachstum der US-Wirtschaft von 6,9 Prozent in 2021 (OECD 2021b). Der Internationale Währungsfonds und die Europäische Kommission gehen ebenfalls von einem kräftigen Wachstum von 6,4 beziehungsweise von 6,3 Prozent für das laufende Jahr aus (IWF 2021d, Europäische Kommission 2021). Die US-Arbeitslosenzahlen stellen die Ernsthaftigkeit der wirtschaftlichen Lage in der Corona-Krise im besonderen Maß dar. Lag die Arbeitslosenquote im Februar 2020 noch bei 3,5 Prozent stieg sie im April auf 14,8 Prozent an. Obwohl die Quote noch nicht den Vorkrisenwert aufzeigt, sank sie im März 2021 auf 6,0 Prozent. Im April 2021 stieg sie geringfügig auf 6,1 Prozent. Von der Arbeitslosigkeit am härtesten betroffen sind Selbstständige, Zeit- und Niedriglohnarbeiter, Jugendliche sowie Frauen und Hispanics (Bureau of Labor Statistics 2020, 2021). OECD-Schätzungen zufolge soll die Arbeitslosenquote bis zum Jahr 2022 zurück auf das Vorkrisenniveau sinken (OECD 2020). Die Stimmung der US-Konsumenten war im April 2021 auf das höchste Niveau seit 14 Monaten gestiegen. Das U.S. Consumer Confidence Survey, ein Barometer für die Verbraucherlaune, kletterte auf 117,5 Punkte, wie das Institut Conference Board mitteilte. Im Mai verlor diese Entwicklung geringfügig an Dynamik, das Barometer trübte sich um 0,3 Punkte ein (The Conference Board 2021). Die gute Konsumlaune in den USA zeichnet sich ebenso in den US-Konsumausgaben ab. Im März 2021 stiegen diese um 4,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat (BEA 2021b). Im April setzte sich der Anstieg der Konsumausgaben mit einem weiteren Plus von 0,5 Prozent fort. Das private verfügbare Haushaltseinkommen stieg im März ebenfalls auf 23,6 Prozent und reduzierte sich daraufhin im April um 14,6 Prozent (BEA 2021d, BEA 2021e). Das Bureau of Economic Analysis (BEA) führt die rapiden An- und Abstiege des privaten verfügbaren Haushaltseinkommens auf die staatlichen Sozialleistungen der Biden-Administration in der Pandemie zurück. Im Zuge des American Rescue Plan Act hatten 161 Millionen US-Haushalte Konjunkturausgleichszahlungen in Höhe von 1.400 US-Dollar erhalten (White House 2021a).

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