Berner kulturagenda 2012 N° 10

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N°10 Donnerstag bis Mittwoch 8. bis 14.3.2012 www.kulturagenda.be

Mitmachen und Gewinnen: Leserumfrage auf www.kulturagenda.be

Sinn für die Rhythmisierung der Pausen: Ein Festival ehrt den Komponisten Morton Feldman. Seite 3

Lisa Schäublin

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Eine überhebliche Wette bringt Liebesnöte und humorvolle Unterhaltung. Das Stadttheater zeigt Mozarts Oper «Così fan tutte».

In der Zooabteilung laufen die letzten Vorbereitungen für die United Birds Climate Conference.

Klimawandeln im Einkaufszentrum Rind und Karotte sitzen sich an einem Tisch gegenüber. Vor ihnen ist ein Vergleich aufgeführt: Die Produktion von einem Kilo Rindfleisch benötigt 269 m2 Land, 15 500 Liter Wasser und verursacht 13,3 Kilo CO2. Die gleiche Menge an Karotten wird auf nicht einmal 10 cm2 angebaut, braucht gerade mal 195 Liter Wasser und verursacht nur 0,29 Kilo CO2. Ein frappanter Unterschied, der durch entsprechend grosse, farbige Felder auf der Tischfläche sofort ins Auge sticht. Comicartig gestaltete Stellwände wie diese führen das Publikum ohne Umwege ins Thema des Klimawandels ein. Dem hat das Naturhistorische Museum die Ausstellung «Erdbeeren im Winter – ein Klimamärchen» gewidmet. Um die komplexe Problematik des Klimawandels einem breiten Publikum

näherzubringen, haben sich die Kuratoren Simon Haller und Claude Kuhn ein interaktives, multimediales Konzept ausgedacht. Der grosse Raum im zweiten Stock wurde einem Einkaufszentrum entsprechend in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Der Besucher durchläuft Lebensmittelabteilung, Fashion Store und Multimedia-Abteilung sowie Zoohandlung und Reisebüro. «Planet der Ziemlichschlauen» Mit guten Geschichten und einleuchtenden Vergleichen werden die komplexen Sachverhalte verständlich aufgeschlüsselt. Die einprägsame Erlebniswelt verstärken grossformatige Illustrationen des Berner Grafikerkollektivs BlackYard. «Wir wollen Zusammenhänge spielerisch aufzeigen und nicht mit dem Zei-

Wortspiele für alle

gefinger auf die bestehenden Verhältnisse weisen», umreisst Simon Haller den Ansatz. Höhepunkt ist der eigens für die Ausstellung realisierte Kurztrickfilm «Planet der Ziemlichschlauen». In einer schwarzweissen Silhouettentechnik wird die Geschichte der Menschheit anhand der Entwicklung verschiedener Energieformen erzählt. An der Umsetzung des kleinen Kunstwerks waren einige bekannte Künstler beteiligt: Das Drehbuch stammt von Balts Nill (ehemals Stiller Has), der zusammen mit Bassist Mich Gerber auch für die Vertonung zuständig war. Die Illustrationen zeichnete Jared Muralt von BlackYard, der auch Regie führte. Patrick Julier hat die Bilder animiert, die Geschichte erzählt Michael Schacht. Erneute Zusammenarbeit Hinter «Erdbeeren im Winter» steht neben Claude Kuhn einmal mehr Simon Haller. Der Gründer und Geschäftsfüh-

rer der Agentur Expoforum hat sich mit Ausstellungen zu politischen, sozialen und historischen Themen einen Namen gemacht. Von ihm stammt auch die vor einem Jahr eröffnete Dauerausstellung «Riesenkristalle – der Schatz vom Planggenstock». Wie Betriebsleiter Erich Stettler verrät, war das Museum mit Hallers Umsetzung sehr zufrieden: «Als er uns von seiner Ausstellungsidee zum Thema Klimawandel erzählte und wir freie Raumkapazitäten hatten, war sofort klar, dass Haller auch diese Schau machen würde.» Anders als die Riesenkristalle sind die «Erdbeeren im Winter» eine Wanderausstellung, die auch noch an weiteren Orten in der Schweiz zu sehen sein wird. Christine A. Bloch \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Naturhistorisches Museum, Bern Vernissage Mi., 7.3., 18.30 Uhr, Ausstellung bis 12.8. www.nmbe.ch und erdbeerenimwinter.ch

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Das Berner Kammerorchester führt «My Fair Lady» auf. Es ist eine Premiere: die erste Fassung des Musicals für Chor überhaupt. Geschrieben hat sie Ben Vatter. Premiere. An der 175-Jahr-Feier der Stiftung für blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche Zollikofen erklingt erstmals eine Chorfassung des Musicals. Dahinter steckt neben Vatter auch Andreas Hügli. Die beiden arbeiten seit bald zehn Jahren erfolgreich zusammen. So teilen sie sich etwa die Leitung des über 100-köpfigen Chansonchors am Gymnasium Bern-Kirchenfeld, der nun mit dem BKO auftritt. cer

3. Noldi Alders Klangcombi in der Cappella (So., 11.3., 20 Uhr) Geigen, Viola, Cello, Kontrabass, Perkussion, Hackbrett und Naturjodel – das ist bereits eine reizvolle Instrumentation!

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Kultur-Casino, Bern Di., 7., und Mi., 8.3., 20 Uhr. www.bko.ch Verlosung: tickets@kulturagenda.be

Cordula Kreschel ist Kontrabassistin im Berner Symphonieorchester. Ausserdem arbeitet sie an der Konzeption der «Lauschangriff»Reihe mit. Das nächste Familienkonzert findet unter dem Motto «Orchesterolympiade» statt. (Kultur-Casino, Bern. So., 11.3., 14.30 Uhr)

2. «Typisch Frau?» Michèle Roten im Ono (Do., 8.3., 19.30 Uhr) Ihre Kolumnen sind bekannt, ihr Stil umstritten ... Hier ist Gelegenheit, sie lesend und in der Diskussion zu erleben.

ZVG

«Es ist eine der wenigen gelungenen Übersetzungen, die es von einem Musical gibt», erläutert Ben Vatter einen Grund für die Wahl des Stücks. Das ist umso wichtiger, als «My Fair Lady» die Wortspielerei schon im Titel trägt: «fair» bedeutet «fein» genauso wie «Jahrmarkt». Dahinter verbirgt sich die Handlung des Stücks: Der selbstgerechte Sprachwissenschaftler Higgins wettet, aus einem armen Mädchen eine respektable Dame machen zu können, wenn sie nur ihre Sprache verbessert. Das vergnügliche Musical ist bekannt und beliebt. Trotzdem präsentiert das Berner Kammerorchester (BKO) eine

von Cordula Kreschel

1. Animals and Friends in der Mühle Hunziken (Sa., 10.3., 21 Uhr) Die Mühle Hunziken ist ein aussergewöhnlicher Ort. Oder mit den Worten der ehrwürdigen Animals ein «House of the Rising Sun».

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3 Kulturtipps

ZVG

Für «Erdbeeren im Winter – ein Klimamärchen» im Naturhistorischen Museum haben die Kuratoren Haller und Kuhn ein Einkaufszentrum inszeniert. An der innovativen Ausstellung sind auch einige bekannte Künstler beteiligt.

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Berns aussergewöhnlichster Chorleiter: Ben Vatter.

Ich würde einen Freund überreden, sich die Klangcombi anzuhören, ... ... weil ich mutmasse, dass diese Formation ein feines Gespür für «traditionell Neues» zeigt und uns einen lebendigen Zugang zu einem Teil altbewährter schweizerischer Kultur verschafft.


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