N°3 Donnerstag bis Mittwoch 19. bis 25.1.2012 www.kulturagenda.be
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Reto Andreoli
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Ferruccio Caneiros erzählt seine «Morgengeschichten» sonst auf DRS 1, in der Moschti Mühlethurnen liest er live.
Hildegard lernt fliegen, das Sextett des genialen Vokalkünstlers Andreas Schaerer (ganz links), ist nach wie vor auf dem aufsteigenden Ast.
Klasse Treffen der 30-Jährigen Einmal pro Winter sprengt BeJazz den Rahmen seines Clubs in den Vidmarhallen. Im grossen Saal des in unmittelbarer Nachbarschaft eingemieteten Stadttheaters gibt es für einmal Platz für grosse Töne, sprich für Gruppen mit dem personellen Umfang von Handball- wenn nicht gar Fussballmannschaften. Daneben gibts viel Jazz der üblichen überschaubaren Dreier- und Viererteams. Jazzer mit dem Blick für die Ironie Beim Blick auf das Programm zeigt sich vorerst wenig Überraschendes. Viele lokale und junge Jazzer bestreiten die vier Abende. Die Namen einiger involvierter Musiker stehen da wie abgeschrieben von einer Best-of-Liste der jungen Berner Jazzgarde. So tritt der Violinist Tobias Preisig mit seinem
Quartett In Transit auf, Trommelmann Dominic Egli mit Plurism oder (der etwas ältere) Blechbläser Jan Galega Brönnimann im Trio mit Sidsel Endresen und Werner Hasler. Sie gehören einer Generation der undogmatischen, experimentierfreudigen Jazzer an, die auch das musikalische Augenzwinkern kennt. Dafür fehlen die Irène Schweizers und die Pierre Favres, also die sehr renommierten älteren Jazzmusiker des Landes. Laut BeJazz-Programmleiter Fabio Bächtold ist dies eher dem Zufall als einer Absicht zuzuschreiben. Allerdings entspricht es durchaus Bächtolds Vorliebe, wenn möglich (auch) Künstler zu bringen, die zwar spannend sind, aber noch nicht jede Bühne dieser Welt gesehen haben.
Die eingangs angesprochenen Rudelbildungen auf der Bühne sind am zweiten und am vierten Festivaltag auszumachen. Am Freitag mit Hildegard lernt fliegen, am Sonntag mit der erweiterten Band von Ingrid Lukas. Beide waren bei Bejazz schon zu hören, und beide sind für ein aussergewöhnliches Konzerterlebnis gut. Das durchgeknallte Jazz-, Groove-, und Lärmsextett Hildegard lernt fliegen des Hypervokalisten Andreas Schaerer tauft beim Konzert die DVD seiner Russlandtournee. Ingrid Lukas, die gebürtige Estin aus Zürich, kommt mit einem ganzen Chor im Schlepptau ins Liebefeld, was ihre eh schon feehaften Songs zu Märchenwelten zaubern dürfte. Rappende Gäste sind «wild, frei, irr, schräg» Eine überraschende Affiche findet sich im Spätprogramm des Freitags dann doch noch. Nach dem Doppelkonzert von Holunderblüten und Hildegard lernt fliegen in der Vidmar 1 geht es im BeJazz Club mit koenigleopold weiter,
mit einem Duo also, das Jazzpuristen wohl nicht sofort als ihren geliebten Stil wiedererkennen würden. Die Österreicher Leo Riegler (Turntables, Electonik, Stimme) und Lukas König am Schlagzeug machen eine eigensinnige Freistil-Rap-Performance, sind dabei aber «wild, frei, irr, schräg», wie Bächtold nicht untreffend zusammenfasst. Das passt dann zur Experimierfreude der Berner Jazzer vorzüglich. Michael Feller Vidmarhallen, Liebefeld • Do., 19.1., 20 Uhr: FM Trio mit CD-Taufe, Pedra Preta • Fr., 20.1., 20 Uhr: Holunderblüten, Hildegard lernt fliegen • Fr., 20.1., 23 Uhr: Late Night mit koenigleopold • Sa., 21.1., 20 Uhr: Dominic Eglis Plurism, Tobias Preisig In Transit • Sa., 21.1., 23 Uhr: Jazzparkett mit DJ Welldone • So., 22.1., 19 Uhr: Endresen-Hasler-Brönnimann, Ingrid Lukas Extended. www.bejazz.ch
Kultur-Casino, Bern Fr., 20.1., 19.30 Uhr www.migros-kulturprozent.ch
2. Mokka Elektronix im Café Mokka in Thun (Do., 19.1., 20 Uhr) Einen Gang ins wunderschöne Café Mokka zu Thun mit seiner prächtigen Kulturszene lohnt sich in jedem Fall. 3. «Rosenkranz und Güldenstern sind tot» im Tojo (Do., 19., und Fr., 20.1., 20.30 Uhr) Wieder Mal in die Reithalle – in die Trutzburg der Berner Kultur.
Anja Tanner
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Im Programm «Vergiiget – Verjuchzed – Verzapft» übernimmt Christine Lauterburg den geigenden und den juhzenden Part. Musikalisch ergänzt wird sie von Dide Marfurt, für das Literarische ist Tanja Kummer zuständig (Bären Buchsi, Münchenbuchsee. Sa., 21.1., 21 Uhr).
1. «Riesenkristalle – der Schatz vom Planggenstock» im Naturhistorischen Museum (Dauerausstellung) Eine wundervolle Ausstellung, die viel Begeisterung bringt und das Gemüt mit Glanz und Freude und Licht füllt.
Im Rahmen der Migros-Kulturprozent-Classics-Tour führen Daniel Schnyder und das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt unter der Leitung von Howard Griffiths vom Gestern ins Heute. seine Komposition für Tenor-, Sopransaxophon und Orchester, «Sphynx», hat er sich von Auguste Rodins gleichnamiger Skulptur inspirieren lassen, den er für einen «aussergewöhnlich musikalischen Bildhauer» hält. Zu diesem Musik gewordenen Rodin gesellen sich die Romantiker Mendelssohn (Konzert für Violine und Orchester in e-Moll op.64) und Bruckner (vierte Sinfonie in EsDur). Christine A. Bloch
von Christine Lauterburg
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Klassisches mit Modernem Nicht nur mit Werken von Mendelssohn und Bruckner wird das Brandenburgische Staatsorchester den grossen Saal des Kultur-Casinos erfüllen. Einstimmen wird das renommierte Orchester den Konzertabend mit «Sphynx», einer Auftragskomposition des in New York lebenden Schweizers Daniel Schnyder. Neben dem litauischen Vorzeige-Violinisten Julian Rachlin begleitet dieser das deutsche Orchester zugleich als Solist auf dem Saxofon. Sowohl als Komponist wie auch als Saxofonist und Flötist sucht der 52-jährige Daniel Schnyder stets die Verbindung von klassischer Musik und Jazz. Für
3 Kulturtipps
ZVG
Am Winterfestival von BeJazz kommt es zu einem Stelldichein einer starken Generation von Berner Jazzern. Darunter die ungestümen Sechs von Hildegard lernt fliegen. Zwei Gäste aus Österreich mischen mit ebenso wildem Rap auf.
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Der Solist, Kammermusiker und Komponist Schnyder fördert auch gerne multikulturelle Projekte.
Den biederen Reitschule-Kritiker würde ich zu «Rosenkranz und Güldenstern sind tot» ins Tojo schicken, … … denn statt für den Abbruch des «hässlichen Gebäudes» zu plädieren, sollte er es sich bei einem Theaterbesuch lieber einmal von innen anschauen und erst dann seine Meinung abgeben!