N°2 Donnerstag bis Mittwoch 12. bis 18.1.2012 www.kulturagenda.be
Das Musikfilmfestival Norient unterläuft die westlichen Klischees der Worldmusic. Seite 3
Kunst führt in und um die Welt, zum Beispiel nach «Messina», wie die Ölmalerei hinter Glas von Silvia Gertsch betitelt ist.
Kunst ohne Ende am Galerienwochenende Einmal pro Jahr lädt der Verein Berner Galerien zum Galerienwochenende. Man darf sich auf realistische, poetische, expressive, minimalistische und konzeptionelle Kunst in 14 Galerien freuen. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein: die Berner Galerien. Trotzdem gelingt dem Verein Berner Galerien der gemeinsame Auftritt, etwa am Galerienwochenende. Präsidiert wird der Verein seit 2011 von Elisabeth Gerber und Suzanne B. Friedli, den Leiterinnen der Galerie annex14. Die beiden laden zur Ausstellung «unter sich», einem Zwiegespräch der Künstler Vaclav Pozarek und Michel Sauer. Beide reflektieren in ihren Interventionen das Erbe der Moderne und die minimalistischen Strömungen – ein Schwerpunkt der Galerie – der 70 er Jahre. Am Galerienwochenende ist bekanntlich alles etwas lockerer. Man geht von Galerie zu Galerie, trinkt hier und dort
ein Glas und tritt leicht mit Künstlern und Galeristen in Kontakt. «Lassen Sie sich zu engagierten und kontroversen Gesprächen verführen», fordern die Präsidentinnen im Einladungstext. Wer sich nicht zu debattieren traut, kann zumindest über die Vergangenheit sinnieren, etwa in der Ausstellung «Why?... Wie es mir gefällt!» in der Galerie Rigassi, die ihr zwanzigjähriges Bestehen mit Werken feiert, die den Galeristen Raphael T. Rigassi geprägt haben. Achtung Menschenfresser Etwas mysteriös mutet die Ankündigung der Galerie Duflon & Racz an. Das Künstlerkollektiv Makrout Unité wird eine «gefühlvolle Irrfahrt» durch
die Ausstellungsräume präsentieren und sich dabei mit dem Begriff «Dayiyi» auseinandersetzen, was so viel wie «Menschenfresser» bedeutet. Wer es weniger exotisch mag, geht bei Christine Brügger vorbei und sieht sich Momentaufnahmen aus dem Alltag des Fotorealisten Onur Dinc in der Gegenüberstellung mit Eisenplastiken von Rudolf Tschudin an. Spiegel innerer Bilder Ebenso aus dem Leben gegriffen sind Silvia Gertschs Hinterglasbilder, die die Galerie Kornfeld mit der abstrakten Malerei von Xerxes Ach konfrontiert. Wie unterschiedlich man den Menschen darstellen kann, wird auch in der Schau «O Mensch! Kopf und Körper. Vom Expressionismus bis heute» in der Galerie Henze & Ketterer deutlich. Hier steht Malerei, die menschliche Emotionen zum Ausdruck bringt, im Mittelpunkt.
Bei Franz Bucher, der seine Holzschnitte in der Galerie Art + Vision präsentiert, und bei Thomas Groggs abstrakten Landschaften in Kunstreich ist es hingegen gerade die Abwesenheit des Menschen, welche die Bilder bestimmt. Irene Bisang versteht ihre in der Galerie Krethlow präsentierten Aquarelle als bunte Spiegel innerer Bilder, während Rosmarie Vogt und Claude Yvel im Kunstkeller unterschiedliche Zeitdokumente ins Jetzt überführen. Wer nach diesem Bildersturm Ruhe braucht, sollte zuletzt den Kunstraum Oktogon aufsuchen. Daniel Göttins «minimal art», die mit Raum, Struktur und Licht spielt, leert bestimmt den Kopf für neue Gedanken. Helen Lagger \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Diverse Orte Sa., 14., und So., 15.1, 11 bis 17 Uhr www.vereinbernergalerien.ch
In den Schaufenstern des Warenhauses Loeb sind die überraschenden Plakate des Naturhistorischen Museums zu bestaunen. Seite 12 \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
3 Kulturtipps von Lorenz Pauli
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Der Berner Kinderbuchautor Lorenz Pauli erzählt an der Kindermatinee in der Berner Kornhausbibliothek seine neuesten Geschichten. Mit seinen Protagonisten Maus und Fuchs entdecken Kinder ab 4 Jahren so die wundersame Welt der Bücher (So., 15.1., 9.45 Uhr. Billette nur im Vorverkauf: 031 327 10 10, info@kornhausbibliotheken.ch).
1. «Glauser» im Kellerkino in Bern (Do., 12., bis Mi., 18.1., 18.45 Uhr) Ein Film in Schwarz-Weiss. Trotzdem schillert das Glauser-Porträt farbig.
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2. «Jutzihubel» im Berner Puppentheater (Sa., 14.1., 14.30 Uhr; So., 15.1., 10.30 und 14.30 Uhr) Figurentheater ist eine kleine Welt der grossen Gefühle. Im Berner Puppentheater ist sie besonders nah und lebendig.
Wachsig: Sylvia Hostettler
Stachelig: Urs Brunner
Wuchernd: Andy Harper
Sylvia Hostettler zeigt in der Galerie Béatrice Brunner mit «Okulat» die Weiterführung ihres fünfteiligen Zyklus «Landschaften». Urbane Zonen und die archaische Natur inspirieren die Installations- und Objektkünstlerin zu höchst eigenwilliger Kunst. Aus Wachs formt sie Organisches, das so abnorm wirkt, dass man sich fragt, wo dieses entstanden ist: in einer uns unbekannten Natur oder im Genlabor? Galerie Béatrice Brunner, Bern. Bis 11.2.
Urs Brunner zeigt in der Galerie Martin Krebs seine hyperrealistischen Gemälde, gemalt nach den zahlreichen Fotografien, die er zu einem neuen Bild verdichtet. Ein Leitmotiv seiner in Arizona entstandenen Werkgruppe ist der Säulenkaktus, auch Saguaro genannt. Seine Bilder beweisen: Die schönsten Kunstwerke bringt die Natur selbst hervor, der Künstler muss sie «nur» noch pflücken. Galerie Martin Krebs, Bern. Bis 7.3.
In der Galerie Bernhard Bischoff & Partner stösst man auf die barocke Bildwelt von Andy Harper. In subtilen Farbtönen gemalte botanische Fantasiegebilde laden ein, in ein ornamental wucherndes Dickicht einzutauchen. Der Fotograf Reto Camenisch nähert sich der Natur mit der Kamera an. Es sind kleine Details wie Blattrispen, die in der Nahaufnahme plötzlich monumental und erhaben wirken. Galerie Bernhard Bischoff & Partner, Bern. Bis 18.2.
3. El Ritschi im Café Kairo in Bern (Do., 12.1., 21 Uhr) Der Engelberger unplugged: so wenige Saiten, so viel Musik! Unmittelbar, als würde er am Stubentisch sitzen. Ich würde meinen Bruder, der im Oberland wohnt, zu El Ritschi überreden, … … indem ich ihm erklären würde, er müsse nicht Engelberger Dialekt verstehen. El Ritschi singt auch englisch. Und wenn ihm das spanisch vorkommt: Ja, spanisch auch.