Berner kulturagenda 2014 N° 39

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N°39 Donnerstag bis Mittwoch 25.9. bis 1.10.2014 www.kulturagenda.be

DIE BERNER KULTURAGENDA SAGT DIR, WOS L ANGGEHT, WENNS AUSGEHT!

Viele Berner Bühnenlieblinge und Mario Venzago am Pult: Die Oper «Armide» verspricht Spektakel. Seite 3

ZVG

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Der Satiriker Bänz Friedli belauschte im Starbucks die Gespräche von Jugendlichen.

Wo viele Eltern aufgegeben haben, setzt der gebürtige Berner Satiriker und «Hausmann der Nation» Bänz Friedli an. Erklärungen gibt sein neues Kabarettprogramm «Gömmer Starbucks?» in der Cappella. «Omg, yolo. lol!» Auf Twitter seinen Followern in 140 Zeichen erklären, wie man sich gerade fühlt, mit 23 Klassenkameraden chatten und gleichzeitig eine WhatsApp-Nachricht an Papa schicken? Tönt schwierig, ist für Jugendliche aber dank aussagekräftigen Abkürzungen kein Problem mehr. Bänz Friedli, der in Bern geborene Satiriker, Migros-Magazin-Kolumnist und «Hausmann der Nation», geht in seinem Mundartprogramm «Gömmer Starbucks?» genau diesen Abkürzungen nach. Für Jugendliche sind sie Routine, für viele Erwachsene hingegen ein Buch mit sieben Siegeln. Bänz Friedli, in «Gömmer Starbucks?» beschäftigen Sie sich mit der Jugendsprache. An wen richtet sich das Kabarettstück?

Jugendslangs sind dazu da, sich abzugrenzen. «Gömmer Starbucks?» richtet sich deshalb eher an die Älteren. Es ist eine Art Gebrauchsanleitung für den Umgang mit Teenies und ihrer Sprache. Die Jugendlichen brauchen ja schliesslich niemanden, der ihnen ihre Sprache erklärt (lacht). Auf der Bühne imitieren Sie die Sprache der Jugendlichen ob in Balkan-Slang oder Züritüütsch perfekt. Woher nehmen Sie diese Episoden? Sprachen, Slangs und Jargons interessieren mich schon lange. Da bin ich wie mein Vater, der hörte auch immer den Gesprächen am Nebentisch zu. Früher hat mich das unglaublich genervt, doch heute kann ich im Starbucks oder Bus selber kaum weghören. Für «Gömmer

Starbucks?» habe ich ein Jahr lang noch ein bisschen besser zugehört und all das in ein Programm verpackt. Die Teenies sind ständig auf Facebook, Twitter oder WhatsApp. Viele Erwachsene befürchten, dass sie so die Sprache verlernen. Wie beurteilen Sie den Einfluss der neuen Medien? Ich behaupte, dass die Jugendlichen viel mehr lesen und schreiben als früher, sie sind ja ständig am Kommunizieren. Diese Medien gebieten den Jungen eine Schärfe und Kürze, die ich gut finde. Sie kommen viel schneller auf den Punkt und können ihre Meinung klar artikulieren. Das hätte ich als 15-Jähriger nie gekonnt. Als in Zürich lebender Berner und Vater zweier Teenager erleben Sie die Trends der Jugendsprache hautnah mit. Gibt es Unterschiede zwischen den Städten? In Bern dauert es immer ein bisschen länger, bis ein Ausdruck übernommen wird. Wenn die Jungen in Bern zum

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Beispiel noch «angersch» sagen, findet das meine Tochter schon «uuuralt». In Bern halten sich Sprachtrends auch viel länger, ich höre noch heute Begriffe aus meiner Jugend in den 80er-Jahren, etwa «Gruebe». Welches Wort könnte Jugendwort 2014 werden? Mein momentaner Favorit ist der Ausdruck «tmi» für «too much information». Die Jungen haben ein feines Gespür für Peinlichkeiten und wenn in den Medien allzu Intimes ausgeschlachtet wird, fragt meine Tochter: «Hei mers wöue wüsse?!». Gibt jemand auf Facebook zu viel von sich preis, sagt sie nur: «tmi» und löscht den Beitrag. Christina Steffen \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

La Cappella, Bern Do., 25. bis Sa., 27.9., 20 Uhr www.la-cappella.ch Die Kulturagenda verlost 1 × 2 Tickets für Do., 25.9.: tickets@kulturagenda.be

Getanzter Trip

Für sein Buch «Tiefsee Angler» illustrierte Jared Muralt 100 Anglerfische. Sein neuester Wurf heisst «The End of Bon Voyage» und handelt von einem fliegenden Schiff ins Niemandsland. Darin beweist der 1982 geborene Berner Künstler und Gestalter erneut sein Händchen für detailverliebte Illustrationen und ist damit in der Soon Galerie zu Gast (Ausstellung bis 11.10.).

2. Kurze Filme aus dem Lichtspiel-Archiv, Lichtspiel, Bern (So., 28.9., 20 Uhr) Da kann man sich wunderbar inspirieren lassen und zudem all die alten «Magischen Laternen» von nahem begutachten.

T42dance selbst dauernd um die Welt und haben dabei viele Episoden erlebt, die ins Stück eingeflossen sind. Doch auch Bücher zum Thema und alte Landkarten hätten sie inspiriert. Tänzerisch verhandelt wird in Episoden ebenso der Aufbruch ins Ungewisse wie die vermeintliche Sicherheit im All-InclusiveParadies. Für die Musik zeichnet der Berner Komponist Simon Ho verantwortlich, der mit Tönen seiner eigenen Reisen gearbeitet hat. Helen Lagger

ZVG

3. Alana Amram in der Rössli Bar in der Reitschule, Bern (So., 28.9., 20 Uhr) Weil man einen wunderschön melancholischen Herbstsoundtrack live sehen sollte.

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Dampfzentrale, Bern. Sa., 27., und So., 28.9, 20 Uhr. www.dampfzentrale.ch

von Jared Muralt

1. Frühstücksschiff ab der Schiffländte, Thun (täglich, 8.40 und 9.40 Uhr) Schifffahren beruhigt und beschwingt meine Seele gleichermassen. Zudem ist es die perfekte Gelegenheit, mit rüstigen Rentnern in Kontakt zu kommen.

Die Berner Kompagnie T42dance schickt ihre Tanzenden auf eine Reise ins Ungewisse. Das Stück «Terra Incognita. Here be Dragons» wird in der Dampfzentrale aufgeführt. Terra Incognita – der Ausdruck stammt von den ersten Eroberern, die mit dem Begriff noch nicht kartografierte Stellen auf ihren Landkarten bezeichneten. «Terra Incognita. Here be Dragons» nennen der Franzose Félix Duméril, ehemaliger Leiter von Bern:Ballett, und die Japanerin Misato Inoue auch ihr neuestes Tanztheater. Es verhandelt das Thema Reisen. Es sei dabei nicht um ein spezifisches Land oder eine Epoche gegangen, sagt Duméril. «Es sind die Versprechen und Erwartungen, die man mit dem Reisen verbindet.» Inoue und Duméril reisen mit ihrer 2010 gegründeten Kompagnie

3 Kulturtipps

Christoph Krebs

Hingehört und ausgehorcht

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Trentemøller ist ein Meister des Remix. Im Bierhübeli macht der Däne Halt mit neuem Album, ThereminGewimmer und furioser Show.

Von weissen Flecken bis zu «all inclusive»: Tänzerisch verarbeitetes Reisen.

Einem Freund der mit Herbst und Melancholie nichts anfangen kann, … … würde ich an der Rössli Bar einen Long Island Iced Tea spendieren.


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