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INNOVATIONEN IM ZWIEBELANBAU
DREI ANBAUER TEILEN IHRE ERFAHRUNGEN
INNOVATIONEN IM ZWIEBELANBAU
DIE NIEDERLANDE SIND VORLÄUFER, WENN ES UM INNOVATIONEN IN DER LANDWIRTSCHAFT GEHT. VOR ALLEM AUF DEM GEBIET DER PRÄZISIONSTECHNIKEN IST BEREITS VIEL IM GANGE. EINIGE INNOVATIONEN SIND VÖLLIG AUSGETESTET UND HABEN SICH UMFASSEND BEWIESEN; ANDERE TECHNIKEN STECKEN NOCH ‘IN DEN KINDERSCHUHEN’, BIETEN ABER DOCH VIEL POTENZIAL. DREI INNOVATIVE ZWIEBELANBAUER TEILEN IHRE ERFAHRUNGEN.
Thes Agro haben bereits diverse Kenntnisse in ihrem Betrieb auf dem Gebiet der Präzisionstechniken. Mehr noch: Der Einsatz dieser Techniken ist mittlerweile in den Ackerbau im niederländischen Burgh-Haamstede integriert. „Alle unsere Maschinen werden mittels GPS gesteuert und viele Arbeiten führen wir mit Hilfe von Applikationskarten (digitale Feldrasterkarten) durch, so dass wir sehr ortsspezifisch arbeiten können”, erzählt Johan van der Wekken von Thes Agro.
Der Betrieb begann 2016 mit dem variablen Spritzen von Bodenherbiziden im Zwiebelanbau. Lieferant Van Iperen gab dazu den Impuls. „Sie hatten angefragt, ob wir Versuche zu diesem Thema machen wollten. Wir sahen hier doch Chancen, weil die Bodenarten auf unseren Feldern oft unterschiedlich sind. Beim traditionellen Spritzen mit Bodenherbiziden mussten wir hinsichtlich der Dosierung allerdings immer auf Nummer sicher gehen und entschieden uns für den goldenen Mittelweg, mit der Folge, dass auf leichteren Böden regelmäßig Schäden am Pflanzenbestand auftraten – wir brachten hier oft zu viel aus. Andererseits bekamen wir das Beikraut auf den schwereren Feldteilen oft nicht gut in den Griff. Kurzum: es war in mehrerlei Hinsicht nicht ideal.”
Mehrertrag von 7 bis 10 Prozent
Das variable Spritzen von Bodenherbiziden erfolgt auf der Basis von Applikationskarten, die an Hand von einem Bodenprofil erstellt werden. Diese Applikationskarten werden in das GPS-System der Spritze hochgeladen, wonach das Spritzmittel auf der Basis der Zusammensetzung des Bodens dosiert wird. Diese Arbeitsweise wirft Früchte ab, was sich aus Vergleichen mit Referenzstreifen ergibt. Laut Van der Wekken resultiert die Präzisionsspritzung in einem Mehrertrag von 7 bis 10 Prozent. „Schäden am Bestand gehören der Vergangenheit an und außerdem konnten wir den Beikrautdruck senken. Man kann nicht wirklich von einer Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln sprechen, aber wir bringen den Wirkstoff doch präzise dahin, wo er am nötigsten ist.”
Der Mehrwert des variablen Streuens von Kunstdüngern, womit auch seit 2016 gearbeitet wird, ist laut Van der Wekken etwas weniger konkret. Hierbei wird die Kunstdüngergabe auf das Bodenprofil abgestimmt, das in den Applikationskarten verarbeitet ist. „Diese Präzisionsanpassung hat noch nicht für einen echten Mehrwert gesorgt. Das beruht unter anderem auf der Tatsache, dass wir auf unseren Feldern nicht beregnen können. Dadurch ist es schwierig, das Maximum aus dem dosierten Kunstdünger herauszuholen. Kunstdünger ist doch effektiver, wenn man danach Wasser geben kann.”
Punkt-Spritzung
Das Säen von Zwiebeln auf der Basis von Applikationskarten steht vorläufig bei Thes Agro noch nicht an, aufgrund der einfachen Tatsache, dass der Betrieb hierfür noch nicht ausgerüstet ist. „Wir hoffen in der Zukunft doch weitere Schritte machen zu können, was den punktgenauen Einsatz von Kontaktherbiziden betrifft”, sagt Van der Wekken. „‘PunktSpritzung’, wobei eine Drohne die Standorte der diversen Beikräuter auf eine Karte bringt, soll dafür ideal sein. Dann braucht man Herbizide folglich nicht mehr auf dem ganzen Feld ausbringen, sondern nur an den Stellen, wo ein Beikraut steht. Damit erzielt man einen gigantischen Gewinn für die Umwelt. Um eine derartige Anwendung interessant und rentabel zu machen, ist es allerding doch nötig, dass Zulassungen für andere, effektivere Kontaktherbizide kommen.”
Sä- und Hackroboter
Auch Mark Buijze im niederländischen Schoondijke hat mittlerweile die nötige Erfahrung mit GPS-gesteuertem Arbeiten und der Verwendung von Applikationskarten. Seit März 2022 sät und hackt der biologische Anbauer seine Zwiebeln und Schalotten nämlich mit einem Roboter auf Basis von GPS. „Um die Rendite meines Betriebes zu erhöhen, habe ich 2021 mit dem Anbau von hochwertigeren Gemüsearten angefangen, darunter Zwiebeln”, sagt Buijze. „Weil ich lieber nicht mit fremdem Personal arbeite, musste ich mir etwas anderes ausdenken, um den Arbeitsbedarf in Grenzen zu halten. Der Sä- und Hackroboter von FarmDroid hilft dabei.” Der Roboter, der mit Sonnenenergie arbeitet, fährt autonom und bestimmt auf der Basis von GPS-Koordinaten und Applikationskarten, wo ein Zwiebelsamen in den Boden muss. „Anschließend legt er in seinem `Gedächtnis` ab, wo die Samen liegen, wodurch er exakt weiß, wo er Beikraut hacken kann. Der Roboter hackt sowohl in als auch zwischen den Reihen. Zwischen den Reihen schneidet er das Beikraut mit einem Draht ab, in der Reihe hackt er es mit einem beweglichen Messer weg.”
Laut Buijze arbeitet diese Technik prima. Aber es braucht Zeit, bis man als Unternehmer Vertrauen dafür entwickelt, gibt er an. „Ich fand es doch spannend, den Roboter Beikraut hacken zu sehen, als die Zwiebelpflanzen noch nicht über der Erde waren. Dann denkt man doch: ‘So, jetzt fährt er mir mein ganzes Feld kaputt.’ Deshalb habe ich in der vergangenen Saison doch auf Sicherheit gesetzt und habe den Roboter nicht zu nahe an den Samen hacken lassen. Hierdurch hatten wir etwas mehr Probleme mit Beikräutern, als eigentlich nötig war.” >>
„Der Sä- und Hackroboter von FarmDruid hilft mir, Arbeitsbedarf durch Fremdarbeitskräfte in Grenzen zu halten.”
Mark Buijze
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Potenzial für den Zwiebelanbau
Obwohl der Roboter prinzipiell gut arbeitet, wird der Anbauer im Winter 2022 doch noch einige kleine technische Anpassungen machen. „Um ein optimales Resultat zu erzielen, sollte man den Roboter an seine eigene, spezifische Situation und Bodenart anpassen. Wir passen deshalb unter anderem die Richtung der Hackmesser an.”
Die Kapazität des Roboters ist laut Buijze beim Einsatz im Zwiebelanbau doch begrenzt. „Der Roboter kann in einem Zeitraum von acht Stunden etwa 1,5 Hektar Zwiebeln säen und 2 Hektar hacken. Man kann ihn natürlich auch über Nacht laufen lassen, aber das fühlt sich für mich nicht gut an. Ich will doch ab und zu ein Auge auf ihn werfen. Daneben bin ich noch auf der Suche, in welchen Kulturen die Maschine am besten eingesetzt werden kann. Für den Zwiebelanbau hat er in jedem Fall Potenzial – das ist doch deutlich.”
Der Anbauer nennt auch als Pluspunkt, dass der Roboter ‘nur’ 700 Kilo wiegt, wodurch dieser oft einsetzbar ist. „Sobald ein Feld begehbar ist, kann er loslegen. Das ist mit einem Traktor anders. Es gibt auch keinen Schaden am Boden oder am Pflanzenbestand. Aber dadurch, dass dieser Roboter leichter ist als eine normale Hackmaschine, gehen die Messer und Drähte auch mit weniger Druck durch den Boden hindurch. Deshalb ist es wichtig, dass er die Beikräuter bereits in einem kleinen Stadium ‘packt’; sie dürfen maximal zwei bis drei Zentimeter groß sein.”
Säen auf Basis des Gehalts an organischen Stoffen
Jurgen Siebring begann 2022 mit dem Säen von Zwiebeln auf der Basis des Vorhandenseins von organischen Stoffen im Boden. Siebring führt zusammen mit seinen Eltern einen Ackerbaubetrieb in Oranjedorp im niederländischen Gebiet Drente. „Wir machen erst einen Bodenscan, um den Gehalt an organischen Stoffen von unseren Feldern zu bestimmen”, erzählt er. „Diese Information verarbeiten wir in Applikationskarten, die dann in die GPS-gesteuerte Sämaschine gehen. Wir haben die Sämaschine zusammen mit unserem Maschinenlieferanten für diesen Einsatz angepasst.”
Der Anbauer experimentierte mit verschiedenen Sädichten in Kombination mit unterschiedlichen Gehalten an organischen Stoffen. Wir haben von 2,9 bis 4,1 Einheiten je Hektar variiert, berichtet er. „Das beste Resultat erzielten wir auf Stellen mit einem hohen organischen Stoffgehalt von circa 12 Prozent, in Kombination mit etwa 3,1 Einheiten je Hektar. Dort sahen wir einen Mehrertrag von vier bis fünf Tonnen je Hektar. Hinsichtlich Uniformität und Qualität sah ich optisch keinen Unterschied. Aber wir haben die Ergebnisse der Bemusterung noch nicht erhalten.”
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Viel zu gewinnen
Siebring will 2023 auf den erzielten Resultaten aufbauen. Konkret bedeutet das, dass er aktiv versuchen wird, den organischen Stoffgehalt seiner Felder zu erhöhen, indem er mehr Kompost ausbringt. „Und indem wir dann auch die Einheiten Saatgut/ha anpassen, hoffen wir, die Erträge weiter zu erhöhen und auch größere Zwiebeln ernten zu können. Mehr organischer Stoff bedeutet ja mehr Nährstoffe für die Zwiebelpflanzen, was hoffentlich zu einer größeren Sortierung beiträgt. Ich bin davon überzeugt, dass mit dieser Arbeitsweise viel zu gewinnen ist – die ersten Resultate sind vielversprechend.”