Berner kulturagenda 2011 N° 9

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N°9 Donnerstag bis Mittwoch 3. bis 9.3.2011 www.kulturagenda.be

Wendy McNeill

Guy Huracek

Liebeserklärung Bei Wendy McNeill lohnt es sich gar nicht erst, sachlich zu bleiben – sie ist eine Herzensangelegenheit. Auf unserer Website finden Sie eine Liebeserklärung an die kanadische Sängerin.

Theater-Blog

Mark Higashino

Unser Mitarbeiter Guy Huracek wollte nur vor der Turnhalle-Bar eine Zigarette rauchen. Da wurde er von einem Typen angesprochen, der sich als Johannes Rieder vorstellte, ein Theaterregisseur auf der Suche nach Laienschauspielern. Er fand, Huracek würde auf der Bühne eine gute Figur abgeben – in seinem Stück «Wut» im Stadttheater Bern. Huracek sagte zu. Nun befindet er sich mitten in den Proben zum Stück. Bis zur Premiere am 8. April berichtet er auf der Internetsite der Berner Kulturagenda von den neuen Erfahrungen.

Die in Frankreich lebende Dee Dee Bridgewater ist im amerikanischen Jazz eine wichtige Figur. Sie beruft sich in ihrer Musik gerne auf Wegbereiterinnen wie Ella Fitzgerald oder Billie Holiday.

Sie ist eine der grossen Jazzsängerinnen ihrer Generation – und sie huldigt den Diven der Musikgeschichte. Auf ihrer Tournee «To Billie with Love» macht Dee Dee Bridgewater halt im Kultur-Casino. Dee Dee Bridgewater erweist Billie Holiday ihre Referenz. Die 1959 verstorbene US-Amerikanerin Holiday war eine der prägenden Figuren der Jazzmusik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ihre Hits wie «Strange Fruit», «Fine and Mellow» und «Lover Man» gibt Dee Dee Bridgewater nun auf ihrer Tournee zum Besten. Klassiker einer Ikone Ihre Interpretationen der Holiday-Hits hat Bridgewater mit der eindringlichen wie zerbrechlichen Stimme auf ihrem letztjährigen Album veröffentlicht, «Eleanora Fagan (1915–1959): To Billie with Love from Dee Dee». Es vereinigt die wichtigsten Songs einer Ikone, die selbst zu den bedeutendsten Interpretinnen des Great American Songbook

zählte, also der wichtigsten Standards der Jazz-Literatur. Die Geschichte von Billie Holiday erzählt auch die Geschichte von Spannungen zwischen den Ethnien in den USA des letzten Jahrhunderts, unter denen die unterdrückten Schwarzen litten. Holiday war ständig Schickanen ausgesetzt. Oft wurde ihr Gesicht dunkler geschminkt, weil sie für die weissen Konzertbesucher einen etwas gar hellen Teint hatte für eine Schwarze. Afroamerikanische Jazzmusiker waren beim Publikum zwar beliebt, aber nur innerhalb des abgesteckten Rahmens. Holiday liess sich nicht einschüchtern; sie war eine der ersten Jazzsängerinnen, die gemeinsam mit weissen Musikern auftrat. Dadurch half sie mit, die Gräben zu überwinden.

Es erstaunt nicht, dass die 61-jährige Dee Dee Bridgewater von dieser Kämpferin beeindruckt ist, denn sie hat ihrer Generation von Jazzmusikerinnen gewissermassen den Weg geebnet. Mit ihrem jüngsten Album nimmt Bridgewater bereits zum zweiten Mal Bezug auf Billie Holiday. Als Schauspielerin (das war ein zweiter, mittlerweile abgeschlossener Karrierestrang) spielte sie 1986 die Jazzlegende im Musical «Lady Day», das nach dem Übernamen Holidays benannt ist. Grammies für die Huldigungen Ihre Bewunderung für die Grandes Dames der Jazzvokalkunst beschränkt sich indes nicht auf Holiday. 1997 veröffentlichte sie das Album «Dear Ella», das sie Ella Fitzgerald widmete. Damit gewann sie den ersten von insgesamt drei Grammies. Den letzten hat sie sinnigerweise jüngst mit «To Billie with Love» gewonnen. In ihrer langen Karriere hat Bridgewater mit vielen nam-

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haften Künstlern zusammengearbeitet. Mit Dizzy Gillespie, Dexter Gordon, Max Roach und vielen weiteren. In den 80er-Jahren zog sie nach Frankreich. In Europa spielte sie unzählige Konzerte; ihre Tourneen führten sie mehrmals ans Montreux Jazzfestival. 1992 veröffentlichte sie ihr Live-Album «In Montreux». Auch auf ihrer Holiday-Tournee umgibt sich Dee Dee Bridgewater mit hochkarätigen Musikern: Latin-Spezialist Edsel Gomez ist ein ganz Grosser seines Fachs (Piano), und dasselbe gilt für Saxofonist Craig Handy, Bassist Kenny Davis und Lewis Nash am Schlagzeug. Eine grosse Ehre für eine grosse Figur der Musikgeschichte durch Bridgewater – eine, die selbst das Zeug zur Legende hat. Michael Feller \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Kultur-Casino, Bern Sa., 5.3., 20 Uhr www.bejazz.ch

Im Klassiker von Gottfried Keller, «Romeo und Julia auf dem Dorfe», geht es um zeitlose Themen wie die unmögliche Liebe und die Fehde. im Theater an der Effingerstrasse wird die Version von Markus Keller uraufgeführt.

Der Berner Pantomime Samuel Sommer zieht in seinen Shows alle Register, die der menschliche Alltag an Komik bietet. Im Theater am Käfigturm präsentiert er sein neues Soloprogramm, «Aus der Schule geplaudert» (Do., 3., und Fr., 4.3., 20 Uhr).

«Fix und fertig» im Haus des Sports, Ittigen (Do., 3., und Fr., 4.3., 20 Uhr) Ich frage mich immer, wohin all diese Jogger rennen. Vielleicht hätte Beat Sterchi darauf eine klärende Antwort.

Severin Nowacki

Bühnenfassungen der Novelle existieren, hat Markus Keller eine eigene verfasst. Er wollte die Geschichte im Effinger-Stil erzählen: schnörkellos und nahe am Original. Oliver Daume spielt Sali. In der Rolle des Vrenchens feiert die junge Deutsche Denise Matthey ihre Berner Premiere, ein «Riesentalent», wie Keller verspricht. Michael Feller \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Das Theater an der Effingerstrasse, Bern Premiere: Mi., 2.3., 20 Uhr, dann täglich ausser So. bis 28.3. www.dastheater-effingerstrasse.ch

von Samuel Sommer

1. «Chärigödu u Chifligritte» im RäbeCave, Ins (Fr., 4.3., 16 Uhr) Puppenspiel begeistert mich immer wieder. Es dauert zwar mittlerweile länger, bis ich in der Welt der Puppen lande, aber dann geh ich mit.

Der Klassiker zum Klassiker «Die Story ist tragischerweise ewig gültig», sagt Regisseur Markus Keller. «Leute machen sich wegen Kleinigkeiten kaputt.» Bei «Romeo und Julia auf dem Dorfe» trifft dies auf die Bauern Manz und Marti zu, die wegen eines Stücks Land eine Fehde beginnen, die sie und ihre Familien ins Elend stürzt. Manz’ Sohn Sali und Martis Tochter Vrenchen verlieben sich. Die Geschichte endet im tragischen Freitod der unglücklichen Liebenden. Mit «Romeo und Julia auf dem Dorfe» hat Gottfried Keller das Motiv von Shakespeare 1856 in seine ländliche Umgebung versetzt. Obwohl mehrere

3 Kulturtipps

ZVG

Bridgewater ehrt die Jazzlegenden

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Neben den Steinen auf dem umkämpften Acker (Installation von Dora Baumann Hostettler) kommen sich Vrenchen (Denise Matthey) und Sali (Oliver Daume) zum ersten Mal näher.

«Ballonfahrt um die Welt» im HumanusHaus Beitenwil, Rubigen (Do., 3.3., 19.30 Uhr) Einer der wenigen leisen Clowns lässt Ballast fallen und spielt sein Ballonstück zum letzten Mal. Ein schönes Programm und ein mutiger Schritt zu neuen Höhenflügen. Einen Freund mit Flugangst würde ich zum «Ballonfahrt»-Theater überreden, … … weil wir dort nicht fliegen, aber die Welt trotzdem von oben sehen werden.


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