N°14 Donnerstag bis Mittwoch 7. bis 13.4.2011 www.kulturagenda.be
Neue Heimat für grosse Kulturanlässe in Thun: Das Kultur- und Kongresszentrum wird eröffnet. Seite 3
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Nutzen die solide Grundlage von vierzehn Jahren Zusammenarbeit für Hasardspiele im besten Sinn: die vier Musiker von Brink Man Ship.
Wilder Ritt durch raue Klanglandschaften «Gerade heute habe ich die 3D-Brillen bestellt für die Plattentaufe im bee-flat», erzählt Jan Galega Brönnimann. Wie schon bei früheren Produktionen hat die Berner Band Brink Man Ship um den Klarinettisten und Saxofonisten Brönnimann für ihren visuellen Auftritt mit Heinz Widmer vom renommierten Büro Destruct zusammengespannt. Diesmal blieb es jedoch nicht bei der Gestaltung des Plattencovers. Widmer entwarf zur Musik von Brink Man Ship Visuals, um die Konzerte zu untermalen – einige davon nicht bloss animiert, sondern gar dreidimensional. Deshalb mussten die Brillen her. «Wunschliste» an die Mitmusiker Aber auch auf seinem angestammten Terrain, der Musik, experimentiert
Brink Man Ship – was so viel wie Risikopolitik bedeutet – gerne mit neuen Technologien und Arbeitsweisen. «Instant Replay», so der Titel der neuen CD, ist das Ergebnis einer Internet-basierten Kollektivkomposition, wie es die Musiker nennen. Was muss man sich darunter vorstellen? «Durch die vielen Konzerte in den letzten Jahren hat sich einiges an Material angesammelt», erklärt Brönnimann. «Aus diesem Ausgangsmaterial haben wir die starken Momente herausgepickt. Jeder hat damit weitergearbeitet und die Resultate den anderen zugeschickt.» Neben dieser ungeordneten Herangehensweise hat Brönnimann eine Art «Wunschliste» für Beats, Gitarrenriffs oder Basslinien an die Mitmusiker verschickt. So entstand nach und nach eine
akustische Partitur der neuen CD, welche als Vorlage für die CD-Aufnahmen im Studio diente. Vertrackte Beats «Instant Replay» ist ein wilder Ritt durch eine hektische und raue Beatund Klanglandschaft. Dagegen halten die Musiker immer wieder kontrapunktische Momente der Ruhe und des Wohlklangs, was die Unrast nur noch schärfer hervortreten lässt. Der Anspruch von Brink Man Ship, mit «Instant Replay» einen «urbanen Mix voller Gegensätze» zu kreieren, trifft für diese Musik exakt zu – sofern man unter Urbanität nicht die putzige und doch verstaubte Berner Altstadt, sondern den harten Asphalt des Bollwerks versteht. Im Gegensatz zu früheren Produktionen der Band, etwa der CD «Right Place to Be Lost», sind die Beats auf «Instant Replay» gebrochener und vertrackter geworden. Rhythmische Patterns flies-
sen ineinander und kontrastieren sich. «Früher haben wir schon auch mal ein Auge auf den Dancefloor geworfen und uns gefragt, ob dieser oder jener Beat tanzbar ist», führt Brönnimann aus. «Auf ‹Instant Replay› ist das kein Kriterium mehr. Denn die Gefahr ist, dass es schnell nach Fusion klingt. Und anbiedern wollen wir uns nicht.» Brink Man Ship besteht seit vierzehn Jahren in derselben Formation. Mit der mittlerweile sechsten CD, «Instant Replay», hat die Band eine musikalische Geschlossenheit erreicht, die ihresgleichen sucht. Das tut der Experimentierfreude der Band keinen Abbruch. Im Gegenteil: Brink Man Ship betreibt seine musikalische Risikopolitik konsequenter als je zuvor. David Loher \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Turnhalle im Progr, Bern So., 10.4., 20.30 Uhr www.bee-flat.ch
«Maestro von morgen»
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Kultur-Casino, Bern. Do., 7., und Fr., 8.4., 19.30 Uhr. www.bsorchester.ch
von Schifer Schafer
Der Gitarrist René «Schifer» Schafer war Mitglied von Rumpelstilz, heute spielt er bei Stiller Has. Im Theater Matte spricht er über sein Leben und die Musik (Mo., 11.4., 20 Uhr). 1. «Hans im Glück» im Schlachthaus Theater (Sa., 9., und So., 10.4., 16 Uhr) Ich habe schon manch gute Aufführung im Schlachthaus erlebt, deshalb bin ich gespannt auf die Bearbeitung dieses «ewigen Themas».
3. Max Lässer und das Überlandorchester in der Mühle Hunziken (Mi., 6.4., 21 Uhr) Da ich momentan Konzertpause habe, freue ich mich auf Konzerte von Musikkollegen.
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Vom Schweizer Komponisten Frank Martin spielt das BSO mit Solo-Bariton Detlef Roth die «Sechs Monologe aus ‹Jedermann›». Nach der Pause folgt schliesslich die Symphonie «Mathis der Maler» von Paul Hindemith. Am Pult steht Gastdirigent Simon Gaudenz. 2009 gewann er den Deutschen Dirigentenpreis, die höchstdotierte Auszeichnung für Dirigenten in Europa. Der Deutsche Musikrat setzte ihn im selben Jahr auf die Künstlerliste «Maestros von morgen». Michael Feller
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3 Kulturtipps
2. Brink Man Ship bei Bee-flat (So., 10.4., 20.30 Uhr) Kinder werden erwachsen. Ich kenne den Bassisten dieser Gruppe seit seiner Zeit im Jugendensemble der Musikwerkstatt Basel, das ich geleitet habe.
Simon Gaudenz ist Gewinner des Deutschen Dirigentenpreises und zu Gast im Kultur-Casino. Der Basler leitet ein Konzert des Berner Symphonieorchesters zwischen Spätromantik und Klassizismus. Respighi, Martin, Hindemith: Auf dem Programm des Berner Symphonieorchesters (BSO) steht dreimal Musik aus dem 20. Jahrhundert. Ottorino Respighi suchte als Vertreter der «Generazione dell’ottanta» (die um 1880 Geborenen) nach einer Erneuerung der Musik in der Tradition älterer italienischer Werke – als Gegensteuer zur veristischen Oper Verdis. Von ihm erklingen die «Vetrate di chiesa», zu Deutsch: «Kirchenfenster». Es sind vier geistliche Motive, die der Komponist im vierteiligen Werk musikalisch verarbeitete: Die Flucht nach Ägypten, Erzengel Michael, Klara von Assisi und Sankt Gregor der Grosse.
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Seit vierzehn Jahren und sechs CDs betreibt Brink Man Ship musikalische Risikopolitik. Im bee-flat stellt die Band ihre neue CD, «Instant Replay», vor – mit musikalischen und visuellen Überraschungen.
Der ukrainische Autor Juri Andruchowytsch findet: «Es ist kriminell, mit 30 noch Gedichte zu schreiben.» Im Ono macht er Musik.
Linkshänder mit recht viel Talent: Simon Gaudenz.
Einen Freund, der nicht auf die Musik von Max Lässer steht, würde ich gar nicht erst zu überreden versuchen, … … weil ich meine Freunde mit guten Tipps verschonen möchte, da die Freundschaften dann umso länger halten.