N°41 Donnerstag bis Mittwoch 13. bis 19.10.2011 www.kulturagenda.be
Im Film «Le Chat du rabbin» will sich eine schlaue Katze zum Judentum bekehren. Seite 11
ZVG
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Grégoire Marets Mundharmonikaspiel geht unter die Haut und sorgt für stehende Härchen und Ovationen.
Der Berner Jazzclub startet mit Herbie Hancocks Mundharmonikaspieler des Vertrauens, Grégoire Maret. Der gefragte Genfer Sideman tritt mit seiner eigenen Band auf. «Es gibt keinen, der ihm auf der Mundharmonika das Wasser reichen kann.» Wer mit diesem (sinngemäss wiedergegebenen) Statement von Jazz-Funk-Gott Herbie Hancock geadelt wird, hat vieles richtig gemacht. Zum Beispiel bei der Wahl des Instruments. Grégoire Maret hat sich einem verschrieben, das eigentlich ein Mauerblümchendasein fristet. Warum das so ist? Vielleicht, weil es auf den ersten Blick so gar nicht nach einem Musikinstrument aussieht? Wegen seines metallenen, grellen Klangs ist es auch nicht jedermanns Sache. Dabei hat die Mundharmonika einen wichtigen Platz in der Popkultur des 20. Jahrhunderts. Stevie Wonder oder Bob Dylan legten (und legen noch immer) ihre ganze Gefühlswelt in das Blas- und
Ziehinstrument. Und eine der bekanntesten Melodien der Filmgeschichte ist mit der Mundharmonika gespielt, das Gänsehautthema in «Spiel mir das Lied vom Tod» (1969, von Regisseur Sergio Leone). Von Genf nach New York Item. Mit 17 begann Maret mit dem Harmonikaspiel. Nach dem Studium am Conservatoire Supérieur de Musique in Genf zog er nach New York und besuchte dort die New School University. Bald wurde der heute 36-Jährige zum gefragten Gast und stand mit Musikerinnen und Musikern wie Meshell Ndegeocello, Cassandra Wilson oder Youssou n’ Dour auf der Bühne. 2005 gewann er mit der Pat Metheny Group einen Granny Award, Jazz-
Journalisten wählten ihn zum «Spieler des Jahres». Danach war er mit Herbie Hancock und Band auf Tour. In Bern tritt der Ausnahmekönner mit dem Pianisten Federico Gonzales Peña, dem Bassisten Robert Kubiszyn und Clarence Penn am Schlagzeug auf, also mit einem Trio erprobter amerikanischer Musiker, die ihrerseits kräftig in der New Yorker Musikszene mitmischen. Der ursprünglich vorgesehene Bassist James Genus musste die Tournee zum neuen Album kurzfristig absagen. Spät gehts los bei BeJazz – dafür richtig Maret ist nach dem Auftritt am Winterfestival bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr bei BeJazz zu Gast. «Es ist eine Ausnahme, dass wir eine Band so kurz nach einem Auftritt wieder buchen», sagt Fabio Bächtold, der Programmverantwortliche bei BeJazz. Nach der Absage der eigentlich für die Saisoneröffnung gebuchten Band bot
sich die Möglichkeit, und die packte Bächtold. Er rechnet damit, dass Maret «bald nicht mehr für Club-Gigs zu haben ist.» Traditionell beginnt die Saison bei BeJazz spät. Dahinter steht ein klein wenig Kalkül: «Die Berner gehen seit einigen Jahren eher im Herbst als im Sommer in die Ferien», hat Bächtold beobachtet, und darum beginnt der Club erst danach sein Programm. Damit nicht gleich nach dem Start eine erste Flaute den Schwung ausbremst. Dafür geht es gleich richtig los: Auf dem Programm stehen viele Plattentaufen und Release-Tournee-Konzerte. Sechs Tage nach dem Start mit Grégoire Maret folgt mit dem Marc Méan Trio bereits der nächste Höhepunkt. Michael Feller \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
BeJazz-Club in den Vidmarhallen, Liebefeld Fr., 14.10., 20.30 Uhr www.bejazz.ch
Mit «Spiegel, das Kätzchen» eröffnet das Stadttheater Langenthal seine Saison mit einem tschechischen Gastspiel und einem grossen Schweizer Jubilar.
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Stadttheater, Langenthal. Sa., 15.10., 20 Uhr Einführung mit Dr. Thomas Multerer um 19 Uhr
von Reeto von Gunten
Der Berner Autor und DRS3-Radiomann Reeto von Gunten lädt mit seinem neuen Programm «iSee more» zum ganz besonderen Dia-Abend. Im Bierhübeli feiert die Fortsetzung seiner vor drei Jahren begonnenen Dia-Revolution «iSee» Premiere. (Mi., 19.10., 20.15 Uhr)
2. Timmermahns Plattentaufe im Bären Buchsi (Fr., 14.10., 21 Uhr) Weil man Timmermahn unbedingt mal live erlebt haben muss. So wie New York und Bon Iver. 3. «Speckstein & Bauen» auf dem Bauspielplatz Brünnen (Fr., 14.10., 14 Uhr) In der Beschreibung steht: «Mache einen Glücksbringer oder Anhänger aus Speckstein oder baue eine Hütte.» Nuff said.
ZVG
sse Begeisterung. Diese Version wird nun unter Spohrs Leitung in Langenthal aufgeführt. «Das Stück beinhaltet Elemente aus Oper, Musical und Chanson», sagt Spohr, nein: schreit Spohr am Telefon gegen den Lärm einer Prager Kneipe an. In Prag finden die Endroben des Ensembles Opera Piccola di Praga statt; Tenor Sanggyoul Lee spielt das gewiefte Kätzchen und Hanspeter MüllerDrossaart den Hexenmeister, der dessen Vorspiegelungen erliegt. Annatina Foppa
3 Kulturtipps
1. Philipp Fankhauser im Burgdorfer Suttergut (Mi., 19.10., 20.30 Uhr) Weil er einer der besten Livemusiker des Landes ist und ich da auf jeden Fall hingehen würde – wenn es sein muss, auf den Knien rutschend. Blöderweise habe ich dann meine Premiere im Bierhübeli.
Das frisierte Kätzchen Im Dezember würde der Zürcher Komponist Paul Burkhard (1911–1977) 100 Jahre alt. Schon längst hatte Lys Assia sein Lied «Oh mein Papa» zu Weltruhm gesungen, als Burkhards Oper «Spiegel, das Kätzchen» 1956 in München uraufgeführt wurde. Doch an den Erfolg der Vorgängerwerke «Der schwarze Hecht» und «Die kleine Niederdorfoper» kam die aufwendige Adaption von Gottfried Kellers gleichnamiger Novelle nicht heran. Sie geriet fast in Vergessenheit. Erst nachdem der Musikwissenschaftler Mathias Spohr «Spiegel, das Kätzchen» einer Frischkur unterzogen hatte, stiess es 1990 im Opernhaus Zürich auf gro-
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Tom Haller
BeJazz-Saisonstart mit Grégoire Maret
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Die Basler Singer/Songwriterin Anna Aaron singt im Progr aus ihrem schaurig-schönen Debütalbum, «Dogs in Spirit».
Das Fest in Mailand aus einer der Lügengeschichten des Kätzchens.
Zum Specksteinraspeln überzeugen wollen … … würde ich Philipp Fankhauser und Timmermahn. Zwecks Zeitoptimierung.