N°14/15 Donnerstag bis Mittwoch 5.4. bis 18.4.2012 www.kulturagenda.be
DOPPELNUMMER 2 Wochen Kultur
Samuel Strässle
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Drei Toilettenfrauen versetzen sich in eine bessere Welt: Erna (Suzanne Thommen), Mariedl (Heidi Maria Glössner) und Grete (Sibylle Brunner).
Drei Damen beim Tagträumen Derbe Sprache und Irrwitz – Werner Schwab hat in seinem kurzen Leben Theater geschrieben, das aufhorchen lässt. Das Stadttheater zeigt «Die Präsidentinnen» mit dem «Altweiberfrühling»-Dreamteam. 1994 fand man den österreichischen Dramatiker Werner Schwab, gerade einmal 36-jährig, tot in seiner Wohnung. Der Autor hatte sich totgesoffen. Geblieben sind seine Stücke, die in den 90erJahren mit einer ganz eigenen, sehr derben Sprache viel Aufmerksamkeit auf sich zogen. Letztes Jahr war am Schauspielhaus Zürich mit «Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos» eine hervorragende Schwab-Inszenierung von Heike Goetze zu sehen. Nun wartet auch das Stadttheater Bern mit Schwab auf und zeigt das 1990 uraufgeführte Stück «Die Präsidentinnen». Auch diese Affiche (Regie: Dominik Günther) tönt vielversprechend, denn auf der Bühne steht ein Trio, das bereits in «Altweiberfrühling», der Theateradaption des Films
«Die Herbstzeitlosen», zusammen geglänzt hat. Heidi Maria Glössner spielt die naive Mariedl, Suzanne Thommen die strenge Erna und Sibylle Brunner das Luder Grete. Die Realitätsflucht der Toilettenfrauen In beiden Stücken stehen ältere Damen und ihre Träume im Mittelpunkt. Während die Frauen im «Altweiberfrühling» ihr Leben anpackten, träumen sich Erna, Grete und Mariedl in «Die Präsidentinnen» in eine andere Realität. Die drei sind Toilettenfrauen, kennen sich mit Fäkalien bestens aus und sprechen auch ausgiebig darüber. Doch die Frauen wären gerne angesehene Personen, zum Beispiel Präsidentinnen. «Mariedl ist harmoniesüchtig und naiv. Am Ende ist sie es, die alle Illusionen
Analog erzeugter Techno
platzen lässt», erzählt Glössner von ihrer Rolle. Die Schauspielerin ist auch von der Sprache Schwabs fasziniert. «Und die geht gleich direkt auf Grete zu, gibt ihr, ohne ein Wort, gleich ein paar saftige Watschen», rezitiert sie im Gespräch. Solche Sätze in einer lustvollen und saftigen Sprache seien typisch für den Autor. Regisseur Dominik Günther abstrahiert in seiner Inszenierung das Stück. Anstatt die drei Protagonistinnen als Putzfrauen in einem Kellerloch auftreten zu lassen, wie das in vorangehenden Inszenierungen der Fall war, stellt er sie in ein Schaufenster, «aufgemotzt wie Puppen», so Glössner. Wehe, wenn diese «Puppen» ins Träumen kommen: Dann werden schnelle Nummern geschoben, wird geheiratet und ganz schön derb im Dreck gewühlt. Helen Lagger \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Vidmar 1, Liebefeld. Premiere: Sa., 14.4., 19.30 Uhr. Vorstellungen bis 21.6. www.stadttheaterbern.ch
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Wir alle kennen ihn, den DJ, der auf den Computer starrt und in die Plattenteller greift. Ganz anders ist das bei Brandt Brauer Frick. Das Berliner Trio spielt Live-Techno mit klassischen Instrumenten. Musik. Er entdeckte das Duo im Netz und nahm Kontakt auf. 2008 begann die Zusammenarbeit. Um die Vision weiterzuentwickeln, erweiterte sich die Formation nach ihrem Debütalbum «You Make Me Real» um sieben Musiker zum Brandt Brauer Frick Ensemble. Im Bonsoir treten sie aber in ursprünglicher Besetzung auf und spielen ihre ins Analoge zurückgezerrte Digitalmusik zu dritt. Julia Wolf \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\
Club Bonsoir, Bern Fr., 6.4., 23 Uhr www.bonsoir.ch
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ZVG
Sie schlagen, kratzen und klopfen auf jede erdenkliche Stelle ihrer Streichinstrumente und Schlagzeuge. Sie präparieren Pianos mit Schrauben und Radiergummis. Nicht die sauberen, orchestralen Klänge, sondern die perkussiven, ungewohnten Seiten klassischer Instrumente sind für die live gespielte Technomusik von Brandt Brauer Frick gefragt. Ihr musikalischer Hintergrund befindet sich im Jazz und in der Klassik. Daniel Brandt und Jan Brauer gründeten nach der Mittelschule das jazzige Technoprojekt «Scott». Auch der Komponist Paul Frick tüftelte bereits mit elektronischer
Paul Frick und Jan Brauer von Brandt Brauer Frick. Aus dem Bild gefallen ist Daniel Brandt.
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