N°35 Donnerstag bis Mittwoch 1. bis 7.9.2011 www.kulturagenda.be
Gast am Kinder- und Jugendmedienfestival Kibuk: Rufus Beck, bekannt als Harry-Potter-Stimme. Seite 3
Annette Boutellier
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Seit vierzig Jahren schlägt die Galeristin Dorothe Freiburghaus im Kunstkeller Brücken zwischen Künstlern und Publikum.
Verdammt auf allen sieben Weltmeeren: Nur der Tod einer Frau kann den Fluch des fliegenden Holländers (Kevin Short, l.) lösen.
Der Sturm auf See, Matrosenchöre und -geschichten waren es, die Richard Wagner von seiner mehrwöchigen Schiffsreise in Erinnerung blieben. Über die Ostsee musste er 1839 vor den Gläubigern fliehen, nachdem er seine Stelle als Kapellmeister in Riga verloren hatte. Später bezeichnete er die Eindrücke dieser Reise als auslösendes Moment für seine Oper «Der fliegende Holländer». In deren Libretto griff er auf die «Memoiren des Herrn von Schnabelewopski» zurück, in denen Heinrich Heine 1834 eine alte Sage verarbeitet hatte. Sie erzählt die Geschichte des verfluchten Holländers, am Konzert Theater Bern verkörpert vom amerikanischen Bassbariton Kevin Short. Er ist dazu verdammt, ewig auf den Weltmeeren herumzusegeln. Alle sieben Jahre aber
darf er an Land gehen, um eine Frau zu suchen, die mit ihm in ewiger Treue in den Tod geht. Als er auf den norwegischen Schiffsfahrer Daland (Luciano Batinic) trifft, bietet ihm dieser seine Tochter Senta (Mardi Byers) an. Senta kennt das Schicksal, das sie an der Seite des Holländers erwartet. Trotzdem folgt sie ihm und stürzt sich von den Felsen in den Tod, worauf der Holländer endlich seine Erlösung findet. Vertonte Naturgewalten Obwohl die Uraufführung 1843 in Dresden nur bedingt erfolgreich war, markiert Wagners vierte vollendete Oper einen wichtigen Wendepunkt in seinem Schaffen. Dies, weil «Der fliegende Holländer» für die Entwicklung von der Nummernoper zum durchkomponier-
ten Musikdrama steht. Die leitmotivische Komposition spielt hier schon eine grosse Rolle und durchzieht das gesamte Werk. Dem düsteren Holländermotiv wird etwa das Erlösungsmotiv mit weichen Klangfarben entgegengesetzt, das Senta zugeordnet ist. Ebenfalls charakteristisch für die Oper ist die eindrückliche Vertonung der Naturgewalten. Am Konzert Theater Bern entfalten unter der musikalischen Leitung von Srboljub Dini´c peitschende Wellen, bedrohlicher Sturm und tosendes Unwetter ihre Wirkung. Zwei Aussenseiter Regisseur Dieter Kaegi hat die romantische Oper vor einem Bühnenbild mit industrieller Ästhetik inszeniert. Doch auch die Schiffe würden nicht fehlen, verspricht Bühnenbildner Francis O’Connor. Für Kaegi war es naheliegend, in seiner Inszenierung von Geschehnisse aus der Perspektive von Senta zu zeigen. «Sie ist diejenige Figur, die
3 Kulturtipps Srboljub Dini´c : musikalische Leitung. am meisten Konflikte auszustehen hat, eine sehr zerrissene Figur», sagt er. Senta wachse in einer mädchenfeindlichen Umgebung auf, werde ausgegrenzt und in diesem Männerumfeld zumindest psychisch missbraucht, führt er aus. Sie hat eine Aussenseiterrolle, die sie mit dem Holländer verbindet. Doch ihr Wunsch, diesem zur Erlösung zu verhelfen, ist auch ihr Weg, sich aus der eigenen Verdammnis zu befreien. Regine Gerber \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Stadttheater, Bern. Premiere: 4.9., 18 Uhr Weitere Vorstellungen bis 28.12. www.stadttheaterbern.ch
Mörderische Männerjagd
Kein plumper Männerhass «Die Personen sind fast alle immer in der Hütte, dadurch entsteht eine extrem aufgeladene Atmosphäre», sagt Sarah Manta, deren Figur Jessica ihre Mordlust bereits ausgelebt hat. Gleichzeitig ist die Schauspielerin Manta auch Prä-
sidentin des Vereins NVB, der für die Produktion von «Mordprobe» verantwortlich zeichnet. Das von Regisseurin Tanja Läng in Mundart übertragene Stück sei keinesfalls nur Futter für frustrierte Frauen, sagt Manta: «Der psychologische Auf bau ist sehr raffiniert. Es läuft nicht einfach über die Männerhass-Schiene.» Im Verlauf des Stücks erfährt man auch mehr über die einzelnen Schicksale. Aber hilft das Marco zu überleben? Annatina Foppa \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Theater Remise, Bern. Premiere: Mi., 7.9., 20 Uhr. Aufführungen bis 25.9.
ZVG
Das Theater Remise beginnt die Saison mit einem düsteren Kammerspiel: In «Mordprobe» tarnen vier Frauen ihren Männerhass als Theaterstück – und bringen die Schauspieler um die Ecke. Die Annonce ist harmlos: Man suche männliche Mitspieler für eine Theatergruppe. Interessierte werden in eine Jagdhütte gebeten, wo vier rachsüchtige Frauen aber nur ein Ziel verfolgen: den Männermord. Zwei Herren fielen der Täuschung bereits zum Opfer, Marco soll der dritte sein.
von Hanery Amman
Fertig Fantasie: Diese vier Frauen träumen nicht nur davon, Männer umzubringen ...
ZVG
Nur eine Frau, die bereit ist zu sterben, kann den verfluchten Seefahrer retten. Was hat sie davon?, fragt Regisseur Dieter Kaegi in der Inszenierung von Wagners Oper «Der fliegende Holländer» am Konzert Theater Bern.
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ZVG
In den Tod gerettet
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Als Mitbegründer der Dialekt-Rockband Rumpelstilz und als Autor zahlreicher Mundartlieder erlangte der Berner Musiker Hanery Amman nationale Berühmtheit. Am ersten grossen Konzert im neuen Fussballstadion, der Thun Arena, lässt er gemeinsam mit Polo Hofer alte Songs aufleben (Thun Arena, 3.9., 18.45 Uhr) 1. «Der Kontrabass» im Theater an der Effingerstrasse (Vorstellungen bis 27.9.) «Das Parfum» von Patrick Süskind ist grandios, warum sich also nicht den «Kontrabass» ansehen? 2. Live-Schiff mit Philipp Fankhauser (Schifflände, Thun. Sa., 2.9., Abfahrt: 20 Uhr, ausverkauft!) Weil Konzerte auf dem Schiff immer etwas Spezielles sind – egal ob als Musiker oder Zuhörer. 3. «Volver» im Kino Cinématte, Bern (So., 4.9., 21 Uhr) Der Regisseur Pedro Almodóvar ist das Ass des spanischen Films. Eine Person, die «Volver» noch nie gesehen hat, würde ich dazu überreden, … … weil der Film Kult ist und man ihn nicht genügend fördern kann. Sowieso müsste man sich alle Filme von Pedro Almodóvar ansehen.