Berner kulturagenda 2011 N° 10

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N°10 Donnerstag bis Mittwoch 10. bis 16.3.2011 www.kulturagenda.be

Mit «Innere Enge» legt die Berner Autorin Marina Bolzli ihren zweiten Roman vor. Seite 3

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Mik Keusen (hinten) mit seinem Quartett: dem Bassklarinettisten und Saxofonisten Sha, dem Perkussionisten Frederik Gille und der Kontrabassistin und Sängerin Anna Trauffer (von links).

Mik Keusens Kompositionen bewegen sich irgendwo zwischen Jazz, Ambient und Neuer Musik. Bei Bee-flat tauft er mit seinem Quartett Mik Keusen’s Blau das zweite Album, «Nalu». Der Himmel kann blau sein oder das Meer. Es gibt auch blaue Musik – den Blues. Mik Keusen macht keinen Blues, und trotzdem verfolgt ihn die Farbe Blau seit Langem. Sein Quartett heisst Blau und auch sein Debütalbum, das er 2005 auf dem Label Tonus Music Records herausgab, trug diesen Namen. Mik Keusen erklärt dies so: «Nachdem ich die ersten Stücke aufgenommen hatte, suchte ich nach einem gemeinsamen Nenner. Da tauchte für mich die Farbe Blau am konsequentesten auf. Und obwohl sie nicht mehr so dominant ist wie früher, tut sie das auch heute noch.» Die farbliche Beschreibung seiner Musik geschieht für ihn auf der intuitiven Ebene und leitet sich nicht von einem Konzept ab. So setzt er sich nicht vor ein blaues Bild, um es dann in Musik zu

transponieren. Die Farbe der Komposition erkenne er immer erst im Nachhinein. «Dabei ist sie immer relativ eindeutig und verändert sich nicht mehr.» Meditative Surfmusik Nun veröffentlicht der Berner Komponist und Pianist sein zweites Album, «Nalu», einem Begriff aus dem Hawaiianischen, der zugleich Welle, surfen und Meditation bedeutet. Dass er für sein neues Werk einen Titel in hawaiianischer Sprache gewählt hat, ist kein Zufall. Als er die Stücke für das neue Album schrieb, war Keusen mehrmals aus familiären Gründen auf der Pazifikinsel. Dort begann er mit dem Wellenreiten. Mittlerweile ist er ein passionierter Surfer geworden. «Ich habe im Surfen vieles wiedererkannt, das mich auch an der

«No future» ist relativ

Musik fasziniert. Ich habe mich zwar nicht bewusst durchs Surfen inspirieren lassen, doch ich merkte am Schluss einfach, wieviele Gemeinsamkeiten bestehen», beschreibt er den Zusammenhang mit dem Albumtitel. Schmunzelnd fügt er hinzu, dass seine Musik «natürlich sehr untypische Surfmusik ist». Don Lis Tonus als Inspirationsquelle Repetition, Minimalismus und Groove sind die wichtigsten Faktoren seiner Kompositionen. Die Kraft der Repetition fasziniert ihn besonders. So enthalten seine Stücke fast immer repetitive Muster für alle Instrumente. «Das ist mein Grundsatz, der aber nicht auf Biegen und Brechen umgesetzt werden muss, sondern auf den ich einfach immer wieder zurückkomme», sagt Keusen. Die repetitiven und minimalen Aspekte sind Elemente, die vor allem in der Minimal Music, der neuen klassischen Musik, von Bedeutung sind. Was bei Keusen hinzukommt, ist der Groove.

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Diesbezüglich hat er sich stark vom Tonus-Music-Konzept des Berner Komponisten, Multiinstrumentalisten und Labelbesitzers Don Li inspirieren lassen. «Die Kombination von Minimal Music und Groove habe ich zum ersten Mal bei ihm gehört. Diesem Konzept bin ich seither treu geblieben», sagt Keusen. Und was sagt der Meister zum Schaffen seines Gefolgsmannes? «Dank Musikern wie Mik Keusen ist meine damalige Behauptung – einer reduktiv strukturierten Musik zwischen Improvisation und Repetition – heute zu einer fassbaren Sprache geworden», freut sich Don Li. «Keusen vertritt glücklicherweise eine befähigte Generation, die wieder mit Sanftheit und Geduld musikalische Tiefe sucht – und findet.» Lukas Tinguely \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Turnhalle im Progr, Bern So., 13.3., 20.30 Uhr www.bee-flat.ch

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Bierhübeli, Bern. Fr., 11.3., 20.30 Uhr www.bierhuebeli.ch

Büne Huber und das Meccano Destructif Commando begeistern die Fans mit selten gespielten Patent-Ochsner-Songperlen. Mit diesen «Nachtschattengewächsen» treten sie in der Mühle Hunziken auf (25. und 26.3., 21 Uhr, und 27.3., 20 Uhr. Alle Konzerte sind ausverkauft).

2. Stahlberger präsentiert sein neues Album, «Abghenkt». Mühle Hunziken (Mi., 16.3., 21 Uhr) Stahlberger ist meines Erachtens einer der Besten dieses Landes. Stark mit Worten, stark mit Klängen. Er hat einen Humor, wie ich ihn liebe. 3. Blick ins Universum – Sternwarte Uecht, Niedermuhlern (jeden Mittwoch ab 20 Uhr geöffnet) Ob mit Teleskop oder Mikroskop, ich liebe den Blick in diese unerreichbaren Welten.

ZVG

Um die Apokalypse abzuwenden, hat Bela B. «Exit Mundi» als Hörbuch eingelesen. Der holländische Wissenschaftsjournalist Maarten Keulemanns stellte in seinem Werk «die besten Weltuntergänge» (Untertitel) zusammen: von der trashigen Zombieattacke bis hin zu wissenschaftlich fundierten Moleküldesastermöglichkeiten. Nach so viel Untergang klingt «no future» gewisser als je zuvor, aber auch viel relativer. Wie gesagt, die Situation ist paradox. Silvano Cerutti

von Büne Huber

1. «Woyzeck» Stadttheater, Vidmar 1 (Sa., 12.3., 19.30 Uhr) Woyzeck habe ich letztes Mal verpasst. Das darf in diesem Jahr nicht wieder geschehen!

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un los

Wie kombiniert man Rock’n’Roll-Stilbewusstsein und die Verantwortung für eine Kleinfamilie? Man lässt sich von Bela B. im Bierhübeli Weltuntergänge vorlesen. Die Situation ist paradox. Als Punkrocker startet man in jungen Jahren mit dem Slogan «no future». Plötzlich rutscht man, wie Bela B., gegen die Fünfzig. Nachts wird man nicht mehr nur von den Ramones wach gehalten, sondern auch, wie Bela B., von Babygeschrei. Nun könnte man argumentieren, Punkrock und Kleinfamilie seien ein Widerspruch in sich. Ohne ein gerüttelt Mass an Konvertitentum, etwa in Richtung Öko-Hippie, liesse sich der nicht bewerkstelligen. Dabei rührte das «no future» schon damals auch vom Umstand her, dass dieser Planet seltsam riecht, seit er Industrialisierung hat.

3 Kulturtipps

ZVG

Auf einer blauen Welle reiten

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Werbefotos waren nicht sein Ding, also wurde Kotscha Reist Maler. Ein Besuch in seinem Thuner Atelier.

Nicht unter ein paar Milliarden Toten zu haben: Ärzte-Drummer Bela B. liest Weltuntergänge.

Zum Besuch der Sternwarte Uecht würde ich Adrian Amstutz überreden, … … damit er Sternchen sehen kann, ohne dass wir uns zuvor prügeln müssen.


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