N°41 Donnerstag bis Mittwoch 14. bis 20.10.2010 www.kulturagenda.be
Hinter der Idylle
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«James Cook und die Entdeckung der Südsee» Zwischen 1768 und 1780 führte der britische Seefahrer James Cook drei Expeditionen in den Pazifik an. Seine Reisen veränderten das Weltbild der Europäer und erschlossen die Welt der Südsee. Das Historische Museum widmet dem Seefahrer eine Sonderausstellung mit über 400 Objekten aus dem Südseeraum sowie Gemälden und Zeichnungen. Zentrale Person nebst Cook ist der Berner John Webber, Maler auf der dritten Cook-Reise. Kurz vor seinem Tod vermachte er der Heimatstadt seine Privatsammlung.
Auf einem Breitenrain-Spielplatz zeigen 85 Kinder das Theater «Ds Viech». Das sei besser als Schule, finden sie. Seite 4
Galerie Andrea Caratsch, Zürich
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Nüchterner Berner Maler Nicht ohne Grund. Als Dokumentaristen begleiteten Maler die Expeditionen. Sie hatten unter anderem den Auftrag, Flora und Fauna abzubilden sowie Einheimische zu porträtieren. Gewalt sollten sie auf Befehl von oben nicht dokumentieren. Entsprechend romantisch verklärt fielen die Gemälde der Maler auf den ersten beiden Reisen aus. Nüchterner und realistischer waren jene von John Webber. Der Sohn eines nach London ausgewanderten Berner Bildhauers begleitete Cooks letzte Fahrt. Nach seiner Rückkehr aus dem Pazifik wurde Webber zum gefeierten Maler, und seine Zeichnungen fanden als Kupferstiche weite Verbreitung. Auch jene, die Cooks Tod darstellt. Offen bleibt hingegen, wie authentisch sie ist. Der zurückhaltende Maler hat Cooks Tod höchstens von Bord aus durchs Fernrohr beobachtet. Regine Gerber
Kunstmuseum und Zentrum Paul Klee spannen zusammen – für die Ausstellung «Lust und Laster». Seite 12 \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
3 Kulturtipps von Sabine Timoteo
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Historisches Museum, Bern Ausstellung bis 13.2. www.bhm.ch
Zu Ehren hoher Häuptlingen bestimmt: der Federgott. Cook brachte er kein Glück.
Baumwoll-Teppich, durchwoben mit synthetischen Stoffen Die eigenständige Stilkreation aus 60er-Rock’n’Roll und Popmusik neueren Datums macht Aloan aufregend gut. Bei Bee-flat bringt spielt das Sextett aus der Romandie seine Songs in Akustikversionen.
Vom Trip-Hop zum Aloan-Pop Aloan ist eine Westschweizer Pop-Band und hat seit ihrem 2007er-Album, «Better in Springtime», den Weg des Erfolges beschritten. Sie hat sich stetig vom Trip-Hop zu einem breiten, aber eigenständigen Pop-Stilmix hinbewegt. Auf der letztjährigen Scheibe, «Pretty Freaks», sind die Elektro-Anteile noch vorhanden, aber mit Hip-Hop und dem besagten Retro-Rock angereichert. Herausragend dabei: Die Stimme von Lyn M. – und die hat durchaus die Erotik des Winehouse-Organs.
Das sind gute Gründe für den Erfolg der Band, vor allem im französischsprachigen Raum. Im Zénith in Paris, einer der grössten Hallen der Stadt, trat sie als Vorgruppe von Joe Cocker auf. Dieses Jahr berauschte die Gruppe das Paléo Festival in Nyon mit ihrer Kombination von Samples und Akustikinstrumenten. Bei Bee-flat reduziert Lyn M. mit ihren fünf Mitmusikern die Songs auf ein Akustik-Set. Schlagzeuger Alain Frey ist für die Kompositionen verantwortlich. Mit dabei: Rapper Granite, Gitarrist François Deslarzes, Alex Rodrigues an den Tasten und Christophe Bugnon am Bass.
1. «Ds Viech» auf dem Spielplatz am Schützenweg (ab 15.10., siehe Seite 4) Der Titel gefällt mir. Viele Menschen, die ich kenne, grosse wie kleine, wirken mit. Meine Kinder werden sich auch auf den Openair-Theaterbesuch freuen.
3. Anna Huber mit «Tasten» am Festival Tanz in. Bern (Dampfzentrale, ab 20.10.) Ich höre nur Spannendes von Anna Huber. Aber von Tanz muss man nicht nur gehört haben, man sollte es sich eben auch ansehen.
Michael Feller \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Turnhalle im Progr, Bern Mi., 20.10., 20.30 Uhr www.bee-flat.ch
Die Berner Filmschauspielerin spielt derzeit im Schweizer Kinofilm «180°» von Cihan Inan die Petra.
2. Claudia und Julia Müller im Museum Franz Gertsch (bis 6.3.) Ich wollte schon lange einmal ins Burgdorfer Museum, habe es aber bisher noch nicht geschafft. Die Gastausstellung von Claudia und Julia Müller tönt sehr vielversprechend.
ZVG
Der Retro-Chic hat schon etwas. Bei Amy Winehouse löst er in Kombination mit dem Drogen-Chic Reaktionen im Spannungsfeld von Faszination und Übelkeit aus. Bei Aloan ist er Teil eines Musikstilpuzzels – das als Ganzes auch schon für Begeisterungsstürme gesorgt hat.
Lars Borges
Federgott und Bibel Ob er erschlagen wurde, weil er versuchte, ein gestohlenes Beiboot zurückzuholen? Oder hatte er einen falschen Zeitpunkt im rituellen Kalender erwischt? Eine endgültige Antwort darauf gibt es nicht, aber es war sicher das Aufeinan-
derprallen zweier Kulturen, die Cook das Leben kostete. Im Historischen Museum werden sie in einem Schaukasten gegenübergestellt: Da Cooks Bibel, dort der Federgott, ein heiliger Gegenstand des hawaiianischen Mystizismus. Cook und seine Männer brachten von ihren Reisen Objekte zurück, die von den vielfältigen Kulturen Polynesiens zeugen: mit Schnitzereien verzierte Herrscherkeulen oder farbige Federmäntel. Die einen wurden ihnen geschenkt, andere tauschten sie ein. Viele dieser Transaktionen und Begegnungen verliefen friedlich. Doch Missverständnisse und Gewalt gehörten zum Alltag, auch wenn dies die idyllischen Bilder von damals nicht vermitteln.
British Museum, London
Da lag er auf den Felsen der Kelakekua Bay, totgeschlagen von hawaiianischen Kriegern. Welche Umstände führten am 14. Februar 1779 zum Tod von James Cook? Ein paar Tage zuvor war der Kapitän in der Bucht von Hawaii gelandet. Er platzte in eine religiöse Zeremonie: Einheimische feierten den Sieg des Friedensgottes Lono über seinen kriegerischen Gegenspieler. Prompt wurde Cook als Verkörperung von Lonos verehrt und setzte seine Reise reich beschenkt fort. Nach einem Mastbruch kehrte die Expedition in die Bucht zurück. Cook bezahlte den Entscheid mit seinem Leben.
ZVG
Die Bilder in der Ausstellung im Historischen Museum erzählen von friedlichen Begegnungen zwischen Seemännern und Bewohnern des Südpazifiks. Trotzdem wurde James Cook auf seiner dritten Expedition ermordet.
Rapper Granite (links), Sängerin Lyn M. und Schlagzeuger Alain Frey von Aloan.
Einen Tanzmuffel würde ich zum Besuch des Anna-Huber-Tanzes überreden ... ... mit dem Argument, dass es sich immer lohnt, sich auf den Tanz einzulassen. Irgendwann packt das jeden. Der körperliche Ausdruck steht sowieso an erster Stelle, noch vor dem Wort.