Berner kulturagenda 2011 N° 22

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N°22 Donnerstag bis Mittwoch 2. bis 8.6.2011 www.kulturagenda.be

Der «Regenbogenfisch»-Autor Marcus Pfister macht im ZPK einen Workshop für Kinder. Seite 3

Ruben Dellers

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Im Kornhausforum gibt eine Ausstellung mit Fotografien von Dominique Uldry Antworten auf die Frage: «Wo endet die Stadt?»

Die Junge Bühne Bern inszeniert «Othello» am, auf, unter und rund um einen Stammtisch.

Shakespeare trifft Street Slang «Den einfachsten Stoff haben wir uns damit sicher nicht ausgewählt», sagt Nicolas Streit schmunzelnd. Er bildet mit dem Regisseur und Theaterpädagogen Christoph Hebing und dem Tänzer und Choreografen Marcel Leemann das Leitungsteam des Theaterclubs U26 der Jungen Bühne Bern. Zusammen haben sie seit letztem August an einer eigenen Version von William Shakespeares «Othello» gewerkelt. Entstanden ist ein packendes Theaterstück, das sie unübersehbar in die heutige Zeit versetzt haben. Stammtisch als Setting Um der Geschichte zusätzlichen Sog zu verleihen, arbeiten die Akteure für die Inszenierung bewusst sehr körperlich und mit verschiedenen Othello-Fassun-

gen. Zudem wird auf musikalische Einspielungen zurückgegriffen. Belebend wirkt auch der Kniff, die meisten Rollen doppelt spielen zu lassen, Figuren werden eingenommen und auch wieder abgegeben. Für das Leitungsteam war es jedenfalls nicht schwierig, die jungen Schauspieler für die 400 Jahre alte Tragödie zu begeistern. Die Laiendarsteller, allesamt im Alter zwischen 18 und 24 Jahren, weisen zum Teil bereits einige Jahre Theatererfahrung auf, andere sind erst im Winter zur Gruppe gestossen. «Im Grunde genommen ist dies die Kurspräsentation unserer diesjährigen Arbeit. Allerdings mit einem sehr hohen Anspruch», betont Streit. Zu Beginn des Stücks sitzen alle Darstellenden an einem langen, recht-

Knirschende Avantgarde

eckigen Tisch. «Das Setting unseres ‹Othellos› ist ein Stammtisch. Etwas sehr Schweizerisches und Kleinbürgerliches», erklärt Streit. Und da sitzt Othello mit seiner schwarzen Hautfarbe als Aussenseiter. Unverblümte Sprache Die Theatergruppe hat den Fokus allerdings bewusst nicht auf das Thema Rassismus gelegt. «Wir haben ganz allgemein den Umgang miteinander und die Manipulierungsmöglichkeiten durch die Sprache in den Vordergrund gerückt.» Denn in «Othello» strotzt es nur so vor Gewalt, sowohl in psychischer wie auch körperlicher Form. Ebenfalls in der Tischrunde anwesend ist nämlich Jago. Er ist der Bösewicht und Intrigenspinner, der nicht nur seinem Vorgesetzten Othello an den Kragen will. Sowohl Othellos Geliebte Desdemona wie auch der unglücklich in Desdemona verliebte Rodrigo werden zum Opfer seiner Manipulationsstrategien.

Trotz der Adaption an die Gegenwart bleibt in der Inszenierung der Jungen Bühne Bern immer noch viel von Shakespeares «Othello» erhalten. Allerdings kommt der Text hier in einer dreisprachigen Version daher. In amüsanter Weise vermischen die jugendlichen Schauspieler Textstellen aus dem englischsprachigen Original mit jenen einer deutschen Übersetzung und Auszügen aus einer zeitgemässen berndeutschen Fassung. So wird das Shakespeare-Zitat «Ich bin einer, Herr, der Euch zu melden kommt, dass Eure Tochter und der Mohr jetzt dabei sind, das Tier mit zwei Rücken zu machen», beim Theaterclub U26 ganz unverblümt zu: «Dr Othello figget dini Tochter.» Lukas Tinguely \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Grosse Halle in der Reitschule, Bern. Do., 2., bis Sa., 4.6., jeweils 20.30 Uhr www.junge-buehne-bern.ch

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Zu fünft überschreiten sie die Grenzen des Jazz. In ihren Stücken wechseln sich knirschende Avantgarde und zarte Klavierklänge ab. Die Truppe besteht aus Vincent Membrez am Piano, Marco Müller am Kontrabass, Lionel Friedli am Schlagzeug, Joke Lanz an den Turntables und Pedro Lenz, der die Lyrik beisteuert. Zwei Jahre dauerten die Aufnahmen für ihr erstes Album, mit dessen erster Form Membrez gar nicht zufrieden war. Wie besessen nahm er das ganze Album auseinander und setzte es neu zusammen. Der Aufwand hat sich gelohnt. Knarzende Elektronik wird ver-

webt mit den kryptischen Texten von Pedro Lenz, die mal versinken im Meer der Klänge, mal kantig herausragen wie Klippen aus der See. Im Experiment mit Instrumenten und Worten entfaltet sich delikate Philosophie. «Ozmo ist mein persönlichstes Projekt», verrät Membrez, der auch bei Rockkünstler Shabani oder Jazzer Christy Doran spielt. «Es geht uns darum, existenzielle Fragen zu stellen und Türen zu öffnen.» Katharina Bornhauser \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

BeJazz Club, Bern. Fr., 3.6., 21.30 Uhr Etage Club, Biel. Sa., 4.6., 20.30 Uhr www.bejazz.ch, jwww.etageclub.ch

Augustin Rebetez

Die Formation Ozmo um den Bieler Vincent Membrez philosophiert und experimentiert mit Musik. Das Quintett tauft sein Debütalbum, «Ozmo», im BeJazz Club.

Der Bieler Vincent Membrez will mit seiner Musik existenzielle Fragen stellen.

3 Kulturtipps von Francis Foss Pauchard

ZVG

Die Jugend von heute spricht nicht in der Sprache Shakespeares. Für den Theaterclub U26 der Jungen Bühne Bern kein Hindernis, in der Grossen Halle der Reitschule die Tragödie «Othello – I am not what I am» aufzuführen.

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Francis Foss Pauchard ist Mitinhaber von Olmo. Der Berner Modeladen präsentiert auf der Allmend Partys, gespickt mit Shows aus dem Programm des Circus Nock. Am Freitag, 3.6., gibts Electronic, Nu Disco, Dub und Chill-Out. Der Samstag, 4.6., gehört Hip-Hop, Boogie, House und Chill-Out. 1. DJ Premier im Club Bonsoir (Do., 2.6., 22 Uhr) Einmal mehr ein grosser Gig im Bonsoir. So oder so ein Superclub. 2. Mario Batkovic spielt Akkordeon im Kultur Kehrsatz (So., 5.6., 18 Uhr) Ob er solo spielt oder mit Band, Batkovic ist der Beste. Lebensfreude pur. 3. «Vornherum ist alles blank» mit Uwe Schönbeck in der Cappella (Mo., 6.6., 20 Uhr) Ich kenne Schönbeck vom Stadttheater und vom Theater an der Effingerstrasse. Wenn er auftritt, kommt Bewegung in den Raum und ich bin gefesselt. Und wer seine Sinne kitzeln will, der schaut sich die Foto-Ausstellung «Lost Places – Vergessene Orte in der Schweiz» im Le Beizli (Vidmar, Liebefeld. Sa., 4.6., 18 Uhr) an und gönnt sich dazu einen vergessenen Schweizer Wein und ein kaltes Plättli.


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