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1. Modernste digitale Infrastruktur schaffen und ausbauen
Die Attraktivität ländlicher Räume hängt entscheidend von starkem Internet ab. Immer mehr Menschen machen ihre Arbeits-, Wohn- und Bleibeperspektiven von ausreichend leistungsfähiger digitaler Infrastruktur abhängig. Der Erfolg von Unternehmen in ländlichen Räumen wiederum ist eng mit den Arbeits- und Lebensverhältnissen der Beschäftigten verknüpft. Natürlich können wachsende Möglichkeiten für mobiles Arbeiten auch Entscheidungen zum Wohnort zugunsten ländlicher Regionen beeinflussen. Gleichzeitig sind und bleiben Breitbandversorgung und leistungsfähige Mobilfunknetze kritische Voraussetzung, auch für die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen vor Ort.
Ob digitale Interaktion mit Kunden, Zulieferern und Partnern in aller Welt oder Industrie 4.0 mit stetigem Datenaustausch – erforderlich ist eine leistungsfähige und zeitgemäße digitale Infrastruktur. Mehr denn je bietet sich eine Chance, Betriebe zu vernetzen und integrierte, in Echtzeit gesteuerte Wertschöpfungsnetzwerke zu ermöglichen. Dies kann es Unternehmen in ländlichen Räumen erlauben, Nachteile räumlicher Distanzen ein Stück zu kompensieren (Kempermann 2015).
Der standorttreue Mittelstand hat in der oft ländlichen Heimat neuen Schub verdient. Das Bundesförderprogramm zum Breitbandausbau hat ein Volumen von rund 12 Milliarden Euro. Mittlerweise sind 8,4 Milliarden Euro bewilligt, aber Auszahlungen und Umsetzungen verlaufen schleppend (Deutscher Bundestag 2021b). Den technischen Anforderungen kontinuierlich hinterher zu bauen, kann kein Anspruch am Standort Deutschland sein. Die Leistungsfähigkeit und Sicherheit digitaler Netze muss oberste Priorität haben und sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene umgesetzt werden. Letztlich entscheidend sind schnelle Verfahren und zügige Umsetzungen der Vorhaben, um schnellstmöglich spürbare Verbesserungen im beruflichen und privaten Alltag der Menschen vor Ort zu erzielen.
Bertram Kawlath
Geschäftsführer, Schubert Salzer Feinguß Lobenstein GmbH, Bad Lobenstein / Thüringen
„Als Thüringer Familienunternehmer sehe ich jeden Tag, wie wichtig attraktive ländliche Regionen mit guter Infrastruktur sind. Fachkräfte halten und gewinnen wir nur dann, wenn unsere Beschäftigten und deren Familien hervorragende Infrastrukturen im Digitalen, etwa beim 5G-Netz, genauso wie bei Kindergärten, Schulen und Ärzten vorfinden.“
Breitbandverfügbarkeit in Deutschland ≥ 100 Mbit/s, Stand Mitte 2020
≥ 95 % 75 % – 95 % 50 % – 75 % 10 % – 50 % ≤ 10 %
in Prozent der Gewerbestandorte in Prozent der Haushalte
95,9 %
84,8 % 83,2 %
71,2 %
56,0 % 65,7 %
Städtisch Halbstädtisch Ländlich
Stand Mitte 2020
Quelle: BMVI (2020b, 2020c).
Städtisch Halbstädtisch Ländlich
Stand Ende 2020
Die Breitbandversorgung von Unternehmen mit über 100 Mbit/s wächst seit 2015 kontinuierlich, aber die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Räumen bleiben groß (BBSR 2021). In ländlichen Regionen sind nur rund 66 Prozent der Haushalte mit mindestens 100 Mbit/s versorgt und nur rund 56 Prozent der Gewerbestandorte. Das reicht im Alltag allenfalls aus, um einige Beschäftigte gleichzeitig in Videokonferenzen zu halten. Umfassende digitale Prozesse und Industrie 4.0 sind so nicht zu gewährleisten. Das schwächt die Konkurrenzfähigkeit vieler Betriebe. Rund 80 Prozent der ländlichen Haushalte und Gewerbestandorte sind von den in Ballungsgebieten deutlich weiter verbreiteten 1000 Mbit/s (1 Gbit/s) weit entfernt (BMVI 2020b, 2020c).
Keinesfalls schließt geringe Bevölkerungsdichte eine leistungsfähige Versorgung mit schnellem Internet aus. Wer aus guten Gründen eine dynamische Digitalisierung voranbringen will, sollte auf Geschwindigkeit setzen, alternative und innovative Verlegemethoden nutzen und unnötige Bürokratie in Planungs- und Genehmigungsverfahren vermeiden.
Handlungsempfehlungen
.Sichere, souveräne und verlässliche digitale Infrastrukturen gewährleisten – auf nationaler und euro. päischer Ebene Glasfaserbasierte gigabitfähige Netze bis ins Haus, in die Wohnungen und in die Betriebe vorantreiben;
Gigabit-Versorgung von mindestens 90 Prozent aller . Haushalte und Betriebe gewährleisten Wettbewerbsfähiges (industrielles) 5G-Ökosystem durch gezielte Investitionsanreize ausbauen – technologieneutral und anbieterneutral mit klaren Regeln . für alle Hersteller Antrags- und Genehmigungsprozesse digitalisieren, vereinfachen und beschleunigen