Berner kulturagenda 2012 N° 24

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N°24 Donnerstag bis Mittwoch 14. bis 20.6.2012 www.kulturagenda.be

Die Kulturagenda fürs Smartphone!

Das Ballett-Ensemble tanzt in «Tanz Made in Bern #5» Choreografien aus der eigenen Feder. Seite 3

Dany Rhiner

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Die Côte d'Azur in Ostermundigen? Das Theater Madame Bissegger macht es in «Bickini» möglich.

Ferienstimmung im Steigrüebli Ostermundigen: Das Theater Madame Bissegger führt unter der Regie von Thomas Scheidegger und Jann Messerli die Eigenproduktion «Bickini» auf. Ein Probenbesuch. Zwischen zwei engen Sandsteinwänden geht es hinein in den alten Steinbruch von Ostermundigen. Es ist ein Eintauchen in eine andere Welt. Schlagartig ist der Agglomerationsverkehr vergessen. Im Schutze von Felsen und Wald herrscht hier eine ganz andere Hektik: Die Proben zum neuen Stück «Bickini» des Theaters Madame Bissegger sind in vollem Gange. «Bickini» nimmt die Zuschauer mit ans Mittelmeer. «Au Bout du Monde» ist ein heruntergekommenes Hotel an der Côte d’Azur. Es liegt in einem kleinen Ort, der auf keiner Landkarte verzeichnet ist. Der Wirt hat seit Jahren keine Gäste mehr beherbergt. Doch wie es der Zufall will, versammelt sich just diesen Sommer ein bunt zusammengewürfeltes Grüppchen von Menschen in

der verlassenen Ortschaft. Eine Nonne (Diana Rojas) wird in die Abgeschiedenheit der örtlichen Klosterruine verbannt. Ein Soldat (Christian Gysi) verirrt sich aus dem fernen GotthardReduit nach Frankreich. Lotti (Eveline Dietrich), die einigen aus dem letzten Bissegger-Stück «Q=Kuh» bekannt sein dürfte, führt eine Pilgerreise in die einsame Ortschaft. Vom Bühnenbild zur Geschichte «Hier war früher bereits einmal ein Meer, die Sandsteinablagerungen sind so entstanden», sagt Co-Regisseur Thomas Scheidegger. Ein Stück Mittelmeer trennt nun die Zuschauertribüne von der Bühne. Dahinter liegen ein Streifen Sandstrand und das 4 Meter hohe Hotel «Au Bout du Monde». Den Abschluss

der Szenerie bilden die senkrechten Wände des Steinbruchs. Wegen der spektakulären Umgebung entstehen die Bissegger-Theater jeweils in enger Zusammenarbeit mit dem Bühnenbildner und Architekten Jann Messerli. Zuerst geht es ums Bühnenbild. Erst danach entwickelt die Regie mit den Schauspielern die Figuren. Ausgehend von schauspielerischen Improvisationen, entsteht schliesslich die Geschichte. «Diese Art, ein Stück zu entwickeln, ist sicher eine der herausforderndsten Theaterformen», sagt Scheidegger. Dafür seien die daraus resultierenden Figuren sehr authentisch. Anknüpfen an den Erfolg von «Q=Kuh» Unter den Freilichtproduktionen ist das Theater Madame Bissegger eines der wenigen reinen Profitheater. Es kann auf ausgesprochen erfolgreiche Jahre zurückblicken: Die letzte Produktion «Q=Kuh» war beim Publikum derart beliebt, dass sie über drei Saisons ge-

spielt wurde und über 50 000 Besuche verzeichnen konnten. Mit «Bickini» möchte Scheidegger an den Erfolg anknüpfen und die Zuschauer erneut von der Spielfreude seines Ensembles überzeugen. Noch werden an diesem Nachmittag die Proben immer wieder unterbrochen. Die Regie bringt Korrekturen an. Ein lokaler Radiosender möchte Tonaufnahmen machen. Zwischendurch wird eine Lampe an einem Seil auf das Tribünendach gezogen. Und dennoch wirkt die Schlussszene von Mal zu Mal stimmiger. Nur ungern verlässt man die schützenden Felswände wieder, um direkt im vorstädtischen Feierabendverkehr zu landen. Nelly Jaggi \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Steigrüebli, Ostermundigen. Premiere: 14.6., 20.30 Uhr. Vorstellungen bis 15.9. www.madamebissegger.ch Die Kulturagenda verlost 2 × 2 Tickets für Sa., 16.6.: tickets@kulturagenda.be

Eine «Nacht der Musik» mit dem Berner Symphonieorchester: Am Samstag wird zusammen mit dem Orchester Taraf de Haïdouks sowie Bar und Büffet im Saal das Saisonende als rauschendes Fest gefeiert.

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Kultur-Casino, Bern. Sa., 16.6., 19.30 Uhr www.bsorchester.ch

von Uwe Schönbeck

Der deutsche Schauspieler und Sänger Uwe Schönbeck war in Bern im Stadttheater und im Theater an der Effingerstrasse schon in vielen Rollen zu sehen. In der Cappella spielt, rezitiert und singt er zum letzten Mal die «Knopp-Trilogie» von Wilhelm Busch (So., 17., und Mo., 18.6., 20 Uhr).

2. «Riesenkristalle. Der Schatz vom Planggenstock» im Naturhistorischen Museum Bern (Dauerausstellung). Faszinierend, in die Millionen Jahre alte Welt der Alpen und Kristalle hinabzusteigen. 3. Die «Nacht der Musik» des Berner Symphonieorchesters (Sa., 16.6., 19.30 Uhr) Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da!

ZVG

henden 20. Jahrhunderts an. Auf dem Programm stehen die Ouvertüre aus der «Fledermaus» von Johann Strauss, danach Rhapsodien, Walzer und Tänze etwa von Liszt, Ravel und Brahms. Aus Alban Bergs Oper «Wozzeck» ertönen Ausschnitte. Sopranistin Veronika Pfaffenzeller singt die Solopartien. Nach der Pause folgt der Auftritt von Taraf de Haïdouks mit ihrem bunten Mix aus diversen traditionellen Musikstilen aus Ungarn, dem Balkan, Rumänien und dem Orient. mfe

3 Kulturtipps

1. «Angst essen Seele auf» im Theater an der Effingerstrasse (Vorstellungen bis am 30.6.) Wie sehr stünde unserer Menschengemeinschaft mehr Toleranz zu Gesicht. Ein tolles, leider immer noch hoch aktuelles Stück.

Rauschender Abschluss Mit «Orchester der Gesetzlosen» kann Taraf de Haïdouks übersetzt werden; zusammen mit dieser legendären rumänischen Balkan-Folk-Band will das Berner Symphonieorchester zum Saisonende die Gesetze des normalen Orchesterbetriebs aufmischen. In der «Nacht der Musik» sind nicht nur die Klänge eher ungewohnt: Anstelle der Stuhlreihen stehen im Parkett Bistrotische und eine Bar. Im ersten Teil des Abends (Titel: «All’ungherese») tritt das BSO unter der Leitung seines Chefdirigenten Mario Venzago eine musikalische Reise in die Donaumonarchie des 19. und des ange-

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Das Mittelmeer im Steinbruch

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Im Interview spricht Züri-WestSänger über die Open-Air-Saison und darüber, wie sich Bern «freitanzt».

Mit «Zigeunermusik» von Taraf de Haïdouks wird das BSO sein Saisonfinale feiern.

Ich würde meinen kulturbanausigen Freund zur «Nacht der Musik» mitnehmen und ihn anschliessend zu einem Bier einladen, … … weil es doch gelacht wäre, wenn es mir nicht gelänge, mit Musik und Bier seine Seele für die Kunst aufzuschliessen.


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