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DER ZWIEBELANBAU SUCHT NACH LÖSUNGEN FÜR VERKRUSTUNG

ANBAUER UND FORSCHER BERICHTEN ÜBER IHRE ERFAHRUNGEN

VERKRUSTUNG WIRD EIN IMMER GRÖSSERES PROBLEM IM ZWIEBELANBAU. BEJO/DE GROOT EN SLOT BEOBACHTEN, DASS IN DEN LETZTEN JAHREN DURCH HEFTIGE REGENFÄLLE, HAGEL ODER SCHNEE NACH DER AUSSAAT VON ZWIEBELN REGELMÄSSIG VERKRUSTUNG AUFTRITT. DIE VORBEUGUNG VON VERKRUSTUNG ODER DAS BRECHEN DER KRUSTE WIRD MIT VERSCHIEDENEN METHODEN ANGEPACKT. ANBAUER UND FORSCHER BERICHTEN ÜBER IHRE ERFAHRUNGEN.

Marcel Kooijman

Zwiebelanbauer aus dem niederländischen Sint Annaland

Zwiebelanbauer Marcel Kooijman aus Sint-Annaland hat 2022 15 Hektar gelbe Zwiebeln angebaut. Kooijman hatte auf 5 Hektar Zwiebeln eine Tröpfchenbewässerung liegen, wodurch er kein Problem mit Verkrustung hatte. Auf den anderen 10 Hektar verwendete er einen Striegel zum Brechen der Kruste.

In dem Moment, als die meisten Zwiebeln an die Kruste angestoßen sind, haben wir mit dem Striegeln begonnen, erzählt Kooijman. „Einige Zwiebeln waren damals auch bereits aufgegangen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir keine Bewässerung zur Verfügung. Deshalb mussten wir nach einer anderen Lösung suchen. Später konnten wir auch die Bewässerungsmaschine einsetzen.” Während des Einsatzes des Striegels kam Kooijman dahinter, dass es zu spät war. „Die Kruste war zu dick und wir beschädigten die Zwiebeln auch zu stark. Ich konnte sehen, dass Zwiebeln herausgerissen wurden. Wir hatten Angst, dass wir den Pflanzen zu großen Schaden zufügen würden. Später im Verlauf des Wachstums sahen wir Unterschiede bei den Stücken, wo wir mit dem Striegel gefahren waren. Wir hatten die Idee, dass da doch etwas mehr Pflanzen standen als dort, wo wir nicht gefahren waren.”

Was wird Kooijman nächstes Mal anders machen, um Verkrustung vorzubeugen oder sie zu brechen? „Die Idee ist, früher zu beginnen, aber mit dem Krustenbrechen ist man eigentlich immer zu spät dran.” Er kann nicht sagen, ob es Ertragsunterschiede gibt. „Wir haben keine Ertragsermittlung durchgeführt.”

Neugierig, was Marcel Kooijman gegen Verkrustung getan hat? Schauen Sie sich auf Youtube seinen Vlog ‘Ons boerenleven’, aflevering 79, an.

„Wenn das Saatgut zu flach gesät ist, dann zieht man die Pflänzchen aus dem Boden.”

Anbauberater Klaas de Boer

Johan van der Wekken

Zwiebelanbauer aus Burgh-Haamstede

Der Landwirtschaftsbetrieb Thes Agro aus dem niederländischen BurghHaamstede setzt die Sämaschine im Kampf gegen Verkrustung ein. Indem man die Säschare sehr flach einstellt, damit diese gerade so den Boden berühren, wird mit einer geringen Geschwindigkeit von 2 bis 3 km/h über das Zwiebelfeld gefahren, um so die Kruste zu brechen, erklärt Johan van der Wekken.

Thes Agro machte vor etwa zehn Jahren zum ersten Mal Erfahrungen mit dieser Methode. „Verkrustung ist hier ein Problem”, erklärt Van der Wekken. „Wir verfügen hier nicht über einen Krustenbrecher und auch nicht über einen Striegel. Darum haben wir damals versucht, mit der Sämaschine die Kruste zu brechen. Das funktionierte überraschend gut. So gut, dass wir diese Methode in der vergangenen Saison wieder angewandt haben.”

Die Zwiebeln befanden sich in diesem Moment in allen Stadien der Keimung: die ersten Zwiebeln waren durchgestoßen und ein Teil stand an der Kruste an. Laut Van der Wekken hat die Methode mit der Sämaschine gut funktioniert. „Wir sollten das wieder so machen. Als Verbesserung muss man ein paar Tage früher dran sein, als es das Feld zulässt. Die Kruste ist dann weniger hart, wodurch man mehr Zwiebelchen retten kann.”

Thes Agro hat einige Areale nicht gegen Verkrustung behandelt, um Unterschiede sehen zu können und um zu beurteilen, ob es einen Nutzen hatte. „Wir sahen einen deutlichen Unterschied zwischen den Arealen, die behandelt bzw. nicht behandelt waren. Auf den Arealen, die behandelt worden waren, standen mehr Zwiebeln auf einem Meter und sie wuchsen leichter los. Wir denken, dass ein Aufgangsunterschied von ungefähr 25 Prozent mehr Zwiebeln auf den krustengebrochenen Bereichen besteht.”

Jonas Bodyn

Forscher im Freilandgemüse bei PCG Belgien

Das Provinciaal Proefcentrum voor de Groenteteelt (PCG) in Belgien betreibt keine aktive Forschung zur Verkrustung. Allerdings läuft ein Projekt, in dem das Zentrum das Feuchtehaltevermögen des Bodens verbessern will. Eines der Themen, die getestet werden, ist die Ausbringung einer Kompost-Mulchschicht nach der Aussaat der Zwiebeln. Das soll einen positiven Effekt auf die Vermeidung von Krustenbildung haben können, sagt Forscher Jonas Bodyn vom PCG. >>

Der Kompost wird nach der Aussaat auf die Zwiebeln verteilt. Die Schicht hat eine Dicke von 0,5 cm, das bedeutet etwa 32,5 Tonnen Kompost pro Hektar, so Bodyn. „Eigentlich ist ein halber cm zu dünn, um als Mulchschicht bezeichnet zu werden. Mehr konnten wir aber nicht ausbringen, in Hinsicht auf das Phosphat, das im Kompost enthalten ist. Wir führen Aufgangszählungen durch und verfolgen die Bestände während der Wachstumssaison. Danach wird auch nach Ertragszahlen und Kalibrierung geschaut.”

Eine Nebenwirkung der Ausbringung von Kompost ist, dass sie (möglicherweise) auch das Abwehen feiner Bodenteilchen vermindert, so Bodyn. „Frischer, nicht reifer Kompost hat mehr Nebenwirkungen, als wenn dieser bereits vollständig reif ist. Der Prozess der Umsetzung ist dann noch im Gange. Das ist vor allem bei landwirtschaftlichem Kompost der Fall. Bei Grünkompost ist dies selten der Fall, weil dieser meist weiter gereift ist. Wir verwenden Grünkompost, weil dieser weniger salzhaltig ist als landwirtschaftlicher Kompost.”

Nach der Ausbringung von Kompost sah PCG, dass mehr Pflanzen aufgelaufen waren, aber das war nicht signifikant mehr als bei der Behandlung ohne Kompost. Allerdings wurden bei den Beurteilungen Ende April und Ende Mai deutlich höhere Uniformitäten wahrgenommen, so Bodyn.

Außerdem hatte der Bestand, wo Kompost ausgebracht worden war, im Juni mehr Volumen. PCG hat in der Vergangenheit oberflächlich Kompost in Spinat ausgebracht, mit einem enormen Salzschaden als Folge davon. Die Zwiebeln waren wahrscheinlich tief genug gesät gewesen, wodurch es nun keinen Schaden gab, vermutet Bodyn. „Bevor man Kompost ausbringt, ist es wichtig, eine aktuelle Analyse machen zu lassen, um genau zu wissen, wie der Salzgehalt des Produktes ist.”

Landwirtschaftsbetrieb Dokter-Van der Berg

Zwiebelanbauer in Tzummarum

Landwirt Berend Dokter aus dem niederländischen Tzummarum verwendete 2022 auf Empfehlung von Anbauberater Klaas de Boer vom George Pars Graanhandel einen Striegel, um Verkrustung bei Zwiebeln entgegenzuwirken. Das hat gut funktioniert, sagt Dokter. „Wir sahen auf den bearbeiteten Feldteilen deutlich mehr Pflanzen pro Hektar und einen viel besseren Aufgang.”

Dokter konnte im Frühjahr 2022 nicht beregnen, weil der Salzgehalt im Grabenwasser zu hoch war. Dann hat man die Wahl: nichts tun oder den Striegel nehmen, sagt er. Die Zwiebelpflanzen standen zum Zeitpunkt des Striegelns an der Kruste an. Der Zwiebelanbauer hatte den Bestand auf 2,5 cm Sätiefe gesät. Das ist doch eine Voraussetzung, findet Berater Klaas de Boer. „Wenn das Saatgut zu flach gesät ist, dann zieht man die Pflänzchen aus dem Boden.”

Der friesische Anbauer behandelte einen Teil der Zwiebeln gegen Verkrustung und einen Teil nicht. „Ich habe mich gefragt, ob ich das so richtig gemacht habe, aber im Nachhinein betrachtet, hätte ich alle behandelln sollen. Ich sah einen deutlichen Unterschied im Aufgang. Auf den nicht behandeln Flächen kamen manchmal in einer Reihe 20-30 cm nicht durch, weil die Pflanzen nicht durch die Kruste dringen konnten oder kaputt gegangen sind.” Auf den Flächen, wo gestriegelt worden war, wurde eine feinere Sortierung geerntet, aber mit einem guten Ertrag. Auf den nicht behandelten Flächen beobachtete Dokter eine gröbere Sortierung der Zwiebeln.

Was wird Dokter bei einem nächsten Mal anders machen, um Verkrustung vorzubeugen oder sie zu brechen? „Ich werde vielleicht früher anfangen”, sagt er. Je früher, desto besser, sagt auch Klaas de Boer. „Wenn Verkrustung droht, dann kann man striegeln. Man muss nicht warten, bis die Zwiebelpflanzen gegen die Kruste anstoßen. Je dünner die Kruste, desto besser.”

Es gibt ein ‘aber’, sagt De Boer zum Schluss. „Auffällig ist, dass durch das Striegeln der Beikrautdruck etwas höher ist. Man macht eine kleine Bearbeitung des Feldes, was die Bodenherbizide stört. Einige Beikräuter bekommen dadurch die Chance, zu keimen. Darauf muss man doch achten.”

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