Berner kulturagenda 2012 N° 12

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N°12 Donnerstag bis Mittwoch 22. bis 28.3.2012 www.kulturagenda.be

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In der letzten Märzwoche steht Fribourg wieder ganz im Zeichen des internationalen Filmschaffens. Seite 3 \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

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Die Camerata Bern und der Pianist András Schiff widmen den Schlussteil ihrer gemeinsamen Trilogie Bach und Bártok.

Spielen Jazzcore mit dem Nährwert von Rock und der raffinierten Gewürzmischung des Jazz: die drei Cowboys From Hell.

Ein Sound mit Hirn und Muskeln Die Grenzen beginnen sich zu verschieben. Noch vor wenigen Jahren gab es nur wenig Austausch zwischen Jazz und Rock – und kaum Grund, nach einer Symbiose zu suchen. Der Ruf der Rockmusik war nicht der beste, lautstarkes, aber simples Amateurgedudel. Und der Jazzrock aus den Siebzigern war so eine zahme Sache, dass er klang, als wäre er unter diplomatischem Begleitschutz am grünen Tisch entstanden. In letzter Zeit finden sich aber immer mehr Beispiele von gelungenem Austausch. Musikerinnen und Musiker aus dem Rockbereich entdecken neue Klangfarben für ihren Sound. Umgekehrt sind sich auch ausgebildete Jazzmusiker nicht mehr zu schade, in einer Rockband mitzutun. Da scheint es beinahe symptomatisch zu sein, dass sich die Mitglieder der Cowboys From Hell

kennengelernt haben, als sie gemeinsam in einer Reggaeband spielten. «Das Wesen des Jazz ist doch an und für sich, dass er die populäre Musik seiner Zeit verarbeitet», sagt Saxofonist Christoph Irniger. Das seien heute halt nicht mehr Broadway-, sondern Rocksongs. Selbstbewusst Irniger hat die Cowboys From Hell mitgegründet. Das Trio musiziert auf der Schnittstelle zwischen Rock und Jazz und ist nach einem Album der Metalband Pantera benannt. «Die Generation vor uns hatte die Tendenz, sich auf einen Stil zu konzentrieren und ihn in seiner Tiefe auszuloten», sagt Irniger. In seiner Generation würden die Stile wieder vermischt, denkt der 35-Jährige. Ganz so selbstverständlich, wie sie privat unterschiedliche Musik hören, fiel

den Cowboys der eigene Crossover aber nicht. Sie hätten auf dem ersten Album noch das Bedürfnis gehabt zu provozieren, erzählt Irniger. Auf der aktuellen, zweiten Platte, «Big Fish», agiert das Trio nun selbstbewusst und gelassen. Ihren Sound umschreiben die drei mit Jazzcore. Wer dabei unwillkürlich an John Zorn denken muss: Ganz so ruppig und hektisch geht es bei den Cowboys nicht zu und her. Das Sax als Rockgitarre Dafür verbinden die Cowboys ihre musikalischen Hintergründe zu einer organischen Einheit. Der «klassische» Jazzer Irniger verkabelt sein Instrument wie ein Rockgitarrist mit diversen Effektgeräten. Schlagzeuger Chrigel Bosshard hat in verschiedenen Metalbands gespielt (aber auch mit Don Li oder für Shakira). Er trommelt vertrackte Rhythmen mit der hohen Körperlichkeit des Rock. Und der Popbassist (Selbstdeklaration) Marco Blöchlinger, der auch bei Myron und Lunik mittut, rundet

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entweder den Groove oder steuert satte Riffs bei. Ausserdem war er dafür verantwortlich, dem live eingespielten Album in der Nachproduktion den letzten Schliff zu geben. Auf einen Gastsänger, wie er noch auf dem Debütalbum eingesetzt wurde, hat das Trio diesmal verzichtet. So treiben die Cowboys einen muskulösen Sound in den Pferch, der in die Beine fährt. Gleichzeitig ist er so anspruchsvoll komponiert, dass er auch ohne die Kapriolen eines (Rock-)Sängers fesselt. Irniger sieht jedoch weiteres Entwicklungspotenzial: «Im Gegensatz zu früher wehren wir uns immer weniger gegen einfache Strukturen. Die lassen uns dafür die Freiheit, etwas aus dem Moment heraus zu entwickeln.» Silvano Cerutti \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Turnhalle im Progr, Bern So., 25.3., 20.30 Uhr Verlosung: tickets@kulturagenda.be www.bee-flat.ch

Stücke zwischen Klassik und Pop sind die Spezialität der Berliner Puppentheatergruppe «Das Helmi». Im Schlachthaus gastiert sie mit ihrer Musicalfassung von Kleists «Die Verlobung in Santo Domingo».

Die Designerin Alexandra Otis stellt unter dem Label «Otis» Kollektionen und massgeschneiderte Kleidung her. Seit 2002 führt sie ihren eigenen Laden in Bern. Ihre neusten Kreationen sind an der Modeschau «Stichfest» zu bewundern. (Kornhausforum, Bern. Do., 22.3., 18.30 und 21 Uhr)

2. «Berge versetzen. Eine Auslegeordnung» im Alpinen Museum (30.3. bis 26.8.) Ein Bericht im Fernsehen hat mich neugierig gemacht. Sicher ein sehr anregendes Erlebnis für Gross und Klein.

Liebesgeschichte, sondern auch davon, wie Europa die Dritte Welt erschuf. Das hat die Berliner Theatertruppe nicht davon abgehalten, den Stoff mit ihren anarchisch-komischen Schaumstoffpuppen umzusetzen. Das Resultat ist ein schrilles Musical zwischen Tragik und Humor. «Das Helmi» hat am letztjährigen Auawirleben bereits mit seiner Adaption des Films «Matrix» begeistert. Julia Wolf

3. «kleinkariert»: Einblick ins Textildesign in der Buchhandlung Haupt (Do., 22.3., 19 Uhr) Als Textilschaffende sind mir die schönen Bildbände des Haupt Verlags bestens bekannt.

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Schlachthaus Theater, Bern Fr., 23., und Sa., 24.3., 20.30 Uhr www.schlachthaus.ch

von Alexandra Otis

1. Landschafter mit Balts Nill und Mich Gerber in der Dampfzentrale (Do., 22.3., 21 Uhr) Dieses Trio habe ich noch nie gehört. Da ich Balts Nill und Mich Gerber aber aus anderen Formationen kenne und schätze, bin ich auf diesen Anlass gespannt.

Puppen im Aufstand Als es 1802 zu einem blutigen Sklavenaufstand auf der Insel Santo Domingo kommt, verlieren Zehntausende Menschen ihr Leben. Schwarze und Weisse liefern sich einen unerbittlichen Kampf um Freiheit und Macht. «Wer einem Weissen hilft, wird mit dem Tode bestraft», heisst es über der Tür zur Pension der Mulattin Babekan. Trotzdem gewährt sie dem flüchtenden Schweizer Offizier Gustav Asyl. Doch während Gustav Babekans verführerische Tochter Toni kennenlernt, plant Babekan bereits eine tödliche Intrige. «Die Verlobung in Santo Domingo» handelt nicht nur von einer tragischen

3 Kulturtipps

ZVG

Die Instrumentalband Cowboys From Hell tritt in der Turnhalle auf. Das Zürcher Trio besticht mit einer gelungenen Symbiose von Jazz und Rock, von Hirn und Riff.

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Puppen, grösser als ein Mensch: «Das Helmi» lässt sie tanzen.

Einen Freund, der nicht gerne an Vernissagen von Textilbüchern geht, würde ich zum Mitkommen überreden, ... … indem ich ihm ein schönes Hemd nähe und verspreche, dass er nach diesem Anlass weiss, wie die Muster darauf entstanden sind.


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