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GROSSHANDELSFIRMA JPB ‘BEZIEHUNGEN SIND IN DIESEM GESCHÄFT SEHR WICHTIG’
GROSSHANDELSFIRMA JPB LIEFERT LEBENSMITTEL WELTWEIT
JPB (J. P. BEEMSTERBOER) IST IMPORTEUR UND EXPORTEUR VON HALTBAREN PRODUKTEN MIT EINEM WELTWEITEN KUNDENSTAMM. DIE LEBENSMITTEL GEHEN VIELFACH MIT EIGENEM MARKENNAMEN DIREKT AN DIE ENDBESTIMMUNG. DIE STÄRKE VON JPB SIND DIE VERBINDUNGEN ZU KUNDEN, LIEFERANTEN UND REEDEREIEN, SAGT GESCHÄFTSFÜHRER JAN BEEMSTERBOER. DIE GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG IM MOMENT IST DIE VERFÜGBARKEIT VON SEECONTAINERN.
JPB arbeitet mit Lieferanten auf der ganzen Welt zusammen, erklärt Beemsterboer. „Wir kaufen weltweit ein und verkaufen weltweit, zu 99 % über das Meer.” Der Fokus liegt auf gefrorenen Produkten (Gemüse, Pommes frites, Hühnchen und Fisch), frischen Produkten (Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch), Massenprodukten (Öl, Reis, Bohnen) und Konsumentenprodukten (Pasta, Mayonnaise, Senf). Der Handelsbetrieb hat selbst keine Lebensmittel auf Vorrat, so Beemsterboer. „Wir holen zum Beispiel Reis aus Vietnam und verkaufen den wieder an Länder in Afrika, in unserer eigenen Verpackung. Der Lieferant produziert die Verpackung, wir liefern die Druckvorlage.”
Alle Güter, die JPB verkauft, werden auf Qualität geprüft, bevor sie in die Welt hinausgehen, erläutert der Geschäftsführer. Das erfolgt durch einen lokale, unabhängige Instanz. „JPB ist für die finanzielle Seite und die Papiere zuständig. Das ist eine Herausforderung, es kann immer unvermittelt etwas Unerwartetes passieren. Aber im großen Ganzen haben wir das gut unter Kontrolle.” >>
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“Man muss tanzen, wenn die Musik spielt. Anbauer müssen Rechnung halten mit Lager- und Energiekosten.”
Keine Container
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Die große Herausforderung im Moment ist die Verfügbarkeit von Containern, eine Folgeerscheinung der Corona-Krise, erklärt Einkäufer William Nannes. „Während Corona hat die Welt eine Zeit lang stillgestanden. Als alles wieder anlief, standen die Container an Orten, wo sie normalerweise nicht stehen sollten – schwierig, sie von da wieder zurückzubekommen. Corona begann in China. Als die Produktion dort wieder in Gang kam, waren die Vereinigten Staaten durch die Pandemie lahmgelegt. Das ganze Land stand mit Containern voll, die nicht geleert wurden. Die Ströme sind gestört, alle Vorräte sind aufgebraucht und zusätzlich haben die Menschen gehamstert. Nehmen Sie ein Glas Mayonnaise. Es mangelt an Gläsern, an Deckeln, an Dosen, an Personal. Alles ist knapp und teuer. Es wird wohl fünf Jahre dauern, bis die Prozesse sich wieder normalisiert haben.”
Der Export wird auch durch den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise behindert, wissen sie bei JPB. „Wir müssen tiefer in die Tasche greifen, um alles zu finanzieren“, so Beemsterboer. „Aber der Konsument in Afrika muss es letztendlich auch bezahlen können. Der Vorteil ist, dass wir Lebensmittel exportieren. Menschen müssen essen, aber die Volumina werden kleiner.” JPB macht keine Verträge mit Packbetrieben und Reedereien. Nannes dazu: „Wir reservieren eine bestimmte Anzahl Container pro Woche. Wir wissen ziemlich genau im Voraus, wie viele wir benötigen und wie viele verfügbar sind. Wenn man eine Absprache für eine bestimmte Anzahl pro Woche macht, dann muss man die als Exporteur auch gebrauchen. Das kann finanzielle Konsequenzen haben. Das kann ein Nachteil sein.”
Klimatologische Herausforderungen gibt es auch. So holt JPB seinen Reis aus Pakistan, einem Land, das im Sommer 2022 zu dreißig Prozent durch Überschwemmungen unter Wasser gestanden hat. Und näher bei uns: durch den trockenen Sommer in den Niederlanden sind die Preise für Produkte wie Kartoffeln und Zwiebeln extrem hoch, stellt Beemsterboer fest. Das bedeutet nicht, dass JPB weniger importiert und exportiert. „Die Weltbevölkerung wächst. Hunger kann ein großes Problem werden. Ärmere Länder werden Probleme wegen des
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Krieges zwischen Russland und der Ukraine bekommen. Das bringt Unruhe und das kann sehr wohl zu ernsthaften Problemen führen. Aber wie gesagt: Menschen müssen essen. Es muss Nahrung importiert werden.”
Crimsun® : eigener Markenname
JPB ist einer der wichtigsten Zwiebelexporteure in den Niederlanden. Der Betrieb exportiert gelbe und rote Zwiebeln in die ganze Welt, hat aber auch eine eigene rosa Zwiebel exklusiv auf den Markt gebracht: Crimsun®. Diese Zwiebel kombiniert die optimale Qualität und die Stärke von gelb mit einer Rottönung, sagt Nannes. Der Exportbetrieb hat die Zwiebel zusammen mit Bejo und De Groot en Slot entwickelt. Auch beim Export von Zwiebeln steigt das Risiko, weiß der Einkäufer. „Der Zwiebelpreis ist hoch, der Transport ist teuer. Man muss aufpassen, was man macht. Mit Crimsun® arbeiten wir auf Vertrag, der Rest ist insgesamt Tageshandel. Wir liefern viel nach Afrika, den Fernen Osten und Drittweltländer – wir haben doch schon einmal mitgemacht, dass ein Kunde nicht bezahlen konnte. Aber wir sind ein gesunder Betrieb, mit finanziellem Spielraum. Und in der Regel machen wir nur mit Kunden Geschäfte, von denen wir wissen, dass sie bezahlen können.”
Ketten und Handel müssen einander doch etwas vergönnen, folgert Nannes. Jetzt, wo die Zwiebelpreise hoch sind, schließen viele Anbauer ihre Tore, in der Hoffnung auf noch höhere Preise, merkt er an. Die Frage ist, ob das vernünftig ist. „Man muss tanzen, wenn die Musik spielt. Anbauer mit Zwiebeln in der Lagerung müssen Rechnung halten mit Themen wie Lagerkosten, Abfallprozentzahlen und hohen Energiepreisen. Wenn man das alles zusammenzählt, dann muss die Zwiebel nach dem Jahreswechsel einiges mehr einbringen als davor. Ich denke, dass die Anbauer ihre Zwiebeln besser vor dem Jahreswechsel verkaufen können. Ein Jahr, das teuer beginnt, kann ohne weiteres billig enden.”
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Wichtigkeit von Beziehungen
Laut Beemsterboer ist die Stärke von JPB die Beziehung zu Kunden, Lieferanten und Reedereien. Wir haben ein gutes Team, so der Geschäftsführer. „Einkauf, Logistik und Verkauf müssen zusammenarbeiten. Wir liefern Qualität für einen guten Preis. Natürlich haben wir doch einmal Probleme durch Mitbewerber – man muss mit dem Preis mitgehen.” Er konstatiert, dass einige Länder Protektionismus betreiben, um die eigenen Produkte zu schützen und zu stimulieren. „Senegal macht zu einem bestimmten Zeitpunkt die Grenzen für niederländische Zwiebeln dicht und in der Dominikanischen Republik arbeiten sie mit Lizenzen. Damit hat man auf der Seite der Kunden zu tun.”
Um die Beziehungen im Geschäft intakt zu halten, ist es für JPB wichtig, Nahrungsmittelmessen zu besuchen, wie die Messen in Paris, Dubai und Singapur. „Wir reisen viel”, schließt Beemsterboer. „Wir wissen, wer die guten Spieler sind – wir besuchen unsere Kunden minimal einmal pro Jahr. Es gibt viele Faktoren und Szenarien, womit wir Rechnung halten müssen, um uns erfolgreich in die kommenden Jahrzehnte zu lotsen. Unsere Mitarbeiter, unsere Netzwerke und unsere Markennamen haben immer unsere höchste Priorität, ungeachtet der Umstände. Wir werden immer denjenigen beistehen, die ihre Organisation auf eine gute und nachhaltige Art und Weise wachsen lassen wollen.”