Berner kulturagenda 2011 N° 26

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N°26 Donnerstag bis Mittwoch 30.6. bis 6.7.2011 www.kulturagenda.be

Im Amphitheater von Avenches, dem «Verona der Schweiz», startet das Opernfestival. Seite 3 \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

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«Der Fisch im Schafspelz»: Im Naturhistorischen Museum bringt der tierische Unernst die Wissenschaft zur Strecke.

Als Bürgermeister nimmt sich Valjean (Nicolas Gerber) der vom Elend Gebeutelten an. Zuvor hatte er selbst wegen des Diebstahls eines Stücks Brot im Gefängnis gesessen.

Der Münsterplatz wird zur Theaterkulisse: 63 Schauspieler zeigen Victor Hugos «Les Misérables» in einer berndeutschen Fassung von Ueli Bichsel. Die Inszenierung von Rolf Schoch entführt ins Paris des frühen 19. Jahrhunderts. Das Berner Münster wird zur Notre-Dame, die Altstadtfassaden zu den engen Pariser Behausungen des 19. Jahrhunderts. Während sechs Wochen ist auf dem Münsterplatz Victor Hugos Klassiker «Les Misérables» in einer berndeutschen Theaterfassung von Ueli Bichsel zu sehen. Bichsel, unter anderem Initiant der Thuner Seespiele, inszenierte bereits 1999 Hugos «Glöckner von Notre-Dame» auf dem Münsterplatz. Mit dem 2009 gegründeten Trägerverein «Freilichtspiele Münsterplatz» wurde das Vorhaben wieder aufgenommen, «Weltliteratur im Herzen von Bern zu zeigen». Es sei schnell klar gewesen, dass erneut ein Stück von Hugo zur Aufführung kommen sollte, sagt Regisseur Rolf Schoch. «Die Pflastersteine, das Grau der Sand-

steinbauten und die Lauben passen zum Pariser Stadtbild des 19. Jahrhunderts.» Schicksal der Elenden Das damalige Paris ist eine «ville malade»: übervölkert von einer proletarischen Masse, geprägt vom Elend und der Cholera. Vor diesem Hintergrund erzählt Victor Hugos 1862 erschienener Roman das Schicksal von Jean Valjean (Nicolas Gerber), der neunzehn Jahre im Gefängnis sass, weil er ein Stück Brot gestohlen hatte. Nach der Haft wird er unter falschem Namen zum angesehenen Bürgermeister einer französischen Kleinstadt. Doch die falsche Identität fliegt auf und Valjean flieht nach Paris, wo er als Wohltäter der Armen in Erscheinung tritt. Sein Antipode, Polizeiinspektor Javert (Hans Peter Bla-

ser), nimmt die Verfolgung auf. In den Wirren der Barrikadenkämpfe vom Juni 1832 kommt es zum grossen Finale. Hugo wollte mit seinem Roman, den er im Exil auf der Kanalinsel Guernsey beendete, auf die prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen der «Elenden» aufmerksam machen, denen die Revolution von 1789 gar nichts gebracht hatte. Diese Zustände seien gut auf Bern übertragbar, findet Schoch: «Auch hier waren auf der einen Seite die Gnädigen Herren und auf der anderen das verelendete Volk.» Barrikadenkämpfe mit 63 Schauspielern Ueli Bichsels Fassung sei entsprechend originalgetreu und unterscheide sich auch stark vom bekannten Musical, sagt Schoch. Dass eine Version für ein zweistündiges Theater eine rigorose Kürzung des im Original 1500 Seiten langen Romans erforderte, versteht sich von selbst. Figuren wurden aber keine weggestrichen. So sind auf dem Müns-

terplatz 63 Laienschauspieler in über 100 Rollen im Einsatz. Schoch, der 2007 den «Sommernachtstraum» im Burgerheim und 2008 «Die schwarze Spinne» in Signau inszenierte, arbeitet hauptsächlich mit Laienschauspielern. Ihn fasziniert ihre Leidenschaft. «Laienschauspieler müssen nicht spielen, sondern sie dürfen», erklärt er. In Markt- und Beizenszenen und bei den Barrikadenkämpfen sind oft alle Schauspieler gleichzeitig auf der Bühne. Mit solchen Massenszenen und der natürlichen Kulisse des Münsterplatzes dürfte es dem Publikum nicht schwer fallen, in Victor Hugos Paris einzutauchen. Regine Gerber \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Münsterplatz, Bern Premiere: Do., 30.6., 20 Uhr Weitere Aufführungen bis 5.8. www.freilichtspiele-muensterplatz.ch

Der Kinderprogr lässt Kids Künstlern über die Schulter blicken. In den Ateliers dürfen sie auch selbst Hand anlegen. Diesmal geht es mit Akkordeonspieler Mario Batkovic ins Studio.

Seit 30 Jahren zeigt der Zauberkünstler und Humorist Urs Fasel sein breites Programm, von Mentalmagie bis zu Kartentricks. In der Buchhandlung Orell Füssli zeigt er eine Show für Kinder. (Westside, Bern. Mi., 6.7., 14 Uhr)

3. «Von der Raupe bis zum Seidentuch» im Freilichtmuseum Ballenberg (täglich bis 7.8.) Als Zauberkünstler fasziniert mich dieser Verwandlungstrick der Natur: Wie sich die unscheinbare Raupe zum wunderschönen Sommervogel entwickelt!

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Progr, Bern. Sa., 2.7., 10 bis 12 Uhr Anmeldung: Tel. 031 321 60 40 und faeger@faeger.ch. www.kultessen.ch

von Urs Fasel

2. «Satierisch. Der Fisch im Schafspelz» im Naturhistorischen Museum Bern (ab 6.7.) Solange die Viecher nicht mich stechen und jagen, soll es mir recht sein.

wird Batkovic den Kindern seinen Arbeitsplatz zeigen, dann nimmt er mit ihnen in seinem kleinen Aufnahmestudio auf. «Ich will zeigen, wie unbeschwerte Improvisation Spass macht», sagt er. Der Kinderprogr findet einmal im Monat statt und hat zum Ziel, Kinder mit Künstlern des Progr bekannt zu machen. Organisiert wird er von den Kultessen, die sich mit einem breiten Angebot für die Kinderkultur engagieren. Michael Feller \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

3 Kulturtipps

1. «Von Gnomen, Elfen und Trollen». Eine Theaterexkursion im Botanischen Garten (Di., 5.7., 19 Uhr) Ein mehr als passender Ort für das Spiel dieser Traumgeschöpfe – eine natürlichere Theaterkulisse ist in Bern kaum anzutreffen.

Kinder im Studio «Kinder sind viel unberechenbarer», sagt Mario Batkovic, Akkordeonist, Komponist, leidenschaftlicher Musiker. Wer ihn an einem Konzert der Kummerbuben gesehen hat, bei denen er lange gespielt hat, wird zustimmen: Ihm gelingt es, einen zu packen. «Ich weiss, was es braucht, um Erwachsene zu begeistern», bestätigt der Teilzeitmusiklehrer, «doch bei Kindern bin ich jedes Mal gefordert.» Beim Kinderprogr-Workshop «Wilde Töne» dürfte er seine Besucher trotzdem im Nu in der Tasche haben. Was er den 6- bis 12-Jährigen zu zeigen gedenkt, würde sich auch mancher Erwachsene gerne bieten lassen. Zuerst

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ZVG

Münsterplatz als Paris der Elenden

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Mario Batkovic, Akkordeonist mit Leib und Seele, kanns auch gut mit Kindern.

Einen Anti-Zoologen würde ich auf den Ballenberg bewegen, … … weil sich ein Rundgang mit Picknick unter Bäumen am Wyssensee lohnt!


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