Behörden Spiegel Oktober 2021

Page 28

Smart Country Convention 2021

Seite 28

Behörden Spiegel / Oktober 2021

Das Ministerium für das Veränderungsjahrzehnt

Servicekonto gestartet

Megatrends Digitalisierung und Transformation unter einem Dach bündeln

Zentraler Online-Zugang in Niedersachsen

(BS/Alexander Schweitzer) Als Koalition des Aufbruchs und der Zukunftschancen hat sich die rheinland-pfälzische Ampelregierung am 18. Mai aufgemacht, unser Land in den kommenden fünf Jahren zukunftsfähig zu gestalten. Die Bewältigung der Corona-Folgen, der Kampf gegen den Klimawandel, der Umbruch unserer Wirtschafts- und Arbeitswelt und die Gestaltung der Digitalisierung sind dabei die zentralen Variablen im Koordinatensystem dieses Veränderungsjahrzehnts.

(BS/lma) In Niedersachsen ist ab sofort das Servicekonto verfügbar. Damit können sich Bürgerinnen und Bürger nun einen persönlichen Online-Zugang zu den Leistungen von Behörden einrichten, teilt das Niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport mit. Für Organisationen wie Unternehmen, Vereine und Behörden stehe das spezielle erfordert neue Qualifikationen Der digitale Staat muss zum Organisationskonto “Servicekonto Business” zur Verfügung. Eine Vielund bringt völlig neue Berufs- Motor dieser digitalen Gesell- zahl von Verwaltungsleistungen seien digital zu erledigen.

Den Verschiebungen innerhalb unseres gesellschaftlichen Koordinatensystems hat die rheinland-pfälzische Ampelregierung im Rahmen der Ressortumbildung für die 18. Legislaturperiode umfassend Rechnung getragen. So spiegelt insbesondere die Verlagerung des Digitalisierungsschwerpunkts vom Innen- zum Arbeitsministerium die gesellschaftliche Realität der Digitalisierung mit ihren vielfältigen Auswirkungen auf unsere gesamte Lebens- und Arbeitswelt wider.

Große Gestaltungsaufgabe Das neue Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung (MASTD) ist das Gestaltungsministerium für das Veränderungsjahrzehnt. Denn die Transformation unserer Wirtschafts- und Arbeitswelt und die Gestaltung der Digitalisierung erfordern in den kommenden fünf Jahren grundlegende Weichenstellungen. Im Zuge der Ressort­ umbildung wurden die beiden Megatrends Transformation und Digitalisierung nun erstmals in einem Ministerium zusammengeführt. Im neuen Transformationsund Digitalisierungsministerium bündeln wir zwei zentrale Handlungsfelder der öffentlichen Hand unter einem Dach – die digitale Transformation der Arbeitswelt und die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Die digitale und ökologische Transformation unserer Wirtschafts- und Arbeitswelt ist die größte industrie- und arbeitsmarktspolitische Gestaltungsaufgabe seit der ersten industriellen Revolution. Durch die Verbindung von Arbeit und Digi-

W

enn man von Verkehr spricht, wird zwischen dem motorisierten und nicht motorisierten Individualverkehr wie dem Pkw, Fahrrad oder Elek­troroller, dem öffentlichen und dem privaten Personennah-, Regional- und Fernverkehr, dazu gehören Uund S-Bahn, Busse, Reisebusse und die Fernbahn, und dem Wirtschaftsverkehr per Lkw, Schiff und Güterzug differenziert. Für all diese Verkehrsträger gilt es, Menschen und Waren schnell, komfortabel, sicher und klimaschonend durch die Städte und Speckgürtel zu befördern. Dafür reichen jedoch die bewährten Managementkonzepte lange nicht mehr aus: Deshalb wird der Ruf nach Smart Citys und Smart Country mit neuen Mobilitätskonzepten immer lauter.

Datengetriebene Verkehrssteuerung intensivieren Eine intelligente Verkehrsplanung lässt sich durch drei zentrale Schritte erreichen: 1. Transparenz: Gemeint sind die zentrale Zusammenführung von Wissen und die aktivere Steuerung der verschiedenen Verkehre mithilfe neuer Technologien und digitaler Services. Das bedeutet zum Beispiel: Sensoren messen Verkehrsströme sowie Verfügbarkeiten von Parkräumen und anderen Flächen systematisch, fortlaufend und in Echtzeit. Die Daten werden im ersten Schritt zentral gesammelt und sowohl für die Verkehrsteilnehmer als auch für die Verwaltung aufbereitet. Transparenz ist eine wesentliche Voraussetzung für eine operative Steuerung und strategische Planung der knappen Kapazitäten. 2. Digitale Services: Nachhaltigen Mehrwert – speziell für die

Alexander Schweitzer ist rheinlandpfälzischer Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung.

Foto: BS/MASTD-RLP

talisierung bilden wir seit dieser Legislaturperiode das gesamte Spektrum der digitalen Arbeitsund Lebenswelt in einem Ressort ab: Vom flächendeckenden Glasfaserausbau über digitale Verwaltungsleistungen bis hin zur Qualifizierung der Beschäftigten.

Beschäftigung sichern Unsere Arbeitsweise wird sich durch die Digitalisierung vollständig verändern. Im Jahr 2026 – und damit am Ende der aktuellen Legislaturperiode in Rheinland-Pfalz – werden die sogenannten Digital Natives – also Menschen, die eine Welt ohne digitale Medien nicht kennen – 75 Prozent der Arbeitsbevölkerung ausmachen. In rasantem Tempo verändert die Digitalisierung bestehende Arbeitsabläufe,

bilder hervor – davon viele, die wir heute noch gar nicht kennen. Beschäftigten Sicherheit im Wandel zu geben, steht daher im Mittelpunkt unserer Transformationspolitik. Jeder und jede soll die Gewissheit haben: Auch ich werde mich verändern müssen, aber auch ich werde einen Platz in der neuen Arbeitswelt haben. Den Wandel in der Arbeitsund Lebenswelt wollen wir in Rheinland-Pfalz so gestalten, dass alle – Beschäftigte und Unternehmen – zu Gewinnern der Transformation werden. In diesem Veränderungsprozess wird die Anfang 2022 an den Start gehende rheinland-pfälzische Transformationsagentur eine für Unternehmen und Beschäftigte wichtige Lotsenfunktion einnehmen. Als zentrale Anlaufstelle wird sie über alle Fragen rund um die Transformation der Arbeitswelt informieren – von Homeoffice und Work-Life-Balance über Mitbestimmung und Arbeitsschutz. Darüber hinaus führt sie bestehende Förderund Qualifizierungsangebote für Beschäftigte und Unternehmen zusammen.

Ein gemeinsames Ökosystem Die Gestaltung der Digitalisierung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, an der Wirtschaft, Gesellschaft und Politik gemeinsam mitwirken. Wenn wir den Rahmen so setzen, dass alle von den Chancen profitieren, entsteht ein digitales Ökosystem, das unser aller Leben, Arbeiten und Wirtschaften einfacher, flexibler und sicherer macht.

schaft werden. Als Dienstleister für Bürgerinnen und Bürger, Wegweiser für unsere Unternehmen und Taktgeber des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritts. Bei der Transformation der öffentlichen Verwaltung zum digitalen Staat kommt dem neuen Digitalisierungsministerium eine Schlüsselrolle zu. Um die Digitalisierung in allen Bereichen der Landesverwaltung voranzutreiben, werden die Planung und die Steuerung der Verwaltungsdigitalisierung seit dieser Legislaturperiode im neuen Digitalisierungsressort zusammengeführt. Die Digitalisierung der Verwaltung bleibt dabei eine Gemeinschaftsleistung aller Ressorts, den gemeinsamen Weg dorthin beschreiben der rheinland-pfälzische Koalitionsvertrag und das Onlinezugangsgesetz des Bundes. Ziel ist es, Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen einen schnellen und einheitlichen Zugang zu allen Verwaltungsdienstleistungen des Landes bereitzustellen – flexibel, effizient sowie orts- und zeitunabhängig. Dafür bauen wir die IT-Infrastruktur des Landes weiter aus und entwickeln den Landesbetrieb Daten und Information zu einem Landesbetrieb Digitales fort. Wenn Deutschland bei der Digitalisierung nicht weiter zurückfallen soll, muss auch der Bund endlich den digitalen Turbo einlegen. Ein Bundesministerium für Digitalisierung und Transformation – es wäre nicht die erste Idee aus Rheinland-Pfalz, die bundesweit Schule macht.

Perspektivisch solle das Konto auch deutschlandweit genutzt werden können. Die Nutzerinnen und Nutzer verfügten dann über einen zentralen Zugang zu allen Verwaltungsleistungen, so das Ministerium. Anträge für Verwaltungsleistungen könnten online gestellt und Rückmeldungen der Behörden elektronisch empfangen werden. Außerdem biete das Konto den Nutzenden die Möglichkeit, sich digital und rechtssicher gegenüber der Verwaltung auszuweisen. Je nach Vertrauensniveau gelte der Antrag dann direkt als unterschrieben oder zumindest als rechtsverbindlich eingereicht und ersetze die Schriftform in Verwaltungsverfahren. Für die papierlose Kommunikation wurde im Service-Konto ein OnlinePostfach eingerichtet.

Zügig in die Fläche bringen Der niedersächsische LandesCIO und IT-Bevollmächtigte, Dr. Horst Baier, freut sich über den

Start des Servicekontos. Er fordert aber auch: “Nun kommt es darauf an, dass wir das Konto zügig in allen niedersächsischen Behörden nutzen. Die enorme Herausforderung, die Verwaltung zu digitalisieren, können Land und Kommunen jedoch nur gemeinsam meistern, Hand in Hand und mit einem klaren Plan.” Man helfe den Kommunen seitens des Landes bei der Anbindung an das Servicekonto. Der nächste Schritt, so das Innenministerium, sei das Anschließen von diversen digitalisierten Online-Diensten wie zum Beispiel der neu entwickelten “Infektionsschutzbelehrung”. Ziel sei es, dass mit der neuen Generation von Online-Diensten Anträge komplett digital bearbeitet werden. Dies schließe die Anmeldung über das Servicekonto, die Übertragung der Antragsdaten in ein Fachverfahren, die Bezahlung von Gebühren und den elektronischen Bescheid an das Postfach des Servicekontos ein.

Über das Servicekonto können Bürgerinnen und Bürger vollständig digital mit der Verwaltung kommunizieren. Foto: BS/anyaberkut, stock.adobe.com

Deutschland kann Smart City Optimiertes Parken für Reisebusse (BS/Dr. Katrin Stroemer) Smart Mobility ist eine Schlüsseldisziplin moderner Städteplanung. Unser Ansatz eines intelligenten Parkraummanagements für Reisebusse hat das Ziel einer optimalen Nutzung begrenzter Kapazitäten. Internet of Things (IoT) und Künstliche Intelligenz sind die Wegbereiter. Verkehrsteilnehmer – liefern digitale Services. Mit ihnen können Parkflächen reserviert, diese automatisch bezahlt und eine Navigation durch eine aktive Routensteuerung ermöglicht werden. 3. Nachhaltige Weiterentwicklung: Auf den ersten beiden Stufen entstehen Daten, beispielsweise fortlaufend erhobene Belegungs- und Buchungsdaten. Diese Daten bieten zusätzlich komplett neue Möglichkeiten für die Verwaltung für eine langfristige, nachhaltige Weiterentwicklung und Planung der Parkräume. Denkbar ist die Vermietung temporärer Freiflächen, beispielsweise in Busdepots zu bestimmten Tageszeiten.

Anwendungsfelder gibt es genug Für jeden dieser drei Schritte gibt es diverse Einsatzszenarien: Ein Beispiel für die optimale Nutzung begrenzten Parkraums sind Reisebusse. Mithilfe von Sensoren und einer App können Städte Busfahrer aktiv bei deren Tourenplanung unterstützen und geeignete Parkplätze anbieten. Ähnliche Services können Smart-City-Manager für Lieferanten und Zusteller bereithalten: Mit gezielten Echtzeitauswertungen und den zugehörigen digitalen Services lassen sich zeitliche Zustellfenster und Parkmöglichkeiten optimieren,

Raum für Optimierung bietet außerdem die Nutzung der Flächen an den E-Auto-Ladesäulen. Städte können als Informationsbroker Transparenz schaffen, denn die Flächen lassen sich besser auslasten, wenn die Fahrerinnen und Fahrer jederzeit wissen, welche Ladestationen frei sind und wann ein Fahrzeug aufgeladen ist. Im Ergebnis könnten mehr Autos an den Ladestationen stehen und so Parkraum frei machen.

Daten aufbereiten und ­Wissen teilen

Dr. Katrin Stroemer ist im Bereich Verkehrsverwaltungen & Smart Citys im Public Sector bei Sopra Steria tätig. Foto: BS/Sopra Steria

damit die Wirtschaftsverkehre zukünftig ihre Waren ausladen oder Kunden absetzen können, ohne dass sie gleich einen Stau auslösen. Multimodale Verkehrskonzepte, mit dem Ziel der Verlagerung und somit Entzerrung des städtischen Individualverkehrs auf viele verschiedene Verkehrsträger, entwickeln sich ebenfalls. Hier ist wahrscheinlich das größte Maß an technologischer und planerischer Intelligenz gefragt, weil viele unterschiedliche Interessen, Lebensgewohnheiten und Verhaltensweisen miteinander vereinbart und synchronisiert werden müssen.

Städte haben verschiedene Möglichkeiten, Daten aufzubereiten, zu kombinieren und zur Verfügung zu stellen. Ein Anwendungsfall ist, die laufend aktualisierten Daten Verkehrsmanagern gebündelt in einem Dashboard anzuzeigen, damit diese die unterschiedlichen Verkehre besser steuern können. Im Falle einer sich schnell verändernden Datenlage lassen sich beispielsweise verkehrsbauliche Maßnahmen flexibler anpassen. Durch mit Langfristdaten gefütterte Algorithmen können Städte besser vorhersagen, wann wie viele unterschiedliche Verkehrsteilnehmer wo mit welchem Gefährt unterwegs sind und was passiert, wenn sich Situationen ändern.

Optimiertes Parken mit AIoT Wir haben uns das Thema Parkraummanagement am Beispiel von Reisebussen näher ange-

schaut. Heraus kam ein AIoTAnsatz (AI und IoT) für die Steuerung von Sonderparkflächen: Der Ansatz erfordert zunächst eine Ausstattung der Parkflächen mit Sensoren. Diese liefern LiveDaten für eine Übersicht über die Reisebusparkplatzsituation, heruntergebrochen auf einzelne Plätze. Eine KI-unterstützte Analyselösung gibt Verkehrsplanern zudem Hinweise darüber, welche Parkflächen im Durchschnitt stark oder weniger stark frequentiert werden. Sie liefert zudem Prognosen für die zukünftige Entwicklung. Städte können so ihre Investitionen in Parkflächen genauer steuern. Gelder für neue Flächen können beispielsweise genau dort bereitgestellt werden, wo Engpässe auftreten oder auftreten werden. Die Informationen aus den Sensordaten lassen sich darüber hinaus von den Reisebusunternehmen nutzen. Auf der Basis von weiteren Verkehrs- und Geodaten können Städte folgenden Service anbieten: Disponenten eines Reisebusunternehmens informieren sich online über die Parkraumsituation am Zielort und können danach ihre Planung ausrichten. Auskünfte über Kapazitäten, Belegungsverläufe, Art und Beschränkungen sowie Gebühren – aktuell oder als Prognose für das Reisedatum – schaffen Transparenz. Der Fahrer startet die Navigation zum Ziel – entweder über das Navi

im Fahrzeug oder die Smartphone-App – und erhält die geschätzte Ankunftszeit. Unterwegs liefert die städtische Verkehrsplanung LiveDaten zur Belegungssituation auf dem Ziel-Reisebusparkplatz auf das Dashboard der Fahrer. Ändert sich die Belegung, funkt das System einen möglichen Ausweichparkplatz. Sind Haltebuchten am Zielort belegt, wird der Bus so navigiert, dass er genau zum passenden Zeitpunkt ankommt. Dadurch entsteht kein Parken in zweiter Reihe. Nach der Ankunft am touristischen Ziel und dem Ausstieg der Fahrgäste informiert sich der Fahrer über die Belegsituation auf Langzeitparkplätzen und wird zum freien Stellplatz geleitet. Dort parkt der Reisebus und der Fahrer wird informiert, wann er aufgrund der Verkehrslage losfahren muss, um Fahrgäste abzuholen.

Weniger Kilometer, weniger Emissionen Im Gesamtergebnis wären Reisebusse weniger Kilometer unterwegs, da die Fahrer nicht unnötig lange nach freien Stellplätzen suchen müssten und somit die Reisebusse nur noch zum eigentlichen Ein- und Aussteigen in engen, verkehrsreichen Innenstädten präsent wären. Für die Städte bedeutet das weniger Verkehr an Orten mit wenig Parkraum, weniger CO2-Ausstoß in den Innenstädten und mehr Lebensqualität für die Anwohnerinnen und Anwohner. Weitere Smart-City-Lösungen von Sopra Steria unter: www. soprasteria.de/branchen/govern ment/smart-city


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.