Berner kulturagenda 2012 N° 16

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N°16 Donnerstag bis Mittwoch 19. bis 25.4.2012 www.kulturagenda.be

Hans Feigenwinter spielt mit seinem Trio komplexe Musik in erstaunlicher Klarheit. Seite 3

Marco Zanoni

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Das Bern:Ballett tanzt nicht mit ausgestopften Löwen, sondern zeigt die Erfahrungen der Berner Abenteurerin Vivienne von Wattenwyl mit den Bestien auf der Bühne.

Von Löwen, Tigern und tanzenden Frauen Den zeitgenössischen Tanz zu den Leuten und in alle Winkel der Schweiz bringen. So etwa lautet der Grund­ satz des Festivals «Steps» des MigrosKulturprozents. Seit 1988 bringen die Organisatoren alle zwei Jahre hoch­ karätige nationale und internationale Tanzkompanien in mehreren Städten der Bevölkerung näher. Frauen in zentraler Rolle Die diesjährige Ausgabe des Festivals steht im Zeichen von «Weiblichkeit in der Choreografie». Was genau damit ge­ meint ist, erfährt man beim Studieren des Programmhefts allerdings nicht. Ins Auge springt einzig, dass die Zahl der Choreografinnen im Vergleich zu den männlichen Berufskollegen an der 13. Festivalausgabe überwiegt.

Auch in «Lions, Tigers, and Women …», das Cathy Marston, die Ballettchefin des Stadttheaters, mit ihrem Ensemble für «Steps» einstudiert hat, spielen Frauen eine zentrale Rolle. Einmal mehr hat die Britin auf ihr weites Netzwerk zu­ rückgegriffen: Zusammen mit der Ber­ ner Musikerin Pamela Méndez und der amerikanischen Choreografin Andrea Miller hat sie ein zweiteiliges Abendpro­ gramm entworfen. In «Hunting», dem ersten Teil des Abends, tanzt das Bern:Ballett kurze Episoden aus dem Leben der Berner Abenteurerin Vivienne von Wattenwyl. «Die Idee, diese ungewöhnliche Bio­ grafie zum Anlass einer Choreografie zu nehmen, kam von Simon Jäggi, dem Sänger der Kummerbuben», erklärt Marston. Bereits 2010 hatte sie mit der

Mundartband für «Tanz – Made in Bern 3» zusammengearbeitet. In «Hunting» stehen aber nicht die Kummerbuben mit auf der Bühne, son­ dern die Musikerin Pamela Méndez. Diese erzählt in den von Jäggi verfassten berndeutschen Songs die Geschichte­ zu den jeweiligen «Postkartenszenen»,­ wie Cathy Marston ihre getanzten Epi­ soden aus Vivienne von Wattenwyls Leben nennt. Dazu kommen Méndez’ eigene Lieder auf Englisch, die weniger eine narrative als eine atmosphärische Funktion haben. Tanz im Klassenzimmer, Altersheim und Kino Bei «Steps» wird nicht nur Wert auf erstklassigen Tanz auf der Bühne ge­ legt. Auch die Vermittlung geniesst am Festival einen hohen Stellenwert. So findet nach fast jeder Vorstellung eine Diskussion mit dem Publikum statt. Und um das jüngere Publikum mit dem zeitgenössischen Tanzschaffen vertraut zu machen, werden spezielle

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Schülervorstellungen und -workshops angeboten. Nicht nur den Jugendlichen, sondern auch den Ältesten wird der Tanz sozu­ sagen vor die Haustüre geliefert: Der kanadische Tänzer Eric Gauthier fährt mit seinem Gauthier-Dance-Mobil in Altersheime, wo seine Kompanie kurze Stücke auf minimalem Raum zeigt. Dieses Jahr werden zudem zum ersten Mal in ausgewählten Kinos tanzhistori­ sche Filme gezeigt. Begleitend zu den Bühnenprogrammen, werden im Kino Kunstmuseum und im Kino Lichtspiel je zwei Filme zum Thema «Frauen im Tanz – Pionierinnen und Persönlichkei­ ten» gezeigt. Christine A. Bloch

3 Kulturtipps

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Dreimal Däpp: In der Buchhandlung Thalia feiert er mit Fernand Rausser die Vernissage des Buches «Der alltägliche Wahnsinn» (Mi., 25.4., 20 Uhr). Mit der Satirefigur Kaderli Hans-Ueli tritt er in der Cappella auf (Di., 24.4., 19.30 Uhr). Sein Programm «Geit’s no, heiterebimbam» ist in der Braui Worb zu sehen (Fr., 20.4., 20.15 Uhr).

«Lions, Tigers, and Women…»: Stadttheater Bern. Mi., 18., und Mi., 25.4., 19.30 Uhr Weitere Vorstellungen bis 15.6. Gesamtes Programm: www.steps.ch Verlosung: 2 × 2 Tickets für 25.4.: tickets@kulturagenda.be

1. Altweiberfrühling im Stadttheater Bern (Do., 19.4., 19.30 Uhr) Aus drei Gründen: 1. Heidi Maria Glöss­ ner. 2. Das Alter muss nicht nur ein Mas­ saker sein, wie Philip Roth behauptet. 3. Mundart im Stadttheater macht Spass.

Eine digitale Zukunft Wie wohnen wir in 20 Jahren? Das Museum für Kommunikation gibt im «Wohnzimmer der Zukunft» eine Antwort. Der futuristische Raum ergänzt die Dauerausstellung «As Time Goes Byte».

2. Blues Max und Richard Koechli in der Cappella (Mi., 25.4., 20 Uhr) Witzig, weise, poetisch, obschon aus Zü­ rich. Die Antithese zur Bahnhofstrasse.

Das futuristische Wohnzimmer ist neu ein Teil der Dauerausstellung «As Time Goes Byte: Computergeschichte und di­ gitale Kultur». Die Ausstellung gibt ei­ nen Überblick über die Geschichte der Computer. Auf die Frage, wohin die ra­ send schnelle Entwicklung noch führen könnte, antwortet nun das ergänzende Modul «Wohnzimmer der Zukunft». Die Installation ist entstanden aus ei­ nem Forschungsprojekt mit der Hoch­ schule für Gestaltung und Kunst Basel. Anna Tschumi

3. «Warnung: Kommunizieren gefährdet» im Museum für Kommunikation (bis 15.7) Ein Plädoyer gegen den Kommunika­ tionsschrott, der uns zudeckt und Kom­ munikation zu ersticken droht.

ZVG

Betreten wir in Zukunft unser Wohn­ zimmer, nimmt ein digitales Haussys­ tem sofort Kontakt mit uns auf. Der Blick fällt auf ein gerahmtes Bild an der Wand, das uns dank Überwachungska­ meras zeigt, was die Grossmutter treibt. Legen wir uns nach einem mühseligen Arbeitstag auf die Liege, wird sogleich ein Gesundheitscheck durchgeführt. Worauf der interaktive Esstisch, je nach gesundheitlicher Verfassung, auf uns abgestimmte Menüvorschläge bereit­ hält. Und ein sprechender Roboter wird nicht fehlen. So sieht zumindest das Szenario aus, welches das Museum für Kommunikation präsentiert.

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Museum für Kommunikation, Bern www.mfk.ch

von Heinz Däpp

Christoph Hoigné

Bis Anfang Mai treten beim 13. Festival für zeitgenössischen Tanz «Steps» hochkarätige Tanzkompanien auf. Stadttheater-Ballettchefin­Cathy Marston­ steuert ein Stück mit Livemusik bei.

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Kleines Kino auf grosser Leinwand: Der «Daumenkinograph» Volker Gerling zeit seine poetischen Porträtserien im Lichtspiel.

Zukünftig alles digital: der interaktive Esstisch im «Wohnzimmer der Zukunft».

Röbi Gröbeli von Take it easy Communication würde ich ins Museum mitschleppen, … … damit er sich überlegt, ob er das drei­ tätige Kommunikationstraining auf dem Monte Schnurioso mit Spitzenkräften aus Politik und Wirtschaft nicht durch drei Schweigetage ersetzen sollte.


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