Berner kulturagenda 2010 N° 50

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Tim Jockel

N°50 Donnerstag bis Mittwoch 16. bis 22.12.2010 www.kulturagenda.be

Der deutsche Autor Jochen Schmidt wirft im Café Kairo mit Bonmots um sich. Seite 3

Mit Haut und Haaren dem Theater verschrieben: der Club 111 mit Grazia Pergoletti, Michael Rath, Silvester von Hösslin, Danijela Milijic, Dominique Jann und Simon Hari (von links).

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«Sex ist der fragilste Punkt des Menschen» In der neuen Produktion der Theatergruppe Club 111 dreht sich alles um Sex. Unter der Regie von Meret Matter beleuchten fünf Schauspieler und ein Musiker auf der Schlachthaus-Bühne verschiedene Aspekte der Fleischeslust. Macht Sex glücklich? Oder ist er eher eine kostenlose Abendunterhaltung? Wird er überbewertet? Braucht es Liebe für den Sex? Ist er Kommunikation oder Sport? Wie wichtig ist Sex wirklich? Hat uns die Moral zu fest im Griff? Und ist Gruppensex ein Hobby wie jedes andere? Solche Fragen stellt sich der Club 111 in seiner neuen Produktion, «Sex in Zeiten der Apokalypse», die im Schlachthaus uraufgeführt wird. Seit zwei Jahren beschäftigt sich das Leiterinnentrio – Meret Matter, Grazia Pergoletti und Renate Wünsch – mit den grossen Fragen des Lebens. Nachdem sich die drei 2008 die Wirtschaft vorgenommen hatten, wandten sie sich letztes Jahr zum 20-Jahr-Jubiläum dem Thema Kultur zu. Dieses Jahr ist es die Sexualität, die

sie in den Fokus rücken. «Sex ist omnipräsent. Wie leben in einer sexualisierten Gesellschaft», sagt Meret Matter, Regisseurin und Mitgründerin des Clubs 111. Pornostar im Gespräch In Recherchen hat sich das Team mit Filmen und Texten rund um das Thema Sex beschäftigt. Die Theaterleute haben auch mit Menschen gesprochen, die sich durch einen besonderen Zugang zur Sexualität abheben, etwa mit einem Pornostar. Diese Interviews bilden den ersten Teil der Szenencollage. Nebst diesem dokumentarischen Teil gibt es auch experimentelle Szenen, in denen die fünf Schauspielerinnen und Schauspieler, Silvester von Hösslin, Dominique Jann, Danijela Milijic, Grazia Pergoletti

und Michael Rath sowie Musiker Simon Hari, Facetten der Sexualität musikalisch und choreografisch umsetzen. Das Themenspektrum reicht dabei von Prostitution über Porno im Internet bis hin zu Tantra. Die Szenen sind voneinander unabhängig und setzen sich zu einem Panoptikum verschiedener Sexualverhalten zusammen. Sex sei kein einfaches Thema, dessen ist sich Meret Matter bewusst. Es gehe oft um Einsamkeit, Verletzlichkeit und Scham. «Sex betrifft den fragilsten Punkt des Menschen.» Zu problembeladen werde der Abend trotzdem nicht, verspricht sie. Denn es gebe auch viel Groteskes und Absurdes, man dürfe dem Thema durchaus auch mit Humor begegnen. Lügen über Sex Waren bei «Finanzblätz Schweiz» und «Darlings Alive» sowohl politische als auch philosophische Aspekte charakteristisch, haben die Macher den Zugang

bei dieser Produktion nun über das Individuum gewählt. «Die Meinungen und Standpunkte zu Sex unterscheiden sich von Person zu Person und lassen sich sehr schwierig theoretisch verorten», sagt Meret Matter. Das habe die Erarbeitung des Themas erschwert. Auch andere Probleme tauchten auf. «In Gesprächen über Sex sagt kaum jemand die Wahrheit. Es wird viel gelogen und verschwiegen», sagt sie. Und auf der anderen Seite seien da die permanenten unterschwelligen Erwartungen, wie Sex zu sein hat. «Wir wollen genauer hinschauen und zeigen, dass vieles nicht so ist, wie man denkt.»

Schlachthaus Theater, Bern Do., 16.12. 20.30 Uhr, So., 19.12., 19 Uhr, Di., 21.12., und Mi., 22.12. 20.30 Uhr Weitere Vorstellungen bis 31.12 www.schlachthaus.ch

Kultur-Casino, Bern Fr., 17.12., 19.30 Uhr. www.bko.ch

von Simon Ragaz

Simon Ragaz ist Gründer des TechnopartyVerantalters Ammonit. Ausserdem ist er leidenschaftlicher Koch und Inhaber eines Cateringunternehmens. 1. «rocCHipedia» im «Zelt» auf der Allmend (Do., 16., bis Sa., 18.12., jeweils 20 Uhr) Weil Massimo Rocchi ein Haudegen ist, und ich seinen Humor mag.

3. «12 Years Ammonit» mit Technopionier Derrick May (Sa., 18.12., Grosse Halle der Reitschule, Bern) Weil gute Technomusik zur Allgemeinbildung gehört, Derrick einer der Besten ist, und Ammonit Geburi hat.

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3 Kulturtipps

2. Rundgang: «Bern kulinarisch» von StattLand (Sa., 18.12., 17 Uhr) Wo sich Gourmets und Gourmands gute Nacht sagen, steht die Kulinarik im Mittelpunkt.

Das Berner Kammerorchester setzt an seinem Festkonzert auf Opernmusik von Mozart, Schoeck und Humperdinck. Als Solistinnen treten die Sopranistin Julia Novikova und die Mezzosopranistin Christina Daletska auf. ner Symphonieorchester in Dvoˇráks Requiem zu hören. Im selben Jahr gewann Julia Novikova in Budapest den PlácidoDomingo-Wettbewerb Operalia. Nach Mozart folgt in der zweiten Konzerthälfte Musik seltener gespielter Komponisten: Vom Schwyzer Othmar Schoeck (1886–1957) erklingt die Serenade für Oboe, Englischhorn und Streicher aus «Don Ranudo». Ausschnitte aus «Hänsel und Gretel» von Engelbert Humperdinck (1854–1921) bilden den Abschluss. Michael Feller

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Regine Gerber \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Klassische Schönheiten Dramatische Arien, packende Duette und Rezitative – das Berner Kammerorchester startet emotional und klassisch in sein Festkonzert. Ausschnitte aus Wolfgang Amadeus Mozarts Opern «Le Nozze di Figaro», «La Clemenza di Tito» und aus der «Zauberflöte» stehen in der ersten Hälfte auf dem Programm. Dazu hat das junge Berner Orchester zwei Sängerinnen eingeladen, die Sopranistin Julia Novikova und die Mezzosopranistin Christina Daletska. Die Ukrainerin Daletska startete früh eine Violinkarriere, bevor sie die Stimme zu ihrem ersten Instrument erhob. In Bern war sie letztes Jahr mit dem Ber-

Das Traktorkestar beweist: Schweizer Musiker können Balkanbrass spielen. Im ISC taufen die Berner ihr erstes Album.

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Yoshiko Kusano

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Die russische Sopranistin Julia Novikova (Bild) singt im Casino mit Christina Daletska.

Ich würde meine Schwester zur Technoparty überreden, … … weil diese Nacht noch mit vielen weiteren musikalischen Highlights aufwartet. Zudem ist die Grosse Halle eine der fantastischsten Lokalitäten der Stadt. Und drittens könnten wir zusammen auf das 12-Jahr-Jubiläum anstossen.


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