Berner kulturagenda 2011 N° 16

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Doppelausgabe 2 Wochen Kultur

Gemeinsame Sache

N°16 /17 Donnerstag bis Mittwoch 21.4. bis 4.5.2011 www.kulturagenda.be

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Cathy Marston hat sich für «Flight of Gravity» von der Musik Martinus und Kunderas Roman «Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins» inspirieren lassen. Erstmals tritt Bern:Ballett zusammen mit der Camerata Bern auf.

Camerata bildet das Bühnenbild Der Pianist Robert Kolinsky ergänzt das Spiel der Camerata Bern und des Ballettensembles des Stadttheaters. Die Musiker werden inmitten der kubischen Elemente selbst wie ein Teil des Bühnenbilds wirken. Typisch für Marston, dass sie die Erwartungen bricht: Man hätte meinen können, das sie das klassische Orchester im altehrwürdigen Saal am Kornhausplatz auftreten liesse und nicht in der Vidmarhalle.Aber dort kann sie ja wieder hin, um mit Rockmusikern zusammenzuspannen. Michael Feller \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Vidmarhallen, Liebefeld. Premiere: Fr., 29.4., 19.30 Uhr. Weitere Vorstellungen bis 19.6. www.stadttheaterbern.ch

Auawirleben: Das Berner Festival des zeitgenössischen Theaters ist für die «Welt offen». Seite 3 \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Was wäre der Karfreitag ohne die Passionskonzerte? Ein Überblick für Klassikfreunde und solche, die es werden wollen. Seite 13 \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

3 Kulturtipps von David Flach von Churchhill

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Liebe zur Berner Musikszene Das Stück steht ursprünglich im Zusammenhang mit den 15. Bohuslav-MartinuFesttagen in Basel. Stadttheaterintendant Marc Adam fragte Marston, ob sie ein Ballett zur Musik des 1959 in Liestal verstorbenen Tschechen aufführen wolle. Marston hatte bereits 2004 in Leeds eine Choreografie zu Musik Martinus produziert und sagte zu – unter der Bedingung, das Stück mit der Camerata Bern umzusetzen. Mit dem Ensemble stand sie bereits länger in Kontakt und fand die Gelegenheit passend für eine Zusammenarbeit. Dieser Wunsch verwundert nicht: Cathy Marston und die Berner Musikszene pflegen eine Liebesbeziehung von Dauer. Letztes Jahr führte sie ein Stück zusammen mit den Kummerbuben auf, 2009 stand die beatboxende Steff la Cheffe mit dem Tanzensemble auf der Bühne. Und für die nächste Spielzeit hat Marston schon wieder eine ziemlich ausgereifte Idee. Zu viel verraten will sie nicht, aber ihre Vorfreude ist im Gespräch spürbar. «My favourite thing is Zusammenarbeit», sagt die Engländerin, von einer Sprache in die nächste wechselnd, «es ist doch natürlich, dass man in einer Stadt

Künstler kennenlernt und dann gemeinsame Sache macht.» In «Flight of Gravity» führt Cathy Marston ihre interdisziplinäre Verknüpferei auf einer weiteren Ebene fort, bei der Geschichte hinter dem Stück. Als sie das «Concerto di Camera» von Martinu hörte, sah sie sich an eines ihrer Lieblingsbücher erinnert, «Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins» von Milan Kundera. «Das Concerto ist zum Teil so schwer und kraftvoll und dann wieder leicht. Das hat mich stark an das Buch erinnert», sagt Marston. Die Geschichte spielt im Prag der 1980er-Jahre, danach bildet die Flucht in den Westen die Rahmenhandlung. Chirurg und Frauenheld Tomas, seine eifersüchtige Lebensgefährtin Teresa und seine im Westen lebende Liebe von früher, Sabina, sind die Hauptfiguren, die Cathy Marston beim Schreiben der Choreografie inspiriert haben. Allerdings werden die drei nicht von einzelnen Tänzern verkörpert. Es sind die drei Pole, die für Marston den Ausgangspunkt gebildet haben und auf die sich das ganze Ballettensemble verteilt.

Philipp Zinniker

Das Fliegen und das Fallen, das Schwere und die Schwerelosigkeit haben es Ballettchefin Cathy Marston angetan. «Flight of Gravity» ist denn auch ein Titel, der zum Ballett passt, wo das Schwere leichtfüssig aussieht. Ein erster Augenschein in der Probe verrät: Da kommt ein verspielter, zwischen den Ebenen des verschachtelten Bühnenbilds (Jann Messerli) wechselnder Tanz zur Aufführung. Ein Stück, das die Breite und die Tiefe des Vidmar-Saals nutzt und ein Spektakel verspricht – zumal auch noch die Musiker der Camerata Bern auf der Bühne stehen werden.

Im Bühnenelement: Erick Guillard und Hui-Chen Tsai.

Nicht allzu harmonisch und doch sinnlich Der Posaunist Nils Wogram und Root 70 betreiben gepflegte Dissonanz. Ohne Harmonieinstrument und unter Missachtung sämtlicher Jazz-Konfektionsregeln tritt das Quartett bei BeJazz auf. und Jochen Rückert (Schlagzeug) auf der Bühne. Die eher ungewöhnliche Besetzung und die grosse Erfahrung der vier Musiker tragen bei allem Mix zum unverkennbaren Bandklang bei. Bläserund Schlagzeugsoli sind auch auf dem neuen Album, «Listen to Your Woman», nicht zu knapp vertreten. (Was für eine Ironie im Titel, wo doch auf dem ganzen Album weder eine Frau noch je ein Wort zu hören sind …) Die vielfarbige Garderobe hält die Spannung hoch und immer wieder überraschende Momente bereit. Um es mit Wograms Worten zu sagen: «Die Musik bietet alles – nur keine weichgespülten Jazz-Standards im Schongang.» Michael Feller \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

BeJazz-Club in den Vidmarhallen, Liebefeld. Do., 28.4., 20 Uhr www.bejazz.ch

1. Fotopreis 2011 des Kanton Bern im Fotoforum PasquArt in Biel (bis So., 29.5.) Allein die Bilder der Preisträgerin Nicole Hametner sind einen Besuch der Ausstellung in Biel wert. 2. Chica Torpedo im Bären Buchsi (Fr., 29.4., 21 Uhr) Die heisseste Berner Latin-Combo im Bären Buchsi: Chica Torpedo bringen das südamerikanische Lebensgefühl einfach stimmig rüber. 3. Pixmix. 20 Menschen, 20 Bilder. In der Dampfzentrale (Mi., 27.4., 20.30 Uhr) Zwanzig Sekunden pro Bild, einmalige Unterhaltung pro Abend. Sandra Mann

Die vier in ein Begriffskorsett zu drängen, fällt schwer. Zu viele Fetzen aus der Jazz-Garderobe trägt das Akustik-Quartett um den 39-jährigen Braunschweiger Nils Wogram aus. Hier swingts luftig-leicht, da werden sportliche Bebop-Tempi angeschlagen, mal darfs die Blues-Hose oder der ausgefranste Freejazz sein, und wenn das noch nicht reicht, werden auch mal Vierteltonschritt-Schuhe geschnürt, als gehörten diese zur Alltagskleidung. In dieser Vielfalt nicht als akustische Vogelscheuche zu enden, ist die grosse Kunst. Trotz der freien Stilwahl klingt die Musik nie beliebig. Vielmehr ist sie ein sinnliches Erlebnis. Und dies, obwohl Nils Wogram auf Harmonieinstrumente verzichtet: Weder ein Piano noch eine Gitarre hält das Klanggefüge zusammen. Mit Posaunist Wogram stehen Hayden Chisholm (Altsax, Bassklarinette), Matt Penman (Kontrabass)

David Flach alias MC Fit ist Mitglied der Berner Rap Crew Churchhill. Er schreibt die Texte und die Musik der Gruppe, die mit der Verbindung von Rap und diversen Musikrichtungen Erfolge feiert. Diesen Monat veröffentlicht sie ihr drittes Album, «360°». (Dachstock, Bern. Sa., 23.4., 22 Uhr)

Wäre die Welt schwarzweiss, Nils Wogram spielte Jazz in hundert Graustufen.

Ich würde meinen besten FacebookFreund dazu überreden, ans Pixmix zu gehen ... ... damit er seine Handy-Bilder mal live kommentieren kann.


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