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bieten Arbeitsplätze, bilden aus und bilden weiter
Industrielle Mittelständler in ländlichen Räumen bieten Arbeitsplätze, bilden aus und bilden weiter
Unverändert gilt: Ein Großteil industrieller Arbeitsplätze ist in ländlichen Gebieten angesiedelt – meist in mittelständischen Familienunternehmen. Sie bieten Perspektiven und Identifikation, sie tragen zu einer intensiven Bindung an die Region bei.
Wenig überraschend sind die Arbeitslosenzahlen in Regionen mit einer hohen Dichte an Familienunternehmen niedriger, das lokal verfügbare Steueraufkommen und die Kaufkraft höher (IW Köln 2020). Das wiederum kommt dem Einzelhandel vor Ort zugute und macht Regionen lebenswerter.
Umgekehrt zeigt sich am Beispiel der ehemaligen DDR, was es für Wirtschaft, Gesellschaft und individuelle Lebensverhältnisse bedeutet, wenn gewachsene Familienunternehmen in der Fläche verschwinden. Mit tiefgreifenden Änderungen in der Wirtschaftsverfassung wurden seit 1949 private Unternehmen unter anderem mit Mitteln des Steuer- und Strafrechts enteignet und hochqualifizierte Fachkräfte verdrängt (Karlsch 2020). Die wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Folgen sind oft bis heute spürbar.
Arbeitslosenquote und Auszubildendenquote nach Familienunternehmensanteilen in der Region
in Prozent
Arbeitslosenquote Auszubildendenquote
5,5
4,4
3,5
2,8 3,7 4,2 4,6 4,9
Gerd Röders
Geschäftsführender Gesellschafter, G.A.Röders GmbH & Co. KG, Soltau
„Maschinen kann man kaufen, Technologie nicht. Entscheidend ist eine qualifizierte Belegschaft. Deswegen legen wir in unserem eigentümergeführten, mittelständischen Unternehmen großen Wert auf gute Aus- und Weiterbildung. Mit der Erfahrung und den Ideen unserer Mitarbeiter sichern wir die Zukunft unseres Unternehmens und unserer Region. Und das seit 200 Jahren.“
1. Quartil 2. Quartil 3. Quartil 4. Quartil 1. Quartil 2. Quartil 3. Quartil 4. Quartil
Im 1. Quartil sind die 25 Prozent der deutschen ländlichen Räume zusammengefasst, welche die geringsten Anteile an Familienunternehmen aufweisen. Im 4. Quartil sind die 25 Prozent der ländlichen Räume mit den höchsten Familienunternehmensanteilen gebündelt. Es zeigt sich: Ein hoher Anteil an Familienunternehmen geht mit niedrigerer Arbeitslosigkeit und höherer Auszubildendenquote in der Region einher.
Motive zum Gehen, Bleiben und Kommen hängen in ländlichen Regionen oft mit Ausbildungsmöglichkeiten zusammen. Da gerade hochspezialisierte Mittelständler ihre Wettbewerbsvorteile über Know-how, Qualität und Service generieren, sind sie auf qualifiziertes Personal angewiesen. Sie setzen auf eigene Ausbildungsangebote und eine hohe Ausbildungsintensität, um das benötigte Spezialwissen zu sichern und zu entwickeln (BBSR 2021).
In vielen mittelständischen Unternehmen profitieren Auszubildende von Übernahmegarantien in attraktive Jobs am Standort. Etwa der Automobil- und Maschinenbau erfordert – aufgrund komplexer Integration unterschiedlicher Technologien – vielfältige Qualifikationen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Mit umfassenden Investitionen in Weiterbildung leisten Mittelstand und Familienunternehmen einen gesamtgesellschaftlichen Beitrag. Um junge Fachkräfte in der Region zu binden, bieten Unternehmen ergänzend mancherorts Betriebspraktika, offizielle Partnerschaften zwischen Unternehmen und Schulen, Betriebskindertagesstätten und Betriebswohnungen. Investitionen lohnen sich hier finanziell nur langfristig, aber Familienunternehmerinnen und -unternehmer denken ohnehin in Generationen, nicht in Quartalen.