Berner kulturagenda 2011 N° 11

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N°11 Donnerstag bis Mittwoch 17. bis 23.3.2011 www.kulturagenda.be

Cool und trendy? Die Nomaden-Galerie Soon nutzt die Gelegenheit der Museumsnacht und stellt im Progr zeitenössische, urbane Kunst aus. Einer der Künstler ist der Solothurner Onur Dinc. Mit dem Begriff «Urban Art» kann er wenig anfangen.

Die Ausstellung «Dislocacíon» im Kunstmuseum befasst sich mit Migration und Entwurzelung. Seite 12 \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Soon soll Internet-Galerie werden «Wir sind wirklich ein vernetzter Haufen», sagt Onur Dinc. Gemeinsame Ausstellungen und gemeinsame Arbeiten führten dazu, dass sich die Künstler aus dem Umfeld der Soon-Galerie auch privat gut verstehen. Soon will sich in Zukunft auch als Internet-Galerie etablieren. Das macht Sinn. Denn wenn sich junge Leute nicht gerade ausnahmsweise in den Museen aufhalten, tummeln sie sich bekanntlich gerne im Internet.

Internationales Jazzfestival Bern: Blues-Gitarrist Joe Louis Walker eröffnet den Konzertreigen in Marians Jazzroom. Seite 12 \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

3 Kulturtipps

Michael Feller

von Andrea Azzi

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Aula im Progr, Bern Ausstellung: Do., 17.3., 17 bis 20.30 Uhr (Vernissage), Fr., 18.3., und Sa., 19.3., 14 bis 01 Uhr, ng So., 20.3., 11 bis 20 Uhr osu erl V www.soon-art.ch

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ZVG

Missverständnis «Urban Art» Was heisst nun junge, urbane Kunst? Einer der ausstellenden Künstler ist der 32-jährige Onur Dinc. «Ich komme aus der klassischen Malerei», sagt der Solothurner. Er arbeitet mit Leinwand, Pinsel, Acryl- und Ölfarben und wehrt sich gegen das Etikett der «Urban Art». «Die urbane Kunst wird leider noch zu wenig ernst genommen, weil darin die Grenze zwischen Künstlern und den Leuten, die ab und zu einen Briefkasten vollschmieren, nicht gezogen wurde.» Die junge Kunst werde also auf der einen Seite mit Vandalismus in Verbindung gebracht und andererseits – «da cool und trendy» – von den Medien ausgeschlachtet. Beides stört ihn.

Trotz seiner klassischen Arbeitsweise wurde er als Jugendlicher von Strassenkünstlern beeinflusst, etwa von den Sprayern Dare und Loomit. Später arbeitete er beim Theater Biel-Solothurn und am Stadttheater Luzern als Theatermaler und musste sich mit der klassischen Malerei befassen. Danach kam eine Grafikerausbildung hinzu. Die vielseitigen Einflüsse haben seinen Stil geprägt. Heute inspirieren ihn Künstler aus dem näheren Umfeld, deren Bilder ebenfalls an der «Very Contemporary Art Exhibition» im Progr zu sehen sind: der Berner Rodja Galli, der Bieler WES21 oder der BerlinZürcher Tika.

ZVG

Die Museumsnacht zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus: Die Ausstellungen haben länger geöffnet und ihre Besucher sind im Durchschnitt jünger als das übliche Museumspublikum. Dass das eine mit dem anderen etwas zu tun hat, war in den letzten Jahren augenfällig. Auch Junge gehen in die Museen, wenn der Rahmen stimmt. Also ist die Museumsnacht eine passende Gelegenheit, junge, urbane Kunst auszustellen. Die «Very Contemporary Art Exhibition» tut dies, wenngleich sie nicht Teil des offiziellen Programms ist. «Der Grund liegt darin, dass wir uns keinem Museum anschliessen konnten», sagt Andrej Malogajski. Zusammen mit Fabian Schmid hat er Soon (zu Deutsch: bald) gegründet: eine Galerie ohne eigene Räume. Nachdem sich die beiden erfolglos um Räume in der Ausstellungszone des Progr beworben hatten, zeigten sie die Werke ihrer Künstler in den letzten Jahren in verschiedenen Räumen in Bern und Zürich. Bereits 2008 fand in Bern eine «very contemporary»-Schau statt.

Urbane Kunst ist eine Frage der Bildsprache, weniger der Technik: Onur Dinc.

Zwei Chöre für ein «Stabat Mater» Der Singkreis Bethlehem & Thun und der BernChor21 führen gemeinsam Antonín Dvoˇráks «Stabat Mater» auf. Leiter beider Chöre ist Patrick Ryf. Nach zwei Aufritten in der Französischen Kirche folgt ein letzter in Thun.

1. Festival International de Films de Fribourg (Sa., 19., bis Sa., 26.3.) Die Filmreihe «Black Note» zeigt fünfzehn Filme über schwarze Musik auf weisser Leinwand. So ein Panorama zur schwarzen Musik rüttelt jeden auf!

BernChor21. Es sind zwei sehr verschieden ausgerichtete Ensembles: Der Singkreis wird von der Kirche unterstützt und wirkt in Gottesdiensten mit. Daher ist er eher klassisch ausgerichtet. Anders der im Jahr 2000 gegründete BernChor21: Er hat sich auf moderne Musik spezialisiert, auf anspruchsvolle Chorwerke ohne Orchesterbegleitung. Ein Werk wie «Stabat Mater» ist für den Chor ein Novum, für gewöhnlich singt man unbekannte Musik. Unterstütz werden die beiden Chöre vom Berner Musikkollegium. Die Soloparts singen Iris Eggler (Sopran), Judith Lüpold (Alt), Jan Mächler (Tenor) und Michael Kreis (Bass). mfe

2. Die «Very Contemporary Art Exhibition» im Progr (Do., 17., bis So., 20.3.) Ich bin mit den Veranstaltern über Facebook befreundet. Jung ist gut, urban: ja bitte (Bern braucht das!), und Kunst ist sowieso meine Religion. 3. The Young Gods, Dachstock der Reitschule (Do., 17.3., 20.30 Uhr) Die Young Gods haben eine ganze Generation geprägt und sind eine wichtige Band für die Schweiz.

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Französische Kirche, Bern Mi., 16.3., und Do., 17.3., 20 Uhr Stadtkirche Thun. So., 20.3., 17 Uhr www.skbt.ch

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«Es ist der harmonische und rhythmische Variantenreichtum, der mich fasziniert», sagt Chorleiter Patrick Ryf über Dvoˇráks «Stabat Mater». Es war das erste grosse kirchliche Werk, das der böhmische Komponist 1876 im Alter von 35 Jahren schrieb. Der mittelalterliche Text handelt vom Mutterschmerz Marias beim Tod ihres Sohnes. Dass Antonín Dvoˇrák das Gedicht umsetzte, kommt nicht von ungefähr. «Sicher hat der Tod dreier seiner Kinder innerhalb von kurzer Zeit sowohl die Textwahl als auch die Umsetzung stark geprägt», meint Ryf, dem die Schwermut in osteuropäischen Werken der Romantik zusagt. In «Stabat Mater» gefallen ihm speziell «die unglaublich schönen Melodien, welche Dvoˇrák kunstvoll verarbeitet, und die weiten Bögen, die er zu spannen vermag.» Für das «Stabat Mater» hat Ryf seine zwei Chöre zusammengeführt, den Singkreis Bethlehem & Thun und den

Die Malerin und Kulturmanagerin Andrea Azzi besorgt im Musigbistrot die Musikprogrammierung und das Marketing. In dieser Kulturagenda-Woche finden fünf Konzerte statt, u.a. die Singers Night für neue Talente (Di., 22.3., 21 Uhr).

Der Singkreis Bethlehem & Thun bei einem früheren Konzert in der Französischen Kirche.

Zum Konzert der Young Gods würde ich meinen Sohn überreden, … … weil er Gitarrist und Musikfreak ist und weil es für ihn bestimmt andere Gods gibt.


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