Berner kulturagenda 2012 N° 25

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N°25 Donnerstag bis Mittwoch 21. bis 27.6.2012 www.kulturagenda.be

Die Kulturagenda fürs Smartphone!

Die Kunsthalle zeigt Meerschweinchen – und andere Fotosujets von Josephine Pryde. Seite 3

Steve Walker

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Die Freilichttheater in der Region Bern zeigen dieses Jahr viele Komödien und historische Stoffe – eine Übersicht.

Poetische Bilder am Ort des ursprünglichen Geschehens: «Neuland» erzählt auf dem Gaskesselareal von Revolutionen.

«Neuland» heisst der Theaterrundgang um den Gaskessel. Das Stück der Gruppe Vor Ort erzählt von Revolutionen und der bewegten Geschichte des Areals. «Als Schweizer ist man zunächst überfordert, wenn man ein Stück zur Revolution machen will», sagt Mathis Künzler. Der Schauspieler gehört zusammen mit Sonja Riesen, Dominique Jann und Jonathan Loosli zum Produktionsteam Vor Ort. Bekannt geworden in Bern ist die Gruppe mit ihrem Rundgang «Die Sage vom Schlachthausstier» in der Rathausgasse. Der Name «Vor Ort» deutet es schon an: Das Team hat sich darauf spezialisiert, Produktionen abseits der üblichen Bühnen durchzuführen. Und dies nicht nur, um das Theater wieder näher an die Leute zu bringen. «Jeder Ort ist mit Geschichten aufgeladen», sagt Loosli, «die versuchen wir aufzugreifen und in unser Stück einfliessen zu lassen.» Der Schauplatz von «Neuland» ist das Gas-

kesselareal an der Sandrainstrasse im Marzili.

einer Familie über drei Generationen hinweg. Im Zentrum steht die Frage, wie eine Revolution beginnt. «Angefangen haben wir auf der persönlichen Ebene», erklärt Jann, «nämlich mit der Frage, wann es uns selbst den Deckel lüpft.»

Helvetische Kulturrevolution Heute liegt der «Chessu» etwas abseits der Partyströme, doch er hat eine bewegte Geschichte. Entstanden ist das erste Jugendkulturzentrum auf Drängen der 68er. Während der Jugendunruhen in den 80ern war er mit seinem Zelt- und Wagendorf Zaffaraya ein Brennpunkt, bis sich das Geschehen in die Reitschule verlagerte. Die Geschehnisse rund um die helvetischen Kulturrevolutionen nahm Vor Ort als Inspirationsgrundlage, um ein eigenes Stück zu entwickeln. Mit Anlehnung an die realen Ereignisse erzählt es jetzt aber nicht etwa von Zaffaraya, sondern verfolgt die Geschichte

Aus dem Gaskesselareal wird Neuland Erzählt wird «Neuland» auf einem Rundgang mit Theater, Tanz und Performance. Die Truppe nutzt das Gaskesselareal als Kulisse, in der teils assoziative Bilder inszeniert werden. Dabei wird das Publikum direkt angesprochen oder zum Komplizen des Geschehens gemacht – aber auch der Witterung ausgesetzt. Ausser bei Sturm findet «Neuland» bei jedem Wetter statt, für die regenfeste Kleidung sei man bitte selbst besorgt. Aber natürlich hoffen die acht Akteure von Vor Ort auf gutes Wetter, schliesslich soll aus ihrer Aktion beim Gaskessel mehr entstehen als nur ein Rund-

gang. Mit einer Bar, einem Karussell, mit Partys und Zirkustruppen wollen sie einen Ort schaffen, an dem man sich am Feierabend gern aufhält. Unabhängig davon, ob man des Stücks wegen dort ist oder nicht. In der «unsäglichen Sommerpause» soll Bern nicht ohne Kultur bleiben. Loosli sagt denn auch explizit: «Die Tanz-dich-frei-Demonstration passt zum Thema. Das verschlafene, reglementierte Bern erwacht langsam und fordert Räume ein.» Und plötzlich stellt man fest, dass sogar in der Schweiz (kleine) Revolutionen möglich sind. Sogar im – oder wegen des Sommerlochs?

Gaskessel, Bern Premiere: Mo., 25.6., 20.30 Uhr Weitere Vorstellungen bis 28.7. www.schlachthaus.ch Die Kulturagenda verlost 2 × 2 Tickets: tickets@kulturagenda.be

Neue Leitung, neuer Schwung, neue Stücke: Der Berner Kammerchor tritt mit seinem neuen Dirigenten Jörg Ritter im Berner Münster auf. Zu hören sind Chorwerke von Benjamin Britten und Josef Gabriel Rheinberger.

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Berner Münster Di., 26., und Mi., 27.6., 19.30 Uhr www.bernerkammerchor.ch

von Pedro Lenz

Zusammen mit dem Pianisten Patrik Neuhaus zeigt der Berner Mundartautor Pedro Lenz das gemeinsame Bühnenprogramm «Tanze wie ne Schmätterling» (Chalet Bernau, Wabern. Fr., 22.6., 21 Uhr). 1. Lesungen aus den Abschlussarbeiten 2012 am Literaturinstitut in Biel (Fr., 22.6., 20 Uhr) Wenn Autorinnen und Autoren die eigenen Texte zum Klingen bringen, öffnen sich oft neue Möglichkeiten des Verständnisses, die bei der stillen Lektüre gerne übersehen werden. 2. Sedjanka im Ono (Sa., 23.6., 20 Uhr) Bulgarische Volkstänze zum Hören und Tanzen. In den Pausen dann ein kühles Bier trinken und die Bulgarien-Bilder von Judith Zaugg bestaunen. 3. Jean Moeglé im Kornhausforum (Ausstellung bis 5.8.) Die Bilder des Berner Fotopioniers Jean Moeglé erzählen, wie wir vielleicht gelebt und ausgesehen hätten, wenn wir vor 1938 im Kanton Bern gelebt hätten.

Manuel Fischer

Von Britten sind im Sommerkonzert «Festival Te Deum», «A Wedding Anthem» und «Rejoice in the Lamb» zu hören. Katharina Persicke (Sopran), Marcellina van der Grinten (Alt), Tino Brütsch (Tenor) und Jonathan Sells (Bass) singen die Solopartien, Daniel Glaus sitzt an der Orgel. Zwischen die Britten-Stücke werden die «Fünf Hymnen» des Liechtensteiners Josef Gabriel Rheinberger (1839–1901) eingeflochten. mfe

3 Kulturtipps

Silvano Cerutti \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Rhythmisch und emotional Rhythmisch anspruchsvoll und hoch emotional: So klingen die Chorwerke von Benjamin Britten (1913–1976), und ebenso gestaltet sich der Auf bruch des Berner Kammerchors in eine neue Ära. Nach fast vierzig Jahren wurde Dirigent Jörg Ewald Dähler Anfang Jahr von Jörg Ritter abgelöst. Der 1966 geborene Deutsche leitet seit 2009 auch den National Chamber Choir in Lissabon, zudem ist er an der dortigen Staatsoper Gastdirigent für Neue Musik. In Bern will Ritter die Barockund Klassiktradition des Kammerchors weiterführen sowie zeitgenössische Komponisten wie Britten aufführen.

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ZVG

Revolution im Sommerloch

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Die deutsche Sopranistin Katharina Persicke singt mit dem Berner Kammerchor.

Ich würde diejenigen Freunde, die alles mit dem Handy fotografieren, ins Kornhaus mitnehmen, … … damit sie mir endlich glauben, dass es die Fotografie schon gab, bevor die iPhones auf den Markt kamen.


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