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GESCHÄFTSFÜHRER MARTIN SLOT ÜBER DAS MANAGEN DES FAMILIENBETRIEBS
WIE EMPFINDET GESCHÄFTSFÜHRER MARTIN SLOT ES, FÜR DEN FAMILIENBETRIEB ZU ARBEITEN? WIE HAT ER SICH SELBST IN SEINER ROLLE ALS GESCHÄFTSFÜHRER ENTWICKELT UND FINDET ER JETZT, WO DER BETRIEB WÄCHST, NOCH IMMER, DASS DORT EIN ‘FAMILIENGEFÜHL’ HERRSCHT? „DIE KOMBINATION VON GESCHÄFT UND EMOTION EMPFINDE ICH BEIM MANAGEN ALS AM SCHÖNSTEN. WIE GUT DIE FINANZIELLEN RESULTATE AUCH SIND, MAN DARF DAS FAMILIENGEFÜHL NICHT AUSSER ACHT LASSEN.”
Martin Slot (44) ist seit etwa zehn Jahren Geschäftsführer des ZwiebelBetriebsteils von De Groot en Slot, dem Partner von Bejo in der Züchtung der Zwiebelgewächse. Als Sohn von Piet Slot, ehemaligem Betriebsleiter des Gartencenter-Betriebsteils von De Groot en Slot, hatte er bereits in jungen Jahren einen Samstagsjob in den Gartencentern in Heerhugowaard und Den Helder gehabt. Martin studierte Betriebswirtschaftslehre und fing nach seinem Studium bei AHOLD an. „Ich hatte damals noch nicht die Idee gehabt, für unseren Familienbetrieb zu arbeiten”, erzählt er. Das änderte sich 2008, als ihn der ehemalige Geschäftsführer Henk de Groot fragte, ob er sein Nachfolger als Geschäftsführer werden möchte. „Ich war mit dem Gartencenter-Betriebsteil aufgewachsen – das Zwiebelgeschäft war relativ neu für mich.” Dennoch sagte er ja und ging als Geschäftsführerassistent ans Werk, neben seinem Studium der Pflanzenzüchtung.
2011, als Henk in Rente ging, wurde Martin Geschäftsführer, zusammen mit Jeroen de Haas. Weil Jeroen Anfang 2023 in Rente gehen wird, wurde Bas van den Hemel mittlerweile als sein Nachfolger eingestellt.
Familienstatut
Martin Slot hat innerhalb der Geschäftsführung von De Groot en Slot als extra Aufgabengebiet, die Bindungen mit der Familie aktiv zu halten. De Groot en Slot ist zu einem großen, internationalen Betrieb angewachsen, aber es ist und bleibt ein Familienbetrieb, sagt er mit Nachdruck. Die Firma arbeitet mit einem Familienstatut, worin die Kernwerte beschrieben sind. Denken Sie dabei an Kontinuität, fortwährende Selbständigkeit, Respekt, Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit. Formell sind die Familienmitglieder übrigens Zertifikatsinhaber. Das umfasst, dass sie keinen direkten Einfluss auf den Betrieb ausüben können. Die Interessen der Zertifikatsinhaber werden durch die STAK (stimmberechtigte Treuhandstiftung ohne Aktionäre) vertreten, in der drei Vorstandsmitglieder sitzen. Daneben gibt es einen Rat von Aufsichtsmitgliedern, der die Kontrolle über das Geschäft in den Betriebsteilen hat.
Informell wird der Bindung von Familienmitgliedern viel Beachtung geschenkt. Auch Martin bekommt fortwährend allerlei Tipps. Damit muss man umgehen können, sagt er. „Kommunikation ist essentiell, wobei man allerdings nicht alles erzählen kann. Natürlich gibt es manchmal eine heftige Diskussion, aber auf der Basis von Konsens kommen wir innerhalb der Familien immer zu Rande.”
Erwartungshaltung
Von der zweiten Generation arbeitete der Großteil der Familien De Groot und Slot im Betrieb; bei der dritten Generation ist das glücklicherweise weniger selbstverständlich, erklärt Martin. Er findet, dass Familienmitglieder in ihrem Interesse die freie Wahl haben müssen, im Betrieb oder außerhalb zu arbeiten. Daneben wird man nicht automatisch angestellt, weil man De Groot oder Slot heißt, sagt er. „Interessenten machen eine unabhängige Bewertung durch, aus der sich ergeben muss, ob jemand für eine Arbeitsstelle passt oder nicht. Außerdem führen wir vorab bereits Gespräche mit Familienmitgliedern zu ihrer Erwartungshaltung durch. Als Zertifikatsinhaber kann man von seinen künftigen Kollegen leicht etwas anders betrachtet werden, was extra Druck mit sich bringen kann. Es ist gut, das nüchtern zu betrachten; dann hat man oft die größte Freude an seiner Arbeit.”
Wenn ein Familienmitglied für eine Funktion nicht geeignet ist, diese aber doch haben will, dann ist das sehr unangenehm, weiß Martin. „So eine Situation kann sogar unangenehmer sein als ein großer Investitionsbeschluss, aber den Belangen des Betriebes geben wir immer den Vorrang. Auch dann ist Kommunikation das Wichtigste. Sei einfach ehrlich ! Eine Enttäuschung auszusprechen ist noch immer besser als darüber zu schweigen.”
Teamgeist
Von seinem Studium hat Martin eine Vorliebe für Betriebspsychologie: er findet es wichtig, dass die Mitarbeiter an der richtigen Stelle sitzen. „Ich schenke dem Personalbereich viel Aufmerksamkeit. Ich versuche, sehr sichtbar zu sein und habe immer meine `Fühler` ausgefahren. De Groot en Slot hat eine hohe Loyalität, eine hohe Zufriedenheit und einen geringen Krankenstand. Darauf bin ich sehr stolz, vielleicht noch stolzer als auf die finanziellen Resultate. Es sind nicht nur die direkten Familien, die hier bereits seit Generationen arbeiten; auch von anderen Personalmitgliedern arbeitete bereits der Opa und der Vater hier. Das ‘Familiengefühl’ wollen wir pflegen. Das geht nicht von selbst, daran muss man fortwährend weiter arbeiten. Wenn Mitarbeiter ihre Arbeit gleichzeitig als Hobby betrachten, dann ist meine Mission geglückt. Das ist glücklicherweise bei vielen Menschen in der Firma so!”
Martin Slot sieht die Zukunft von De Groot en Slot positiv. Die Fundamente des Familienbetriebs sind stabil. Darin liegt viel Potenzial, um die Firma weiter wachsen zu lassen. Es ist meine Triebfeder, das Unternehmen gut an die nächste Generation weiterzugeben, sagt er dazu. „Wir wachsen stark und wir verbessern unsere Betriebsaktivitäten weiter. So gab es in der dritten Generation der Familienmitglieder den Wunsch, um mehr mit Nachhaltigkeit zu machen. Das hat zu einer neuen Mehrheitsbeteiligung an Hortimare geführt, die Ausgangsmaterial von Seegras züchten und produzieren. Wir sind zugleich dabei, zu schauen, ob wir noch einen neuen Betriebsteil im Bereich `food & agri` aufbauen können, um dem Betrieb eine noch breitere Basis geben zu können.”